Neefer Stückelcher und
Originale
- Die ersten Hundert |
von Franz
Josef Blümling |
Liebe Leser meiner Neefer Chronik,ich
spreche einmal die Neefer an, oder auch
Leute, die mit diesem Ort verwachsen
sind. Habt ihr schon einmal eine
Begebenheit gehabt, die amüsant oder von
Besonderheit ist? Ich möchte diese in
der Chronik an diesem Platz festhalten.
Wenn solche Geschehnisse nicht
festgehalten werden, sind sie irgendwann
für die Nachwelt für immer verloren.
Dies wäre doch schade!
Halten wir es doch mit dem größten
Geschichteerzähler des Mittelalters, dem
Mönchen Caesarius von Heisterbach. Er
hat seine Stücklein, die er
auf seinen Visitationsreisen erlebte oder
solche, die man ihm zugetragen hatte,
fleißig notiert und seiner Nachwelt
hinterlassen wie es in dieser
Chronik auch unter 20. Sagen und
Erzählungen so festgehalten ist.
Nehmen wir seinen Rat an, den er seinen
Klosterschülern gegeben hat:
Sammelt die Stücklein, damit sie
nicht verderben. Ein unwiederbringlicher
Verlust wird es sein, wenn etwa vergessen
würde und unterginge, was der Nachwelt
zur Erbauung dienen könnte.
1. |
Neefer Wind |
2. |
So streng waren hier
die Bräuche |
3. |
Von der besoffenen Sau |
4. |
In die Haus ....
! |
5. |
Meine erste Tafel
Schokolade |
6. |
Ottmar rettete eine
Madenschmeer |
7. |
Wie ein Dreckschwein
vor dem Ersäufen gerettet wurde |
8. |
Und noch ein
Stückelchen von einem Schwein |
9. |
... und wenn du
nicht den Teller leer isst, dann
geht es dir wie dem Stubener
Hund! |
10. |
Da hatte der
Mils-Alfons mit dem
Bartels-Häns noch
ein Hühnchen zu
rupfen |
11. |
Über die Brüste der
Frauen in Algerien |
12. |
Bitte, bitte,
nicht noch einmal den Sarg auf
den Kopf stellen! |
13. |
Warum die Angler
plötzlich in Panik gerieten |
14. |
Dem Alois seine
Schmerzen im
Schwelles |
15. |
Man muss sich
nur zu helfen wissen! |
16. |
Der rettende Tisch |
17. |
Das war nun auch kein
freundlicher Akt von Onkel
Fritz! |
18. |
Es gibt viel zu tun
irgend wann packen wir es
an! |
19. |
Ich wollen zu
Herberge(n) |
20. |
Karl spring, do
es en Kaul! |
21. |
Scheids Spitz
war spitz auf Bremms Bobby |
22. |
Waidmannsheil erntete
nicht Weidmannsdank |
23. |
Na denn mal
Petri Heil! |
24. |
Dumm gelaufen
oder: Die Geschichte mit den
Erdbeeren |
25. |
Eine recht
schauerliche und beeindruckende
Geschichte |
26. |
Der Schokoladenpudding
auf dem Fensterbrett |
27. |
Rohe Eier verwahrt man
nicht in der Hosentasche! |
28. |
Außen Hui
Innen Pfui! |
29. |
Das war nun wirklich
kein Beitrag zur
Völkerverständigung! |
30. |
Für 5 Groschen
Hau-mich-blau |
31. |
Nach dem
Summer kommt der
Herbst |
32. |
Dem
Schuster-Lud seine
Kirschen |
33. |
Der Aldegunder
Geißenbock stand nicht auf eine
Neefer Geißendame |
34. |
Heringe in der Mosel
zu wässern ist nicht verboten! |
35. |
In dubio pro reo!
Im Zweifel für den
Angeklagten! |
36. |
Ques que ce -
dat lo da? |
37. |
Der Versuch, dem
Französisch-Unterricht zu
entgehen |
38. |
Struppi im
Kaninchenstall |
39. |
Wie das Fell von der
Kuh vom Treise Pitter versoffen
wurde |
40. |
Sind sie der
Herr Rommel? |
41. |
Dat Ding met der
Bachermaschin und die
Meinung von Experten |
42. |
Was sollen die
Mädchen im Gesangunterricht
ihre Zeit verplempern? |
43. |
Immer diese
Neuerungen! |
44. |
Ein Intermezzo der
besonderen Art |
45. |
Ein und für alle Mal:
Es gibt das Moselkraftwerk
Neef und nicht das
Moselkraftwerk St.
Aldegund |
46. |
Der
Proffe-Klub ging
fringse |
47. |
Ein trauriges
Stückelche |
48. |
Neefer BdM-Mädchen
bei einem gemeinsamen
Gottesdienst |
49. |
Eine merkwürdige
Zeremonie bei der Trauung vom
Wanisch Jupp mit der
Bremms Liss |
50. |
So wurde ich
aufgeklärt |
51. |
Schwimmen lernten wir
im "Seich-Kempel" |
52. |
Ich hatte Unkeusches
gesehen |
53. |
So wurden wir damals
frisiert |
54. |
Dem Täter auf der
Spur |
55. |
Die Vortäuschung
einer falschen Tatsache |
56. |
"Gespensterklopfen" |
57. |
Wenn auch die Jahre
vergehen, bleibt doch die
Erinnerung wach! |
58. |
Beim Angeln tranken
wir Kellergeister
Gold |
59. |
So klein ist die Welt:
Zwei Neefer treffen sich in
Nassau auf den Bahamas |
60. |
Weshalb wir gegen die
Fußball-Mannschaft von
Lötzbeuren doch noch klar
verloren |
61. |
Wie mein Rabe Jakob
dem Lehrer Höhnen ins
Klavier schiss |
62. |
Und so bildete sich
der Flötenchor
Klingson |
63. |
Mit der Lore nach
Bullay ins Kino |
64. |
Der perfekte Esel |
65. |
Ein misslungener
kultureller Beitrag in der Zeit
nach dem Krieg |
66. |
Die Fährbude |
67. |
Sondermüll-Entsorgung
anno dazumal |
68. |
Der pflichtbewusste
Feuerwehrmann |
69. |
Die Strafe für das
Rauchen und wie ich diese leicht
verbüßte |
70. |
Das Neefer
Moselhöhenstadion |
71. |
Über die Wolllust der
Neefer Grafenfrau |
72. |
Na und? |
73. |
Weshalb es auf der
Bahnstrecke so viele
Pflaumen-Bäume gibt |
74. |
Bei Großer Gott
wir loben dich .... ging
mir fast die Puste aus |
75. |
Wie der Hermann Josef
Holzknecht doch noch ein
brauchbarer Flötist wurde |
76. |
Weshalb es im Jahr
1947 erstmals auf der Neefer
Kirmes bei Kastners keinen
Quetsche-Kooche gab |
77. |
Dumm gelaufen |
78. |
Was Brombeermarmelade
nicht alles bewirken kann |
79. |
Eine andere
Möglichkeit, um nicht an die
Front zu kommen |
80. |
Weshalb es auf dem
Neefer Straßenweinfest den
Wildschweinebraten gibt |
81. |
Das Schlitzohr Carl
Josef Kreuter |
82. |
Wer Fluppes trinkt und
Stumpen raucht, dem wird gar
übel in dem Bauch! |
83. |
Die
Schwarzschlachterei
nach dem Krieg |
84. |
Herr Lehrer, der
Ofen dülkt! |
85. |
Wie wir mit einer
"Wunderwaffe" die
Aldegunder angreifen wollten |
86. |
Die
Napoleonfreunde |
87. |
Eine traurige
Weihnacht |
88. |
So hatte sich der
Mathias Josef Schenk das nicht
vorgestellt! |
89. |
Eine Behandlung durch
die Berje Trot |
90. |
So wurde ich ein
Neefer |
91. |
Warum der Herr
Professor so plötzlich
nach Hause wollte |
92. |
Hungersteine |
93. |
Das schönste
Kriegerfest, was es in Neef je
gab |
94. |
Nun denn einmal
bon appétit
Monsieurs |
95. |
Da wurde unserem
Lehrer Angst und Bange! |
96. |
Oui joi joui ! - das
hätte auch schief gehen können! |
97. |
Der Kolonialwaren- und
Samenhändler Jakob Löscher |
98. |
Das Neefer Osterfeuer
anno 1949 |
99. |
Die frühere
"Klennerei" |
100. |
Da mussten doch die
Neefer auf der Kirmes den
Fluppes trinken |
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Neefer Wind Der
Ort Neef hatte in früheren Zeiten die
zweit meisten Weinberge an der Mosel
gemessen an der Einwohnerzahl. Den
Neefer Bürgern ging es finanziell recht
gut.
Wenn nun die Neefer dem Nachbarort
einen Kirmesbesuch abstatteten, putzten
sie sich arg heraus. Die Frauen gingen
vorher zum Friseur, trugen schöne
zumeist neue Kleider und schicke große
Hüte - Männer erschienen mit eleganten
Anzügen. Man hatte ja schließlich das
Geld zu diesem Aufputz, was man auch so
zeigen wollte. Die Bürger aus den
Nachbarorten beobachteten diese
Aufführung mit Neid und Häme. So
meinten sie spöttisch zu dieser
Aufführung, das sei der Neefer Wind.
Anmerkung des Autoren: Was in der
Chronik berichtet wird entspricht den
Tatsachen und ist belegt das ist
kein Neefer Wind!
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So streng
waren hier die Bräuche Neun Neefer
Junggesellen verfassten folgendes
Manifest:
Am 13. September des Jahres
1958 n. Chr., in der Zeit als Leonhard
Arenz Ortsbürgermeister von Neef, Dr.
Keller Landrat des Kreises Zell, Peter
Altmayer Präsident des Landes
Rheinland-Pfalz, Dr. Konrad Adenauer
Bundeskanzler, Prof. Dr. Theod. Heuss
Bundespräsident der Bundesrepublik ist,
gebe ich folgendes bekannt:
Ich, ehrbarer und keuscher Jüngling,
entsprossen im Jahre des Friedens 1938,
frei von weiblichen Einflüssen,
unangetastet von falschen Begierden und
Gelüsten, schwöre beim Barte des
Propheten, dass ich auch fernerhin ein
freier Mensch bleibe und dem schwachen
Geschlecht widersagen will. Ich bin als
Mann, die Krone der Schöpfung, geboren
als Mann möchte ich auch sterben.
Möge Gott Amor mich mit seinem
tugendlosen Treiben verschonen.
Sollte jedoch wider Erwarten meine
männliche Willenskraft von einem
weiblichen Wesen geschwächt werden und
ich meinen Schwur nicht halte, so will
ich für diese Schmach die gerechte
Strafe erhalten.
Ich verspreche hiermit unwiderruflich,
hoch und feierlich, dass ich, falls ich
mich mit einem Weibe ehelichen lasse,
alle meine unten aufgeführten Freunde an
einem Abend in der Gaststätte Schmitz
einlade. In dieser Gastwirtschaft erlaube
ich jedem meiner eingeladenen Freunde
für mindestens 5 DM (in Worten: fünf
Deutsche Mark) in alkoholischen
Getränken zu verzehren welche Art
von Getränken zu sich genommen wird,
stelle ich einem jeden frei. Die
Rechnung, die mindestens 40 DM betragen
muss, werde ich begleichen. Die
Mindestsumme von 40 DM darf nicht
unterschritten werden. Fall sie jedoch
überschritten wird, liegt es an mir, den
Mehrbetrag zu zahlen oder nicht. Der
genannte Abend soll innerhalb von einem
Monat unter Ausschluss von weiblichen
Wesen vor meiner Hochzeit stattfinden.
Den genauen Termin kann ich bestimmen.
Sollte mich jedoch das große Unglück
treffen, dass ich als erster ein Weib zu
mir nehme, so will ich eine noch härtere
Strafe erhalten. Ich will in diesem Falle
den Mindestbetrag um das Doppelte
erhöhen.
Möge die Göttin der Gerechtigkeit,
Justitia, mit Wohlgefallen auf meinen
Entschluss hernieder schauen und an ihm
keinen Tadel finden.
Unterschriften von:
Heinz Werner Kreuter
Werner Nelius
Erich Markert
Arnold Supplieth
Rudi Bremm
Reinhold Schilken
Franz Josef Blümling
Hermann Josef Holzknecht
Franz Josef Kaufmann
Diese Urkunde wurde in einem Safe bei
der Bank verwahrt und bei Bedarf
entnommen. Eduard Rink war der
auserkorene Zermonienmeister. Er trug die
Schrift voran auf einem roten Samtkissen
wenn sich die Verschworenen bei Einbruch
der Dunkelheit zum Schwachgewordenen hin
bewegten. Dort wurde dann die Urkunde
öffentlich verlesen. Der Delinquent
bekannte sich für schuldig und wurde zum
Gasthaus Schmitz geführt, wo er die
gerechte Strafe zu verbüßen hatte.
P.S. Ein Schoppen Wein ( ¼ Ltr.)
kostete zu jener Zeit 0,40 DM
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Von der
besoffenen Sau Herr Alois Bremm war
dabei, den Schweinestall zu misten und
ließ deshalb der Sau im Hof freien Lauf.
Diese schnüffelte überall neugierig
herum und fand in der Scheune ein kleines
mit Wein gefülltes Fass. Es war der
Hauswein, den Alois in einen Krug
abfüllte, wenn er in den Weinberg ging.
Das Schwein schnupperte so am
Spundpfropfen des Fässchens herum, dass
sich dieser löste und der Wein
ausströmte. Das Tier bekam Geschmack an
dem Wein und soff so viel davon, dass es
ziemlich schnell besoffen war und sich
mitten auf den Hof hinlegte und die Welt
mit großen Augen anstarrte. Laufen
konnte es nicht mehr.
Alois sah dies mit Schrecken und
vermutete, die Sau hätte eine schlimme
Krankheit. Eine Notschlachtung stand an.
Sofort rief er den Hausschlachter, der
das Vieh auch umgehend zur Strecke
brachte.
Sehr verärgert sah Alois später,
weshalb die Sau sich so merkwürdig
verhielt. Die Schlachtung des Schweins
war eigentlich nicht notwendig und auch
noch längst nicht angesagt.
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In die
Haus .... ! Die Amerikaner
kommen! Immer deutlicher hörten
wir das Rasseln der Panzerketten. Keiner
durfte sich mehr auf der Straße
aufhalten. Vorsichtshalber flüchteten
die Leute in die Keller nur unser
Nachbar Alois Buschbaum nicht. Er war
wohl ein mutiger Mann und hatte sich
nichts vorzuwerfen. Auch er hielt Hitler
für verrückt und sehnte sich die
Befreier herbei. So setzte er sich vor
sein Haus auf einen Stuhl und wartete ab,
was da kommen mag. Die Amerikaner kamen -
in Zweierreihen - mit entsicherten
Gewehren im Anschlag - mitten drinnen die
Panzer. Als sie Alois so furchtlos da
sitzen sahen, trauten sie ihren Augen
nicht und schrieen in die Haus
in die Haus! dabei ballerten
sie drauf los - schossen allerdings
bewusst an Alois vorbei. Dieser nahm in
größter Not seinen Stuhl und raste in
gebückter Haltung die Gasse hoch, rechts
und links von ihm sprühten die Funken
von den Geschossen bis er sich endlich
sturzartig in (sein) die Haus
rettete.
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Meine erste
Tafel Schokolade Ich war zwar auch
nicht in den Keller geflüchtet, hatte
mich aber hinter einem Stapel
Bohnenstangen im Hof gut versteckt. Doch
das Schauspiel um Onkel Alois hatte mich
etwas aus meinem Versteck rausgelockt.
Und schon sah mich ein Amerikaner, der
auf einem Panzer saß. Es war ein Neger.
Noch nie im Leben hatte ich einen Neger
gesehen außer der kleinen
Negerfigur, die Weihnachten vor der
Krippe in der Kirche stand, und die immer
mit dem Kopf nickte, wenn man in sie
etwas Geld einwarf. Der Neger der
seitwärts auf dem Panzer saß lachte mir
zu, stieg ab und gab mir eine Tafel
Schokolade. Es war die erste Schokolade
die ich sah. Weil sie so schwarz war,
fand ich einen direkten Zusammenhang zum
Neger. Mit der
Neger-Schokolade lief ich
stolz zu den Leuten in den Keller und
erzählte auch, was sich um den Onkel
Alois zugetragen hatte.
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Ottmar
rettete eine Madenschmeer Nachbar
Ottmar, er war etwas älter als ich,
wollte auch mutig gewesen sein. Er stand
angeblich auf der Straße, als die
Amerikaner kamen und aß, wie er
erzählte, gerade eine
Madenschmeer (Brotscheibe mit
Magerquark). Und der Amerikaner soll zu
ihm gesagt haben Boy, ich dir
nichts tue, du sein ein armes Kind, du
essen eine Madenschmeer. Ottmar
wollte sich wohl wichtig tun und alle
lachten über seinen Bericht.
