In
alten grauen Jahren hatten die Neefer
ihre Kirche unten im Thale, hier auch
begruben sie damals ihre Toten. Die
Kirche stand mehrere Jahrhunderte; da
machte ihre Baufälligkeit und die
zunehmende Zahl der Einwohner eine neue
nötig und sie rissen die langgebrauchte
ab, um an ihrer Stelle eine andere,
schönere aufzurichten. Alles im Dorfe
legte Hand an, mit dem größten Eifer
schaffte man die Baumaterialien herbei.
Die Bemühungen der Dörfner
unterstützten mit Geld und Rath die
edlen Fräulein des benachbarten Klosters
Stuben. Aber wie erstaunte man jeden
Morgen! Steine, Gehölz, kurz Alles, was
man gestern zusammengebracht hatte, fand
sich heute oben auf der Höhe. Anfangs
glaubte man, böswillige Menschen machten
sich Nachts den Spaß, der Anstrengungen
des ganzen Dorfes auf diese Weise zu
spotten. Endlich nach Verlauf mehrerer
Tage, wo der Raub sich immer wiederholte,
beschlossen die Beherztesten des Dorfes,
die Nacht bei dem Herangeschafften zu
verbleiben. Erwartungsvoll standen sie da
und harrten; siehe, da glitten auf einmal
von dem stillen, sternbesäten
Mitternachtshimmel leichtbeschwingte
Geister hernieder, die man als Engel
erkannte. Durchbebt von frommen Schauer
fielen die Wächter alsbald auf ihre
Kniee und beteten; die heilige Schar aber
trug mit Blitzeseile Alles hinauf nach
der auserwählten Stelle. Jetzt erst
erkannte man den Willen des Himmels; die
Kirche wurde am selbigen Orte aufgebaut
und neben ihr weihte man den Kirchhof
ein. Seit der Zeit, so oft ein Einwohner
von Neef stirbt, geleitet man ihn hinauf
und legt ihn dort auf luftiger Höhe zum
langen Schlafe nieder.
Die Klosterfräulein von Stuben
erhielten, ihrer Unterstützung wegen,
Theil an der neu aufgebauten Kapelle und
an bestimmten Tagen des Jahres sah man
die frommen Jungfrauen nach ihr
hinaufwallen.
Der Hintergrund dieser Sage könnte
folgender sein:
Als für Neef eine neue Kirche gebaut
werden musste, da das alte Gotteshaus
baufällig geworden war, wollten die
Neefer Bürger durchaus wieder ihre
Pfarrkirche im Ort haben, was aber dem
Kloster Stuben nicht so recht passte.
Der für Neef zuständige Pfarrer war
in Stuben untergebracht. Ein ständiger
Weg zu seiner Pfarrei wurde ihm wegen der
doch etwas weiten Entfernung nicht
zugemutet.
Und oben auf dem Petersberg lagen noch
Reste einer vormaligen Siedlung aus der
römischen und fränkischen Zeit, die
sich für den Bau einer neuen Kirche
durchaus eigneten. Dies deutete man als
einen Wink Gottes (der allerdings der
Sage nach seine Engel zum Transport der
Materialen auf den Berg einschaltete). So
hatten die Gläubigen aus Neef und der
Pfarrer aus Stuben jeweils die halbe
Strecke zu ihrem Gotteshaus zu
verrichten.
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erschienen
in: |
Paulinus,
Trierer Bistumsblatt, 8. August
1993, 119. Jahrgang, Nr. 32 |
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