Die Vogelfänger Der
Fang von Singvögeln und der
anschließende Verzehr war im Mittelalter
bis in das 19. Jahrhundert für viele
nicht nur eine Lieblingsbeschäftigung,
sondern auch ein ehrbarer Beruf. Wer
reich war, beschäftigte gelegentlich
sogar einen berufsmäßigen Vogler. Der
Vogelfang war nahezu in allen
gesellschaftlichen Ständen vertreten.
Bekannt ist die Sage, wonach dem
jugendlichen Sachsenherzog Heinrich beim
Vogelfang in Goslar die Kaiserkrone
angeboten worden sein soll.
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Der
Vogelfänger bin ich ja ...
Der Vogelfänger bin ich ja,
Stets lustig, heissa, hopsassa!
Ich Vogelfänger bin bekannt
Bei Alt und Jung im ganzen Land.
Weiss mit dem Locken umzugehn
Und mich aufs Pfeifen zu
verstehn.
Drum kann ich froh und lustig
sein,
Denn alle Vögel sind ja mein.Der Vogelfänger bin
ich ja,
Stets lustig, heissa, hopsassa!
Ich Vogelfänger bin bekannt
Bei Alt und Jung im ganzen Land.
Ein Netz für Mädchen möchte
ich,
Ich fing sie dutzendweis für
mich!
Dann sperrte ich sie bei mir ein,
Und alle Mädchen wären mein.
Wenn alle
Mädchen wären mein,
So tauschte ich brav Zucker ein:
Die, welche mir am liebsten wär,
Der gäb ich gleich den Zucker
her.
Und küsste sie mich zärtlich
dann,
Wär sie mein Weib und ich ihr
Mann.
Sie schlief an meiner Seite ein,
Ich wiegte wie ein Kind sie ein.
Aus DIE
ZAUBERFLÖTE
von Wolfgang Amadeus Mozart
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Wie der
Vogelfänger Philipp von Lombeck
in das Rheinland kam
Philipp von Lombeck war ein Sohn des
Johann von Lombeck, Bürgermeister der
Stadt Löwen in den Niederlanden (starb
1581). Philipp war ein geschickter und
anmutiger Vogelfänger. Von ihm wird
folgende Geschichte überliefert:
Als bei der Durchreise des Kurfürsten
Maximilian Heinrich (Kurfürst und
Erzbischof von Köln) durch Löwen diese
Stadt verschiedene Festlichkeiten
veranstaltete, wurde auch ein
Volgelschießen, worin die Niederländer
sowohl mit Bogen als Armbrust von jeher
als geschickte Schützen bekannt sind, in
dem Hause des Herrn Bürgermeisters
Aegidius von der Vorst, zur
Ergötzlichkeit Seiner Kurfürstlichen
Durchlaucht gegeben. Hier zeichnete sich
der junge Philipp durch seine
Geschicklichkeit und Liebenswürdigkeit
so sehr aus, dass der Kurfürst ihn von
seinem Vater begehrte und ihn als Page
nach seinem Hofe mitnahm, wo er
allmählich die ersten Hof- und
Ehrenstellen, als Kammerherr, adeliger
Geheimrath, Obriststallmeister und
Oberamtmann von Kerpen und Lommersum
rühmlich bekleidete, und durch Heirath
und Verbindungen mit den ansehnlichsten
Familien des Landes seine
Nachkommenschaft fortpflanzte.
Philipp wurde zum Baron geadelt und
ließ sich im Rheinland nieder. Sein Sohn
Heinrich, Kammerherr und Oberamtmann zu
Kerpen und Lommersum, stand seinem Vater
an Liebenswürdigkeit nicht nach. Er
.... nahm nacheinander drei
Frauen: Gräfin Maria Magdalene Sibylla,
Maria Salome von Metzenhausen aus Neef a.
de Mosel und schließlich Katharina von
Metternich-Mülenark.
Wie Heinrich von Lombeck zum Besitz
Neefer Güter kam und vermutlich als
Vogler
in die Fußstapfen seines Vaters trat
In Neef war Ritter Johann Georg von
Metzenhausen (erwähnt 1641 u. 1652)
Amtmann des Trierer Kurfürsten Philipp
Christoph von Sötern. Johann Georg hatte
in Maria Salome eine heiratsfähige
Tochter, und eine Heirat des Heinrich von
Lombeck mit Maria Salome war ihm durchaus
standesgemäß. Maria Salome entband in
ihrem ersten Wochenbett Drillinge,
weiblichen Geschlechts. Sie verstarb
vermutlich an der schweren Geburt.