Nachweis: Aus den Erinnerungen und
eigenen Erlebnissen des Autoren
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Wie ein
Dreckschwein
vor dem Ersäufen gerettet wurdeFolgende
wahre Geschichte spielte sich im Jahre
1963 ab:
Es war an einem sehr heißen und
schwülen Tag. Sehr lange hatte es nicht
mehr geregnet. Drei Neefer Jungwinzer
saßen in der Gastwirtschaft vom August
Boos und erfreuten sich ihres Lebens. Man
war mit Gott und der Welt zufrieden. Doch
plötzlich, so gegen Abend, zog ein
starkes Gewitter auf. Sintflutartiger
Regen ergoss sich über Neef. Es goss wie
aus Kübeln. Da es schon so lange nicht
mehr geregnet hatte, sagte einer der
Dreien scherzhaft: Da draußen
regnet es Goldstücke. Auf der Kehr
löste der starke Regen eine gewaltige
Schlammlawine aus. Die Erdmassen ergossen
sich über die Bahnstrecke hin zu dem
Ortsteil Reiz. Von all diesem bekamen
jedoch die drei Zecher nichts mit. Man
scherzte weiter. Doch dann wurden sie
jäh aus der Gemütlichkeit gerissen. Die
Eingangstür sprang ruckartig auf und die
Frau eines Zechers stürzte in die
Gastwirtschaft und schrie: Hans,
komm schnell nach Hause, das Schwein
ersäuft uns! Hans war entsetzt und
lief raus. Auch Gerhard und Kurt sprangen
auf und liefen mit Hans zu dessen Anwesen
in der Reiz. Da man schon gut
getankt hatte, fiel man
mehrmals hin, was jedoch das Ziel nicht
verfehlen ließ. Beim Hans zu Hause
angekommen, kämpfte man sich gemeinsam
durch den Schlamm hin zum Schweinestall.
Kniehoch stand der zähe Schlamm im
Stall. Da war es! das total
verdreckte Schwein. Es schwamm im Stall
und kämpfte um sein Leben. Gemeinsam
schnappte man das verängstigte Tier und
zog es aus dem Matsch. So wurde es
gerettet. Abgewaschen und abgetrocknet
brachte man das nunmehr pikfeine Schwein
in einen sauberen Raum. Doch die drei
Helfer sahen nunmehr so aus wie das
Schwein vorher jeder wie ein
Dreckschwein dreckig bis zum
Halse. Darüber konnte man herzhaft
lachen und die Rettung der Sau wurde
nunmehr natürlich kräftig begossen.
Übrigens: Oberhalb des Hauses von
Hans steckte an der Bahnstrecke ein Zug
noch mehrere Stunden im Schlamm fest.
Nachweis: Aus den Erinnerungen von
Kurt Bergen, Neef
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Und noch ein
Stückelchen
von einem SchweinDie Familie Wagner
hatte zur Kirchstraße hin einen kleinen
Anbau, in dem sich ein Schweinestall
befand. An der Türe zum Stall war oben
eine Luke. Aus dieser schaute das Schwein
recht oft hinaus, als wolle es draußen
beobachten, was die Menschen so alles
tun. Es hatte sich also auf seine
Hinterbeine aufgestellt, und stützte
sich mit den Vorderläufen auf der oberen
Türkante ab. Dies ergab ein recht
lustiges Bild, und alle Leute, die
vorbeikamen, erfreuten sich daran, und
nicht selten hatten sie auch ein paar
nette Worte für das neugierige Schwein
übrig.
Mein Freund Werner und ich waren auf
dem Weg zur Kirche. Wir hatten als
Ministranten dort in der sonntäglichen
Nachmittags-Andacht zu dienen. Als wir
das Schwein so in seiner Gewohnheit
sahen, kamen wir auf eine Idee, und zwar
stellten wir uns vor, wie lustig es
wäre, wenn das Schwein einen Hut
aufhätte. Schon bei dieser Vorstellung
mussten wir herzhaft lachen. Gedacht
getan! Ich lief nach Hause und
holte von Vater den erstbesten Hut. Durch
den machte ich auf jeder Seite ein Loch
und befestigte darin ein Gummiband, das
ich in Mutters Nähkorb fand. Und nun hin
zum Schwein! Dieses ließ sich auch ohne
weiteres den Hut aufsetzen und das
Gummiband überziehen. Der Erfolg war
riesig! Ein Bild zum kaputtlachen! Die
Leute krümmten sich förmlich vor
Vergnügen. Das Schwein schüttelte den
Hut auch nicht ab. Wenn es einmal kurz in
seinem Stall untertauchte, trat es prompt
mit dem Hut kurze Zeit später wieder
auf. Das Gaudi war nicht zu übertreffen.
Leute, die auf dem Weg zur Andacht waren,
hatten noch in der Kirche das Bild vom
Schwein mit Hut vor Augen und konnten
offenbar nicht zu der gebührenden
Andacht kommen wie Werner und ich
das so beobachten konnten.
Das Schwein allerdings hat seine
Vorstellung damit beendet, in dem es den
Hut samt Gummiband einfach aufgefressen
hat. Und was geschah nun? Das Schwein
bekam eine schlimme Magenverstimmung und
musste geschlachtet werden. Und was
entdeckte der Schlachter im Magen? Vaters
Hut mit Gummiband!
Wir hatten zwar die Leute amüsiert,
aber Werner und ich mussten die Folgen
noch reichlich austragen. Schließlich
war die Schlachtung der Wutz noch längst
nicht vorgesehen und Vater fehlte der
Hut, der nicht sein schlechtester gewesen
sein soll.
Jugenderinnerung von Franz Josef
Blümling
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...
und wenn du nicht den Teller leer isst,
dann geht es dir wie dem Stubener
Hund!... so ermahnten die Eltern
ihr Kind, wenn diesem das Essen nicht
schmeckte und es verschmähte. Der
Ausspruch hatte folgenden Hintergrund:
In Neef lebte eine Familie mit einem
großen Hund, welcher plötzlich nicht
mehr so richtig fressen wollte. Ein
Knecht, der im Kloster Stuben
beschäftigt war, beobachtete dies und
machte den Vorschlag, ihm doch einmal den
Hund zu überlassen. Er wollte dem Hund
das Fressen schon wieder beibringen. Die
Familie willigte ein.
Der Knecht nahm den Hund mit zu seiner
Arbeitsstätte im Kloster. Dieses hatte
schon bessere Zeiten erlebt. Die Pilger
kamen nicht mehr so häufig und die
Meisterin konnte überhaupt nicht
wirtschaften. 38 Nonnen aßen, wie man es
so ausdrückt, förmlich den Kitt
von den Fenstern. Sie lebten in
größter Armut. Und nun soll auch noch
ein Hund zusätzlich beköstigt werden?
Das ging nicht! Der Hund suchte und
suchte nach Essbarem und fand nichts. Er
drohte zu verhungern. Nach einigen Tagen
nahm ihn der Knecht wieder mit nach Neef.
Dort fraß er nun alles, was er
vorgesetzt bekam ja, er soll sogar
rohe Äpfel verzehrt haben.
Überliefert von Kurt Bergen, Neef
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Da hatte der
Mils-Alfons mit dem
Bartels-Häns noch ein
Hühnchen zu rupfenHans
Braun, genannt Bartels Häns
(sein Vater hieß Bartholomäus), war ein
origineller und lustiger Mann, der ganz
schön austeilen konnte aber auch
demzufolge einstecken musste. Er hatte
einmal einen Weinbergs-Pickel
anzuspitzen. So fragte er Alfons Kreuter
(in Neef der Mils-Alfons,
oder auch kurz Mils genannt),
der in seinem Schuppen eine Schmiede
stehen hatte, ob er das für ihn machen
wollte. Alfons war einverstanden und nahm
den stumpfen Pickel in Empfang. Er hatte
jedoch mit dem Häns noch ein
Hühnchen zu rupfen. So
schweißte er auf den vorhandenen
Pickelstumpf noch ein weiteres Teil
drauf, so dass der Pickel fast so groß
war wie Häns selbst. Dieser war nicht
sonderlich groß. Alfons stellte Häns
den bearbeiteten Pickel vor seine
Haustür und verschwand. Häns hatte
Spätschicht auf einer Baustelle.
Es war schon spät und ziemlich
dunkel. Alfons saß gemütlich in seinem
Zimmer. Plötzlich kam ein Traktor
angefahren, ruckartig wurde gebremst,
laut fluchend stieg jemand ab, und dann
gab es ein krachen ein Pickel flog
durch die enge Gasse - Funken sprühten
das Hoftor klapperte - dann ein
Schrei: Mils - du bist ein
riesengroßes Arschloch!
Erzählt von Alfons Kreuter, Neef
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Schweißexperte
Alfons Kreuter |
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Über die
Brüste der Frauen in Algerien Der
Nanne-Peter unterhielt in
Neef eine Schmiede. In früheren Jahren
diente er in der Fremdenlegion. Wenn er
so auf dem Amboss glühende Eisen
schmiedete, war es in seiner Werkstatt
gemütlich warm. Darum hatte er, zumal in
der kalten Jahreszeit immer wieder
Besucher, was er auch zu schätzen
wusste. Er erzählte gerne und sehr
emotional Geschichten aus seiner
Vergangenheit in Afrika. Leidenschaftlich
schilderte er einmal die rassigen Frauen
in Algerien. Sie hatten eine Haut
so dunkel wie Ebenholz - waren schlank
wie Gazellen bewegten sich wie
Tänzerinnen - feurige Augen funkelten
Zähne weiß wie Elfenbein
und Brüste so groß wie Kürbisse.
Zuhörer Nikolaus Breyer, der als
Zimmermann "auf der Walz"
gewesen war, und sich überall auskannte,
berichtete: Es gibt aber auch
Frauen dort, die haben Brüste so klein
wie Kragenknöpfe!
Überliefert von Bernhard Nelius, Neef
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Peter Schmitz,
genannt der "Nanne
Peter" |
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Bitte,
bitte, nicht noch einmal
den Sarg auf den Kopf stellen!In
Neef lebte ein Mann, nennen wir ihn
Pitter, recht und schlecht mit seiner
Frau zusammen. Mehr als sein Weib liebte
er den Ort und die Kneipe. Eines Tages
sagte er zu seinen Zechkumpanen:
Meine Zeit scheint mir abgelaufen
zu sein ihr werdet es erfahren.
Und wenn ihr mich zum Petersberg hoch zu
Grabe traget, dann stellt doch bitte auf
der letzten Kehre des Toten-Weges den
Sarg hoch und lasst mich Abschied nehmen
von meinem geliebten Neef. Pitter
starb tatsächlich bald und seine Freunde
erfüllten ihm den letzten Wunsch. Doch
kaum hatte man den Sarg hochgestellt, da
rumpelte es in diesem. Pitter war
scheintot gewesen und erwachte wieder zum
Leben. Als er einige Zeit später wieder
verstarb, meldete sich sofort seine Frau
bei den Sargträgern, den Freunden von
Pitter: Und dass ihr aber diesmal
den Sarg nicht mehr auf der letzten Kehre
aufstellt!
Erzählt von Thea Nelius, Neef, die
dieses Stückelchen von ihren Altvorderen
so überliefert bekommen hat
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Warum die
Angler plötzlich in Panik gerieten Es
geschah im Jahr 1959. Ich war der erste
gezogene Bundeswehrsoldat in Neef und
bekam Urlaub, um in der Weinlese zu
helfen. Wie üblich gab es den
sogenannten Gritches-Ball.
Dies war eine Tanzveranstaltung besonders
für die Gritcher
(Gretelcher) für die
Weinlesehelferinnen, die zumeist aus
Eifel und Hunsrück angereist waren. Da
war ich natürlich auch zugegen
und zwar mit Uniform, weil ich wusste,
dass die bei Mädels Eindruck erweckt.
Prompt lernte ich auch ein
Gritchen kennen, und mit ihr
ging ich nach dem Ball frühmorgens auf
der Hauster, ein Wiesen- und
Gartenland am Moselufer, spazieren.
In der Frühe angelte man die meisten
Fische und so waren einige Angler am
fischen. Mir fiel auf, dass diese, die
damals fast alle keine Erlaubnis hatten,
plötzlich unruhig wurden. Sie riefen
einander Worte zu, die ich nicht
verstand. Es entstand offenbar eine
Panik. Sie warfen die Angelschnur wieder
ins Wasser, schmissen ihre Angelrute ins
hohe Gras, liefen den steilen Weinberg
hoch oder rannten in Richtung Kloster
Stuben. Das alles war mir rätselhaft.
Erst am anderen Tag erfuhr ich: Der
Schreiber (unser Dorf-Polizist) war
unterwegs und wollte alle Schwarzangler
verhaften! Alle entkamen! Was hatten wir
ein Riesenglück!
Da hatte man doch einen
Bundeswehrsoldaten mit unserem Polizisten
Schreiber verwechselt!
Eigenes Erlebnis von Franz Josef
Blümling
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Funker (und kein
Polizist) F.J. Blümling |
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Dem Alois
seine Schmerzen im Schwelles Übermüdet
ging Alois an diesem Abend ins Bett und
freute sich auf eine erholsame Nachtruhe.
Aber wie sollte es anders kommen?!
Katharina, seine Frau, war schon am
eingeschlafen, als Alois auch ins Bett
kam. Ihn plagten starke Kopfschmerzen.
Einmal müssen sie doch
aufhören, sprach er so vor sich
hin. Habe doch wie jeden Abend
meine Medikamente genommen! Doch
die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer.
Da musste was passieren! Katharina,
wo ist die Schwelles-Salbe? Alois
nannte seinen Kopf immer Schwelles.
Die ist im Flur-Schränkchen!
Um seine Frau nicht weiter zu stören,
machte er kein Licht an, ging zum Flur
und griff in die Schublade des erstbesten
Schränkchens. Er hatte auch gleich die
gesuchte Dose mit der Salbe wie er
meinte - , die er sich umgehend auf
seinem Schwelles intensiv
einschmierte. Alois legte sich wieder
hin. Aber nichts geschah keine
Besserung! Katharina, die Salbe
hilft nichts! Mach doch mal
das Licht an! entgegnete diese
mürrisch. Alois tat es. Ach du
lieber Gott! - Was hast du denn gemacht?
Wie siehst du denn aus?
schrie die entsetzte Ehefrau. Alois war
im Gesicht schwarz wie ein Neger. Und wie
sah die Bettwäsche aus?! Alois hatte das
falsche Schränkchen erwischt. Es war das
Schuhputzschränkchen und anstatt der
Schwelles-Salbe schmierte er
sich mit schwarzer Schuhcreme ein.
Wie es nun in dieser Nacht weiter
gegangen ist, weiß man nicht so genau.
Er soll längere Zeit stille
Messe gehabt haben. Stille
Messe nannte man eine Situation
unter Eheleuten, wenn miteinander wegen
irgend eines Vorganges nicht mehr
gesprochen wurde und allgemeine Stille
herrschte angelehnt an die
sonntägliche Frühmesse, wenn der
Pfarrer nicht predigte, die Orgel nicht
spielte und weder laut gebetet noch
gesungen wurde.
Erzählt von Kurt Bergen, Neef
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Wenn Alois keine
Kopfschmerzen hatte, war er ein
fröhlicher Mensch |
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Man
muss sich nur zu helfen wissen! Ein
besonderes High-light für
die Neefer und auch für die
Nachbargemeinden war es in den 50er und
60er Jahren gewesen, sonntags ins
Cochemer Kino zu fahren. Dort liefen die
rührendsten, dramatischsten und
spannendsten Heimatfilme, wie z. B.
Der Förster vom Silberwald,
Wo der Wildbach rauscht,
Die Sennerin von St. Kathrein
ect., ect.
Auch Die Geier-Walli
versprach ein Hit zu sein. So war der
Kinosaal brechend voll. Und alle waren
begeistert. Die Neefer Gang
war noch tief beeindruckt, als sie sich
entschloss, noch einen Schoppen zu
trinken. Es wurden allerdings mehrere
Schoppen. Man war schon ganz schön
tippsi und in bester Laune
als man entschloss, aufzubrechen, um noch
rechtzeitig zum Zug zu kommen.
Am Bahnhof stand eine große Menge
Leute: Bremmer, Aldegunder, Ellerer und
Etscherer (Leute aus Ediger) fast
alle waren auch Kinobesucher. Es war
vorauszusehen, dass nicht jeder einen
Sitzplatz im Zug bekommen würden. Dies
erkannte auch Härmi so.
Das krieg ich geregelt
sagte er.
Jener Hermann war ein ausgesprochenes
Schlitzohr. Der Zug kam angefahren.
Härmi ging schnurstracks mit
schnellem Schritt in den letzten Wagen
des Zuges und rief laut und sehr
selbstbewusst: Wegen
Betriebsstörung wird dieser Wagen
abgehängt bitte sofort in die
vorderen Wagen umsteigen der Zug
fährt bald witer! Schon fast
panikartig stürzten die Leute aus dem
hinteren Wagen und stiegen in die
vorderen ein. Den Neefern sagte er in
einem leiseren Ton: Die
Herrschaften von Neef bitte hier
einsteigen. Dabei hielt er die Tür
offen und bat, doch bitte Platz zu
nehmen.
