Römerstraßen
in unserer Landschaft sind die zur Zeit
der römischen Besetzung des Landes
nachweisbaren militärischen und
bürgerlichen Verkehrswege. Oft decken
sich beide Arten. Bei der Besitznahme
knüpften die Römer mit ihrem
Straßenbau vielfach an vorgeschichtliche,
zum Teil bis in die Steinzeit
zurückreichende Wege bzw. Trifte an.
Für deren Verlauf waren hauptsächlich
die Höhenrücken und Wasserscheiden,
teilweise auch die Furten und Bäche
bestimmend. Diese Wege und Triften wurden
von den Römern nach Bedarf benutzt,
verbessert und ausgebaut. In Anlehnung
daran entstanden im linksrheinischen
Gebiet große Heerstraßen, die aber auch
dem allgemeinen Reiseverkehr und Handel
freigegeben waren . Bei Recherchen
solcher römischer Verkehrsnetze können
neben geschichtswissenschaftlichen
Ausarbeitungen auch Flurbezeichnungen und
noch vorhandene auffallende Erscheinungen
in der Landschaft hilfreich sein. In
unserer Region führte eine recht
bedeutende Römerstraße am Hochkessel
vorbei. Sie kam von der Eifel her und
verfolgte in etwa die Route über Büchel
und Faid, kam den Ellerberg hinab, und
überquerte bei Senhals die Mosel durch
die alte Fahr nach Senheim. Von hier aus
verlief sie dann steil hoch durch den
Kniebreeg, durch den Geishellerwald bis
zum Hellenbüsch am Hochkessel vorbei in
den Hunsrück hinein auf Mainz zu . In
der Flur im oberen Neefer Bachtal, am
Burgkopf, gab es eine Versorgungsstation
für Mensch und Vieh. Eine Abzweigung von
der Haupttrasse verlief nun, an der Rinn
vorbei auf Neef zu. An der Rinn
versorgten sich die Reisenden mit
Trinkwasser. Oberhalb dieser Gemarkung
bestand schon zur Keltenzeit eine
Ansiedlung, die sich Näf - es gab sogar
ein Ober-, Mittel- und Unter-Näf -
nannte. Diese Siedlung dürfte auch noch
zur Römerzeit bestanden haben und musste
von dem Anschluss an eine
Straßenverbindung abhängig gewesen sein.
Auffallend ist nun auch, dass es in der
Nähe von Ober-Näf, im Umfeld des
Hochkessels, die Flur Ewent aufm
Kessel gab. Dort wurde zur Versorgung der
Pferde Hafer avena angebaut, der dann der
Villa rustica auf dem Burgkopf zur
Verfügung stand.
Der Autor dieser Ausarbeitung erinnert
sich noch an einen Schulausflug um das
Jahr 1950, als der Lehrer auf Stellen im
heutigen Feldweg in der Nähe des
Burgkopfes aufmerksam machte. Dort waren
deutliche Rillen im felsigen Untergrund
eingekerbt. Er erklärte uns, dass diese
Spuren von Fuhrwerken aus der Römerzeit
stammten würden, die hier lange herzogen.
Diese Stellen sind nunmehr von Schotter
überdeckt und geglättet worden, damit
dieser heutige Wirtschaftsweg besser,
insbesondere von der Forstverwaltung, mit
modernen Fahrzeugen befahren werden kann.
Würde man den Belag entfernen, kämen
mit Sicherheit die alten Spuren wieder
zur Sicht.
Von der Rinn führte der Weg weiter
zur Grave. Diese Flur war in Neef die
Gräf. Sie lag dort, wo heute das
Moselkraftwerk steht. Der Begriff Grave /
Grava kommt aus dem gallischen und sagt
aus, dass dort eine Sandbank im Fluss
angelandet war. Schließlich wurde an der
Fuhrt übergesetzt. An Fuhrten wurden
Flüsse mit Fuhrwerken durchquert. Es war
dort eine seichte Stelle und zudem eine
Insel, welche die Überfahrt erleichterte.
Ausschnitt aus Delkenkamps
PANORAMA DER MOSEL 1840
Heute gibt es noch in Neef die
Gemarkung Furt, die bis hin zur Mosel
reicht und auch noch das Flussbett mit
einschließt. Eine Furt deutet auf eine
seichte Stelle im Wasser hin, die leicht
mit einem Fuhrwerk durchfahrbar war.
Heimatforscher Schommers vermutet, dass
durch diese Furt römische Transporte zu
dem Weinweg gelangten, der in der Eifel
in die bedeutende Römerstraße Trier
Köln einmündete . So ist nicht
auszuschließen, dass auch Wein aus
Neefer Hängen als Handelsware
transportiert worden sind. In den
südlichen Hängen des Petersberges wurde
nämlich schon in der römischen Zeit
Wein angebaut, der allerdings
größtenteils in die Kehlen der
Legionäre, die dort oben angesiedelt
waren, geflossen sein dürfte.
Vom Ort aus führte nun auch eine
Straße hoch in Richtung Petersberg. Sie
verlief durch die heutige Gemarkung Tal.
