Mit
einer Höhe von 421 m ist der Hochkessel
einer der höchsten Berge des mittleren
Moseltales. Trutzig hebt er sich ab
inmitten der großen Flussschleife, die
in Bullay beginnt und in Senheim endet,
empor. Im Erdaltertum unseres Planeten
war er nach der devonischen Faltung eine
Insel im Urmeer (siehe auch unter Funde). Später
floss die Urmosel an ihm vorbei.
Meterhohes Geröll verrät nach Bullay
hin ihr altes Flussbett.
Schon in der Steinzeit suchten
Menschen Schutz auf seiner Höhe. Dazu
verschanzten sie sich hinter Steinwällen
und rollten den Angreifern Steinbrocken
entgegen. Eine Axt aus hartem Schiefer
(Ochsenauge genannt) aus der mittleren
Steinzeit stammend, wurde auf dem Gipfel
gefunden. Keulen, weitere Äxte,
Schleifsteine, ein Mahltrog mit einem
Mahlstein, auf den benachbarten
Gemarkungen gesammelt, sind
beweiskräftig wie Urkunden. Fremde
Steine machen sogar Handel oder
Kriegszüge wahrscheinlich.
Der Moselfluss wurde schon früh als
Transportweg und auch zur
Nahrungsbeschaffung geschätzt. Folglich
sind auch Spuren aus jener frühen Zeit
im Ort Neef selbst zu finden. In der
Gemarkung Heid könnten einmal die
Heiden, also die vorchristlichen
Ungläubigen, sesshaft
gewesen sein, zumal bei
Ausgrabungsarbeiten in der
Petersbergstrasse (vor dem Bahnbau zur
Flur Heid gehörend) 1977 Scherben einer
Urnenfelderkultur gefunden wurden. Es
handelt sich hierbei um Keramik einer
spätbronzezeitlichen Kulturstufe des 8.
7. Jahrhunderts vor Christus.
Auch die Neefer Flur Heidenpütz
dürfte auf einen vorchristlichen
Ursprung hinweisen. Dort könnten die
Heiden ihren Pütz (Brunnen) gehabt
haben. Reste von Hügelgräbern aus jener
Epoche, die zum Teil beraubt wurden, sind
noch heute erkennbar. Man kann natürlich
nicht ausschließen, dass die Bezeichnung
Heid bedeutet, dass dort
einmal Heidegewächse, wie z.B. Erika,
die Flur bedeckten.
Aus der Späthallstattzeit (6. Jh. v.
Chr.) oder in der darauffolgenden
Laténezeit (5. 1. Jh. v. Chr.)
stammt vermutlich auf dem Hochkessel ein
kleinerer Ringwall. Dabei handelt es sich
um eine rund 140 m lange und bis zu 40 m
breite Bergkuppe, die noch heute mit
Ausnahme der abgestürzten Nordostflanke
ringsum von einem doppelten, etwa ovalen
Steinwall umzogen ist.
Ein immer noch
deutlich erkennbarer Ringwall unterhalb
des Gipfels vom Hochkessel.
An seiner Südostseite beobachtet man
noch Reste einer schwächeren
Vorbefestigung. Zahlreiche Steine des
Walles sind verschlackt, so dass diese
Befestigungsanlage einem größeren Brand
zum Opfer gefallen sein könnte. Neuere
Erkenntnisse lassen jedoch die Vermutung
eher zu, dass längere Zeiten hier
Holzkohle bebrannt wurde. Befindet sich
doch anschließend an den Hochkessel der
Kohlswald /
Kögelswald. Diese
Flurbezeichnung lässt erkennen, dass
hier die Köhler ihrem Handwerk
nachgingen. Vielleicht wurden auch direkt
bei den Holzkohlenlagern Erze geschmolzen
und / oder Eisen geschmiedet. Solche
Vorgänge können, bei mehr als 1000 Grad
Hitze, solche Steinverschlackungen
verursachen. Auffallend ist, dass
verschlackte Steine besonders an
einzelnen Stellen konzentriert
aufzufinden sind, was also die neueren
Vermutungen eher zulassen.
Frührömische Gräber, die teilweise
noch an spätlaténezeitliche Traditionen
anknüpfen, fanden sich wenig
nordwestlich vom Hochkessel (schon fast
im Dorfbereich von Neef).