Die anderen Mitreisenden reagierten
unterschiedlich. Einige waren sprachlos
viele schimpften andere
lachten. Es entstand ein großer aber
kurzer Tumult. Der Schaffner war in
diesem Moment überfordert und ließ erst
einmal den Zug abfahren. Dann schimpfte
er mit der gesamten Neefer Mannschaft
konnte jedoch ein Grinsen nicht
verheimlichen. So etwas hatte er noch
nicht erlebt.
Es gab keine Anzeige und auch kein
Protokoll. Offenbar hatte der
Zugschaffner Humor. Und die
Neef-Konnexion hatte neben
der Geier-Walli noch einen
zweiten Tageshöhepunkt: die Heimfahrt
mit der Bahn von Cochem nach Neef in
einem Sonderwagen und bei
bester Laune.
Diese Geschichte wurde von Kurt
Bergen, Neef, eingereicht.
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Der rettende
Tisch Der Müllen Fritz war ein sehr
angenehmer und besonders lustiger Mann.
Deshalb nannte man ihn in Neef allgemein
und voll Sympathie den Onkel
Fritz.
Es war an einem Samstagabend
ich weiß es noch ganz genau. Onkel
Fritz saß genüsslich auf seinem
Plumpsklo und verrichtete in aller Ruhe
sein Geschäft. Seine Jacke hing an der
etwas offen stehenden Tür. Das sah
Hermann, Härmi genannt
ein Bursche voller Schalk und
Tatendrang. Den mach' ich nass
egal wer drinnen sitzt! Eine
Waschbütte voller Wasser, die direkt
neben dem Donnerhäuschen stand, mag ihn
zu diesem Streich animiert haben.
Mit flacher Hand schöpfte der Schelm
nun eifrig Wasser durch den ca. 30 cm
großen Spalt in das Häuschen. Fritz
blieb eine Weile ruhig. Um so eifriger
setzte Hermann seine Wassergüsse fort.
Aber dann platzte Fritz der Kragen: In
Windeseile zog er halbwegs seine Hose an,
die Hosenträger hingen noch runter, und
rannte mit einem Stückbeil* bewaffnet
dem Übeltäter nach. Ich
schlag dich kaputt
hörte Hermann ihn rufen und hatte
furchtbare Angst. Er rannte um sein Leben
und stürzte schließlich in das Gasthaus
Markert in der Fährstrasse hinein.
Helft mir! Er bringt mich um
er bringt mich um! rief er
den dort sitzenden Gästen mit zitternder
Stimme zu. Hedwig und Johanna saßen an
einem Tisch und mögen gerade von
früheren Zeiten geredet haben. Von der
großen Not des Härmi tief
beeindruckt (Sie wussten ja nicht, was
vorgefallen war), riefen sie ihm zu:
Komm versteck dich unter den
Tisch! Hermann kroch flugs
darunter. Die Frauen richteten noch
schnell die Tischdecke zurecht. Und schon
wurde die Türe aufgerissen: Wo ist
der Lump? seine Tage sind
gezählt! Totenstille in der
Gastwirtschaft. Das Beil in der Hand, mit
knallrotem Kopf und stechenden Augen
schaute sich Fritz um. Er war nicht da!
Unterm Tisch saß Härmi. Das
Blut stockte ihm in den Adern. Dann griff
Hanna in das Geschehen ein und sagte:
Fritz, der ist gerade durch die
Hintertüre raus gelaufen zum Hof hin.
Fritz kannte kein Halten mehr und
stürmte die Hintertüre hinaus.
Währenddessen kroch Hermann unter dem
Tisch hervor und verließ fluchtartig
sein schützendes Versteck durch die
Vorderseite. Er war gerettet!
Härmi bedankte sich einen
Tag später bei Hanna für die
Lebensrettung und soll für eine längere
Zeit keinen Streich mehr begangen haben.
Und Onkel Fritz hatte sich,
nachdem er über den Vorfall einige
Nächte geschlafen hatte, beruhigt.
Schließlich hatte auch er in seiner
Jugendzeit viele Streiche gemacht
wie man sich das so erzählte.
* Mit dem Stückbeil wurden die
Weinbergspfähle in die Erde geschlagen
Erzählt von Johanna Bergen
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Das war nun
auch kein
freundlicher Akt von Onkel
Fritz!Dem Härmi hatte
Onkel Fritz gerade erst für
seine Untat verzeihen, als sich folgendes
zutraf: Der Schuster-Ludwig
(Schuster von Neef) ging im besten Anzug
zum sonntäglichen Hochamt in die Kirche.
Fritz war auf seinem Speicher und
sortierte das Obst, das dort gelagert
war. Er sah den Ludwig und rief ihm zu:
Willst du eine gute Birne haben
schmeckt hervorragend so
eine gute hast du noch nie
gegessen! Sehr gerne!
rief Ludwig zurück. Fritz nahm eine
total verfaulte und schwappelige Birne
und warf sie, hoch vom Dachfenster aus,
Ludwig zu. Der fing sie auf und batsch:
Nicht nur die Hände waren voll mit
verfaulter Birnenmatsche, auch der
sonntägliche Anzug war von oben bis
unten voll gespritzt. Dir
flick ich im Leben keine Schuhe
mehr! rief Ludwig und eilte nach
Hause, um sich umzuziehen. Und Fritzens
Lache erschallte durch den ganzen
Neugarten, wo sich dies
Geschehen abwickelte.
Erzählt von Johanna Bergen
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Es gibt viel
zu tun
irgendwann packen wir es an!Mensch
Alois, man hat mir gesagt, unser
Kartoffelfeld auf der Hiecht (Höhe)
müsste unbedingt einmal zwischen den
einzelnen Pflanzzeilen gejätet werden.
Das Unkraut wuchere recht start
sagte Katharina zu ihrem Mann.
Geh schau doch einmal nach,
ob es wirklich nötig ist! Am
nächsten Morgen machte sich Alois
lustlos auf. Hacke und Krautschaber nahm
er vorsichtshalber schon einmal mit.
Mühselig stieg er den steilen und
schmalen Pfad zur Höhe, was seine Lust
auf Arbeit an diesem Tag nicht steigerte.
Und tatsächlich, der Kartoffelacker war
so mit Unkraut überwuchert, dass man die
Kartoffelpflanzen kaum noch erkennen
konnte. Das hatte Alois so nicht so
erwartet. Da weiß man ja nicht, wo
man anfangen soll. So nahm er Hacke
und Schaber wieder auf den Buckel und
stampfte mit schlechter Laune nach Hause,
wo er die Geräte in eine Ecke schmiss.
Alois, warum bist du schon wieder
da? Darauf Alois: O je, Frau,
do oben sieht es ganz schlimm aus. Machst
dir keine Vorstellung! Das ganze Feld ist
überwuchert mit Unkraut! Da müssen wir
unbedingt hin sagte es,
legte sich aufs Kanapee und ließ den
Arbeitstag vorzeitig in Ruhe ausklingen.
Erzählt von Raimund Treis, Neef
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Es gibt viel zu
tun irgendwann packen wir
es an! |
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Ich
wollen zu Herberge(n) Wie
üblich, hatte in den 50er Jahren auch
Neef eine Unterkunft für Umherziehende
und Obdachlose. Dazu hatte man ein
spezielles Häuschen gebaut, zu dem der
Bürgermeister den Schlüssel hatte. Den
verlieh er, wenn er sich die Leute zuvor
angeschaut hatte und sie so gut es ging
belehrte dass also z. B. Ordnung
und Sauberkeit im angemessenen Rahmen
einzuhalten ist.
So gab also Bürgermeister Leonhard
Arenz einem Tippelbruder, der einen
ausländischen Akzent sprach, den
gewünschten Schlüssel und sagte zu ihm,
dass er nun zur Herberge gehen kann.
Dieser fand jedoch die ihm zugewiesene
Unterkunft nicht und fragte ein Kind, wie
er sie wohl finden kann wo sie
sich befindet.
Nun war in Neef der Herr Alois Bergen
eine sehr bekannte Person. Er leitete
nämlich die Post. Jeder kannte ihn. So
deutete das Kind die Frage nicht nach der
Herberge, sondern nach Herr Bergen
Her berge. Dementsprechend wurde der
heimatlosen Geselle zur Poststelle
geschickt. Dort rückte er mit seinem
Haushalt an. Der
Transportwagen, ein
Kinderwagen älteren Baujahres, hatte er
schon vor der Poststelle geparkt. Nun
wollte er das Zimmer zugewiesen haben.
Damit habe ich nichts zu tun
lachte Alois. Ich bin Herr Bergen,
und die Herberge liegt am Anfang des
Ortes. Ingrid, (ich war die
Tochter von Alois) geh doch mit dem
armen Kerl einmal mit und zeige ihm seine
Herberge - was auch so geschah, und
alle Leute in Neef lachten über diesen
lustigen Vorfall.
Erzählt von Ingrid Treis, geb.
Bergen, Neef
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Herr Bergen
hatte keine Herberge |
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Karl
spring, do es en Kaul! so sagen
ältere Neefer heute immer noch, wenn
sich jemand unbedacht einer Kaule
zuwendet und man annehmen kann, dass er
hineinfällt. Und dieser Ausspruch hat
folgenden Hintergrund:
Auf der Flur Mittelberg
hatten die Neefer ihre Kartoffelfelder.
Diese Lage ist weit entfernt vom Ort und
umrandet von Wäldern. Demzufolge hausten
dort die Wildschweine recht krass und
richteten besonders in der Nacht solchen
Schaden an, dass oft die komplette
Kartoffelernte vernichtet wurde. Was war
zu tun?
Bei Anbruch der Dunkelheit gingen
einige Männern auf den Berg und machten
die ganze Nacht über Krach. Sie schlugen
mit Stöcken auf alte Kochtöpfe oder
sonstigem blechernen Zeug und schrieen ab
und zu irgend welche Laute in die Nacht
hinein. Teilnehmer für diese
Schädlingsbekämpfung waren
oft schwer zu finden. So fragte man denn
auch einmal den Karl Justen, ob er dabei
sein will.
Karl war fast blind und lebte allein
in aller einfachsten Verhältnissen in
einem kleinen Häuschen am Dorfeingang.
Die Nachtsheim Klara schaute ab und zu
vorbei, und regelte etwas den Haushalt.
Sein einzigster und treuer Freund war ein
Schäferhund ein Blindenhund. Er
haderte nicht so sehr mit seinem
Schicksal und lachte sogar viel. Gerne
erzählte er auch Stückelscher von
früheren Zeiten, schimpfte auf die
Politiker und hielt sich schon fast für
allwissend. Er konnte aber auch recht
deutlich kritisieren und hemmungslos
seine Meinung sagen, worum mehr als
einmal Konflikte entstanden, was ihn aber
überhaupt nicht störte. Andererseits
wurde er auch von Mitbürgern wegen
seiner Blindheit bemitleidet. Man
beschenkte ihn ab und zu, wie z. B. an
Weihnachten, Ostern oder Kirchweih. Auch
von Hausschlachtungen profitierte er.
Dann brachten ihm die Leute eine Wurst,
einen Henkeltopf voll mit Wurstsuppe oder
auch ausgelassene Grieben. Alles in allem
war der Juste Karl ein voll
akzeptiertes Neefer Original.
So war die Frage nach einer Teilnahme
auf dem Mittelberg für ihn
ein Zeichen dafür, dass er zur
Dorfgemeinschaft gehörte und willigte
dementsprechend sofort ein. Man nahm ihn
in die Mitte und auf gings zum Berg
hin. Unterwegs schon machte er
Vorschläge und wusste um das Verhalten
der Wildschweine. Eigentlich hätte man
doch bei Vollmond gehen oder auch Gewehre
mitnehmen sollen. Messer, wie sie die
Jäger haben, seien unentbehrlich.
Habt ihr auch genug
Fluppes (Haustrunk/einfacher
Wein) dabei? Sollten die
Schweine angreifen, dann geht ruhig auf
sie zu und starrt in ihre Augen, dann
laufen sie weg! Mein
Großvater hat noch Wölfe gejagt, das
war ein Kerl! Und mein Vater erst ....
. Ist genug Karl, ist
genug! sagten die Kumpanen. Das
Gelaber war man leid. Das nervte! Und um
dem ein entgültiges Ende zu bereiten,
sagte jemand: Karl spring, do es en
Kaul! Aber er stand vor einem Baum!
Karl reagierte sofort und sprang aus dem
Stand frontal und mit voller Wucht in
eine massive Eiche. Sekunden hing er wie
ein Klammeraffe am Stamm. Dann fiel er
ins Moos und schrie verdammte
Saubande mögen euch doch die
Keiler zerreißen und auffressen!.
Er blutete etwas an der Nase. Nun tat es
den anderen Kempen doch etwas leid, was
sie getan hatten. Ein Wort der
Entschuldigung ging über ihre Lippen.
Karl jedoch hatte sich schnell wieder
gefangen. Jetzt habt ihr euren
Spaß gehabt. Wo ist der Krug? Den
sauf ich auf der Stelle leer!
Gesagt getan. Und schon mussten
alle wieder Karls Geschichten und
Belehrungen anhören. Dieses mal hörten
sie jedoch geduldig zu. Da hätten sie
sich den Sprung gegen den Baum auch
ersparen können. Ansonsten fing man nun
an, Krach zu machen, wobei Karl dabei der
Eifrigste war.
Erzählt von Jürgen Bremm
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Scheids
Spitz war spitz auf Bremms Bobby Bremms
Bobby war eine Hundedame im vorgerückten
Alter. Sie war in der Gastwirtschaft
Zur Traube in der Reiz zu
Hause. Bobby war eine gelungene
Mischlingshündin, vielleicht etwas zu
fett (- ekelhafte Neefer sagten ihr nach,
dass sie ein Aussehen wie ein Rollbraten
hätte - ) und hatte ein ruhiges Gemüt.
Es ist nicht bekannt, dass sie schon
jemanden gebissen hatte.
In der Fährstraße, bei der Familie
Scheid, war Spitz ansässig ein
Rüde im besten Alter. Er war von edlem
Geschlecht und konnte also einen
Stammbaum nachweisen. Stolz thronte er zu
Hause auf einem kleinen Kissen, dass
Herrchen ihm liebevoll zurecht gemacht
hatte. Auf bloßem Boden mochte er nicht
sitzen, das war ihm scheinbar zu
würdelos oder auch zu unbequem.
Irgendwann hatten sich der Von und Zu
Spitz und die Bürgerliche Bobby auf der
Gasse kennen gelernt und fanden Gefallen
aneinander. Es war also eine Liebe
auf den ersten Blick.
Nun waren die Domizile
der beiden Liebenden ziemlich weit von
einander entfernt. Aber das Wasser
war nicht zu tief! Spitz besuchte
seine Angebetete dann fast täglich, wenn
sie läufig war. Er schnappte
sich sein Kisschen, stolzierte die
Fährstraße hoch, tändelte durch die
Reiz, legte sein mitgebrachtes Utensil
vor die Haustür des Gasthauses von Josef
Bremm, setzte sich darauf, gab einen
kurzen Bell-Laut von sich. Irgendwann kam
dann Bobby angetappt. Als
Läufige hatte sie eigentlich
Ausgangssperre. Aber Bobby kannte geheime
Wege, um zum Liebsten zu kommen.
Leidenschaftlich wurden nun Liebesspiele
vollzogen, bis beide schwächelten. Dann
nahm Spitz seinen Untersatz in die
Schnauze, und schleppte sich abgeschafft
mit hängenden Ohren nach seinem Zuhause
in der Fährstraße. Er soll sich sogar
zwischendurch auf sein Kissen gesetzt und
ausgeruht haben.
Nachwuchs stellte sich nicht ein.
Bobby war scheinbar dafür zu alt - oder
gab es damals schon eine fortschrittliche
Verhütungsmethode?
Als Bobby altersentsprechend ablebte,
trauerte Spitz eine lange Zeit.
Vereinzelt noch zog er mit seinem Kissen
zu Bremms Haus und wartete
vergebens auf seine große Liebe. Er soll
bis zu seinem Tod nie mehr ein
Verhältnis zu einer Hundedame gehabt
haben.
Einreicher dieser Geschichte: Bernhard
Kirch
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Waidmannsheil
erntete nicht Weidmannsdank Fritz und
Robert fuhren mit einem Kuhgespann über
die Flur Mittelberg und
wollten Korn-Garben aufladen. Da sah
Fritz in der Hecke ein Reh liegen, das
nur noch schwach atmete. Waren seine Tage
gezählt, weil es alt war? Oder war es
krank? So hätte es die Tollwut oder auch
Trichinen gehabt haben können. Er sprang
auf das Tier und schnitt ihm die Kehle
durch. Kurzerhand wurde es ausgenommen,
auf die Karre gelegt und mit Stroh
zugedeckt. Als Wilderer wollte man nicht
in Erscheinung treten. Man muss bedenken,
dass zu jener Zeit, es war in den 30er
Jahren, eine große Armut herrschte.
Rehbraten auf der häuslichen Speisekarte
zu haben, war traumhaft. Was wird
sich Muttern freuen! dachte
Fritz.