Durch die von Maria Salome
eingebrachte Mitgift wurde Heinrich von
Lombeck Besitzer wertvoller Weinberge und
Wälder in Neef. Er wird vermutlich, wie
sein Vater, auch ein passionierter
Vogelfänger gewesen sein. Noch vor der
Flurbereinigung im (Jahre 1981
abgeschlossen) fand man besonders auf den
Neefer Höhen, speziell auf dem Grad des
Petersberges, Grenzsteine, in denen die
Initialen HvL (Heinrich von
Lombeck) eingraviert waren.
Der Fang von Vögeln wurde vor allem
in hoch liegende herausragenden
Heckenflächen betrieben, da dort die
Vögel während der Zugzeiten im Herbst
und im Frühjahr vorzugsweise rasteten.
Unentbehrlich für den Vogelfänger waren
die Lockvögel, meist Buchfinken, denen
man mit einem glühenden Kupferdraht die
Hornhaut der Augen verbrannt hatte. Die
Käfige der geblendeten Vögel hing man
in der Fangzeit auf. Wenn dann die
gequälten Vögel aus dunklen Kästen
geholt wurden und die freie Luft
verspürten, sangen sie so laut und
kräftig, dass durch den Gesang die
Zugvögel herbeigelockt wurden und dem
Vogelfänger ins Netz gingen.
Die oft in der Waldeinsamkeit
gelegenen Vogelherde ließen den
Aufsteller auf gute Beute hoffen. Auf dem
Aquarell hat der Einsiedler mit seinem
Schlagnetz einen recht ungewöhnlichen
Fang gemacht. Das Bild lässt an die
Eremiten am Hang des Neefer Petersberges
erinnern (s. unter 20. IV.). Sie hatten
ja einen doch recht engen Bezug zu dem
Nonnenkloster Stuben, das sich übrigens
auch durch das byzantinische Doppelkreuz
(wie auf der abgebildeten Eremitage) auf
seinen Kirchtürmen (Filialkirchen
eingeschlossen) kennzeichnete.
Privilegierte erwarben oft die besten
Fangplätze als ihr Eigentum und wurden
auch gerne Gästen und Freunden als
Zeichen einer Gastfreundschaft kurzeitig
überlassen.
Aus der Chronologie
1745 1751 Besteuerung der v.
Lombeckschen Güter zu Neef durch
die Niederrheinische Reichsritterschaft.
1749 am 17. Mai Den Freiherrn zu
Lombek wird ein Weingartengut
in Neef bestätigt. Als Unterzeichner
tritt auch Anton Freiherr Beissel von
Gymnich auf.
Wie Friedrich Beißel von Gymnich
in den Besitz von Weinbergen in Neef kam
Wahrscheinlich gab es schon 1357 eine
Verbindung des Ritters Peter von Gymnich
zu dem Grafen Johann von Sponheim in
Neef. Denn Johann von Neefgen
erscheint in den Regesten des Archivs der
Herrschaft Winneburg-Beilsten als
Begünstigter in einem Pachtvertrag vom
15. Juni 1357. Hauptsächlich ging es
dabei um Weinbergsbesitz. Auffällig ist
die Benennung Johann von
Neefgen nannte doch schon
Kaiser Ludwig Johanns Onkel, Gerhard von
Sponheim, den Neven.
Die Freiherrn von Beißel und Gymnich
hatten ihren Stammsitz im Schloss zu
Gymnich. Sie waren an der Mosel
begütert. Besitzungen sind hier in
Klotten, Moselkern, Müden, Pyrmont,
Ulmen und schließlich auch in Neef zu
nennen. Sie gehörten dem nicht
immartrikulierten, also dem Niederen
Adel, an.
Der Neefer Amtmann, Ritter Johann
Georg von Metzenhausen, hatte noch eine
zweite Tochter (neben jener Maria Salome,
die Heinrich von Lombeck heiratete), die
sich Maria Magdalena nannte. Sie wurde
vom Freiherren Friedrich Beißel von
Gymnich (1642 -1713) 1666 geheiratet und
brachte als Mitgift Güter in Neef und
Bremm, sowie auch die Herrschaft Bullay
und das dortige Patronat der
St.-Magdalenen-Kirche in die Ehe ein.
