In
der Geltung der Stände wird der einfache
Bauer auf diesem Stich als gedrückter
und verbitterter Mensch an unterster
Stelle, an der Wurzel eines Baumes,
dargestellt. Symbolisch wird
ausgedrückt, dass alle über ihm
stehende Stände von ihm profitieren. So
der auf dem ersten Ast sitzende Schneider
mit seinen Gesellen (vertreten die
Handwerkerschaft) und auch die gleich
eingestuften Kaufleute. Über diesen
rangieren Klerus und Adel, und an
oberster Stelle König und Kaiser. Diese
satirische Darstellung soll zum Ausdruck
bringen, dass der einfache Bauer mit
seiner Arbeit und seinen Abgaben alle die
über ihm stehende Stände ernährt
so, wie auch die Wurzel für das
Wachstum des Baumes zuständig ist. Schon
lange gab es Auflehnungen der
Bauernschaft, die sich gegen die
Unterwerfungen richteten. So war z. B.
der Bauernkrieg (1525 - 1526) eine große
Massenerhebung. Er kostete rund 100.000
Bauern das Leben. Sie waren denkbar
schlecht ausgestattet und kämpften in
blinder Wut u. a. mit Mistgabeln,
Dreschflegeln und Äxten. Zudem fehlte es
ihnen eine Führerpersönlichkeit. Sie
hatten kein Konzept und keine Strategie.
Unbestrittener Sieger in der
Auseinandersetzung war schließlich das
Landesfürstentum, das die Bauernschaft
endgültig aus jeglichem politischen
Leben ausschaltete.
Schließlich ging Napoleon I., der von
1794 - 1814 das linke Rheinland besetzte
und das Departement Moselle
gegründet hatte, in rücksichtsloser
Härte gegen den Adel und besonders gegen
den Klerus vor - getragen von dem Motto
der französischen Revolution (1789)
Liberté (Freiheit),
Fraternité (Brüderlichkeit)
und Egalité (Gleichheit
aller Bürger vor dem Gesetz).
Frankreich, wo schon die Revolution
(1789) die Kirchengüter säkularisiert
hatte, forderte nun auch in
Moselle die Aufhebung der
geistlichen Fürstentümer, die der
Reichsdeputationshauptschluss von 1803
dann auch für Trier vollzog.
So kamen Besitzungen des Adels, der
Kirchen und Klöster meistbietend unter
den Hammer. Manche Klöster wurden auf
Abbruch versteigert. Vorhandenes Inventar
und Schätze der Bibliotheken wurden so
gut wie verschleudert.
Das Gebäude des vormaligen Klosters
Stuben (1792 aufgelöst) wurde in ein
französisches Lazarett umfunktioniert.
Das in den Gebäuden noch vorhandene
Inventar wurde restlos von den Soldaten
vernichtet und fand größtenteils im
Ofen als Brandmaterial Verwendung.
Die Versteigerung von kirchlichem und
adeligem Besitz in Neef:
Vormaliger
Besitzer / Objekt |
versteigert
am |
Preis
in Franc |
Käufer |
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Kloster
Stuben |
4182
Weinstöcke
im Niederberg
im Schabenberg
im Thal
Baumgarten Stubener Bongard |
06.10.1803 |
3825 |
Johann
Andries, Aldegund |
Ein
Haus zu Neef mit Stall und
Kelterhaus |
06.10.1803 |
670 |
Jakob
Scherer, Cochem |
1,27
ha Wiese die Bach hinauf |
06.10.1803 |
1000 |
Johann
Busch, Neef |
10600
Weinstöcke im gnädigen
Frauenloch |
15.12.1803 |
6575 |
Peter
Barth. Gietzen, Eller |
Stierwies |
30.08.1810 |
blieb
unverkauft |
Pächter:
Johann Bausch, (?) |
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Erzstift
Trier |
Weyerwies
welche vom Wasser
umgeben |
27.03.1806 |
145 |
Georg
Adam Scheid, Neef |
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Stift St.
Florin |
Haus
mit Bering
Kelterhaus
Wiesen:
am Bach hinauf
am Haus |
22.05.1805 |
2350 |
Johann
Gietzen, Neef |
Haus
Kelterhaus
Wiese:
Die Bach hinauf |
18.12.1806 |
1825 |
Franz
Rinck, Cochem |
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Kloster
Willibrordus Echternach |
Mühle
mit Wiese u. Niederwald |
06.10.1803 |
1125 |
Gietzen
Peter Barth., Eller |
Haus
mit Bering
Wiesen:
auf Serkrauf
Dombungert
Auf Trazert
Auf Mühlenbach
Die Bach hinauf |
06.10.1803 |
2525 |
Hubert
Propst, Neef |
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Graf von
Manderscheid-Blankenheim |
Kelterhaus
mit Hof |
06.12.1804 |
250 |
Johann
Gietzen, Neef |
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Es fällt auf, dass
kaum noch Besitztümer des Adels in der
Versteigerung auftreten. Die Erklärung
liegt darin, dass sowohl die Neefer Burg
als auch sonstiger vormaliger adeliger
Grundbesitz schon 1778 als Reichslehen
vom Reich versteigert worden sind.
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erschienen in |
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Stich: Der
Ständebaum,
Petrarca-Meister 1519 / 20 |
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