Zu Hause mit der strohbeladenen Karre
angekommen, fiel das Reh erst einmal
durch eine Ungeschicklichkeit mitten auf
die Strasse, sodass Nachbar Ewald
aufmerksam wurde. Fritz nahm hastig das
Schlachtgut an sich und schleppte es in
aller Eile über die schmutzige Straße
hinweg. Wildfrevel wurde hoch bestraft!
Im Kelterraum hängte er dann das Reh an
einem Deckennagel auf. Vorsichtshalber
legte er dem geschlachteten Tier einen
alten Mantel um. Der neugierige Ewald
konnte ja einmal vorbeischauen und
nachsehen, was da so merkwürdiges
geschehen war.
Ewald kam nicht, jedoch Fritzens Frau
kam in den Kelterraum und sah eine
Gestalt da hängen. Und auf dem
Zementboden sah sie eine Blutlache.
Um Gottes Willen! Da hängt ja mein
Fritz! Er hat sich etwas angetan! Fritz,
bin ich schuld? Ich war doch immer gut zu
Dir! Und dann klärte sich das
Missverständnis auf, was Roni so zornig
machte, dass sie das geschlachtete Tier
vom Haken riss und in die Mülltonne
schmiss. Nie und nimmer werde ich
von diesem Fleisch essen! Fritz
fand es dann mitten im Abfall, wusch es
und gab der Nachbarin die Hälfte, weil:
Die Roni mag kein Reh, sie hat
damit ein Problem, sagte er kurz zu
Johanna. Diese freute sich natürlich
über dieses Geschenk, und auf dem Tisch
der Familie Bergen gab es schon umgehend
einen feinen Rehbraten.
Fritz legte seinen Anteil vom Reh erst
einmal in Essig ein. So konnte er dort
eine Zeit lang aufbewahrt bleiben.
Später hat dann die Tochter den Braten
hergerichtet, was ihr offensichtlich gut
gelang, so dass sogar Roni etwas davon
gegessen hat. Sie tat es allerdings auch
Fritz zu Liebe, der es doch eigentlich
nur gut gemeint hatte. Ihm hätte sogar
für seine Fürsorge ein Dankeschön
zugestanden!
Erzählt von Johanna Bergen
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Na denn mal
Petri Heil! Es war in den
ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.
Vieles war noch nicht geordnet. Die
Franzosen hatten für Neef einen
Polizisten eingesetzt, der für Ordnung
sorgen sollte. Doch dieser, es war der
Peter Bohne, hatte mit den Neefern seine
Mühe. Zumal auch deshalb, weil er sich
doch zu sehr mit den Franzosen hielt. Er
soll sogar mit diesen öfters gefeiert
haben. Und da ging es ziemlich rund
so die Meinung der Neefer. Der
Bohne Pitt war kein Kind von
Traurigkeit und als Polizeibeamter nicht
unbedingt eine Autorität in seinem
Revier.
Der Schneids Matthes (Matthias
Schneid) war einer der eifrigsten Angler
in Neef. Zusammen mit seinem Hund saß er
fast jeden Tag stundenlang an der Mosel
und wartete auf ein Anglerglück. Einmal
kam der Bohne Pitt zu dem
Angler Matthes. Na, wie beißen die
Fische? Eigentlich ganz gut.
Habe soeben ein Pracht-Exemplar
geangelt. erwiderte Matthes.
Das freut mich. Nun zeigt doch mal
deinen Angelschein.
Angelschein? Hm der liegt zu
Hause im Schrank. Nächstes Mal habe ich
ihn dabei ganz bestimmt.
Matthes, dann geh einmal
schnell nach Hause und bringe ihn mir.
Ich muss Kontrolle und gegebenenfalls
eine Anzeige machen! Wer ohne keine
Berechtigung angelt, muss drei Tage ins
Bullesje (Landgefängnis in Zell)!
Matthes stieg schwerfällig auf,
grummelte was vor sich hin, gab dem
Gendarm die Angelrute und sagte:
Damit kein Biss außeracht bleibt,
angeln sie doch bitte weiter.
Das mache ich doch
selbstverständlich, habe früher selbst
gerne geangelt. Doch das ist allerdings
schon lange her. Gib mir die Rute!
Matthes haute ab und versteckte sich in
dem Ufergebüsch. Er wartete, bis Bohne
tatsächlich einen kleinen Fisch gefangen
hatte. Er war bestenfalls für eine
Vorspeise tauglich. Matthes stürzte aus
dem Versteck und sagte zu dem
Ordnungshüter: Herr Bohne, sie
haben sich soeben vermutlich strafbar
gemacht. Zeigen sie mir bitte ihren
Angelschein. Der konnte natürlich
nicht vorgezeigt werden. Also
sprach Matthes weiter, Ich mache
einen Vorschlag zur Güte: Ich zeige sie,
Herr Polizist, nicht an und sie mich auch
nicht. Gendarm Bohne musste nun
doch lachen und sagte: Also
Matthes, wenn du dir umgehend einen
Angelschein besorgst und ihn mir zu Hause
in meinem Büro vorzeigst, dann vergesse
ich die Angelegenheit. Am nächsten
Tag radelte Matthes nach Zell und ließ
sich den erforderlichen Schein
ausstellen. Drei Tage im Knast
wären drei Tage ohne angeln an der Mosel
gewesen! Das geht nicht! In Neef
wieder zurück, zeigte er den Schein
gleich der hohen Polizei-Behörde vor. Er
brachte zudem einen stattlichen Salm mit,
den er dem Herrn Bohne schenkte.
Matthes, der ist aber noch von
gestern! Der ist schwarz geangelt
ohne Schein! Du willst mich
bestechen! Nein, das ist der
Fisch, den sie doch gefangen haben!
sagte Matthes mit einem leichten und
schelmischen Augenzwinkern. Bohne ging
zum Wandschrank, kam mit einer Flasche
alten französischen Calvados zurück.
Matthes, du bist ein Schlitzohr,
lass uns die Sache vergessen und einen
Schnaps darauf trinken! Es blieb
nicht bei einem Glas. Schließlich bot
der Peter Bohne dem Matthes das Du an.
Die beiden verband von nun an eine recht
enge Freundschaft.
Der Fischer Matthes wurde nie mehr
kontrolliert, und bei den Festen der
Franzosen in Zell gab es öfters einen
köstlichen Edelfisch zum Mahl.
Einreicher: Bernhard Kirch
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Na denn mal
Petri Heil! |
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Dumm gelaufen
oder: Die Geschichte mit den ErdbeerenWährend
wir in der großen Schulpause mit der
faden Schulspeisung abgefertigt wurden,
stand Erich abseits der anstehenden
Schlange und aß voller Genuss und
grinsend aus einer Tüte saftige und
wohlschmeckende Erdbeeren. Er war nicht
bereit, auch nur eine von diesen
herrlichen Früchten abzugeben. Wir
hatten eher den Eindruck, als wolle er
uns mit Schadenfreude den Mund wässrig
machen. Ha, sagte er,
die habe ich von meinem Onkel
Heinrich. Der hat noch viele davon. Jeden
Tag gibt es bei mir nun Erdbeeren. Da
könnt ihr also noch lange neidisch
klotzen. Und Onkels Beet liegt so
versteckt, dass ihr das nie finden
könnt! Muffelt ihr weiter den
Schulspeise-Fraß. Meine Portion könnt
ihr auch noch haben.
Werner und ich waren nicht gerade
erbaut von Erichs Vorgehen. Er hatte uns
geradezu herausgefordert, etwas zu tun.
Werner ließ dann wissen, dass er ahne,
wo das Gärtchen von Erichs Onkel liege.
Ich habe Heinrichs Frau dort schon
mal gießen sehen sagte er.
Dann wissen wir doch, was zu tun
ist! sagte ich.
Wie Detektive gingen wir am nächsten
Tag daran, das kleine Stückchen Eden
ausfindig zu machen, was recht schnell
geschah. Tatsächlich fanden wir ganz
versteckt am Mühlbach ein Erdbeerfeld,
das uns mit den reifen Früchten geradezu
anlachte. Zuerst aßen wir uns einmal
satt. So viele Erdbeeren hatte ich noch
nie in meinem Leben auf einmal gegessen!
Was machen wir jetzt?,
fragten wie uns.
Wir fertigten aus Pappe Schilder an
mit Richtungspfeilen und schrieben darauf
Zu den Erdbeeren. Diese
stellten wir so auf, dass man von der
Strasse aus das Beet leicht finden
konnte. Im Beet selbst stand dann das
Schild Hier sind sie! Eine
andere Beschriftung mahnte Vorsicht
lass dich nicht erwischen!
Dann versteckten wir uns in einem
Gebüsch und warteten, was nun geschehen
würde. Es war Abendzeit, und die Leute
gingen dann viel auf der
Maiweid, wie sich das Gebiet
nannte, spazieren. Und tatsächlich: Im
Nu war das nicht zufindende
Erdbeerfeld der meistbesuchteste
Garten von ganz Neef. Die Leute kugelten
sich vor lachen und riefen sich
gegenseitig zu: Geht auch mal hin,
vielleicht findet ihr noch was! Es ist
nicht mehr viel da! Aber Morgen ist ja
auch noch ein Tag! Dann gehe ich mal mit
der ganzen Familie hin. Ha, ha,
haaa.
Dieser Streich war uns wirklich
gelungen! Noch beim Nachhausegehen
schlugen wir uns vor Vergnügen auf die
Schenkel. Es ist einfach zum
totlachen. Der Erich wird uns nun nicht
mehr den Mund wässrig machen. Er wird,
wie wir alle, auch den
Schulspeise-Prampes essen müssen! Nun
bekommt er die Quittung! Ich musste
zu Hause im Bett noch herzhaft über den
gelungenen Streich lachen.
Aber dann am anderen frühen Morgen!
Die Buschbaums Marie, die meinem
Elternhaus gegenüber wohnte, brüllte so
laut und wirr durch die Gegend, dass man
sie kaum verstehen konnte bis auf so ein
paar Schlagwörter ...lass mich
nicht verarschen! ... schlag sie
kaputt! ... zeige sie an! ... rufe die
Polizei! .... geh sofort zum
Höhne! usw. usw. Ich fragte meinen
Vater: Was ist denn los? Was hat
die Marie denn? Vater meinte, dass
er auch nicht so richtig wisse, was sie
so wütend gemacht hat, sagte nur so
nebenbei, dass es sich wohl um Erdbeeren
handelt und dass sie
Drecks-Pens als Übeltäter
vermute.
Was war passiert? Ach du lieber Gott!
Ich ahnte Schlimmes! Da hatten wir doch
offenbar das falsche Erdbeerfeld
erwischt! Ausgerechnet das von der
Buschbaums Marie! Schlimmer konnte
es nicht kommen! Das gibt
Ärger, sagte ich zu Werner, der
mit mir an diesem Morgen zusammen die
Messe noch zu dienen hatte. Dabei fehlte
es uns an der erforderlichen
Aufmerksamkeit, was Pfarrer Rauber auch
so bemängelte. Wir waren gedanklich sehr
zerstreut! Und auch das Frühstück zu
Hause wollte mir nicht schmecken, zumal
sich Marie immer noch nicht beruhigt
hatte und die Drecks-Pens
lautstark nun in die tiefste Hölle
wünschte.
Wir saßen in der Schule kaum auf
unseren Plätzen, als Marie ohne
anzuklopfen in das Klassenzimmer stürzte
und zusammenhanglose Satzfetzen unserem
Lehrer zuschrie. Ich weiß nicht,
was sie meinen, Frau Buschbaum
kommen sie, gehen wir einmal raus und
unterhalten uns in aller Ruhe sagte
Herr Höhnen. Nach einiger Zeit kam er
wieder ins Klassenzimmer: Wer hat
bei der Frau Buschbaum die Erdbeeren
geklaut? Wer war das gewesen? Wer hat die
Schilder aufgestellt? Rauskommen!
Ich atmete tief durch und erhob mich.
Werner ging gleich mit. Da mussten wir
durch! Da gab es kein Vorbei! Da
gibt es halt mal wieder Prügel!
sagte ich zu mir selbst.
Gott sei Dank bekamen die Angeklagten
jedoch Gelegenheit, sich zu verteidigen.
In dem Plädoyer berichteten wir dem
Lehrer unsere Version zu dem Geschehen,
wie alles verlief und dass wir einem
riesengroßen Irrtum aufgesessen waren.
Dass nun ausgerechnet Marie die
Betroffene war, tat uns aufrichtig leid,
so sagten wir es zumindest unserem Lehrer
und bemerkten, dass Erichs
Verhalten ja nun auch nicht gerade
vorbildlich war. Nur das hatte uns doch
zur Tat provoziert! Herr Höhnen ging nun
plötzlich noch einmal raus und kam nach
etlicher Zeit wieder. Geht, und
setzt euch wieder hin. sagte er zu
uns. Der Schulbetrieb ging normal weiter.
Nichts geschah! auch in den
nächsten Tagen nicht! Ein solches
Verhalten war ungewöhnlich und gab uns
Rätsel auf.
Über Werners Vater, der mit
Herrn Höhnen befreundet war, konnten wir
schließlich erfahren, dass sich der
Lehrer so über den Streich amüsierte,
dass er nicht fähig war, uns mit ernster
Mine zu bestrafen. Zur Beruhigung der
ganzen Situation gingen wir zur Marie und
entschuldigten uns. Dies hatten uns die
Eltern auferlegt. Damit war auch für
Herr Höhnen die Angelegenheit entgültig
erledigt, zumal Marie die Entschuldigung,
wenn auch zähneknirschend, annahm. So
sahen alle ein: Diese Geschichte war
wirklich dumm gelaufen!
Schlimm für uns war es jedoch
gewesen, dass Erich nun weiterhin
täglich mit seiner Tüte in der
Schulpause auftrat, noch mehr als zuvor
über das ganze Gesicht strahlte und eine
Erdbeere nach der anderen genüsslich auf
der Zunge zergehen ließ.
Selbst erlebt vom Autoren der Chronik
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Dumm gelaufen
oder: Die Geschichte mit
den Erdbeeren |
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Eine recht
schauerliche
und beeindruckende GeschichteUm
Brennholz und Petroleum zu sparen, hielt
man sich in den 40er und 50er Jahren in
der kalten Jahreszeit am Abend nur die
Stube auf. Das übrige Haus blieb
unbeheizt. So saß die ganze Familie
allabendlich bei schwachem Petroleumlicht
um den knisternden Ofen herum. In dieser
gemütlichen Atmosphäre war dann
Erzählen angesagt. Ich sehe heute noch
meine Großmutter (1866 geboren) in ihrem
Lehnstuhl sitzen, wie sie strickte oder
Strümpfe stopfte. Drei Kriege musste sie
erleben. In harten Zeiten hatte sie als
frühe Witwe vier Kinder durchbringen
müssen. Ihr Großvater war noch
Messdiener im Kloster Stuben.
Hungersnöte, Hochwasser, Eisgänge,
Brandkatastrophen und vieles mehr hatte
sie erlebt. Da gab es aus ihrem Leben
viel zu erzählen.
Eine Geschichte hat mich besonders
beeindruckt und habe sie nie vergessen.
Sie stammte vielleicht noch aus dem
auslaufenden Mittelalter und wurde wegen
ihrer Besonderheit von Generation zu
Generation weiter überliefert:
Als ein Mann aus Neef im Sterbebett
lag, sagte er zu seiner lieben Frau:
Ich weiß, dass ich bald in den
Himmel komme. Ich habe mir nichts zu
Schulden kommen lassen. Und wenn ich da
oben bin, dann hole ich dich bald zu mir.
Wir beide gehören für immer und ewig
zusammen. Nachdem der Pfarrer ihm
die Letzte Ölung gegeben hatte, verstarb
der gute Mann im tiefem innerlichen
Frieden.
Die Witwe trauerte ihrem verstorbenen
Mann sehr nach. Fast täglich besuchte
sie sein Grab auf dem Petersberg. Einmal
wurde sie von der Dunkelheit auf dem
Friedhof überrascht. Zu lange war sie im
Gebet und Erinnerungen an ihren guten
Mann versunken. Die letzten Worte, die er
ihr sagte, hatten sie so tief
beeindruckt, dass sie immer wieder daran
denken musste. Hastig wollte sie mit
einem Kuhl-Holz (damit
steckte man Kohl-Pflanzlinge in den
Garten ein) noch ein letztes
Blumen-Pflänzchen einpflanzen, vergaß
aber, das Holz wieder rauszunehmen. Und
mit dem Kuhl-Holz hatte sie
ihre Schürze mit in die Erde gesteckt.
Als sie dann aufstand, wurde ihre
Schürze vom Holz festgehalten.
Blitzartig dache sie das ist mein
Mann; er will mich sofort auf der Stelle
zu sich in den Sarg haben. Sie
erschrak zu Tode. Man fand ihre Leiche am
nächsten Tag auf dem Grab ihres
geliebten Mannes liegen.
