Hermann
von Weinsberg, in Köln geboren und
lebend, verdankt seinen Nachruhm dem
mehrere tausend Seiten umfassenden
Hausbuch einer sorgfältigen und
umfassenden Aufzeichnung seiner
Lebensgeschichte. Im Mittelpunkt seiner
Überlieferung steht das Handelshaus
Weinsberg, das 1547 noch sein
Vater betrieb.
Haus Weinsberg
Hermann von Weinsberg führte das
Handelshaus in der fünften Generation.
Seine Vorfahren betrieben neben dem
Weingeschäft auch noch die Blaufärberei
und das Braugeschäft.
Das Weingeschäft entwickelte sich so
gut, dass im Haus Weinsberg
die Kellerräume nicht mehr reichten.
Weitere wurden gekauft und angemietet.
Im Auftrag seines Vaters trat Hermann
gen sanct Martinus 1547 an der Mosel als
Weinkäufer auf. Mit dem alten Wirt
Martin Broler aus Bremm wurde er schnell
handelseinig und hatte mit seiner Hilfe
umgehend die vorgesehen Menge gekauft und
auch sofort bezahlt.
Seine Mission war nun eigentlich
erledigt. Da tauchte plötzlich, wie von
jemanden geschickt, Jakob Hermans aus
Ediger auf, der ihm empfahl, auch einmal
im benachbarten Neef Wein zu kaufen. Er
habe noch viel unter den Leuten von Neef
ausstehen und er könne von jedem ein
Stück (Fass) nehmen.
Weinsberg gab Hermans deutlich zu
verstehen, dass sein Geschäft erledigt,
da er ja sowieso für weitere Käufe kein
Geld mehr habe. Daraufhin bot Hermans ihm
an, das Geld zu leihen. Weinsberg wies
das Angebot ab. Hermans wurde
aufdringlich und nötigte ihn förmlich,
den Wein in Neef zu kaufen und gab ihm
Bedenkzeit bis zum nächsten Tag.
Da kam er wieder und hielt abermals
an. Weinsberg zeigte weiter kein
Kaufinteresse und gab Hermans zu
verstehen, dass er doch nicht blöde sei
und schließlich wisse, was er sage und
zu tun habe. Hermans bekniete ihn
unerbitterlich weiter. Letztlich war
Weinsberg doch bereit mit nach Neef zu
gehen und probierte in vielen Kellern den
Wein. Dort stellte er nun fest, dass der
Neefer Wein von hervorragender Qualität
war.
Für den Abend war er im Burghaus Gast
bei Conrad von Metzenhausen, Junker zu
Neef und Amtmann im Hamm. Die Neefer
Bürger standen bei Conrad in hoher
Schuld. Sie hatten für den Erhalt der
Burg aufzukommen. Zur Behebung der durch
die Plünderungszüge des Franz von
Sickingen und des Albrecht von
Brandenburg verursachten Schäden und
für die Anbringung eines Zwengels war
jeder Bürger mit einem Fuder Wein in
Verzug. Und Hermanns sollte diesen Wein
verkaufen ... soviel er nur
konnte.
Im Burghaus wurde nun schließlich
doch noch ein Geschäft abgeschlossen.
Auf eigenes Risiko und in eigenem Namen
kaufte er 16 Foder Mosler. Ich
wills nun Gott anvertrauen und
wagen waren seine begleitenden
Worte zu seinem ersten kaufmännischen
Unterfangen. Es wurde geregelt, dass zu
Lichtmess kommenden Jahres zu zahlen
sein. Der Wein wurde für 20 Taler je
Fuder gekauft.
Am St.-Martinus-Tag fuhren nunmehr
zwei voll beladene Schiffe gegen Köln
ab. Dort angekommen, erzählte er seinem
Vater gleich, wie es ihm mit den Weinen
in Neef ergangen war, und dass er diese
schon bald mit Gewinn verkaufen möchte,
um dem Hermans sein Geld vorzeitig mit
Dank entrichten zu können. Damit war
sein Vater eigentlich wohl zufrieden. Den
Peter von Treis, ein Unterkäufer, sprach
Hermann an und gab ihm den Befehl, Wein
auszuschenken und für ihn zu verkaufen.
Als aber nun sein Vater die Neefer
Weine probierte und die hervorragende
Qualität feststellte, wollte er die
Weine behalten und bezahlen. Peter von
Treis hatte jedoch inzwischen den Wein
dem Mevis Paffendorf schon formell
verkauft jedoch noch nicht
geliefert. Dem jungen Weinsberg wäre
dies sehr recht gewesen, hatte er doch
schon ausgerechnet, dass sein Gewinn
unter Berücksichtigung aller Unkosten
mehr als 50 Taler betrug.
Vater hatte allerdings die Neefer
Weine eigenhändig direkt ins Haus
Weinsberg bringen lassen und
betrachtete sie als sein Eigentum. Mevis
aber sagte, dass er den Wein gekauft
habe, wolle ihn bezahlen und abholen
lassen.
Ein Zank entstand und zwar der
heftigste, den der junge Weinsberg mit
seinem Vater hatte. Mevis beschied
Hermann und seinen Vater vor die
Weinschule, die als neutrale Stelle über
den Streit zu entscheiden habe. Und dort
war der junge Weinsberg seinem Vater zu
Willen und sagte entgegen der Wahrheit
aus, dass er als Diener seines Vaters ja
eigentlich nicht verkaufen konnte.
Schließlich entschieden die
Rheinmeister, die als Richter
eingeschaltet waren, dass Mevis in die
Keller gehen solle, um den Neefer Wein
nochmals zu probieren, um festzustellen,
ob dieser wirklich so gut sei und ob sich
das ganze Gezanke wirklich lohne. Danach
solle er weiteren Bescheid abwarten.
Es geschah so: Mevis wurden vielerlei
Weine aus allen Kellern vorgezeigt. Eine
gewollte Verworrenheit entstand.
Zusätzlich stellte sich bei Mevis ob der
großen Proberei eine gewisse Trunkenheit
ein. Die Neefer Weine konnte er nicht
mehr ausfindig machen. So kam es, dass
Mevis auf den Kauf und eine Klage
verzichtete und sich letztendlich doch
noch gütlich mit Weinsberg vertrug.
Hermann von Weinsberg war der
berühmteste aus dem Stamme derer von
Weinsberg. So war er neben seiner
Ratsherrentätigkeit auch noch Rektor,
Magister der sieben freien Künste,
Advokat, Assessor, Kirchmeister,
Rittmeister und Burggraf.
Vorwurfsvoll erwähnt nun der junge
Weisberg in seinem Hausbuch, dass sein
Vater den Neefer Wein behielt und an die
hundert Thaler, wie er von anderen
hörte, daran verdient habe. Er habe die
Fracht für die 16 Stück Neefer aus
seinem Gelde bezahlt, was ungefähr 60
Thaler ausmachte. Dafür sollen ihm 3
Stück Wein gehören. Von diesem Wein
bekam er aber erst bei seiner Hochzeit,
anno 1548, am Sonntag dem 15. Januar,
etwas zu sehen. Da überließen ihm seine
Eltern die 3 Foder Mosler Wejn von Neiff
zu einer guten Rechnung wilche bis
uff heitigen tag nuch nit gemaat ist
wie Hermann verbittert beibemerkt.
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erschienen
in: |
Heimat
zwischen Hunsrück und Eifel,
Beilage der Rheinzeitung, Nr. 9,
September 2002 |
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Auf dem Bild ist
rechts des Burghauses der
angebaute Erker zu erkennen. |
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Hermann von
Weinsberg |
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