Es
mag um das Jahr 55 v. Chr. gewesen sein,
als der erste römische Legionärsstiefel
das Moseltal betrat. Caesar eroberte
Gallien. Schon früh hinterließen die
Römer in Neef Siedlungsspuren.
Frührömische Gräber, die teilweise
noch an spätlaténezeitliche Tradition
anknüpfen, fanden sich wenig
nordwestlich vom Hochkessel. Ein weiteres
frührömisches Brandgrab wurde im
Distrikt Sauenter Wies aufgefunden.
Eine recht deutliche Besiedlung ist in
der spätrömischen Zeit auf und in den
Hängen des Petersberges nachzuweisen.
Genau dort wo heute die Peterskapelle
steht, fand man Reste eines römischen
Gebäudes. Aufgefundene Ziegelsteine mit
römischen Inschriften, geschmolzenes
Blei und andere Gegenstände lassen
darauf schließen, dass dort eine
römische Wachpostenstation verbunden mit
einer heidnischen Kultstätte war. Solche
Bergheiligtümer hatten die Römer nicht
selten von den Kelten übernommen und
setzten deren rituale Verehrung
heidnischer Götter fort. So gehörte zu
einem römischen Gutshof eine oder
mehrere Kultstätten und auch ein
Friedhof, der stets außerhalb der
Hofmauer zu finden war.
Die Wachpostenstation kann man einer
Festungsanlage zuordnen, die um das Jahr
300 n. Chr. auf dem Petersberg errichtet
wurde. Sie war als Teil eines
militärischen Konzeptes, das im Moseltal
eine ganze Kette solcher auf Bergen
angelegter Stützpunkte vorsah. Initiator
dieses Systems war der in Treverorum
(Trier) residierende Kaiser Constantius
I. (293 - 306), der die Anlagen seit dem
Ende des 3. Jahrhunderts errichten ließ.
Diese Baumaßnahmen dürften aber erst
von seinem Sohn Constantin I. (306 - 337)
abgeschlossen worden sein.
Es konnten zwischen Trier und der
Moselmündung bei Koblenz 15 solcher
Militärstationen nachgewiesen werden.
Von zwei Ausnahmen abgesehen liegen alle
Befestigungen zwischen 75 und 130 m über
dem Moseltal. Als Standorte wählte man
nur Bergsporne oder Berggrate, da sie
leichter als Kuppen zu verteidigen waren.
Auf dem Petersberg lag die
Militärstation rund 130 m über dem
Moseltal auf einem schmalen lediglich von
der Ost- und Westseite schwer
zugänglichen, langgezogenen schmalen
Berggrat, der im Osten zusätzlich durch
einen künstlich angelegten Graben
abgeriegelt war. Die teilweise planierte
Gipfelfläche erreichte einschließlich
kleinerer vorgelagerter Terrassen eine
Fläche von rund 0,23 ha. Am Nordhang hat
man Reste der Anlage vorgefunden. Zu
erkennen war eine etwa 20 m lange und
relativ starke Schieferbruchsteinmauer.
Weitere Hinweise der militärischen
Nutzung liefern neben Pfeil- und
Geschossspitzen auch Teile von
Gürtelgarnituren, wie sie
ausschließlich von Militärs oder
höheren Verwaltungsbeamten getragen
wurden. Bezüglich der zeitlichen Nutzung
der Befestigung geben zahlreiche Münzen
die besten Anhaltspunkte. Die ältesten
Münzen tragen Portraits der Kaiser
Diocletian und Maximian. Belegt sind
ferner Constantius I., Licinius I.,
Constantin I., seine Söhne Constantin
II., Constans und Constantius II.,
Magnentius, Decentius, Valentinan I.,
Valens, Magnus Maximus, Theodosius I. und
Arcadius. Die Münzreihe umfasst eine
Zeitspanne von etwa 290 bis 408.
Als die Festung auf dem Petersberg
bedeutungslos wurde, hat sich die
römische Besiedlung auf und um den Berg
herum fortgesetzt. Die deutlichsten
Siedlungsspuren, die zweifellos mit der
Befestigung in Verbindung standen,
hinterlässt ein aufgefundenes
Gräberfeld 200 m nordwestlich des
Petersberges. Ein Teil der Toten, wohl
jene aus der Oberschicht, war in
steinernen römischen Sarkophagen
bestattet worden. Alle Gräber hatten die
gleiche Orientierung; der Kopf der Toten
lag im Westen mit Blick nach Osten, der
aufgehenden Sonne zu. Als Beigaben
folgten den Männern in der Regel ihre
Bewaffnung und den Frauen ihr Schmuck ins
Grab.
