Das
Leben im Mittelalter spiegelt sich
längst nicht nur in nüchternen
urkundlichen Aufzeichnungen und
wissenschaftlichen Ausarbeitungen wieder. Überlieferungen
durch Sagen und auch durch Erzählungen
unserer Altvorderen, die in
phantasievoller und romantischer Weise,
oder auch in derber Sprache ohne
Umschweife dargestellt und verbreitet
werden, haben oft einen konkreten
geschichtlichen Hintergrund. Erkennt man
diesen und lässt ihn in einen Aufsatz
einfließen, dann kann dieser dadurch
belebt und auch verständlicher gemacht
werden. Sie lassen die Stimmung der
damaligen Zeit erkennen. Wir können
mitfühlen, weshalb man sich freute und
wie gefeiert wurde aber auch wie
die einfachen Bürger allzu oft in
Ängsten lebten und wie groß ihre
Drangsale waren. Zudem erkennen wir einen
tiefen Volksglauben in der damaligen
Zeit.
Der Ort Neef, das Kloster Stuben und
die Einsiedelei können eine Fülle
solcher Überlieferungen vorweisen. So
wurde ein gerechter Weinbergs-Verwalter
göttlich belohnt. Dämonen bewachten
Wingerte. Heimburger soffen um die Wette.
Bauern versuchten beim Zahlen des
Wein-Zehnten zu tricksen. Weshalb steht
die Peterskapelle auf dem Berg? Und warum
heißt die Bergkuppe auf dem Petersberg
Eulenköpfchen? Erstaunlich
sind auch die sagenhaften
Überlieferungen vom Kloster Stuben.
Reliquien wurden verehrt und seltsame
Wunder geschahen. Dämonen und Teufel
treten auf. Vom Alltagsleben der Nonnen
wird überliefert. Menschliche Schwächen
und Zweifel bleiben nicht unerwähnt.
Einsiedler konnten sehr fromm sein, aber
auch eine leicht-lockere Lebensweise
haben. Weshalb hießen die Grafen von
Neef Spanheimer? Was war nur in die
liebestolle Burgfrau gefahren? Grausame
und gute Ritter treten in Erscheinung.
Viele dieser Überlieferungen kann man
dem bedeutendsten Erzähler des
Mittelalters in Deutschland, Caesarius
von Heisterbach, verdanken. Er dürfte
wohl des öfteren im Kloster Stuben und
auch bei den Grafen in der Neefer Burg
verweilt haben. Wurde er doch von dem
Kloster Heisterbach auf Visitationsreisen
geschickt. Ein Schwesterkloster von
Heisterbach war die Abtei Maria Laach.
Laach wiederum hatte in Neef einen
großen Klosterhof. So wird er auch dort
gewesen sein und Berichte geschrieben
haben. Die Verbindung zu Stuben kam
dadurch automatisch, da dieses
Nonnenstift die Kirchenhoheit über Neef
hatte und die im Neefer Burghaus
residierenden Grafen von Sponheim hielten
auch über Stuben Gericht.
Sammelt die Stücklein, damit
sie nicht verderben. Ein
unwiederbringlicher Verlust wird es sein,
wenn etwas vergessen würde und
unterginge, was der Nachwelt zur Erbauung
dienen könnte empfiehlt
Caesarius seinen Novizen im Kloster
Heisterbach. Wenn ich alles
erzählen wollte, was zu meiner Zeit
Wunder war, das heißt gegen den
gewohnten Lauf sich zugetragen hat, mir
würde eher die Zeit fehlen als der
Stoff fährt Caesarius fort.
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Stich:
Caesarius belehrt die Novizen |
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erschienen
in: |
Heimat
zwischen Hunsrück und Eifel,
Beilage der Rheinzeitung, Nr. 12,
Dezember 1999 |
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