Im
Rahmen der Säkularisation durch Napoleon
kam auch der vormalige
Kloster-Stubener-Wald zur Versteigerung.
Den Zuschlag erhielt Preußen für
gebotene 3001 Taler. Die Neefer Gemeinde
konnte nur 3000 Taler bieten. Erster
königlich preußischer Förster war
Peter Kaufmann, der am 8. Oktober 1776 in
Moselkern als Sohn des Johann Peter
Kaufmann, Vogt des Freiherrn von Gymnich,
geboren wurde. Auf der Universität zu
Heidelberg in der Agrarwissenschaft
geschult, bebaute er danach die
elterlichen Felder und Weingärten.
Als er erstmals heiratete, war er noch
sehr jung. Die Dame seiner Wahl war sechs
Jahre älter als er und hatte eine
schlechte Gesundheit, so dass sie schon
wenige Jahre nach der Heirat verstarb.
Sie hinterließ Peter zwei Kinder, die
offenbar die schwache Gesundheit ihrer
Mutter geerbt hatten und ihr bald ins
Grab folgten.
Um seine Schwierigkeiten zu vergessen,
verbrachte Peter Stunden damit, in den
Hügeln und Bergen zu jagen. Seine Mutter
Rosina, von farbenreichem Charakter und
eine bezaubernd schöne Dame, tat alles
in ihrer Macht stehende, um Peter's Los
zu erleichtern wie es in
Aufzeichnungen so stimmungsvoll
niedergeschrieben ist.
Drei Jahre später heiratete er
erneut. Diesmal eine junge Frau von
bemerkenswerter Bildung und Kultur, zudem
eine gute Musikerin und Hausfrau. Sie
brachte eine schöne Mitgift ein und
möblierte Teile der alten Heimstatt neu.
Peter hatte zu dieser Zeit eine
Anstellung bei der Forstwirtschaft in
Moselkern.
Nach sieben Jahren kam wieder der Tod
in den Haushalt und forderte sein liebes
Weib im Kindbett. Sie hinterließ ihm
einen kleinen Sohn und ein Mädchen von
vier Jahren, um die er sich nun alleine
kümmern musste. Ungefähr um diese Zeit
wurde Peter nach Neef gerufen, um als
Forstinspektor unter dem König von
Preußen zu dienen.
Peter hatte bald alle denkbaren
Schwierigkeiten, um seine mutterlosen
Kinder über die Runden zu bringen. In
Neef fand er, Gott sei es gelobt, die
ledige Frau Anna Maria Kneip, welche
bereit war, diese Verantwortung auf sich
zu nehmen. Sie bestätigte sich als
excellente Haushälterin und Erzieherin.
Seit 1821 wohnte nun eine glückliche
Forstfamilie in dem Forsthaus in der
damaligen Oberen Straße Nr. 17 (heute:
Petersbergstr. 4).
Zu jener Zeit waren die jagenden
Wölfe zahlreich und blieben das ganze
Jahr hindurch Gefahr im offenen Land bis
in die Dörfer hinein. Deshalb wurde 1816
die staatliche Belohnung für den
Abschuss von Wölfen von der
Königlich-Preußischen Regierung in
Trier drastisch erhöht und machten so
die Wolfsjagd zu einem lukrativen
Unternehmen. Die Prämien betrugen:
Für eine trächtige Wölfin 40
Franken,
für eine nichtträchtige Wölfin 30
Franken,
für einen Wolf 20 Franken,
für einen jungen Wolf 10 Franken.
Peter besaß eine spezielle Meute
Hunde, die er dazu benutzte, Wölfe in
den Moselbergen zu jagen. Diese Hunde
waren dunkelbraun gefärbt und nicht
höher als eineinhalb Fuß. Sie waren
draufgängerisch, beweglich und
furchtlos. Man brauchte sechs oder acht
dieser kleinen Hunde, um einen Wolf zu
treiben und zu stellen. Sie waren
wunderbare Hetzer und harmonierten
vollständig miteinander in den Tiefen
der Wälder, wenn sie ihre Beute
umzingelt hatten. Nach einer halben
Stunde ungefähr wurde der Wolf durch das
dauernde Beißen, Reißen und Hetzen der
Hunde fertig gemacht. Der Wolf hätte
jeden dieser Hunde zu seiner Malzeit
machen können, aber ihre vereinten
Anstrengungen waren zu viel für das arme
Tier. Nun kamen die Jäger, und die Hunde
wurden vom ermatteten Tier
zurückgerufen. Die Jäger drückten den
Kopf des Wolfes mit einer Gabelstange auf
den Boden und legten dem Tier ein
Halsband und einen Maulkorb an. Jetzt
fühlte sich der Wolf überwältigt und
wurde unterwürfig. Man hatte nun keine
Mühe, ihn in die Ortschaft zu führen.
Peter konnte beweisen, dass ein auf diese
Weise gefangener und angeketteter Wolf in
wenigen Tagen zu einem wertvollen
Wachhund wurde.
Einen solchen gebändigten Wolf
schenkte er einem Freund in Neef. Dieser
kettete ihn an den Fuß eines großen
Porzellanofens in seinem Wohnzimmer. Als
er und seine Frau nach einem Aufenthalt
außer Hause wieder ins Heim
zurückkamen, hörten Sie Geräuche, die
aus der Diele kamen. Als sie
nachschauten, sahen sie ein zwei Jahre
altes Kind aus der Nachbarschaft, die das
gewaltige Tier streichelte, kraulte und
fütterte. Die gute Frau war voll
Schrecken alarmiert und furchtbar
bestürzt, das Kind und das Tier in
dieser Art zusammen zu sehen. Wenn
nämlich das domestizierte Tier beim
Fressen gestört wurde, wandelte es sich
zu seinem Urtypus zurück und wurde
wieder wild.
Während Peter Förster in Neef war,
fing er jede Zahl von Wölfen, brachte
sie heim und verschenkte sie. Einen, der
einen höchst zufriedenen Wachhund
abzugeben versprach, gab er an den
Oberpräsidenten in Koblenz. Jagdleute
kamen oft meilenweit her, um Peter bei
der Ausübung dieses ungewöhnlichen
Kunststückes zu sehen.
Fast 65 Jahre brauchte die
Ausrottungsverordnung aus dem Jahr 1816
bis in dem Gebiet zwischen Mosel, Nahe,
Saar und Rhein alle Wölfe zur Strecke
gebracht waren.
Den Neefer Staatsforst erwarb später
die Gemeinde Ediger-Eller. Sie gab dafür
ihren großen Waldbesitz im Kondel dem
Staat ab.
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erschienen
in: |
Heimat
zwischen Hunsrück und Eifel,
Beilage der Rheinzeitung, Januar
2005 Nr. 1 |
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Der Wolf wurde
allgemein als Ungeheuer erkannt.
Eine ängstliche Mutter warnt ihr
Kind vor der Gefährlichkeit des
bösen Wolfes. |
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