Nur 90 Grabstätten des
frühmittelalterlichen Grabfeldes konnten
auf einer Fläche von rund 250 qm noch
aufgefunden und ausgewertet werden. Den
schon früher bei Rigolen wie bei
Wegebauarbeiten zutage getretenen Funden
hat man nicht die gebührende Beachtung
zukommen lassen. Leider wurde der
Friedhof auch systematisch geplündert.
Um weiteren Schaden zu verhindern, wurde
schließlich im Frühjahr eine 14tägige
Notgrabung vom Amt für Vor- und
Frühgeschichte in Koblenz durchgeführt.
Sicher ist, dass noch bis ins 9. oder gar
10. Jahrhundert auf dem frühchristlichen
Friedhof beerdigt wurde.
Bei den Forschungsarbeiten wurde auf
keiner Seite die Grenze des Friedhofes
erreicht. So dürfte das Grabfeld zu
einem Viertel, allenfalls einem Drittel,
erforscht worden sein, so dass mit mehr
als 300 Gräbern gerechnet werden kann.
Unter dem Einfluss des beginnenden
Christentums im Moselraum wurde diese
Beigabensitte allmählich verdrängt. Der
Legende nach hat Helena, die Mutter von
jenem Constantin I., das Kreuz Christi
aufgefunden und lebte als fromme
Christin. Als ihr Sohn an der Milvischen
Brücke den Heiden Maxentius besiegt
hatte, soll er sich aus Dankbarkeit dem
Christentum zugewandt und damit ein
Versprechen eingelöst haben, das er vor
der Schlacht gegeben hatte. Den Beinamen
der Große verdankt er der
Erhebung des Christentums zur
Staatsreligion. Er selbst hat sich indes
die Taufe erst am Totenbett geben lassen.
|
Besonders
in der orthodoxischen Kirche
werden Kaiser Konstantin nebst
seiner Frau Helena als große
Heilige verehrt. |
Vermutlich hat der Neefer Petersberg
in dieser geschichtlichen Epoche den
Namen erhalten, galt doch Petrus als der
Lieblingsheilige der Römer. So trug das
Gotteshaus, das auf dem frühchristlichen
Gräberfeld nicht gefehlt haben dürfte,
vermutlich auch schon das Patronat des
hl. Petrus. Solche Peterskirchen finden
sich vor allem an markanten Punkten des
Moseltales, wie beispielgebend auf dem
Neefer Petersberg und haben oft die
vormaligen heidnischen Kultstätten
gegenstandslos werden lassen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit haben
die Siedler am steilen Südhang des
Berges Weinbau betrieben, kann man doch
die Römer als die Bahnbrecher der
moselländischen Weinwirtschaft
betrachten und ist eine andere
landwirtschaftliche Nutzung auf dem
schmalen und felsigen Gelände auch nicht
vorstellbar. Zudem ist die vorgefundene
Lage am südlichen Steilhang für einen
Qualitätsweinbau geradezu optimal. Noch
heute zählen die dort geernteten Weine
zu den besten der gesamten Region. So ist
die Auffindung eines römischen
Rebmessers als Grabbeigabe nicht
überraschend, da solche Messer
vornehmlich zum Rebschnitt und zur
Laubarbeit an den Reben eingesetzt
wurden.
So rekonstruiert Archäologe Back das
in einem Grab aufgefundene
Schneidewerkzeug, das er als ein
Rebmesser erkennt. Es zeigt einen Geraden
Rücken und eine zur Spitze gezogene
Scheide.
Römische Winzermesser gab es in
verschiedenen Formen.
Auch der Fund einer Glasflasche als
Grabbeigabe kann in die spätrömische
Zeit datiert werden. So ist nicht
auszuschließen, dass diese mit Wein
gefüllt einem Freund des Weines als
Wegzehrung ins Jenseits galt.
Auf den Verzehr von Wein deutet auch
ein am Nordhang des Petersberges
gefundener kleiner römischer
Einhenkelkrug. Solche Gefäße waren am
Boden abgerundet. Zum Hinstellen waren
sie somit nicht geeignet und eher zum
alsbaldigen Verzehr von Wein vorgesehen.
|
Heute
gibt es noch in Neef die
Gemarkung Furt, die zur bis hin
zur Mosel reicht und auch noch
das Flussbett mit einschließt.
