Schon
in der spätrömischen Zeit hatte Römer
am steilen Südhang des Petersberges die
Weinrebe angepflanzt. Den verwöhnten
Gaumen der oben auf der Kuppe
stationierten Legionäre wurde somit
Genüge getan. Denn der in solchen Lagen
geerntete Wein konnte mit den
heimatlichen mediterranen Qualitäten
durchaus konkurrieren. Zu dem Weinberg
gehörte auch ein Landgut eine
Villa rustica. Im Jahr 486 besiegte
Chlodwig I. die Römer. Römischer
Landbesitz fiel in die Hände des
fränkischen Königshauses und ging als
Allodium in Erbfolge an die jeweiligen
Nachfolger über. So kam auch das
vormalige römische Weingut auf dem
Neefer Petersberg in den Besitz des
fränkischen Königshauses. Allodium
heißt, dass es ein freies königliches
Gut war - im Gegensatz zum Zins- oder
Lehngut. Solche Königshöfe waren über
das ganze Land verteilt und stellten in
der Regel den Mittelpunkt eines
Burgbezirks dar. Burg/borg nannten die
Franken einen vormaligen befestigten /
massiven römischen Gutshof.
So gibt es am Südhang des Neefer
Petersberges noch heute die uralte
Weinlage Burgberg. Und diesen Weinberg
mitsamt dem Verwaltungsgebäude, das
Allodium Navis, schenkte der fränkische
König Dagobert I. (623 639) der
Metzer Domkirche St. Arnulf. Eine Tochter
von König Dagobert II. war Irmina. Sie
war die Gründerin des Klosters St.
Willibrordus in Echternacht. Als
Gründungsgut dieser Abtei wird in einer
Auflistung von 698 das Weingut in Neef
mit aufgeführt, obwohl es doch zuvor
schon St. Arnulf zugesprochen war.
Offenbar war die Schenkung von Irmina an
St. Willibrord nicht rechtens. So ordnete
König Ludwig der Deutschen am 21.
November 875 an, dass der Abtei St.
Arnulf Navis für den Weinkeller zurück
zu erstatteten ist. Als dies nicht
erfolgte, wurde diese Restitution
nochmals von König Karl III. angeordnet
und schließlich durch Bischof Ruotbert
von Metz anno 886 vollzogen.
Mehr als 500 Jahre lieferte nun Neef
den Messwein für die Metzer Domkirche.
Neef war der Hauptweinlieferant für St.
Arnulf. Der Wein von hier wurde nach wie
vor in der Lage Burgberg geerntet, die zu
einer Großparzelle heranwuchs und sich
noch 1832 vom Kloster Stuben bis oberhalb
des Ortes Neef hinzog (die heutigen Lage
Frauenberg, Petersberg und Rosenberg).
Solcher Messwein musste naturbelassen
sein durfte also nicht
aufgebessert werden. Er kam deshalb stets
aus allerbesten Lagen und spielte in
Liturgie des Christentums eine wichtige
Rolle. Zu jener Zeit wurde den Gläubigen
das Abendmahl noch in beiderlei Gestalt
(Brot und Wein) gereicht. Auf kirchlichen
Einfluss dürfte es auch zurückzuführen
sein, wenn in den Jungtagen des
Moselweinbaues das Rotweingewächs
überwog. Die Kirche bevorzugte den
Rotwein, um bei der eucharistischen Feier
des Messopfers der natürlichen Farbe des
Blutes näher zu kommen. So wird auch im
Neefer Burgberg die rote Traube geerntet
worden sein.
Noch 1084 bildete das Neefer Gut den
nördlichsten Punkt des Klosterbesitzes.
Wegen der langen Transportwege
veräußerte es die Arnulfsabtei 1139 an
die Abtei Maria Laach für insgesamt 130
Silbermark, was in jener Zeit eine
stattliche Summe darstellte und den hohen
Wert des Neefer Gutes bestätigt. Das
Mönchkloster Laach machte nun das
Burghaus in Neef zu einem bedeutenden
Hofkomplex, der als Sammel-,
Verarbeitungs- und Verschiffungsstelle
aller an der Mittelmosel zustehender
Weinabgaben über Lagerungskapazitäten,
Kelter und Anlegestellen verfügte. Neef
wurde für die Abtei zum Zentralort für
ihre Besitzungen in Pünderich, Briedel,
Bremm, St. Aldegund und Kindel.
Mittlerweile hatte sich das
Grafengeschlecht derer von Sponheim in
der Mosellandschaft stark gemacht. Ab dem
Jahr 1200 erscheint das Laacher Gut in
Neef nicht mehr im Besitztum der Eifeler
Mönche. Fortan treten die Grafen von
Sponheim als die Gutsherren auf. Und
prompt wurden die Neefer Grafen die
Truchsessen des Pfalzgrafen. Im
Heidelberger Schloss, wo der Regent
residierte, waren sie zuständig für die
Tafel des Hofes. So dürfte auf dieser
auch mit Neefer Wein angestoßen worden
sein.
Als durch Heirat des Grafen Johann von
Homburg in den Besitz der Neefer Güter
kam, vermachten er und seine Ehefrau
Irmgard am 2. September 1419 dem
Echternacher Sankt
Willibrordus-Gotteshaus den Neefer Besitz
und erhielten dafür ewiges Seelenheil
zugesprochen.
Anno 1466 musste das
St.-Willibrordus-Gotteshaus eine
Pfändung einlösen. So kam ein großer
Teil der Neefer Weinberge an das Stift
St. Florin in Koblenz. Diese machten in
den Jahren 1679 bis 1682 immerhin 14951
Stöcke aus neben 60 Wiesen, 5
Wohnhäuser, 1 Garten, 3 Bauplätze und 7
weitere Plätze.
Seit der Gründung des im Neefer
Gericht gelegenen Klosters Stuben (1137)
vermehrte sich der Weinbergbesitz der
edlen Frauen, wie sie in der Literatur
auch schon mal genannt werden, stetig.
Schließlich besaßen die verwöhnten und
trinkfesten Adels-Töchter den größten
Teil der Weinberge am Südhang des
Petersberges. In Erinnerung an diese
Entwicklung wurde ein Großteil des
vormaligen Burgberges der heutige
Frauenberg.
Sowohl das Stift St. Florin in Koblenz
als auch die Klöster in Echternach und
Stuben hatten erheblichen Weinbergbesitz
bist zur Säkularisation im Jahre 1803 in
Neef. Er kam durch Versteigerung an die
Bürger.
Es waren vor allem die Weinberge in
den guten Lagen, die dem Ort Neef eine
geschichtliche gegeben haben. Am Südhang
des Neefer Petersberges werden noch heute
mit die besten Trauben des gesamten
Moseltales gelesen.
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