Auch die Kelten erkannten den Vorteil
eines Flusses. Am Neefer Moselufer
machten sie sich eine Sandbank zunutzen,
die sie Grave (vor der
Moselkanalisierung: Gräf) nannten. Ob
nun an dieser Uferstelle flüchtende
Kelten aus dem Umfeld den Fluss
überquerten, um schutzsuchend auf den
Hochkessel zu flüchten oder ob die
Gallier von hier aus Wein per Floß zum
Transport brachten - sie hatten
schließlich die Holzfässer erfunden, um
Wein zu transportieren - bleibt in Frage
gestellt. Letztere Vermutung findet
Unterstützung darin, dass man annehmen
kann, dass die noch heute bestehende Flur
Rosenberg als Qualitätsweinlage schon
damals als solche Bedeutung hatte, da der
Naturname rosen keltischer Herkunft sein
kann und steil herausragend
bedeutet - was der Lage auch entspricht.
Als überirdische Macht verehrten die
Kelten an speziellen Kultstätten
Naturgötter. Apollo vertrieb
Krankheiten. Der Mars lenkte die Kriege.
Diana, als Göttin der Wälder und des
Lichts, sorgte für Jagderfolge. Merkur
hatte Einfluss auf Geld- und
Handelsangelegenheiten. Jupiter herrschte
über den Himmel. Ihre Kultstätten
hatten die Gallier häufig an besonders
hervorragenden Punkten. Die Opferrituale
verrichteten die Druiden, die einen
priesterhaften Stand hatten. Sie
verwendeten bei Kulthandlungen mit
Vorliebe die Mistel, wenn sie auf einer
Eiche aufgewachsen war. Auf Feuerstätten
wurden junge Tiere wie Rinder, Schafe,
Hunde und Schweine, aber auch Menschen,
wahrscheinlich gefangengenommene Gegner,
geopfert. Eine Kultstätte dürfte auf
dem südlichen Ausläufer des
Hochkessels, auf dem Petersberg, gewesen
sein, so vermutet es Pauly. Funde dort,
wie Tränentöpfchen, in denen
verflossene Tränen während der
Opferzermonie eingesammelt wurden,
scheinen es zu beweisen. Und noch heute
verbindet ein uralter Gradweg den
Petersberg mit dem Hochkessel.
Nachdem die Römer das hiesige Gebiet
erobert hatten, wuchs Trier zu einer
mächtigen Handelsmetropole heran. In
dieser Ära wurden die so bedeutenden
Römerstraßen gebaut. Am Hochkessel
führte eine solche Römerstraße vorbei.
Sie verband die beiden Höhenstraßen,
die rechts von der Mosel von Bingen und
links von Andernach aus auf Trier
zuliefen. Gleichzeitig brachte sie die
kürzeste Verbindung von Frankfurt zu den
Niederlanden.
Der Hochkessel verlor in der folgenden
Geschichte seine Schutzfunktion. Der
Petersberg trat nunmehr in der
Vordergrund. Dort bildete sich eine neue
Ansiedlung um eine römische Festung
herum und aus dem keltischen Naaf wurde
das römische Naves.
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Neef
in der Frühgeschichte |
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erschienen
in: |
Heimat
zwischen Hunsrück und Eifel,
Beilage der Rheinzeitung, Nr. 9,
September 2003 |
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Scherben |
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Der keltische
Vegetations-
und Weingott Sucellus (Fundort:
Trier) |
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Tränentöpfchen |
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Reste des
Ringwalles |
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Verkohlte Steine |
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Literaturnachweise: |
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Beck, C. H. -
Die Kelten
Blümling, Franz Josef -
"Der mystische Hochkessel
bei Neef", Beilage der
Rheinzeitung Heimat
zwischen Hunsrück und
Eifel Nr. 9, September 2003
Dittmaier, Heinrich -
Namensforschungen
rheinischer Flurnamen
Mathar, Ludwig - Die Mosel
Paczensky, G. von -
Kulturgeschichte des Essens
und Trinkens
Pauly, Ferdinand - Siedlung und
Pfarrorganisation im alten
Erzbistum Trier
Schommers, Reinhold - St.
Aldegund an der Mosel, Portrait
eines Winzerdorfes
Friederichs, Alfons - Gilles,
Karl-Josef - Wolpert, Wolfgang -
Ediger-Eller an der
Mosel |
Bildnachweise: |
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Foto Hochkessel
- Blümling, Franz Josef
Scherben - Bergen, Kurt -
"Weinort Neef in Wort und
Bild, 1981
Foto Steinwall - Blümling, Franz
Josef
Weingott Sucellus - Loeschcke,
Siegfried - Denkmäler vom
Weinbau aus der Römerherrschaft
an Mosel, Saar und Ruwer |
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