Erzählt von Margarete Nelius
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Der
Schokoladenpudding auf dem Fensterbrett Schokoladenpudding
war in der armein Zeit nach dem Krieg ein
ausgesprochener Luxus. Ich selbst hatte
einen solchen noch nie gegessen, nur von
der Delikatesse gehört.
Da gab es doch im Nachbarhaus von
meinem Freund Werner 1949 eine Kommunion
zu feiern. Es betraf die Waltraud, die
zwei Jahre jünger war als wir. Recht
stolz hatte Waltraud verlauten lassen,
dass es zur Feier diese Besonderheit als
Nachspeise aufgetischt würde.
Und tatsächlich standen während der
Kommunionfeier plötzlich zur Abkühlung
eine ganze Reihe von dampfenden
Tellerchen auf der großen und breiten
Fensterbank. Das kann nur der
Schokoladenpudding sein, sagte
Werner. Schauen wir doch einmal
nach! erwiderte ich. Da sich die
Fensterbank ziemlich hoch von der Gasse
befand, nahmen wir einen bereit stehenden
Mistbock, da wir in der Eile keine Leiter
finden konnten. Werner kletterte auf den
Querbalken des Bocks und war recht
beeindruckt: Jo, dat isser! - Hej,
schmeck e mol. Ä es awer a biebesje (ein
wenig) warm. Löffel hatte man den
Tellerchen keine beigefügt. So
schlürfte ich den warmen Pudding einfach
so aus echt prima! So einen guten
Pudding hatte ich noch nie gegessen! Nun
kam auch noch Heinz-Werner hin zu. Werner
räumte erst einmal das Fensterbrett
leer. Und zu Dritt aßen wir nun nach
Herzenslust den gesamten Nachtisch der
Kommunionfeier auf. Die Tellerchen
stellten wir sorgfältig unterhalb des
Fensters auf, wie es sich gehörte.
Schnell liefen wir nun weg und
vermischten uns unter die anderen Kinder,
die am Moselufer herumtollten.
Anzumerken ist noch, dass wir alle
Bauchweh bekamen. Wir hatten den Pudding
wohl zu hastig und auch vielleicht zuviel
davon gegessen.
Für die Kommuniongesellschaft war
dieser Mundraub nicht so
lustig wie für uns. Die ganze
Gesellschaft sei ausgeschwirrt und hatte
die Übeltäter gesucht und nicht
gefunden. Lehrer Höhnen kam bei seinen
Befragungen in der Schule nicht weiter.
Sogar der Dorfpolizist sei eingeschaltet
worden war zu hören. Doch alle
Nachforschungen führten zu keiner
Aufklärung. Noch heute wird man nicht
wissen, wer diese Pudding-Klauer waren.
Eigenes Erlebnis vom Autoren
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Rohe Eier
verwahrt man nicht
in der Hosentasche!Der Hühnerstall
vom Barthels Häns animierte
jeden Eierdieb. Er lag nämlich ziemlich
versteckt. So konnte man fast
unbeobachtet seiner Verrichtung
nachgehen. Weshalb nicht auch
einmal dort Eier klauen?
sagte ich zu meinem Freund Wolfgang. Wir
waren einer Meinung.
Dies taten wir dann tagsüber und
benötigten also noch nicht einmal die
Dunkelheit. So stiegen wir in den Stall
ein, dessen Tür sogar offen stand. Ich
beruhigte die Hühner, und Wolfgang
raffte aus den Nestern die Eier. Diese
steckten wir in unsere Hosentaschen, die
dann proppe voll waren. Die Eier wollten
wir nach und nach austrinken (unten ein
Loch oben ein Loch und
schlürfen) und zum Teil auch irgendwo
lagern. So hatten wir es schon oft
gemacht.
Doch kaum hatten wir uns vom Tatort
entfernt, stand schon der Häns vor der
Stalltür. Er hatte wohl Geräusche aus
dem Stall gehört. Nun schrie so laut er
konnte: Welcher Lump hat uns die
Eier geklaut? Ich rufe die Polizei!
Wir liefen so schnell wir konnten zum
Ortsausgang hin und konnten unerkannt
entkommen. Jedoch in den Hosentaschen von
Wolfgang und von mir waren, wegen der
entstandenen Hektik, alle Eier
zerbrochen, und die zähe Brühe lief uns
aus der Hose ekelhaft die Beine entlang.
Zu Hause hatten wir dann
Schwierigkeiten zu erklären, was
passiert war. Schließlich waren Hosen
und Strümpfe voller klebriger Schmiere.
Wolfgang und ich einigten uns auf
folgende Aussage: Wir hatten auf
dem Feld in einem Grashaufen die Eier
gefunden und wollten sie der Familie
mitbringen. Unterwegs hatten wir heftig
gestritten, weil einer meinte, er hätte
weniger Eier als der andere. Wir rauften
uns sogar. Dabei sind die Eier
zerbrochen. Man hatte uns geglaubt
und sogar gelobt, weil wir so sehr an die
Familie gedacht hätten.
Beim Barthels Häns gab es
vorerst keinen Eierkuchen mehr. Dort
mussten die Legehennen Sonderschichten
einlegen.
Und die Moral von der Geschicht:
Rohe Eier verwahrt man in Hosentaschen
nicht!
von Heinz Philipps
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Außen Hui
Innen Pfui! Das
Kehr-Theresche hatte in
einer engen Gasse einen kleinen
Gemischtwarenladen. Und dort am
Schaufenster lockten schon eine längere
Zeit prächtige Pralinen-Schachteln zum
Kauf. Mit Stielaugen hatten wir dies
schon seit längerer Zeit so erkannt.
Da müssen wir ran! Die müssen wir
kriegen! sagte Wolfgang zu mir.
Aber wie? Die Scheibe einschmeißen ist
zu auffällig. Da oben
da ist das Oberlichtfenster
gekippt. Da ist eine Luke frei. Lass uns
einen Plan machen! Ich nahm eine
dünne Kordel und machte am unteren Ende
eine Schlinge. Die an einem Stab
befestigte Korde lenkte ich durch die
Fensterluke hin zu den
Pralinenschachteln. Wolfgang, der auf der
Fensterbank stand, hatte zwei Stöcke aus
geschmeidigem Weidenholz parat, mit denen
er eine Schachtel anhob. Ich schob die
Schlinge darunter zog die Kordel
an zog sie hoch durch das
Oberlichtfenster draußen war die
Schachtel! So zogen wir eine Schachtel
nach der anderen heraus.
Und nun schnell ab! Wir fanden im
äußeren Kirchengebäude eine Nische,
die sehr versteckt lag. Dort ließen wir
uns nieder. Schon fast andächtig
öffneten wir die erste Schachtel. Das
Wasser lief uns schon im Munde zusammen!
Leer! schrie ich. Die zweite:
auch leer!. Alle Schachteln
waren leer, denn es handelte sich bei den
Pralinenschachteln nur Attrappen!
Wütend gingen wir zurück zu dem
Laden und schmissen die Schachteln vor
die Türe. Theresche stand später
dort und soll gesagt haben: Marrie
ju! (Maria und Josef) wie komme dann die
Schachtele hej hin! Dat woa secher mine
Mann!
von Heinz Philipps
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Wolfgang
Steffens in seinen Flegeljahren
Foto aus dem Archiv von Kurt
Bergen |
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Das war nun
wirklich kein Beitrag
zur Völkerverständigung!Die Ellerer
Eisenbahnbrücke war eine Zeit lang nach
dem Krieg nur einspurig befahrbar. So
hielten die Züge in Richtung Koblenz in
Neef oft an und warteten auf das
geöffnete Signal. Zu den wartenden
Zügen gehörten auch Güterzüge der
Franzosen, die mit Panzern und sonstigen
Fahrzeugen der französischen Armee
beladen waren. Soldaten saßen überall
auf den Waggons in ganzen Gruppen herum.
Mein Vater mochte die Franzosen, die
unser Land besetzt hatten, nicht.
Sie haben hier nichts zu
suchen! Er sagte zu mir, suche dir
doch eine Truppe zusammen, und dann
stellt ihr euch auf die Brücke, die bei
dem Signal steht. Und wenn dann ein
Franzosen-Zug hält, dann
zieht eure Hosen runter und zeigt den
Franzmännern den blanken
Hintern. Das hörte sich lustig an und
erwartete einen riesigen Spaß.
Mein Freund Wolfgang machte natürlich
sofort mit - auch die Harbecke Christa
war mit dabei. Erst taten wir so, als
wollten wir einen freundlichen Kontakt
mit den französischen Soldaten
aufnehmen. Wir konnten schließlich etwas
Französisch, da wir es in der Schule
lernen mussten allerdings mit
größtem Unwillen. So rief jemand von
uns: bonjour mon ami (guten Tag
mein Freund). Die Franzosen reagierten
überaus freundlich und winkten uns zu.
Als wir uns dann jedoch bückten und den
blanken Hintern zeigten, war es vorbei
mit der Völkerverständigung. Fünf
Franzosen sprangen aus dem Waggon und
stürzten auf uns zu. Wir liefen so
schnell es nur ging in die Weinberge und
hetzten diese bis zu den Hecken oben auf
dem Berg hoch. Schließlich hatten wir
die Verfolger abgehängt. Dann schlichen
wir den Berggrat hinunter bis hin zum
Kloster Stuben, und von da aus ging es
durch Weidenfelder am Moselufer in
Richtung Neef. Erst spät am Abend
trauten wir uns wieder in den Ort zu
gehen.
Ich weiß nicht, was passiert wäre,
hätte man uns eingefangen. Ich glaube,
wir wären für einige Tage eingesperrt
worden. Und was hätten sie mit meinem
Vater gemacht? Er war ja der Urheber der
ganzen Geschichte und er war zudem bei
der Bahn beschäftigt!
Übrigens verpassten die Soldaten
ihren zugehörigen Zug und mussten
unverrichteter Dinge einige Stunden
später auf den nächsten
Franzosen-Zug aufspringen.
von Heinz Philipps
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Für 5
Groschen Hau-mich-blau In
der armen Zeit hatten wir Kinder wenig
Spielzeug. Ein solches war z. B. ein
nackter Reifen von einem Fahrrad. Diesen
ließen wir rollen und führten ihn dabei
mit einem Stöckchen. So war besonders
bei den Buben der Reifen ein ständiger
Begleiter. Karl-Heinz Kreuter hatte
jedoch einen Reifen von einem Motorrad
mit Felge und Mantel. Das war schon eine
Besonderheit. Das wusste Karl-Heinz und
machte gute Geschäfte damit. Er verlieh
ihn für 5 Groschen, und man durfte damit
einmal um den Ort laufen. In ein solches
Geschäft willigte ich auch einmal ein.
Als ich ihm das Geld gab, sagte er zu
mir, dass ich in den nahen Laden
Blümling gehen soll, um für ihn
Hau-mich-blau zu kaufen. Ich
ging in das Geschäft und richtete dem
Ladenbesitzer Josef das so aus. Dieser
grinste übers ganze Gesicht. Nahm einen
Maßstock (mit dem er ansonsten die
Stoffe abmaß) und schlug mir damit
einmal auf den Hintern. So
sagte er das reicht nimm
dein Geld war umsonst - du kannst
wieder gehen. Ich war irritiert und
wusste nicht so recht, was vor sich ging.
Karl-Heinz klärte mich dann auf:
Mensch du bist zum Josef
gegangen und hast ihm gesagt, er soll
dich blau hauen - ich hab dich
verarscht! Ich behielt die 5
Groschen, lief weg, und ging nie wieder
hau mich blau kaufen.
von Heinz Philipps
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Nach dem
Summer kommt der Herbst Unsere
Lehrerin brachte den Erstklässlern
anhand von Beispielen und Gestikulationen
die einzelnen Buchstaben bei. Beim
O machte sie den Mund so auf,
dass man tatsächlich an der Mundform
diesen Buchstaben erkennen konnte. Beim
X griff sie auf die Tierwelt
zurück. Sie bezog sich auf einen
Tintenfisch, der mit seinen Fangarmen so
ähnlich aussieht. Beim E zog
sie an dem Ohr eines Kindes, was mit
dieser Lernmethode Schwierigkeiten hatte
und rief: du Eeeesel. Beim
S summte sie
ssssss - Das S
war also ein Summer. So
wollte sie das Wort Esel buchstabiert
Haben. Herbert, was döst du so
herum? Was kommt denn nach dem
Summer? Ei joo dä
Herbst!
Erinnerung von Franz Josef Blümling
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Dem
Schuster-Lud seine Kirschen Ich
besuchte in Trier und mein Freund Franz
Josef in Bernkastel-Kues eine Schule. Wir
fuhren täglich von Neef mit der Bahn zu
den jeweiligen Standorten. Bei der
Rückfahrt trafen wir uns oft im Zug in
Wengerohr. Einmal gesellte sich auch der
Schuster-Lud zu uns. Er war
der Sohn vom Schuster-Kläs.
Sie hießen eigentlich mit Nachnamen
Göbel. Weil sie aber Schuster in Neef
waren, erhielten sie diesen Beinahmen.
Lud war die Abkürzung von Ludwig und
Kläs von Nikolaus.
Der Schuster-Lud war mit
einer Frau aus Noviand in der Eifel
verheiratet und hatte dort bei seinen
Schwiegereltern einen Besuch abgestattet.
Diese gaben ihm für ihre Tochter ein
Körbchen voller allerbesten Herzkirschen
mit. Sie lagen schon fast malerisch in
einem kleinen schmucken Spankorb und
waren mit einem bestickten Tüchlein
abgedeckt.
Ludwig gab uns freundlicherweise eine
kleine Kostprobe einfach herrlich!
Dann stellt er das Körbchen spontan auf
das Gepäcknetz. Keine einzige Frucht
durfte mehr abhanden kommen. Gehörten
doch schließlich die Kirschen seiner
lieben Frau.
Kurz vor einem Tunnel gab mir Franz
Josef ein Zeichen, deutete mit dem Kopf
nach oben und blinzelte mir zu. Ich
wusste gleich, was er meinte. In den
Zügen gab es damals noch kein Licht. Als
es dann ganz dunkel wurde im Abteil,
unterhielt sich Franz Josef ganz intensiv
mit Ludwig. Sie sprachen über Fußball.
Ludwig war in der Neefer Mannschaft der
Tormann und flickte als Schuster auch
immer wieder den Ball zurecht. Es gab
für die Neefer Elf nur diesen einen aus
Leder. Der nächste Gegner war der aus
Bugramm, also die Mannschaft
aus St. Aldegund. Die müssen wir
schlagen. Eine Niederlage wäre eine
Blamage für das ganze Dorf!
ereiferte sich Ludwig. Während also ein
intensives Gespräch geführt wurde,
stellte ich mich auf die Sitzbank und
stibitzte einige Hände voll von den
herrlichen Früchten, versteckte sie in
der Schultasche und legte sorgfältig das
Deckchen wieder über den Korb und
dann wurde es auch schon wieder hell. Es
waren nicht arg viele Kirschen. Aber es
kamen ja noch zwei weitere Tunnel, und da
machten wir es genau so. So hatte dann
Ludwig, als wir Neef angekommen waren,
nicht viel mehr Kirschen im Spankörbchen
als ich in der Schultasche.
Verständlicherweise hatten wir es bei
der Ankunft des Zuges in Neef sehr eilig.
Der Zug hielt noch nicht richtig, und
Franz Josef und ich eilten von dannen,
setzten uns auf eine vom Bahnhof
entfernte Bank und aßen die Kirschen
auf. Es waren die besten Kirschen die wir
jemals gegessen hatten!
Ludwig bemerkte den Schwund erst zu
Hause und sah in uns Beiden sofort die
Täter. Er hatte sich furchtbar geärgert
nicht nur über die fehlenden
Kirschen, sondern auch über die
Unverfrorenheit dieser beiden Bengels,
die ihn in so leichter und dreister Art
überlistet hatten.
Wenn uns die Eltern zum Schuster
wegschickten, um Schuhe reparieren zu
lassen, dann brachten wir diese vorerst
nicht mehr zu dem
Schuster-Lud, sondern zum
Schuster-Jupp, dem Josef
Buschbaum.
Überliefert von Jürgen Bremm
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Der
Aldegunder Geißenbock stand nicht
auf eine Neefer GeißendameFolgendes
trug sich im Jahre 1947 zu: Dem
Bremms Aloys sein Geiß war heiß.
Sie war also etwa drei Tage
empfangsbereit und sehnte sich
gleichzeitig nach einem
Geschlechtspartner. Das hatte die Natur
so eingerichtet. Im Nachbarort St.
Aldegund lebte in einem eigenen Stall der
für die ganze Umgebung zuständige
Geißenbock.
Aloys sagt zum Sohn Rudi, ein Knabe
von 10 Jahren, dass er mit der Geiß nach
Aldegund gehen soll, um sie beim Bock
abdecken zu lassen. Gesagt getan! Rudi
bekam noch eine Flasche Wein mit, um sich
vom Fährmann übersetzen zu lassen und
eine Flasche Schnaps sollte der
Geißenbockhalterin für die
bevorstehende Dienstleistung zustehen.
