Im
vorigen Jahr zur Zeit der Weinernte
beauftragte der Gutsverwalter von Laach
zwei Knechte, den Weinberg eines
Klostergutes zu bewachen. Als einer der
beiden zur Nachtzeit, um sich das lange
Wachen mit Kurzweil zu vertreiben, auf
Scherz sann, rief er mit spöttischen
Worten den Teufel an und sage. Komm
du lieber Teufel, und hüte mir diesen
Weinberg, ich will dir auch Lohn
zahlen. Kaum hatte er diese Worte
vollendet, war auch schon der Teufel da
und sagte: Ich bin bereit. Was also
gibst du mir, wenn ich ihn dir
bewache? Worauf jener: Einen
Korb voll mit Trauben. Dabei stelle ich
die Bedingung, dass du, wer auch nur
immer von der Stunde ab, die Tag und
Nacht trennt, bis zum Tagesanbruch den
Weinberg betreten mag, auf der Stelle den
Hals umdrehst. Das versprach der
Teufel. Als der Knecht, unbesorgt wegen
des Weinberges, nach Hause kam, sagte der
Gutsverwalter zu ihm: Warum bist du
nicht im Weinberg? Er antwortete:
Ich habe meinen Gefährten dort
gelassen. Er meinte nämlich
den Teufel. Der Gutsverwalter aber
dachte, er spreche von dem andern Knecht.
Er sagte zornig: Schnell geh hin,
der eine genügt nicht.
Der Knecht ging, und als er die Warte,
die unterhalb des Weinberges ist, mit
seinem Gefährten hinaufstieg, hörten
sie Mitternacht ein Geräuch, als ginge
jemand zwischen den Reben hin und her.
Der andere, der vom Vertrag nichts
wusste, sagte: Es ist jemand auf
dem Weinberg. Jener antwortete:
Bleib sitzen, ich will
hinuntergehen und nachsehen. Er
stieg hinab, umging den Weinberg von
außen, und da er keine Spur eines
Menschen an der Hecke fand, merkte er,
sein Wächter ist da.
Am Morgen offenbarte er alles seinem
Gefährten, und, da er dem Teufel den
versprochenen Traubenkorb als Lohn
bezahlen wollte, füllte er einen voll
und stellte ihn neben einen Rebenstock.
Dann ging er weg. Als er mit seinem
Genossen kurz darauf zurückkam, war auch
nicht mehr eine Beere im Korb.
Anmerkung zu dieser Überlieferung von
Cäsarius von Heisterbach:
Diese Überlieferung von Cäsarius von
Heisterbach wird auch schon einmal dem
Kloster Ebernach an der Mosel zugeordnet.
Zu jener Zeit, als Cäsarius seine
Aufzeichnungen machte, gab es in Ebernach
(noch) keinen Maria-Laacher-Klosterhof
(S. GERMANIA SACRA, Neue Folge 31,
Erzbistum Trier, 7, Die Benediktinerabtei
Laach, Bearbeitet von Bertram Resmini, S.
285, 286).
Neef allerdings war ab der zweiten
Hälfte des 12. Jahrh. der Zentralort des
Klosterbesitzes von Maria Laach an der
Mittelmosel. Ein großer Hofkomplex dort
galt als Sammel-, Verarbeitungs- und
Verschiffungsstelle aller zustehenden
Weinabgaben und verfügte über
Lagerkapazitäten, Kelter und
Anlegestellen (Resmini S. 296, 322, 323).
Weshalb sollten auch Erträge aus
Laacher Weinbergen in Karden nach Neef
gebracht werden und nicht nach Ebernach?
- was doch viel näher bei Karden lag als
Neef.
Und schließlich sei noch darauf
hingewiesen, dass Helmut Herles
festhält, dass Cäsarius wohl in
Eberbach (im Rheingau - also nicht
Ebernach an der Mosel) verweilte (S. 298,
299).
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erschienen
in: |
Jahrbuch des
Kreises Cochem-Zell, 2006 |
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