Sagen
stehen oft im Zusammenhang mit einem
realistischen Hintergrund und sind nicht
immer frei erfunden. Sie berichten
zumeist in überschwänglicher Art von
Geschehnissen, die einmal passiert sind.
Dabei wird der Phantasie oft freien Lauf
gelassen beeinflusst von einer
naiven und tiefen Volksfrömmigkeit in
der mittelalterlichen Zeitepoche. Es
fällt nun auf, dass in solchen
Überlieferungen, die das Kloster Stuben
betreffen, immer wieder Nachtigallen in
Erscheinung treten, welche sich offenbar
im Umfeld des Stiftes eingenistet hatten.
So soll es kein Geringerer als der hl.
Bernhard (1090 1153) gewesen sein,
der eine Schar dieser Singvögel vom
Kloster Himmerod nach Stuben geschickt
hatte, weil sie dort in der Eifel allzu
sehr die Mönche mit ihren lieblichen
Gesängen betört hatten und von den
strengen Klosterregeln abwichen. Und
dort, im Gefilde des Nonnenklosters am
Moselufer, fanden sie bei den adeligen
Jungfrauen und Witwen gelehrige
Schülerinnen; denn ihr Nonnenchor sang
schon bald so vortrefflich, dass die
Sangesschar überall als die Stubener
Nachtigallen genannt wurde.
Als Kaiser Maximilian anno 1511 auf
der Reise nach Trier auch das Kloster
Stuben besuchte, soll er in der Nacht
voller Wonne den Gesängen der
Nachtigallen zugehört haben. Beglückt
ließ er sich von ihnen in den Schlaf
singen und erwachte am Morgen so frisch
und froh, dass er beim Abschied der
ehrwürdigen Meisterin des Konvents, Frau
Odilia von Eltz, bewegt die Hand drückte
und schelmisch meinte: Kein Wunder, wenn
der Chor so trefflich singt. Hat er doch
so treffliche Lehrmeister! In Trier
berichtete der Kaiser dem Kurfürsten
Richard von Greiffenklau über sein
Erlebnis in Stuben. Dieser nahm die Worte
des Kaisers wohlgefällig auf. Fortan
konnten die Stubener Nachtigallen öfters
die Gläubigen in der Hohen Domkirche mit
ihren Gesangesvorträgen begeistern.
Bruder Heinrich, der in einer
Eremitage in der Nähe des Klosters
wohnte, wird in einer Urkunde luscinius
genannt altlateinisch übersetzt
nannte man ihn somit Nachtigall.
Vermutlich sang auch er, der er ja ein
Freund des Klosters war, in diesem Chor
mit und machte auf sich vielleicht sogar
durch Sologesänge aufmerksam?!
Wo sich heute Weinberge im Umfeld der
Klosterruine befinden, waren zu jener
Zeit Wälder, Wiesen und Auen. In einer
solch unberührten Natur fühlten sich
die Sangeskünstler wohl. Und dieses
Umfeld teilte sich auf in das Stubener
Land in den Stubener Wald.
Das Stubener Land kam durch Mitgiften
der eingetretenen Nonnen und auch durch
sonstige Schenkungen und Vermächtnisse
in den Besitz des Klosters. Es bestand
aus Wiesen, Gärten und Äcker in der
Nähe des Klosters.
Der Stubener Wald lag im Nordhang des
Bergrückens und reichte vom Petersberg,
am Hochkessel vorbei bis hin zur
Senheimer Gemarkung. Es sollte ihn anno
1361 noch nicht gegeben haben, denn in
diesem Jahr ließen die Nonnen noch das
Brandholz mühselig im doch weit
entfernten Kondelwald in der Eifel
aufsammeln. Es war so viel, wie es vier
Esel tragen konnten. Dieses Recht gab
ihnen der Neefer Graf Johann von Sponheim,
und er erhielt dafür eine Tonne voll mit
Heringen so überliefert es eine
Urkunde. Auf diese Duldung hatten die
Nonnen schließlich anno 1393 verzichtet,
weil sie vermutlich zu dieser Zeit im
eigenen Wald, der in direkter Nähe lag,
Holz rafften. Man hatte diesen
Klosterwald von der Neefer
kurfürstlichen Forst abgetrennt. Und in
den Annalen werden nun auch immer wieder
Holzfäller und Knechte aufgeführt, die
im eigenen Wald tätig waren.
Das Kloster Stuben wurde 1788
aufgelöst. Bereits ein Jahr später
wurde das Stubener Land an die Bauern im
Umfeld verpachtet. Der der Stubener Wald
kam als Domäne-Gut an den Staat.
Als im Jahre 1815 die Rheinprovinz zu
Preußen kam, wurde auch das Stubener
Land eine preußische Domäne. Durch
Verordnung des Königlichen
Finanzministeriums zu Berlin vom 7. April
1819 mussten die Domänen-Grundstücke im
Regierungsbezirk Koblenz veräußert
werden. Das Stubener Land
wurde am 10. Juli 1820 für insgesamt 7.300
Taler an die Bürger versteigert.
Bei der Versteigerung des Stubener
Waldes konnte die Gemeinde Neef nur bis
3000 Taler mit bieten. Schließlich
erhielt das Land Preußen für 3001 Taler
den Zuschlag. Die Versteigerung fand in
Zeller Gerichtssaal statt, da das Kloster
selbst, wie auch das Stubener Land und
der Stubener Wald zur Neefer Flur
gehörten und somit der übergeordneten
Amtsverwaltung Zell unterstellt waren.
Später kam der vormalige Waldbesitz des
Klosters an die Gemeinde Ediger-Eller,
die dem Staat als Gegenwert ihren
bisherige Forst im Kondelwald hergaben.
Zum Stubener Land gehörte auch eine
Insel
Literaturnachweise:
Antz August, die verbannten Nachtigallen,
in Heimat Heldensagen
Kraemer Robert, Am Sagenborn der Heimat
Mathar, Ludwig, Die Mosel, S.382
Thome, N., Das ehemalige Kloster Stuben,
Heimatbuch des Kreises Cochem 1926, S. 87
ff.
Urkundensammlung W. Günther, III. Theil,
Nr. 628
Urkundenbuch mittelrheinischer
Territorien, Heinrich Beyer, Nr. 495
Bildnachweise
Verbannung der Nachtigallen: aus
Rheinlands Heldensagen von Aug.
Antz
Insel: Panorama der Mosel, von Coblenz
bis Wasserbillig, Frankfurt a. M., 1840
Grenzstein: Foto von F. J. Blümling
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Die Verbannung
der Nachtigallen durch den hl.
Bernhard |
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Das
byzantinische Kreuz kennzeichnete
die Grenzstein des Klosters
Stuben |
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