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5. Februar 1748 - 26. Januar 1798 Werde
ich einst ein großer Mann, so haben auch
Sie Theil daran. Mit diesen Worten
bedankte sich Ludwig van Beethoven Ende
des Jahres 1793 als junger Mann bei
Christian Gottlob Neefe für den
guten Rat, den Sie mir sehr oft bei
dem Weiterkommen in meiner göttlichen
Kunst ertheilten. Dieser
Schriftsatz, den Christian Gottlob Neefe
höchstwahrscheinlich in Bonn empfing,
wurde erstmals am 26. Oktober 1793 in der
Berliner Musikalischen
Zeitung veröffentlicht.
Schon in der Stadtschule erkannte man
Christian Gottlobs ungemein gute
Diskant-Stimme, die ihm früh den Weg in
die Kunst der Musik öffnete. Er wurde
Sänger im großen Chemnitzer Singchor.
Den Anfang im Klavierspielen machte er
beim Stadtorganisten Wilhelmi. Später
bekam er Klavierstunden von einem
Soldaten, der in der elterlichen Familie
einquartiert war.
In seinem zwölften Lebensjahr wurde
der Hang zur musikalischen Komposition in
ihm rege. Ab dem 14. Jahr wurde er
kränklich und sein Vater wollte ihn
Schneider werden lassen, wgegen er sich
mit aller Kraft wehrte. Für ein Studium
fehlte es dem Vater an finanziellen
Mitteln. Christian Gottlob unterrichtete
in Musik und anderen Wissenschaften,
teils um dadurch selbst noch zu lernen,
teils um Mittel zu erwerben zur
Anschaffung nützlicher und angenehmer
Bücher. Er trat deshalb auch gegen ein
geringes Salär als Sänger auf Taufen,
Hochzeiten und bei Begräbnissen auf.
1769 bezog er mit schwacher Gesundheit
und noch schwächerem Geldbeutel die
Universität zu Leipzig. Gesammelte 20
Taler und ein jährliches Stipendium von
30 Gulden vom Magistrat seiner Vaterstadt
waren sein ganzer Reichtum, mit welchem
er die Kosten seines Studiums und seines
Unterhalts bestreiten musste. Sein
allererstes Interesse galt der Musik, was
ihn andere Fächer vernachlässigen
ließ. Dies und auch seine Krankheiten
machten das Studium schwierig. Er
erkannte jedoch auch Vorteile in dieser
Situation, weil er sich der Religion
näherte, sich von den gewöhnlichen
Ausschweifungen der Studenten fernhielt,
sich mehr um seinen kranken Vater und
auch um seinen Freund kümmern konnte.
Letzterer, Johann Adam Hiller, war sein
Schicksals- und Weggefährte.
Über viele Stationen wurde er 1776
Musikdirektor der Sailerischen
Schauspielergesellschaft, später
Hoforganist in Bonn, wo er Beethoven zum
Schüler hatte. 1791 wurde Neefe
Konzertmeister des Fürsten von
Anhalt-Dessau. Von seinen zahlreichen
Kompositionen sind hervorzuheben:
Die Apotheke, Amors
Guckkasten, Klopfstocksche
Ode, Lieder von Herder
u. a.
Christian Gottlob heiratete am 17. Mai
1778 in Frankfurt das rheinische
Mädchen Susanne Maria Zink.
Demoiselle Zink stand ehemals in
Herzoglich Gothaischen Diensten als
Hofsängerin. Sie gebar ihm mehrere
Kinder.
Christian Gottlob hatte als ersten aus
der Familie der Tod ereilt. Es war ihm
nicht vergönnt, sehr lange in der für
ihn gewiss sehr glücklichen Umgebung zu
leben und zu wirken. Im Januar 1798
erkrankte er an einem ungewöhnlichen
Katarrh und verstarb noch im gleichen
Monat in Dessau. Sein Ende war so
ruhig und sanft, als sein Leben unruhig
und kummervoll gewesen war, hielt
nachträglich seine Witwe fest.
Neefe wurde zu Lebzeiten von vielen
hoch geachtet, und er erhielt nach seinem
Tode ehrende Nachrufe. In der
Musikgeschichte war er keiner der
Großen, aber ohne Männer seines
Schlages wäre sie auch nicht so
vorangekommen, dass Bedeutendes entstehen
konnte auf dem Wege zu einer Musik, die
vom Aufbruch des Bürgertums getragen und
vom Geist des Humanismus erfüllt war.
Zu erwähnen ist noch der Sohn Hermann
Joseph Neefe, getauft am 3. September
1790. Er ging 1804 zu seiner Schwester
Felice nach Wien, studierte dort an der
Akademie der bildenden Künste und ließ
sich nach 1809 zu Hoftheatermaler
ausbilden.
Entwurf einer Bühnendekoration mit
ägyptischen Bauten
von Hermann Joseph Neefe
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