Dieses Privileg stand den Rittern von
Metzenhausen schon 1593 zu. Das Patronat
sagt aus, dass sie Besitzer der Kirche
waren. Außer den Pflichten der Baulast
sowie der Besoldung des Pfarrers hatte
der Patron auch das Vorschlagsrecht der
Stellenbesetzung.
Maria Magdalena zeugte einen
Stammhalter, der sich Peter-Ernst von
Metzenhausen nannte.
Seither werden die Freiherren Beißel
von Gymnich und die von Lombeck als
Besitzer von einem Weingartengut in Neef
aufgeführt, das man vermutlich gemeinsam
unterhielt.
Aus der Saga der Familie Beißel ist
noch bekannt, dass Anna Elisabeth,
Domicella (Nonne ohne Armutsgelübde) im
Kloster war und als Patin bei Taufe von
Franz Brem aus Neef am 31.01.1705
auftrat.
Auch, Maria Margarethe Beißel war in
Stuben Domicella und übernahm am
13.5.1706 die Patenschaft bei der Taufe
von Maria Margarete Friedrich aus Neef.
Meisterin im Kloster Stuben war Anna
Odil. Clara Beissel. Sie hat .. 13
Jahre dem Kloster in geistlichen und
weltlichen Dingen gut vorgestanden.
und starb 1739.
Weiter ist in den Annalen
festgehalten, dass im Jahre 1731 die
Freiherren Beissel von Gymnich und die
vom Lombek noch Güter in Neef hatten.
Als das Geschlecht der Ritter von
Metzenhausen, welche die Neefer Burg zu
Lehen hatten, 1750 durch den Tod von Carl
Michael Emmerich v. Metzenhausen
ausstarb, kam das damit heimgefallene
Burg-Lehen in den Besitz der Familien
Beissel von Gymnich und der von Lombeck.
Die Familie Maffei
Die Familie Maffei ist mit der
Vorsteherin des Klosters Stuben (1760
1787), Witwe Maria Ferdinande de
Maffei de la Serra in einen Zusammenhang
zu bringen. Vermutlich gab es eine
verwandtschaftliche Verbindung zwischen
den Familien Maffei und der Familie von
Lombeck oder auch zu der von Beißel. So
wird der Ehemann von Ferdinande de Maffei
de la Serra verstorben gewesen sein, als
sie als Witwe in das Kloster Stuben
eintrat. Dort ist sie als edle Spenderin
in Erscheinung getreten. Das Geld für
die nennenswerte Spende könnte aus der
Versteigerung der Neefer Burg, die 1778
auf Betreiben der Familien Beissel von
Gymnich, der von Lombeck und der von
Maffei statt fand, herrühren.
Von den Rittern von Maffei ist
bekannt, dass sie im Königreich Bayern
beheimatet waren. Sie traten als
Großhändler und Tabaksfabrik-Inhaber
auf.
Eine lange Zeit, in welcher der Adel
in Neef hineinregierte, war zu Ende
Neef war mittlerweile dem Amt Zell
unterstellt. Eine Herrlichkeit
(Herrschaft, Gerichtsbarkeit) hatte
niemand mehr dort.
Der frühere Glanz des Ortes, als dort
Grafen sogar das Hohe Gericht ausübten,
Amtmänner als Vertreter des Kurfürsten
in der Burg residierten, die Herren
von Neef die Truchsessen des
Pfalzgrafen waren, als sich Päpste,
Kaiser, Könige und Erzbischöfe um
Neefer Belange kümmerten, war dahin. Ja
Selbst das Kloster Stuben, das über den
Ort die zweifelhafte Kirchenaufsicht
ausübte, gab es seit 1788 nicht mehr und
ließ auf so manches und oft auch
amüsantes Spektakel verzichten. Kein
Chronist berichtete mehr von Vorgängen
aus Neef und vom Kloster Stuben. Von nun
an war Neef ein bescheidener, kleiner und
unauffälliger Weinort allerdings
mit einer großen geschichtlichen
Vergangenheit.
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