Von der Strafe eines
gelähmten Weibes |
von Franz
Josef Blümling |
Auf
der Insel des hl. Nikolaus habe ich ein
Mädchen aus dem Laienstand gesehen,
welches besessen war. Als der Teufel
durch einen Priester gefragt wurde,
weshalb Hartdifa von Cochem so lange und
so grausam gequält werde, erwiderte er
durch den Mund des Mädchens:
Warum? Sie hat es genugsam
verdient; sie hat den Allerhöchsten
unter ihre Kräuter und Gemüse
gesät. Der Priester verstand diese
Worte nicht, und da der Teufel es nicht
erklären wollte, begab er sich zu jener
Frau, teilte ihr mit, was die Besessene
über sie ausgesagt hatte und ermahnte
sie, nicht zu leugnen, falls sie wisse,
was jene Äußerung bedeute. Sofort
bekannte sie ihre Schuld und sagte:
Ich weiß recht wohl, was sie
bedeutet; habe jedoch mit keinem Menschen
je darüber gesprochen. Als ich noch ein
junges Mädchen war und die Pflege des
Gartens übernommen hatte, beherbergte
ich einmal in einer Nacht eine fremde
Landfahrerin. In der Unterhaltung mit ihr
klagte ich darüber, dass die Pflanzen in
meinem Garten so sehr von Raupen
zerfressen würden; da erwiderte jene:
Dagegen weiß ich dir ein gutes
Mittel: nimm den Leib des Herrn, zerreibe
ihn in möglichst kleine Stückchen und
streue diese über die Pflanzen, sofort
wird der Schaden durch Raupen ein Ende
nehmen. Ich Elende, die ich mehr
Sorge hatte um meinen Garten, als um das
heilige Sakrament, nahm in der Osterzeit
den Leib des Herrn und tat, wie mir
geheißen worden, den Pflanzen zum Heil,
mir aber, wie der Teufel bezeugt, zur
Qual. Noch heute büßt die Frau
für jenes schwere Vergehen und ihre
Qualen sind unerhört.
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Literaturnachweise: |
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Kaufmann,
Alexander - Wunderbare
Geschichten aus den Werken des
Cäsarius von Heisterbach, Erster
Teil |
Bildnachweise: |
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