Letztere begrüßte den Knaben aus
Neef recht freundlich, streichelte die
Geiß und führte sie in den Stall. Der
Bock schnupperte die Geiß etwas an deren
erogenen Zonen. Doch dann schüttelte er
sich und wischte sich den verschmierten
Bart an seinem Körper ab. Er machte
einen recht müden und uninteressierten
Eindruck. Die Frau zeigte ihm wieder
liebevoll die Geiß. Diese war auch
voller Liebeslust und erwartete umgehend
einen intimen Vorgang. Sie leckte und
koste den Bock. Doch der blieb weiterhin
völlig unbeeindruckt. Die
Geißenbockhalterin drückte nun die
beiden Körper aneinander und streichelte
die Tiere. Die Geiß wurde immer
liebestoller und war voller Zuneigung.
Der Bock jedoch verspürte partout keine
erotische Lust. Die Neefer Geißendame
mochte er nicht. Schließlich ging er mit
den Vorderfüßen in die Hocke, streckte
das eine Bein hoch und pinkelte im hohen
Bogen in den Stall, was bestialisch
stank. Das war für die Geißenbocktante
das Zeichen, dass die Potenz verausgabt
war. Das macht er immer so, wenn er
nicht mehr kann. Man muss bedenken, das
er ja eine Viertel Stunde vorher schon
eine Aldegunder Geiß gedeckt hat, und
der Jüngste ist mein Bock auch nicht
mehr. Rudi packte die Flasche
Schnaps wieder ein und ging mit der Ziege
unverrichteter Dinge nach Neef zurück.
Erzählt von Rudi Bremm, Neef
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Heringe in
der Mosel zu wässern ist nicht verboten! Josef
Kaufmann angelte seinerzeit unerlaubt an
der Mosel. Er wurde von dem aus Bullay
kommenden Fischereiaufseher auf
frischer Tat ertappt und musste
eine Strafe zahlen - was ihn sehr
ärgerte.
Josef Kaufmann wartete, bis der
Fischereiaufseher mit der Fähre
übersetzte, um entsprechende
Delinquenten in Bremm oder St. Aldegund
ausfindig zu machen. Dann setzte er sich
demonstrativ wieder an den Fluß und
hielt die Angel ins Wasser.
Der Fischereiaufseher, der dies
bemerken musste und auch bemerkte, kehrte
mit der nächsten Fähre wieder zurück
und stellte Jupp zur Rede.
Daraufhin erwiderte Jupp, er angele ja
gar nicht und es sei ja wohl nicht
verboten, in der Mosel seine Heringe zu
wässern. Dann zog er die Angelschnur
heraus, an der ein fetter Hering
angebunden war!
Und da bekanntermaßen
Süßwasser-Moselfische nicht auf
Salzhering beißen, konnte der
Fischereiaufseher Josef Kaufmann (der im
2. Weltkrieg gefallen ist) nicht
belangen.
Gruß Rita Berdel, geb. Breyer
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In dubio pro
reo! Im Zweifel für den
Angeklagten! Johann Loebcher hatte
Fluppes verkauft. Ein solches
Gesöff hatte er, wie jeder Winzer an der
Mosel, im Keller vorrätig. Es wurde aus
den allerletzten Tresterresten und unter
Verwendung von viel Wasser hergestellt.
Diese primitive alkoholarme Brühe konnte
vor Bitterkeit dem Trinker das Gedärme
zusammenziehen - wie man es im Volksmund
so ausdrückte. Sie löschte in erster
Linie den Durst. Deshalb nahm sie im
Steinkrug mit zu Arbeiten im Weinberg und
auf dem Felde. Als Kirmeswein war ein
Fluppes völlig ungeeignet.
Da hatte das Schlitzohr Loebcher noch
einmal Glück gehabt. Wie sollte auch der
Richter anders entscheiden?
Text der Veröffentlichung in der
Hunsrücker Zeitung:
Vor der Strafkammer wegen Weinfälschung
und Verkauf von verfälschtem Wein stand
am Montag zu Coblenz der Winzer und
Händler Johann Loebcher aus Neef a. d.
Mosel. L. hatte im vorigen Frühjahr in
Panzweiler mit Sämereien hausiert und
den Leuten auch Wein zum Verkauf
angeboten. Die Einwohner H. und Z. hatten
bei dem Angeklagten zusammen 26 Liter
Wein, das Liter zu 50 Pfg. bestellt. Das
Fässchen wurde in der Schlafstube des H.
gelagert und lag dort drei Wochen lang,
bis zur Kirmes. Zwei Tage vor der Kirmes
füllte Z. sich 14 Liter aus dem von dem
Angeklagten gelieferten Fass in ein von
ihm mitgebrachtes Fässchen ab. Erst am
Kirmestage probierten beide Käufer den
Wein. Derselbe war nicht klar und
schmeckte den Leuten so schlecht, dass
sie sich veranlasst sahen, eine Flasche
zum Bürgermeisteramte zu schicken.
Dieses veranlasste die Untersuchung des
Weines durch den Gerichtschemiker Dr.
Samelson zu Coblenz. Es stellte sich
heraus, dass der Wein verfälscht, und
nach den Bestandteilen zu urteilen,
Tresterwein war. Der Angeklagte bestritt
die Fälschung. Die Zeugen H. und Z.
hatten selbst nichts an dem Wein gemacht,
sie konnten aber auch nicht behaupten,
dass nicht jemand an dem in der offenen
Schlafkammer lagernden Weinen gewesen
war. Der Angeklagte wurde daher
freigesprochen.
Eingereicht von: Kurt Bergen
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Ques
que ce - dat lo da? Nach dem
verlorenen letzten Welt-Krieg sah es ganz
danach aus, als würde unser Moselland
künftig als Departement de la
Moselle zu Frankreich gehören -
zumindest die Franzosen sahen es so. Als
Besatzungsmacht hatten sie auch Einfluss
auf die Gestaltung des
Schul-Unterrichtes, und so schrieben sie
es vor, dass die französische Sprache
gelernt werden musste. Hatten wir
Schüler nicht schon Mühe genug, in der
Schule unser Plattdeutsch abzulegen
undHochdeutsch zu sprechen?! Und nun noch
Französisch lernen?!
Unsere Lehrerin, die junge
Schulpraktikantin Anneliese Leitheuser
aus Bullay, ging mit viel Mut und
Engagement an ihre Aufgabe heran. So
übte sie mit uns einmal die
Fragestellung. Hermann-Josef sollte auf
etwas deuten und auf Französisch fragen
was das wohl wäre. Andere hatten dann
ebenfalls in französischer Sprache zu
antworten. So zeigte Hermann-Josef auf
die Tafel und fragte: Ques que
ce und fügte nun auf Neefe
Platt noch dazu: dat lo da?
(dieses denn). Der übrigen Schulklasse
fiel dabei nichts Besonderes auf.
Fräulein Leiheuser jedoch lachte, was
ansonsten im Französisch-Unterricht so
gut wie nie vorkam und hat dieses
Erlebnis als spezielle Episode sogar
ihrem Lehrerkollegium weiter erzählt.
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Der Versuch,
dem Französisch-Unterricht zu entgehen Der
Französisch-Unterricht war für uns eine
einzige Qual. Im Unterricht klappte es
hinten und vorne nicht. Und zudem mussten
wir jeden Tag als Hausaufgabe Vokabeln
pauken. Und wenn Frl. Leitheuser schlecht
gelaunt war, waren es viele.
So geschehen an einem Tag, als auch
Bernhard dazu absolut keine Lust hatte.
Er und ich waren mit Kühen auf der
Weide, und die Eltern meinten
tatsächlich, dann könnten wir dort in
aller Ruhe und mit viel Zeit die
aufgegebenen Vokabeln lernen. Über einen
solchen Vorschlag konnten wir nur lachen.
Lieber fingen wir mit den Händen
Forellen im Bach oder kletterten auf
Bäumen herum. Aber was wird am kommenden
Schultag auf uns zukommen? Wir hatten
nichts gelernt! Nicht eine einzige
Vokabel! Wir fanden die Lösung: Noch
spät am Abend ging ich in unseren
Kolonialwaren-Laden und stibitzte eine
Tüte voll Schuhnägel
Pinnen genannt. Diese legten
wir, die Spitze nach oben gerichtet, in
einigen Querformationen auf dem Weg, der
von Bullay kam, aus. Und siehe da, am
nächsten Tag kam unsere Lehrerin viel zu
spät zum Schulunterricht. Als sie dann
schnaufend und wütend mit viel
Verspätung, das platte Fahrrad
schiebend, aufkreuzte, wurden Bernhard
und ich prompt als Täter verpetzt.
Folglich gab es eine große Abfuhr.
Bernhard, der einige Jahre älter war als
ich, ließ sich nicht verprügeln und
wehrte sich erfolgreich. Ich aber ich
bekam die heftigste Prügel meiner
Volksschule-Laufzeit.
Eigene Erinnerungen aus der Schulzeit
von F. J. Blümling
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Struppi im
Kaninchenstall Es trug sich in dem
Kriegsjahr 1944 zu. Einige Soldaten
hatten Fronturlaub. Man saß zusammen und
feierte in einem Weinkeller. Dort fand
man sich ungestört. Und wenn es einmal
zu laut wurde, dann hatten alle
Unbeteiligte Verständnis dafür.
Erlebten die Soldaten gerade in dieser
letzten Kriegsepoche draußen an der
Front eine ganz schlimme Zeit. Sollen sie
sich doch die kurze Zwischenzeit zu Haus
vergnügen so gut es nur ging.
Wein war genug vorhanden. Aber das
Essen war knapp bemessen. Die Dose
Leberwurst aus der Hausschlachtung war
fast leer gegessen. Man hatte aber noch
viel Hunger. Was war zu tun?
Ich habe eine Idee! sagte
Erich zu seinen Kameraden. Gebt mir
den Rest der Leberwurst und kommt
mit! Gesagt getan. Erich
führte die Gruppe der vier Männer in
der Dunkelheit ein schmales Gässchen
hoch. Er hatte eine Taschenlampe dabei,
die zu seiner Soldatenausstattung
gehörte. Diese konnte man bezüglich der
Helligkeit variiert einstellen. Erich
hatte sie ganz schwach eingestellt. Er
kannte sich gut im Hinterhof von Alois
Nelius aus. Erich wusste auch, dass Alois
einen Hund hatte. Dies war der Struppi.
Er war ein Mischling kernigster Art und
Alois großer Freund. Aber auch die Rolle
eines Wachhundes hatte er zu erfüllen
so auch die Bewachung des
Kaninchenstalles. Struppi bemerkte die
Gruppe und schlug an. Erich ging auf ihn
zu, sprach ihn leise an und lockte mit
der Leberwurst. Struppi schnüffelte
Erich nahm ihn auf den Arm
öffnete den Kaninchenstall nahm
das Kanickel, ein stattlicher Rammler,
raus und sperrte den Hund ein, der
nunmehr gierig die Leberwurst fraß und
die Dose ausleckte. Schnell und leiste
entfernte man sich. Im Weinkeller gab es
dann schon bald einen herrlichen
Kaninchenbraten. Es konnte weiter
gefeiert werden!
Und Alois bemerkte in der tiefen Nacht
ein erbärmliches Gejammer von seinem
Hund. So jämmerlich hatte er noch nie
gejault. Da muss ich einmal
nachschauen! Heftig zündete er
seine Karbid-Lampe an und eilte zum Hof.
Was er dann sah, verschlug ihm die
Sprache. Ein Bild zum Herzzerreißen! Mit
hängenden Ohren, gekringelter Schwanz
und traurigem Blick sah ihn Struppi an.
Hurtig befreite er den Hund aus seiner
unartgerechten Verbannung, streichelte
ihn und setzte seinen Freund wieder in
sein zuständiges Hundehaus. Alois ahnte
gleich, dass den Fronturlaubern dieser
Streich zuzuschreiben war und ließ Gnade
vor Recht ergehen.
Überliefert von Erich Kreuter
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Wie das Fell
von der Kuh
vom Treise Pitter versoffen wurdeDer
Peter Treis hatte seine Kuh geschlachtet.
Die beiden Schwiegersöhne Alfons und
Alois hatte er beauftragt, das Fell nach
Bullay zum Gerber zu bringen. Die Mühe
sollte auch nicht umsonst sein. So stand
der Treise Pitter, wie Peter er in Neef
genannt wurde, den Beiden zu: Geht
ruhig von dem, was ihr für das Fell
bekommt, einen Schoppen trinken es
können auch zwei sein. Das war
recht großzügig vom Pitter, der
ansonsten ziemlich geizig war.
So kurbelte man den Traktor an. Es war
ein sogenannter Elfer Deutz,
der noch vorgeglüht werden musste, um
ihn dann mit einer Kurbel anspringen zu
lassen. Das Fell wurde auf eine kleine
zweirädrige Karre geschmissen und ab
ging die Fahrt mit stattlichen 11 PS nach
Bullay. Es war am frühen Vormittag. Vom
Gerber Zinzius, erhielten sie bares Geld.
Umgehend wurde das erstbeste Gasthaus
aufgesucht, um die zugestandenen Schoppen
zu trinken. Es wurden weit mehr zwei. Die
allgemeine Stimmung war gut. Sie stieg,
als man die zweite Wirtschaft verließ.
Man stellte auch fest, dass man sich gut
verstand und der Pitter froh sein kann,
solche Schwiegersöhne zu haben. Nun
bekam man Hunger. Also fuhr man nach
Merl, und kehrte beim Metzger Lawen ein.
Da Lawen auch eine Kneipe hatte, bot es
sich an, das Steak mit Wein
hinunterzuspülen. Aber nun müssen
wir so langsam wieder heim meinte
Alfons. Doch gerade, als sie zur Tür
raus kamen, begegnete ihnen der
Karl-Heinz Kallfelz. Der war den beiden
gut bekannt, hatte doch Karl-Heinz eine
verwandtschaftliche Beziehung zu Neef.
Na, ihr beiden Frohnaturen, wie man
es sieht, geht es euch bestens. Kommt
doch mal mit mir. Ich zeige euch meinen
Keller. Dann könnt ihr einmal den Merler
Wein probieren. Die Neefer meinen doch
immer, sie hätten den besten Wein der
Welt. Und tatsächlich, der Merler
Wein schmeckte gut vielleicht zu
gut. Als Abschied verteilte Karl-Heinz
nun noch einen Aufgesetzten,
den er selbst unter Verwendung von
einigen Kräutern und Wurzeln hergestellt
hatte. Und wie es so üblich war, stand
man auf einem Bei nicht gut und kippte
noch einen und noch einen
Wundertrunk hinunter. Doch so
wunderlich war der scheinbar nicht, denn
es traten erhebliche
Gleichgewichtsstörungen auf. Mit Mühe
und Not torkelten die Beiden zum Traktor,
und beim Anlassen desselben löste sich
die Kurbel und flog haarscharf an Alfons
Kinn vorbei und dann in einem hohen Bogen
in eine Hecke. Sie dort ausfindig zu
machen und sie zu holen, war ein
Schauspiel für sich.
Dies war nicht das Empfangskomitee, das
vor Pitters Haus die beiden Helden in
Empfang nahm. Das Haus gibt es heute
nicht mehr.
Sehr von der Wirkung vom all zu vielen
Alkohol gezeichnet tuckerte man nun nach
Bullay. Müdigkeit trat nun auf.
Die Schnäpse zum Schluss hätten
wir besser gelassen lallte Alois.
In einer Schlangenlinie befuhr man die
Strasse. Es dunkelte schon. Gott sei Dank
wurden die beiden Zecher nicht
beobachtet. Man kannte allerdings zu
dieser Zeit, es war Ende der 50er Jahre,
noch kein Alkoholverbot am Steuer. In
Bullay sah man ein, dass man fahrunfähig
war. Am Anfang des Ortes gab es damals
die Schokoladenfabrik Imhoff. Am
Pförtnerhäuschen dieser blieben sie
halten und bestellten beim Pförtner eine
Übernachtung. Man glaubte die
"Pension Neidhöfer" erreicht
zu haben. Der Pförtner schaute die
Beiden groß an, schmunzelte, bot ihnen
einen Stuhl an und bestellte bei einer
Bediensteten einen starken Kaffee, den
ein nettes Fräulein auch gleich brachte.
Mit dieser wurde dann noch etwas
geschäkert. Dann gab man ihr ein
ordentliches Trinkgeld, was die
Gemeinschaftskasse ja auch noch zu ließ.
Darauf schenkte die schöne Maid jedem
der beiden Charmeure eine Tafel
Schokolade mit der Bemerkung: Für
eure lieben Frauen, die sich sicherlich
freuen, wenn ihr wieder zu Hause
seid. Schließlich rafften sich die
Beiden wieder auf und erreichten
letztendlich am späten Abend Neef. Dort
wurden sie aufgeregt vom Pitter und
seiner Frau Fine im Hof empfangen:
Wo ward ihr so lange? Wir dachten
schon, es wäre etwas passiert!
