Ein
Ritter war so fromm und gerecht in der
Erstattung seines Zehnten, dass ihm alles
daran gelegen war, ihn ohne Verzug,
Arglist und Betrug zu bezahlen. Er besaß
einen Weinberg, der jährlich ungefähr
zehn Fuder Wein einzutragen pflegte.
Eines schönen Tages wurde, wie sich
nachher herausstellte, mehr durch Gottes
Willen als durch Ungunst des Wetters,
nach der Auslese und Mostbereitung nur
ein Fuder geerntet. Als dies der Ritter
hörte, sagte er zu seinem Knecht:
Was mein war, hat mir Gott
genommen. Ich werde ihm seinen Teil nicht
entziehen. Geh zu dem Priester und
erstatte ihm dieses Fuder als
Zehnten. Und so geschah es. Als zu
eben derselben Zeit der Priester, ein
Zwillingsbruder des Ritters, bei dem
besagten Weinberg vorbeikam, fand er ihn
voll von Trauben. Rasch ging er zum
Bruder, um ihn wegen seiner
Nachlässigkeit zu tadeln und sagte:
Warum hast du deinen Weinberg noch
nicht geerntet? Jener antwortete:
Es ist längst gelesen.
Nicht doch, sagte der
Priester, noch eben habe ich den
Weinberg voll gesehen. Man sah nach
und fand es so, und in keinem Jahr waren
die Früchte üppiger als in diesem. Anmerkung
zu dieser Überlieferung des Cäsarius
von Heisterbach:
Cäsarius bemerkt in seiner
Überlieferung: Dies ward uns damals
gleich erzählt, und ich bedaure, dass
ich den Namen des Ritters und des Ortes
nicht behalten habe.
In Wiedergaben wird diese
Überlieferung zumeist Neef, zumindest
dem nahen Umfeld von Neef, zugeordnet.
Nach eigenen Recherchen könnte es
sich bei dem erwähnten Ritter um den
Ritter von Buch gehandelt haben. Es gab
in Neef einen großen Weinberg, der von
einem Hof aus, dem Bucher Hof, verwaltet
wurde. Er gehörte vermutlich schon 1140
dem Ritter Fridelo de Brouch, der als
Siegler in einer Urkunde, die das Kloster
Stuben betrifft. Auch als Ritter hatte er
dem Kloster Stuben den Zehnten zu zahlen.
|
|