Eine Furt deutet auf eine seichte
Stelle im Wasser hin, die leicht
mit einem Fuhrwerk durchfahrbar
war. Heimatforscher Schommers
vermutet, dass durch diese Furt
römische Transporte zu dem
Weinweg gelangten, der in der
Eifel in die bedeutende
Römerstrasse Trier Köln
einmündete. Sollte diese Annahme
zutreffen, dann wäre nicht
auszuschließen, dass auch Wein
aus Neefer Hängen als
Handelsware durch diese Route
transportiert worden ist. |
Heute gibt es noch in Neef die
Gemarkung Furt, die zur bis hin zur Mosel
reicht und auch noch das Flussbett mit
einschließt. Eine Furt deutet auf eine
seichte Stelle im Wasser hin, die leicht
mit einem Fuhrwerk durchfahrbar war.
Heimatforscher Schommers vermutet, dass
durch diese Furt römische Transporte zu
dem Weinweg gelangten, der in der Eifel
in die bedeutende Römerstrasse Trier
Köln einmündete. Sollte diese
Annahme zutreffen, dann wäre nicht
auszuschließen, dass auch Wein aus
Neefer Hängen als Handelsware durch
diese Route transportiert worden ist.
Etwa 150 m südöstlich vom Kloster
Stuben, das selbst in seinen Fundamenten
römische Baureste aufweist, wurde ein
römischer Gutshof lokalisiert. Er
könnte Mittelpunkt eines Weingutes
gewesen sein. Eine weitere kleinere
römische Siedlungsstelle wurde 400 m
südlich des Klosters ausgemacht, wo
vermutlich jene Untertanen untergebracht
waren, die sich mit der Bestellung der
Weinberge beschäftigten.
|
So
kann man sich eine römische
Villa Rustica im
Bereich des Petersberges
vorstellen. |
Die Grundform solcher
landwirtschaftlichen Anwesen waren
ziemlich einheitlich. Sie bestanden aus
einem Hauptgebäude, dem Herrenhaus und
einigen Nebengebäuden, zu denen
Gesindehäuser, Speicher, Scheunen,
Ställe, Geräteschuppen u.a. gehörten.
Zu dem Herrenhaus gehörte stets auch ein
Bad.
Auch bei Erweiterungsarbeiten des
heutigen Friedhofes auf dem Petersberg
traf man mehrfach, zuletzt im Jahre 1935,
auf spätrömische Siedlungsspuren.
Zahlreich gefundene Fragmente von
Leisten- und Hohlziegeln schließen auf
eine solide Innenbebauung. Mehrere
aufgelesene Ziegel tragen Stempel, die
vornehmlich bei den staatlichen
Großbauten in Trier auftraten. Viele
Scherben von feinem Tafelgeschirr
brachten besondere Beachtung. Dies alles
lässt darauf schließen, dass hier ein
Gutsherr aus der führenden Schicht
angesiedelt war.
Ein
weiteres römisches
Gräberfeld soll 1952
beim Rigolen nordwestlich
des Petersberges... |
|
|
|
...
mehrfach angeschnitten
worden sein. |
|
Römische Funde werden auf der
Bergkuppe wie in den angrenzenden
Weinbergen immer wieder aufgelesen. So
manches weitere Relikt wird durch Rigolen
und bei der Errichtung von Wegen oder
auch deren Verbreiterungen keine
Beachtung gefunden haben. Viele Spuren
der Vergangenheit sind so abhanden
gekommen.
Gemäß einer Urkunde von 1251 gab es
ein Landgut in den Wäldern von Neven das
mit einer Siedlung auf dem Petersberg,
genannt Rumpenheim, in Verbindung
gebracht wird. In ihrer
Inaugural-Dissertation nennt
Naumann-Humbeck diesen Ortsdistrikt
Rumpenkirchen. Vermutlich wurde diese
Siedlung aus Mauerresten vormaliger
römischer Gebäude errichtet, wie auch
der Ort Rumpenheim am Main den Begriff
Rumpen auf die Trümmer bzw. auf die
Rumpfstätte eines römischen Kastells
zurückführt. Dieser Ortsbezirk dürfte
im heutigen Burgberg gelegen haben. Bork
nannten die Franken einen übernommenen
römischen Gutshof. Die reine Weinlage
Burgberg war einst riesengroß und zog
sich noch 1832 vom Kloster Stuben bis
oberhalb des Ortes Neef hin. Behauene
rote Sandsteine findet man noch immer in
diesem Bereich und sind oft in
Weinbergsmauern eingearbeitet.
Auch die Peterskapelle auf dem Berg
wird Anfang des 10. Jahrhunderts aus
solchen Resten erbaut worden sein und
nicht aus Bauteilen, die unten im Ort
gesammelt und immer wieder von Engeln auf
den Berg gebracht wurden - wie es eine
Sage so romantisch zu berichten weiß.
Dass dort oben auf dem Berg
Baumaterialien parat lagen, hat man wohl
als einen Wink des Himmels erkannt.
|