Doch als die Zechkumpanen kaum noch ein
vernünftiges Wort herausbrachten und
sich herausstellte, dass das Fell so gut
wie versoffen war, und als sie dem Pitter
und der Fine die Schokolade zur
Versöhnung schenken wollten (die ja
eigentlich ihren Ehefrauen zugedacht
war), zeigte dieser nur kurz mit dem
Zeigefinger auf die Stirn und ging
kopfschüttelnd ins Haus. Da haben
sich meine Töchter aber die Richtigen
ausgesucht waren seine
Gedanken und Fine schlug die Hände über
den Kopf zusammen und rief: Mari
Ju! Mari Ju!
Erzählt von Karl-Heinz Kallfelz,
Zell-Merl
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Sind
sie der Herr Rommel? Rommel
kommandierte im Zweiten Weltkrieg als
Generalfeldmarschall das sogenannte
Afrikakorps. Er erhielt für seine
kämpferischen Erfolge die Auszeichnung
Brillanten zum Ritterkreuz mit
Eichenlaub und Schwertern. Rommel
war als Kriegsheld in aller Munde.
Der Neefer Josef Croeff, der
Coeffs Jupp, stand auch im Heer von
Rommel. Als Jupp einmal in seiner Heimat
Urlaub machte, freute sich keiner mehr
als seine Mutter, die Croeffs Katt
(Katharina). Die brachte ihrem Sohn alle
Aufmerksamkeiten entgegen, die man sich
nur ausdenken konnte. Zudem hatte Jupp
ausgedehnt und nächtelang mit anderen
Fronturlaubern gefeiert. Endlich einmal
die schrecklichen Ereignisse in der Front
vergessen können! Wie viel besser
schmeckte der kühle Wein in
Gewölbekellern als der warme Muckefuck
oder der dünne Einheitstee in der
Blechdose in der heißen Wüste! Jupp
konnte sich von Neef nicht so schnell
trennen und wäre am liebsten hier
geblieben. Zudem war eigentlich der Krieg
insgesamt schon so gut wie verloren, das
wusste man. Man wusste auch, dass immer
mehr deutsche Soldaten desertierten. So
nahm Jupp das offizielle Urlaubende nicht
eng und blieb einfach länger in der
Heimat, als es der Urlaubsschein zuließ.
Vielleicht vermisst mich auch
keiner war zudem ein
Gedanke, der bei ihm aufkam. Aber so ganz
wohl war ihm nicht. Das war ja eigentlich
unerlaubtes Entfernen von der Truppe. Das
wurde gefahndet und konnte sehr streng
bestraft werden. Das wusste auch seine
Mutter, das Mütterchen im vorgerückten
Alter.
Prompt pochte es eines Nachts ganz
heftig an der Haustür von Jupps
Elternhaus. Die Katt wachte voller
Schrecken auf und erschien schlaftrunken
am Schlafzimmerfenster, rückte ihr
Nachthemd zurecht und wischte sich die
Augen. Als sie die stramme Militärperson
auf der Straße sah fragte sie:
Sind sie der Herr Rommel?
Ohne auf eine Antwort zu warten rief sie
schlagfertig: Mein Sohn ist schon
längst wieder unterwegs nach
Afrika. Das genügte dem strengen
Militärpolizisten, der seine Aufgabe
erfüllt sah. Mit einem leichten Lächeln
ging er von dannen.
Und Jupp sah zu, dass er umgehend zu
seiner Einheit im fernen Afrika
zurückkam.
Diese Begebenheit erzählte Josef
Croeff mit großem Amüsement immer
wieder gerne.
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Dat Ding met
der Bachermaschin
und die Meinung von ExpertenMit dem
Bau des Moselkanals, Anfang der 60er
Jahre, wurde die Fischerei auf der Mosel
stark eingeschränkt. Das errichtete
Stauwehr teilte das
Jagdgebiet. Für das Gebiet
oberhalb des Wehres war eine andere
Behörde zuständig als für den
Flusslauf unterhalb. Und dann musste auch
noch eine Sperrzone beachtet werden. Dort
durfte überhaupt nicht geangelt werden.
Die Genehmigungen zum Fischfang war für
die Neefer also kompliziert geworden, was
dazu führte, dass man zumeist ohne
Erlaubnis Fische fing, wobei die
Leidenschaft zum Fischen blieb
vielleicht sogar noch spannender machte.
Der Dorfpolizist Christian Schreiber
hatte stets die Angler im Visier. Waren
diese doch größtenteils so richtige
Schlitzohren, denen eine Genehmigung zum
Angeln keine all zu großen
Kopfzerbrechen bereitete und nie und
nimmer daran dachten, ihr Jagdfieber zu
unterdrücken.
Und auf Angler, die mit einem Netz
fischten, hatte der
Dorf-Cheriff ein besonderes
Auge geworfen, denn das war aller
strengstens verboten.
Karl war eines der ersten
"Opfer" des Staustufenbaus
geworden. Für seine frühere
Angelerlaubnis hatten nunmehr zwei
unterschiedliche Behörden ihre
Zuständigkeit und die erteilten Karl
eine Lehrstunde in Bürokratie. Kurzum,
Karl erhielt keine neue Angelerlaubnis.
Mit dem "geil" (Netz) Fische
fangen wie früher, das durfte er erst
recht nicht. Doch damit ging er weiterhin
am liebsten fischen. Das war rentabler
als stundenlang mit der Angelrute am Ufer
zu sitzen dazu hatte er keine
Lust. Mit etwas Glück hatte man mit
wenigen Auswürfen mehr Erfolg, als ein
Angler an einem ganzen Tag. Zudem war
Karl auch einer den wenigen Angler im
Dorf, der sein Angelnetz selbst knüpfte
und auch reparierte. Das konnte er wie
kein anderer.
Karl hatte weder einen Angelschein,
noch durfte er mit dem Netz Fische
fangen. Und sein Angel-Kumpel, der Jupp
Budinger (der Budingisch
Jupp) aus Ediger, hielt ebenfalls
nichts von behördlichen Vorschriften.
Durch die ständigen Arbeiten im
Flussbett anlässlich des Kanalbaues
hatten sich Sandanhäufungen im Flussbett
gebildet, die entfernt werden mussten,
damit Bau-Schiffe und Bau-Kähne fahren
konnten. So war in der Mosel die
Bagger-Maschine (im Neefer Dialekt:
Bachermaschin) auch
Schwimmbagger genannt - laufend tätig.
Ihr Aussehen war geprägt von einer
Schaufelkette. Die einzelnen Schaufel
fraßen sich angetrieben von starken
Ketten in den im Fluss abgelagerten Kies
und brachten diesen nach oben. Dort wurde
er automatisch in einen bereitstehenden
großen Kahn geschüttet und
abtransportiert. Bei diesem Vorgang
machte sie großen Krach, den man noch
weit im Umfeld hörte. Sie war ein
stählernes Monster.
Einmal war diese
Bachermaschin für
Angelexperten sehr günstig verankert.
Auf ihr einmal einige Netze
auszuwerfen, müsste Erfolg haben
meinte Karl. Sein Freund Jupp
bestätigte das. Man schritt zur Tat.
Einen Tag zuvor hatte Karl dort schon mit
alten gekochten Kartoffeln zusätzlich
angefüttert. Ein großer
Erfolg schien gesichert.
Ein kleiner Kahn, ein
Naache (Nachen), stand am
Neefer Fährufer parat, um an das Schiff
heranzukommen. Da man zweckmäßiger
Weise sowieso nur bei Dunkelheit das
Unternehmen starten konnte (man durfte ja
nicht gesehen werden), stand der Kahn
mehr oder weniger zur freien Verfügung,
was sicherlich der Fährmann nicht so
gesehen hätte.
Das Koloss (die
Bachermaschin) war mit einem
langen Stahlseil in der Mosel verankert.
Karl warf das Geil aus
mitten auf die Futterstelle. Als er das
Netz erwartungsvoll einziehen wollte,
blieb es an einer Eisenstange hängen. Es
war äußerste Eile geboten. Man durfte
ja nicht gesehen werden. Der Jupp sprang
hastig aus dem Kahn ins Wasser und suchte
unter Führung des Netzes den Punkt, an
dem sich das Netz verhakt hatte. Er
spürte die Eisenstange und riss sie
eiligst aus einer Fassung. Karl zog
schnell das Netz ein. Aufgrund der
entstandenen Unruhe waren nur einige
Fische im Netz. Das musste aber für
heute reichen. Schleunigst fuhr man
wieder ans Ufer und verschwand in der
Dunkelheit.
Die Bootswacht hatte ungewohnte
Schläge vernommen. Ein Kahn schlug
fortwährend lautstark an das Monstrum
an. Was war passiert? Jupp hatte die
Verankerung des Stahlseiles aus der
Fassung gerissen. So trieb das Koloss
ungesichert mit der Moselströmung
abwärts. Die Bootswacht konnte Gott sei
Dank ein großes Unglück abwenden, wurde
Herr der Situation und verankerte das
Schiff unbeschadet an einem anderen
Platz.
Die Meinung der Experten war nun, dass
die Mosel aufgrund der Bauarbeiten
wirklich unberechenbar geworden ist.
Man hätte aber auch die
Baggermaschine an einer anderen Stelle
verankern müssen meinte ein
anderer Spezialist. Karl und Jupp hatten
da ihre eigene Meinung, die sie aber
vorerst für sich behielten. Später
erzählte Karl die Begebenheit sehr gerne
und konnte darüber herzhaft lachen.
Erzählt von Manfred Zimmer, Bodenheim
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Karl mit dem
Geil - seine spezielle Art zum
Fischfang. Foto: Manfred Zimmer |
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Die
Baggermaschine war von nun an,
wenn sie nicht tätig war, im
sicheren Bremmer Gestade
verankert. Foto: Rhein-Museum,
Koblenz |
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Was sollen
die Mädchen im Gesangunterricht
ihre Zeit verplempern?Wie schwer es
war, bei der Landbevölkerung den Sinn
für eine gute Allgemeinbildung zu
wecken, mag die Tatsache beweisen, dass
der Gemeinderat von Neef noch 1876 den
Gesangsunterricht für Mädchen mit der
Begründung ablehnte, dass dieser
... für einfache Bürgertöchter wie
hiesigen Orts nicht nötig erachtet, auch
nicht für unbedingt zwecklich angesehen
werden kann. Zwei Monate später
verfügt dann aber die Regierung, dass
Gesangsunterricht erteilt werden muss und
die Gemeinde dem Lehrer Helten dafür 30
Mark jährlich zu zahlen hat.
Otto Münster, Bullay; in: Die
Geschichte der Volksschule Neef
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Immer diese
Neuerungen! Als Papst Gregor die neue
Kalenderordnung (gregorianische Kalender)
einführte, war das nicht im Sinne des
Neefer Kaplans Ph. Urhusen. Er war strikt
dagegen und hörte nicht auf, gegen das
Normaljahr zu predigen.
Schließlich steckten ihn 1650
Kurfürst von Sötern ins Gefängnis, bis
er sich endlich der neuen Anordnung
fügte.
Karl von Damitz; in: Die
Mosel
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Ein
Intermezzo der besonderen Art Der Josef
Braun war ein lustiger Mensch mit viel
Phantasie und Humor. Er sprühte
förmlich vor Unternehmenslust. Dies mag
ihm auch den Spitznamen
Polwer angelehnt an
das Wort Pulver - gegeben haben.
So kam er einmal auf die Kegelbahn und
erzählte: Kerle, mir ist was
passiert. Ich ging von zu Hause weg und
musste dringend Pipi machen. So stellte
ich mich in unseren Hof, und der Strahl
ging direkt auf ein paar abgestellte
Blechpfannen. Ein angenehmer Ton erklang.
Ging ich weiter weg, dann wurde der Ton
tiefer. Strahlte ich nach links, dann war
der Ton anders, als wenn ich nach rechts
strahlte. Und im Nu hatte ich heraus, wie
man eine Tonleiter pinkelt. Nicht nur
das! Ich konnte schließlich sogar den
Walzer Wiener Blut pinkeln.
Ja, das war wirklich so!
Das lachten die Kegelbrüder und
Polwer hatte einmal wieder
die Lache auf seiner Seite.
Ein Stückelche vom Autoren der
Chronik selbst erlebt.
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Ein und für
alle Mal: Es gibt das
Moselkraftwerk Neef und nicht
das Moselkraftwerk St.
Aldegund Als man begann, die
Mosel zu kanalisieren, stand fest, dass
sich die Schleuse auf der St. Aldegunder
Seite dementsprechend auch Schleuse
St. Aldegund nennt. Doch nun
sickerte es in der Neefer Bevölkerung
durch, dass auch das Kraftwerk auf dem
Neefer Terrain nach dem Ort St. Aldegund
genannt werden sollte. Und tatsächlich
hatte die beauftragte Baufirma schon die
Schilder anfertigen lassen, auf denen
stand: Hier baut die Firma Bauwens
das Moselkraftwerk St. Aldegund!
Die aufwendigen Schilder standen in einem
Bauwagen schon parat zur Montage.
Dies wurde von den Neefern gesehen.
Man war empört! Bei Nacht und Nebel
brachen beherzte Bürger in die Baubude
ein. Mit schwarzer Ölfarbe
überpinselten sie die Ortsangabe
St. Aldegund und
berichtigten: Moselkraftwerk
Neef. Für die Baufirma war dies am
anderen Tag eine riesengroße Frechheit.
Die Täter ließ man polizeilich suchen,
wurden aber bis zum heutigen Tag nicht
gefunden. Andere Schilder waren schon
bald fertig gestellt, und auf diesen
stand denn auch richtigerweise
Moselkraftwerk Neef
wie es auch bis heute noch heißt.
Überliefert von Alfred Kaufmann, Neef
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Der
Proffe-Klub ging
fringse Der Krieg war
verloren. Deutschland hatte an Frankreich
Reparationszahlungen zu leisten. Dazu
gehörte auch, dass Frankreich
Kokslieferungen aus dem Ruhrgebiet bezog,
die per Bahn die Moselstrecke hoch nach
Lothringen und in das (damals)
französische Saargebiet transportiert
wurden. Die Waggons waren immer hoch
beladen. Kohle und auch Koks waren zu
jener Zeit schwarzes Gold ,
da man sie als Heizmaterial sehr
begehrte.
Die Bahnstrecke über die Ellerer
Brücke bis zum Tunnelausgang in Neef war
wegen nicht behobener Kriegsschäden noch
eingleisig. So gab es am Tunnelausgang
eine Weiche, die den Verkehr auf eine
zweigleisige Strecke umleitet.
Weichensteller war Josef Bergen. Diesem
Berje Jupp stand eine Hütte
zur Verfügung. Sie war klein und
gemütlich. Ein Kanonenofen beheizte den
Raum. Licht lieferte ein kleines Fenster
und in der Dunkelheit eine
Petroleumlampe. Wen verwundert es, wenn
Jupp oft Besuch von Neefer Burschen
erhielt. Sie waren besonders willkommen,
wenn sie etwas mit brachten. Das konnte
Schnaps, Wein, Speck oder auch Fleisch
sein. Man spielte Karten, knobelte,
erzählte - und fringste, wie
dies der Kölner Bischof Frings seinen
Kölnern Mitbürgern stillschweigend
zubilligte, wenn diese Kohlen
entwendeten. Er war der Ansicht, dass
seine Schäfchen in dieser speziellen
Zeit auch schon mal Kohlen klauen
dürfen, ohne dies als Sünde
anzurechnen.
Daher wurde dieser Kohlenklau im
ganzen Rheinland fringese
genannt.
Wenn nun Jupp über sein
Feld-Telefon (stammte noch
aus Wehrmachtsbestand) Bescheid vom
Bahnhof Eller erhielt, dass ein Zug
unterwegs sei, wurde er als
Weichensteller tätig. Einer anderer der
Clique kletterte einen Mast hoch, ein
dritter reichte ihm einen
Proffen (Pfahl). Damit wurde
dann vom Eisenbahn-Waggon die Kohle
abgekämmt. Der Rest des eingespielten
Teams sammelte die heruntergefallene
Kohle in Säcken ein. Diese wurde dann
zur eigenen Familie nach Hause gebracht,
oder auch bei sonstigen Neefer Bürgern
gegen Schnaps, Wein, Speck und Fleisch
eingetauscht. Und so konnte man bei Jupp
wieder aufgenommen werden.
In der Bude vom Jupp wurde viel
gefeiert. Sogar Silvesternächte
verbrachte man hier. Die
Frings-Übung war
eingespielt. Ohne großen Aufwand war man
erfolgreich. Auch für Unterhaltung war
gesorgt. Und so gründete sich der
respektable und erfolgsorientierte
Proffe-Klub, der sich also
nach ihrem wichtigsten Werkzeug, dem
Proffen nannte. Er unterwarf
sich keiner Satzung, war demzufolge auch
nicht im Vereinsregister eingetragen und
besaß somit auch nicht das Privileg der
Gemeinnützigkeit.
Erzählt von Hans Knipp, Neef und
eigene Erinnerung
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Ein trauriges
Stückelche Karl Kaspar
Kreuter ( 1851 1898 ) war
Schnapsbrenner und Metzger. Als solcher
brannte er für die Neefer Bürger den
Schnaps, verkaufte in einem kleinen Laden
Fleischwaren und verrichtete auch
Hausschlachtungen.
