Ruine vom Kloster Stuben, wie es Rooke
gezeichnet hatWir schreiben das Jahr
1136. Auf einer Insel im Moselfluss, die
sich Stupa nannte, wohnte zu jener Zeit
der fromme und edle Laie Egelolf. Er war
sehr begütert und führte in
Abgeschiedenheit mit seiner Familie und
den Verwandten ein gottgefälliges Leben.
Seine einzige Tochter Gisela hatte er dem
edlen Ritter von Huntheim versprochen. In
seiner eigenen Kapelle wollte Egelolf den
Bund fürs Leben schließen lassen. Die
Vorbereitungen für das anstehende
Hochzeitsfest liefen schon, wobei die
Moselauen gerade jetzt in der
Frühlingszeit den herrlichsten
Blumenschmuck hergaben. Und hoch oben von
den Nussbäumen schmetterten die
Nachtigallen so freudig ihren Gesang als
probten sie voll Begeisterung das
Hochzeitsständchen.
Giselas Bräutigam hatte sich bereits
nach Trier begeben, um seine Freunde zu
der Feier abzuholen.
Doch, wie sollte es anders kommen!
Gisela saß an einem bedeutsamen
Tage in ihrer Laube ungeduldig
wartend auf ihren ritterlichen
Bräutigam. Die Sonne hielt mit ihr den
ganzen Tag Ausschau. Auch als die Sonne
ermüdend im Westen versank harrte Gisela
immer noch aus, da ihre Liebe niemals
ermüdete.
Endlich erhielt sie den Lohn für ihre
Mühe. Da die Klippen umwindend
eine prächtige Barke! Galant kam
sie entlang und immer näher glitt sie,
bis sie ihren geliebten Ritter erblickte,
der begierig zu ihr aufschaute. Als er
Gisela sah, rief er sie freudig an und
alle seine Freunde winkten ihr zu. Seine
Glut konnte nicht gedrosselt werden zu
der langsamen Bewegung des Schiffes, und
er sprang gewiss zu voreilig
landwärts, um endlich seine
ehrliche Braut zu umarmen. Aber der
Sprung ging ins Wasser, und der
gute Ritter sank hinab, überwältigt vom
Gewicht seiner Begeisterung (oder auch
wegen der Schwere seiner Rüstung
Anmerkung des Autoren). Er tauchte nie
wieder lebend auf.
Gisela weinte nicht, aber ihr Busen
wurde kalt wie das Wasser, das sich über
dem Kopf ihres Liebsten geschlossen
hatte. Sie widmete ihre jungfräuliche
Reinigkeit Gott und begehrte Nonne zu
werden.
Stumm ist sie
hingegangen.
Das Aug war tränenleer,
von wildem Schmerz umfangen.
Nichts bot das Leben mehr
Trotz Lenz und Nachtigallen,
trotz Duft und Sonnenschein,
in eines Klosters Hallen
schloß sich die Treue ein.
Schon bald, es war im nachfolgenden
Jahr, vermachte Giselas Vater sein Haus
mit einer Kapelle, Geld, Weingärten und
alles was er an der Mosel besaß dem
Kloster Springiersbach dergestalt, dass
auf der Insel Stupa ein Kloster erbaut
wird. Dies geschah so. Das Mönchkloster
in Springiersbach erhielt die Aufsicht
über das Nonnenkloster Stuben, in das
nur Töchter des Adels eintreten durften.
Gisela wurde die erste Äbtissin.
Und als Äbtissin
führte
sie ernst und mild den Stab.
Mit Rosen stets sie zierte
des frühverstorbnen Grab,
bis dass am Lenzesmorgen
sie war die Rose bleich,
enthoben allen Sorgen
an Ruh und Frieden reich.
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erschienen
in: |
Heimat
zwischen Hunsrück und Eifel,
Beilage der Rheinzeitung, Nr. 3,
März 2000 |
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