Orts- und
Flurnamen drücken aus, was dort einmal
geschehen ist. Bei der Deutung der
Bezeichnungen können neben den
schriftlichen Überlieferungen die
Auslegungen von Namensforschern und auch
das noch vorhandenes Volkswissen wichtige
Hinweise und Erklärungen bringen. Von
den mehr als 130 Neefer Flurnamen fällt
eine Großzahl in die fränkische Epoche,
was die bewegte Geschichte von Neef in
diesem Zeitraum erkennen lässt.
Allerdings sind durch die
Moselkanalisierung viele Fluren heute
nicht mehr vorhanden. Um so wichtiger
erscheint es, diese in der Chronik noch
einmal in Erinnerung zu bringen. Sie sind
in der nachfolgenden Auflistung mit einem
* erkenntlich gemacht. Die Ank liegt in
einer engen dunklen Schlucht. Dort konnte
man ängstlich werden. Ang deutet
Dillmann mit Angst.
Auf dem Assersberg wurde unter freiem
Himmel nach fränkischen Recht
(assise/assisia) Gericht gehalten.
In der Flur Beinel stand vermutlich
ein (Beinen-) Bienenstock.
Im Bonefand (im oberen Bachtal) fand
man reichlich Bo(n)ne(n), weil sie dort
geerntet wurden. Eine Wetterregel aus
dieser Zeit: Wer ob Bonefaz (5.
Juni Namenstag des hl. Bonifazius)
Bohnen setzt, erntet so viele, als
Apostel im Himmel sind.
Oben auf dem Petersberg, ganz
besonders in der Braust, brauste fast
immer ein heftiger Wind.
Auf dem Burgkopf, gelegen im oberen
Neefer Bachtal-Gebiet, wo eine
Römerstrasse nach Senheim vorbeiführte,
stand vermutlich ein römischer
Versorgungshof, der von den Franken
übernommen wurde. Ein befestigter mit
Steinen gebauter Hof war für sie eine
Bork (Burg).
Nach einer alten Überlieferung
schöpften in der Osternacht Mädchen am
Born schweigend Wasser. Dieses tranken
sie und wuschen sich auch damit, um für
ein Jahr Frische und Schönheit zu haben.
Zudem soll auch das Osterwasser vor
Augenleiden geschützt haben. So nennt
sich dieser Distrikt, in dem dieser Born
(das Brunnenstübchen) liegt,
dementsprechend Osterborn.
Den Dinnesweg konnte man nur mit
kleinen Schritten begehen (= dinseln),
weil er steil und eng war.
In der Ferg (im Gebiet des heutigen
Frauenberges) lag eine Fähre, die nach
Bremm führte. Und in der Geferg stand
das Haus des Fergers, der Fährmannes.
Im Gespreit wurde Spreite (Flachs)
angebaut. Die Fruchtkapseln enthalten
ölreichen Samen, der zu Ölherstellung
verwendet wurde, und aus den Flachsfasern
wurden Tücher gewebt.
Mit Ginsterreisern aus dem Ginsterberg
wurden Besen hergestellt und auch
Backöfen geheizt.
In der Flur Haargarten* wurde Haar,
wie man Flachs nannte, angepflanzt. Aus
Flachsfasern wurden Seile hergestellt,
welche die Halfen für die Weintransporte
benötigten. Sie ritten über den Rittweg
*, und ihre Pferde zogen die Schiffe die
Mosel hinauf nach Metz.
Verarbeitung des Flachses
Wurden Sachen von der Ferg hinauf nach
Nevim (so nannte sich ein Ortsteil von
Neef) mit größter Anstrengung durch
eine Kaul hochtransportiert, dann löste
sich aus den Bronchien der Kölch /
Schleim, den man ausspuckte. So geschah
es in der Kölch-Kaul. In der
angrenzenden Schleif wurden auf
zusammengebundenen Reisern Bottiche mit
der Traubenernte den Berg hinunter
geschleift.
Es gab die fruchtbareren
Kappesstücker *, die saftige Maiweid *
für das Vieh und die Weidenstücker *,
wo die Weiden zum Binden der Rebstöcke
geschnitten wurden.
Auf der Haustert wurde das geerntete
Korn auf Hausten gestellt.
Auf der Rodcheswies konnte Heu gemacht
werden, weil zuvor gerodet wurde.
Im Schuhholzwald (später:
Schawelswald, dann Schowels) wurde
weiches Holz geschlagen, aus dem
Holz-Schuhe gemacht wurden.
Auf der Stierwies * weidete der
Gemeindestier.
In der Teig wurden Weinreben
aufgezogen.
Durch den Wässerling zog sich ein
Wassergraben, der in alten Flurkarten
noch erkennbar ist.
Im Gebiet des Weiweges, auf dem Kamm
des Petersberges, brütet noch heute der
Wei (Habicht).
An den Hängen des Zuverberges
(Rinnsal oberhalb der Rinn) soll früher
Wein angebaut worden sein. Dies wussten
noch unsere Altvordern zu berichten.
Tatsächlich gibt es in dieser Flur noch
auffallend viele kleine akkurat
aufgeteilte Parzellen, was eine Nutzung
als Wingerte somit nicht ausschließen
lässt.
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