Kapitel
5 Das Vermögen von Graf Simon
vermehrte sich, als in Neef die
fränkische Reichskirche aufgelöst und
der wertvolle Grundbesitz derselben im
Juli 1251 zwischen dem Neefer Kloster
Stuben und Simon je zur Hälfte
aufgeteilt wurde. Die Reichskirche hatte
das Patronat der hl. Katherine von
Wraower eine Heilige, die
ansonsten nirgendwo Erwähnung findet
also auch in keinem Heiligenbuch
aufgeführt ist . Das Gotteshaus dürfte
den Hintersassen zur Verfügung gestanden
haben, die für die Domkirche St. Arnulf
in Metz bis 1139 Weinberge in Neefer
Hängen bestellten.
Auffallend ist, dass in der
entsprechenden Aufteilungs-Urkunde von
1251 auch Simons Sohn Fridericus mit
unterzeichnet hat . Dies dürfte ein
Hinweis dazu sein, dass Fridericus aus
dieser Vermögensaufteilung
partizipierte, so dass er, finanziell gut
ausgestattet, im fernen Erzgebirge ein
stattliches Rittergut gründen konnte,
dass er nach seiner Heimat de
Musella (von der Mosel) nannte .
Zwischen dem 10. Und 13. Jahrhundert
begannen Angehörige des Adels, sich nach
ihren bevorzugten Sitzen zu benennen,
sich somit Familiennamen im heutigen
Sinne zuzulegen .
Auch der bedeutende Humanist Peter
Schade (1493 1524) ließ sich, als
er als Professor auf der Universität
Leipzig lehrte, Petrus
Moselanus nennen - weil er aus dem
Mosel-Ort Bruttig stammte.
Schon 1139 wird in der Bestätigung
der Güter des Mönch-Klosters Maria
Laach Neef als ein Allodium in
Mosella bezeichnet .
Die Bezeichnung Musella
ist also nicht selten vorzufinden und
entspricht noch heute dem derzeitigen
moselfränkischen Dialekt. Auch heute
noch legitimiert sich ein Moselaner, dass
er ein Museller ist.
Ein Nachfolger von Fridericus war
Konrad de Musella. Er verkaufte 1428
einen Teil seines Besitzes an die
Zwickauer Kalandsbrüderschaft.
Vermutlich hat er damit Einwanderern von
der Mosel bei der Eingliederung in ihrer
neuen Heimat Hilfestellung gegeben, weil
er sich den Musellanern
verbunden fühlte. Der Verkauf machte den
damaligen Ort Niederhohndorf aus , der
seit 1952 ein Stadtteil von Zwickau ist.
Das ursprüngliche Gut de
Musella wurde im Laufe der
Geschichte aufgeteilt in Obermosel
gräflich schönburgischen Anteil und
Obermosel sächsischen Anteil,
Mittelmosel und Obermosel . Auffallend
sind die Parallelen zur Weinlandschaft am
Flusslauf der Mosel. Auch dort gibt es
heute noch die Rebendistrikte Ober-
Mittel- und Untermosel. Auch die
Kelten am Hang des Hochkessels in Neef an
der Mosel hatten ihre Siedlung Näf in
Ober-, Mittel- und Unter-Näf eingeteilt.
Die Ritter im Erzgebirge könnten sich
dieser Gepflogenheiten erinnert haben.
Auffallend ist auch, dass es schon in
früherer Zeit einmal Weinberge im
Rittergut Obermosel gab. Dort existierten
nämlich die Fluren Weinberg
und Weinbergwiese . So liegt
es nahe, dass die im Weinland Mosel
verwurzelten Ritter auf den heimatlichen
Rebensaft nicht verzichten wollten und im
fernen Erzgebirge Weinanbau betrieben
haben. Der Versuch, dort in de
Musella, in der doch recht rauen
Landschaft, eine Weikultur zu betreiben,
hat wohl fehlgeschlagen. Die örtlichen
Bedingungen waren dazu nicht vorhanden.
Als Grundherren des Rittergutes werden
neben Fridericus weiter aufgeführt: 1288
Ludolfus miles dominus des Mosela, 1350
Heinrich von der Musel, Peter von der
Musel, 1411Hans von der Musel, 1429
Musel, Zimmermann (czymmermann), 1491Paul
Museler, 1492 Jorg von
der Musel .
Im Findbuch der Stadt Zwickau aus den
Jahren 1422 bis 1668 werden verschiedene
Bürger, die sich von der
Mosel nannten, in
Rechtsangelegenheiten aufgeführt. Im
Jahr 1673 erscheint nun ein Christian
Heinrich von der Mosel aus
dem Ort Mosel, wie sich der Ort auch
fortan nannte.
Das Rittergut von der
Mosel, bzw. der spätere Ort Mosel,
war 1445 der Pflege Crimmitschau und ab
1606 dem Amt Zwickau unterstellt . 1952
wurde der Ort Mosel in die Stadt Zwickau
eingemeindet.
Nach dem Beitritt der DDR zur
Bundesrepublik Deutschland investierte in
Mosel der Volkswagen-Konzern in ein neues
Werk. Es ist der größte Arbeitgeber in
Sachsen.
alter Ort Mosel
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