Die Römer nannten dieses Debere, und nun
die carn / Kerre hoch, durch die Flur
Verkacheln und verweilten vielleicht auf
der Phat, wo sie dem Gott Apollo
huldigten. Eine heidnische Kultstätte
dort oben ist nachgewiesen. Schließlich
gelangte man auf den Peterberg, wo die
Legionäre auf einer Befestigung ihren
Dienst ableisteten.
Ein Weg muss auch an dem nördlichen
Abhang des Petersberges hinabgeführt
haben, weil dort römische Villen standen.
Eine solche stand auch auf einer Insel im
Moselfluss. Das Burghaus war im Besitze
des ... christlich gesinnten Edelmannes
Egelolf, der es zur Gründung des
Klosters verschenkte. So wurde das
Kloster Stuben auf den Mauern einer
vormaligen römischen Villa errichtet.
Flurnamen deren Deutung nicht im Text
enthalten sind:
I. Abkürzungen der Literaturquellen
RFN Rheinische Flurnamen, Heinrich
Dittmaier
RWB Rheinisches Wörterbuch, Josef
Müller
D. K. Was Kelten und Römer uns
hinterließen Die Flurnamen Kern/Kehr,
Doris Castor
S.F. Die Siedlungs- und Flurnamen
Rheinhessischer Gemeinden zwischen Mainz
und Worms, Wolf-Dietrich Zernecke
St.A St. Aldegund an der Mosel, Portrait
eines Winzerdorfes, Reinhold Schommers, S.
13
II. Strecke von Senheim bis nach Neef
Kniebreeg = ein steiler Weg, der zum
Geishellerwald führte. Er war so steil,
dass man befürchten musste, das Knie zu
brechen (RFN).
Geis- Geis/Geest = leichter und sandiger
Boden
heller- hell = lässt einen Handels- und
Fern-Weg vermuten (RFN),
wald der sich im oberen Neefer Bachtal
befand
Hellenbüsch und auch durch eine Flur
führte, die mit Gebüsch bewachsen war
Burgkopf Auf einer Anhöhe, in der Nähe
vom Hellerwald, stand eine römische
Versorgungsstation, die von den
nachfolgenden Franken übernommen wurde.
Diese nannten feste und mit Steinen
gebaute Gebäude Borg (RWB).
Rinn Flur am südlichen Hang des
Hochkessels. Rinn deutet darauf hin, dass
eine durchflossene Bergeinbuchtung (Rinne)
zur Wasserversorgung genutzt wurde (RFN).
Näf Oberhalb der Rinn bestand schon zur
Keltenzeit eine Ansiedlung, die sich Näf
(es gab sogar ein Ober-, Mittel- und
Unter-Näf) nannte (RFN). Diese dürfte
auch noch zur Römerzeit Bestand gehabt
und von dem Anschluss an eine röm.
Straßenverbindung profitiert haben
Ewent aufm Die Römer nannten den
Hafer avena. Zur Versorgung der Pferde
wurde hier,
Kessel im Umfeld des Hochkessels in der
Nähe von Ober-Näf Hafer angebaut.
Furtborn = eine Flur oberhalb der Furt.
Dort gab es einen Born (Quellbrunnen),
der sauberes Trinkwasser hergab (RFN).
Grave Diese Flur war in Neef die Gräf.
Sie lag dort, wo heute das Moselkraftwerk
steht. Der Begriff Grave / Grava kommt
aus dem gallischen und sagt aus, dass
dort eine Sandbank im Fluss angelandet
war (RFN).
Fuhrt An Fuhrten wurden Flüsse mit
Fuhrwerken durchquert (RWB). Es war
in Neef eine seichte Stelle oberhalb des
Ortes. Zudem war dort eine Insel, welche
die Überfahrt erleichterte.
III. Wegstrecke vom Ort Neef hin zum
Petersberg und von dort den nördlichen
Berghang hinab bis zum Moselufer
Debere / römische Bezeichnung für Kaul
/ Kuhle. Später nannte sich diese Flur
Thal / Delval/Thal Tahl
Kehr/Kerre Wegbiegung (RFN)
Eine andere Deutung fußt jedoch auf dem
keltischen Begriff carn. Danach war eine
heutige Kehr eine Straßenverbindung, die
besonders in der römischen Zeit noch
Bestand hatte (D.K.)
Verkacheln Flur liegt oberhalb von Neef -
fast auf Bergeshöhe. Hier wurden
römische Baureste bei der Bearbeitung
des Bodens im Erdreich gefunden und
verkachelt/ eingegraben (S.F.).
Phat / Par Phat / pat weist auf ein
Heiligtum des Sonnen-Gottes Apollo hin
liegt unterhalb einer exponierten
Bergkuppe, wo vermutlich schon die Kelten
heidnische Götter verehrten (St.A).
Petersberg Man kann vermuten, dass die
Römer diesen Berg nach ihrem
Lieblingsheiligen Petrus genannt haben.
|
|
|
erschienen in |
|
|
|
|
|
An vielen
Stellen erkennt man noch, wie mit
Meißeln, Keilen
und anderen Geräten Felsen
abgetragen wurden, um eine
Straße anzulegen. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|