Karl Kaspar Kreuter und seine Frau Maria
Eva geb. Schmitz
Allgemein herrschte in Neef eine
große Armut. Die Bahn-Trasse war fertig
gestellt. Kein Bauarbeiter wurde mehr
benötigt. Ansonsten gab es nur noch
Beschäftigung in der Essigfabrik. Wohl
dem, der dort arbeitete. Es gab Familien,
die nur ein Fuder Wein ernteten, und das
dann noch in schlechter Lage. Dieses
verkauften sie gelegentlich für einige
100 Mark, wenn die Weinhändler endlich
einmal kamen. Der kleine Erlös musste
dann den Jahresbedarf einer Familie für
Kleider, Hausbedarf, Gartendünger,
Weinbergsgeräte und anderes mehr decken.
Man sah Kinder und auch Erwachsene mit
Löchern in Schuh und Strümpfen. Reich
nannte man den Essigfabrikanten Karl
Kaufmann, zwei Gastwirte und noch sechs
bis zehn Winzerfamilien mit großem
Weinbergsbesitz. Alle anderen mussten
sich kümmerlich durchschlagen, zumeist
noch mit einem Haufen Kindern.
Wen wundert es, wenn Karl Kaspar oft
für seine Leistungen lange auf den
Geldeingang warten musste. Er hatte sogar
schon Ausfälle hinnehmen müssen.
Da ihm ein Neefer Bürger eine offene
Rechnung in barem Geld nicht begleichen
konnte, gab er einen jungen Stier in
Zahlung. Dieser sollte umgehend
geschlachtet werden. Kaum hatte man das
Tier in das Schlachthaus gebracht, wurde
es wild und drückte den Karl Kaspar so
an die Wand, dass er vor Atemnot starb.
Überliefert von Karl-Heinz Kallfelz,
Zell-Merl Ergänzt vom Autoren der
Chronik
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Neefer
BdM-Mädchen bei einem gemeinsamen
Gottesdienst. Wie passt das zusammen? Es
war im Jahr 1937. Wir hatten an einem
Abend eine BdM- (Bund deutscher Mädchen)
Feier. Hitlers Regime wurde gepriesen,
und wir sangen nationalsozialistische
Lieder. Natürlich gab es auch Wein zu
trinken, den wir von zu Hause
mitbrachten. Bis in die späte Nacht
saßen wir zusammen. Dann zogen wir
fröhlich und singend durch das Dorf.
Und nun machen wir an der Mosel
einen Nachen los und fahren nach
Aldegund! rief jemand. Gesagt
getan! In Aldegund zogen wir auch wieder
singend durch den Ort. Wir lachten und
fanden sogar Zuspruch von einigen Leuten,
die im Schlafrock aus den Fenstern
schauten. Unbeschwert gingen wir nun an
die Mosel zurück, um wieder nach Neef
überzusetzen. Der Mond schien, und es
war sternenklar. So konnten wir etwas
sehen, obwohl keine Straßenlaterne
leuchtete.
Aber was war zwischenzeitlich
geschehen? Neefer Burschen hatten von
unserem Ausflug erfahren. Sie waren wohl
eifersüchtig und nahmen an, wir Mädchen
wollten uns den Aledgunder Jungs zeigen.
Sie setzten ebenfalls mit einem Kahn
über und fuhren mit zweien zurück. Dazu
gehörte auch unser Kahn. So standen wir
mitten in der Nacht am Fluss und konnten
Neef nur von der Ferne betrachten. Es
blieb uns nichts anderes übrig, als
über die Alfer Brücke via Bullay zu
Fuß nach Neef zu gehen. Unsere
Fröhlichkeit war dabei dahin, denn wir
mussten höllisch aufpassen, dass wir
wegen der Dunkelheit auf dem Weg blieben.
Als wir endlich in Neef ankamen, war
es früh am Morgen. Die Glocken läuteten
zur Messe. Dorthin gegen wir alle,
dann haben wir ein Alibi, schlug
jemand vor. Wir in den Gottesdienst und
täuschten Frömmigkeit und tiefe Andacht
vor. Dies erweckte Eindruck. Auf die
Frage unserer Eltern, wo wir denn die
ganze Nacht gewesen wären, sagten wir,
wir hätten bei der Freundin geschlafen.
Schön und gut, aber ihr hättet
wenigstens vorher Bescheid geben
können! Ja, daran hätten wir
denken können hatten wir glatt
vergessen, so entschuldigten wir uns.
Andererseits ernteten wir Anerkennung. Da
hatten doch ihre Töchter einen
nationalsozialistischen, schon eher einen
atheistischen als christlichen Abend
verbracht und einen gemeinsamen Kirchgang
beschlossen! Da konnte man wirklich nicht
meckern.
Erzählt von Maria Niesen, Bullay
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Maria Niesen |
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Eine
merkwürdige Zeremonie bei der Trauung
vom Wanisch Jupp mit der
Bremms Liss Als der Josef
Wagner im November 1924 die Elisabeth
Bremm, eine Cousine von mir, heiratete,
erhielt ich die ehrenvolle Aufgabe, am
Altar die Hochzeitskerze anzuzünden. Ich
war gerade mal 4 Jahre alt. Dies
erzählte ich voller Stolz meinem Onkel
Josef. Dieser sagte mir nun sehr
ernsthaft und wichtigtuend, dass ich dann
ja alles richtig zu machen hätte. So
müsste ich, wenn der Herr Pastor mir das
Zeichen gibt, die Kerzen anzuzünden,
auch dem Brautschleier Feuer geben. Was
mir mein Josef-Onkel sagte, war für mich
richtig und unwiderlegbar. Ich schätzte
ihn sehr.
Der feierliche Tag kam. Ich kniete am
Altar. Die formelle Trauung war
vollzogen, und ich steckte auf Wink des
Pastors Acker nun die Kerze und danach
auch in gleicher Frömmigkeit und Andacht
den Schleier an. Alle Leute in der Kirche
waren verwirrt. Die Braut sprang
beängstigt auf dem Altar herum. Der
Schleier brannte leicht und entflammte
sich schnell. Doch dann hatte man den
Brand endlich erstickt. Wie kannst
Du denn so etwas machen? schimpfte
der Herr Acker. Das hat mir doch
der Onkel Josef so gesagt! war
meine Antwort. Ja, der Onkel Josef,
das ist ja wieder einmal typisch für
ihn. Damit war die merkwürdige
Zeremonie erklärt. Der Traugottesdienst
wurde fortgesetzt, und anschließend
führte die Braut mit dem zerfetzten
Schleier doch noch mit würdiger Haltung
die Hochzeitsgesellschaft zum
Festbankett. Und während der
Hochzeitsfeier musste ich immer wieder
erzählen, was mir mein Onkel Josef
empfohlen hatte und alle lachten.
Erzählt von Maria Niesen, Bullay
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So wurde ich
aufgeklärt Dem Müllen Werner sein
Vater hatte den Dorfstier im Stall
stehen. Was das bedeutete, wusste ich
lange nicht.
Meine Eltern hatten einen
Kolonialwarenladen. In diesem führten
wir damals, nach den ersten Kriegsjahren,
unter anderem auch lose Streichhölzer.
Sie lagerten in einer großen Schublade.
Die erforderliche Reibfläche für die
Hölzer hatte man zu haben. Man konnte
sie auch gegebenenfalls an der Hose
anreiben und auf diese Art entzünden -
wenn die Hose aus geeignetem Material
war.
So verkauften wir diese Feueranzünder
in kleinen Tüten. Sie waren nicht nur
bei den Erwachsenen, sondern auch bei den
Buben begehrt. Die
Schlenger-Bix (Eine solche
Schleuder-Dose hatte Löcher am Boden und
eine Draht-Schleuder-Vorrichtung. In der
Schlenger-Bix konnte man
Feuer aufbewahren. Für uns Buben war
eine solche Vorrichtung oft ein
ständiger Begleiter.) konnte damit
angezündet werden. Auch wenn wir schon
mal heimlich plotzten (rauchten), waren
Streichhölzer unentbehrlich.
Damals wurde viel getauscht. Die
Reichsmark-Währung hatte nur eine
geringe Kaufkraft. Ich konnte ab und zu
schon einmal Streichhölzer, die ich aus
der Streichholzschublade entwendete,
anbieten, und der Werner Müllen bot eine
Dienstleistung an. Werner war 9 Jahre alt
und ich war ein Jahr jünger.
Werner hatte auf dem elterlichen
Speicher ein Guckloch ausfindig gemacht,
durch das man in den Stierstall schauen
konnte. Aber das hatte seinen Preis
z. B. eine Tüte Streichhölzer!
Diese bekam er von mir, und so konnte ich
zuschauen, was geschah, als eine Kuh den
Stier besuchte. Ich glaube, meine Augen
waren größer als die des wirkenden
Stieres. Und nun wusste ich, wie das mit
der Vermehrung so vor sich ging.
Erinnerung von Franz Josef Blümling
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Schwimmen
lernten wir im "Seich-Kempel" Früher,
vor der Moselkanalisierung, ragten am
Flusslauf so genannte Krippen in den
Fluss.
Und zwischen den Krippen waren ruhige
Wasserflächen. Diese eigneten sich zum
Baden. In Neef waren diese Gewässer nach
Zuständigkeiten aufgeteilt. Eines war
für die Erwachsenen bestimmt, das
darunter liegende für die Mädchen und
das anschließende für die Buben. Da
letzteres Becken bei Niedrigwasser mit
der fließenden Mosel nicht mehr in
Verbindung stand, bildete sich ein
geschlossener Tümpel. In diesem
planschten nicht nur die Buben, die noch
nicht schwimmen konnten, sondern auch
Scharen von Fröschen. Diese waren in
einem dem Tümpel anschließenden
Schilffeld zu Hause. Weil man behauptete,
dass sowohl die Frösche als auch die
Buben hemmungslos in das Gewässer
urinierten, was auch nicht zu widerlegen
war, nannte man den Tümpel
"Seich-Kempel" - auf
hochdeutsch: Urin-Tümpel / -Kümpel.
Der "Seich-Kempel" war nicht
tief. Ertrinken konnte man darin nicht.
Am Boden befand sich eine dicke
schwarz-braune Schlammschicht, die
glitschig zwischen den Zehen durch quoll.
Und wenn viel Badebetrieb war, dann war
der Tümpel so trübe wie eine Pfütze
auf einem Weinbergsweg nach einem
Wolkenbruch.
Einmal machte der Philipps Heinz auch
sein größeres Geschäft in das Freibad.
Als nun das corpus delicti auf der
Oberfläche schwamm, was den Täter auf
der Stelle überführte, war dies doch
eine zu krasse Übertretung der ansonsten
recht lockeren Baderegel, und man verwies
ihn sofort aus dem Gewässer.
Erinnerungen von F.J. Blümling und
Heinz Philipps
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Mosel mit den
Krippen - und zwischen diesen lag
auch der "Seich-Kempel" |
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Heinz Philipps
im gestandenen Alter von 28
Jahren - und nicht mehr den Kopf
so voller Unsinn |
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Ich hatte
Unkeusches gesehen Die Körperreinigung
nahm man früher, in den Jahren 1944 -
1948, nicht so eng wie in heutiger Zeit.
Grundsätzlich stand das wöchentliche
Bad am Samstag an.
In der kalten Jahreszeit wurden wir
Kinder dann in eine Zink-Bütte gesteckt
die mit warmem Wasser gefüllt war.
Mutter schruppte uns mit einer Bürste ab
und benutzte dabei eine schmierige
Kernseife.
Im Sommer allerdings wurden wir in der
Mosel gebadet. Und das vollzog bei mir
dann der Vater. Wir gingen auf die Spitze
der Krippe wo sich seitlich davon der
"Seich-Kempel" befand. In dem
fließenden Wasser wuschen sich Vater und
ich den Schmutz der letzten Woche ab.
Einmal sah ich dabei, dass auf einer
Krippe oberhalb von uns ein Mädchen
nackt gebadet wurde. Ich schaute immer
wieder hin und das nicht ohne Interesse.
"Das darfst du nicht - schau
weg!" schimpfte Vater lautstark. Ich
wusste, dass sich dies nicht gehörte, ja
sogar eine Sünde war, und schaue mich
seit her bis zum heutigen Tage nie mehr
nach nackt badenden Mädchen um.
Erinnerung von F. J. Blümling
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So wurden wir
damals frisiert Wir hatten früher in
Neef zwei Friseure und zwar den
Boartschrapper und den
Burggraf. Letzterer, der
Josef Braun, hatte die Neefer Burg zur
Hälfte im Eigentum. Da in ihr einmal
Grafen residierten, nannte man ihn
Burggraf.
Sein Konkurrent war der
Boartschrapper, der Alois
Mentges. Es gab im Ort keinen, der besser
den Bart schruppen (rasieren) konnte als
er. Beide Figaros waren ansonsten
gestandene Winzer.
Frisiert wurde nur ab
Freitagnachmittag bis hin zum
Samstagabend. Keiner von beiden hatte bei
einem Meister eine Lehre gemacht. Es
waren also begnadete Naturtalente.
Jupps Karriere begann als Soldat
auf Kreta. Dort hatte er einmal einem
Kameraden mit gutem Erfolg die Haare
geschnitten. Und seither war er nebenbei
Friseur.
Der Preis für einen Haarschnitt lag
1947 bei sechs Groschen. Er war bei
beiden Friseuren gleich. Allerdings war
der Schnitt unterschiedlich. Der
Burggraf schnitt die Haare
so, als hätte er einen Topf auf den Kopf
gestülpt und alles, was außerhalb des
Topfes zu sehen war, abgeschnitten.
Der Boartschrapper dagegen
schnitt die Haare seitlich radikal ab.
Das machte die Erscheinung jung. Es war
der so genannte Konfirmandenschnitt. Vor
der Kirmes ging wohl jede Männlichkeit
zum Friseur. Wenn dann die Männer im
Kirmes-Hochamt zur hl. Kommunion
anstanden, konnte man gut erkennen, wer
in welcher Friseurstube gesessen hatte.
In der Friseurstube ging es sehr
gemütlich zu. Es wurde erzählt, gelacht
und auf die Frauen geschimpft.
Neuigkeiten wurden ausgetauscht und Alois
stellte neben dem Friseurzimmer auch
schon mal seine Stube zur Verfügung.
Dort wurde dann gekartet. Und wenn Alois
sein Gretchen gut gelaunt war, dann
schickte diese den Wasilius in den
Keller, um einen Krug Wein zu zapfen.
Wasilius war ursprünglich ein russischer
Kriegsgefangener. Es gefiel ihm bei den
Mentges so gut, dass er nach Kriegsende
gar nicht mehr nach seinem zu Hause in
Russland wollte. Und die deutsche Sprache
lernte er nie. Sein Intelligenz-Quotient
ließ das nicht zu. Aber Kräfte hatte er
wie ein Bulle.
Beim Jupp ging es nicht weniger
gemütlich zu. Er frisierte in einem
historischen Erker in seiner Burg. In dem
anschließenden großen und hohen Raum
warteten auf einer langen Bank, die rund
um den Raum reichte, die Kunden. Auch
Jupp ging schon mal in den Keller und
lies eine Spezialität probieren.
Besonders gerne spielte er auf einem
Harmonium Mutter-Gottes-Lieder vor und
sang auch schon mal dabei. Der
Burggraf war ein
Gemütsmensch. Ihn brachte man nicht aus
der Ruhe. Wen wundert es, dass er 100
Jahre alt wurde?! Bei seiner Trauerfeier
sang man Mutter-Gottes-Lieder das
hatte er sich so gewünscht.
Erinnerung von Franz Josef Blümling
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Josef Braun und
... |
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... Alfons
Mentges, zwei begnadete
Naturtalente |
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Dem Täter
auf der Spur war man schnell. Alfred
Kaufmann und sein Vater Fritz waren im
Frühjahr 1946 dabei, Kriegsschäden am
Haus zu reparieren. Dazu benötigten sie
Zement. Aber: Woher nehmen und nicht
stehlen?
Da gab es durchaus eine Lösung! Im
Neefer Tunnel hatte die Firma Maier ihr
Vorratslager. Diese Baufirma reparierte
die Ellerer Brücke, die im Krieg
zerstört worden war. Im Tunnel lagerten
auch Zementsäcke, das wusste man. Und
scheinbar wurde das Lager schlecht
kontrolliert.
So machten sich Alfred und Vater Fritz
bei Nacht und Nebel auf und zogen eine
Karre über die Haustert bis
zum Scheißbogen. (Diese
Unterführung nannte man mit Recht so.)
Dort stellte man die Karre ab. Mit einer
Karbidlampe ging man in das Lager und
entwendete zwei Säcke des benötigten
Materials. Mehr brauchte man nicht.
Das ganze Unterfangen wickelte sich
reibungslos ab. Zu Hause stellte man die
beladene Karre in den Schuppen. Zufrieden
konnte man schlafen gehen. Am frühen
Morgen pochte es nun heftig an der
Haustür. Die Polizei! Es war
der Bohne-Pitter, der von den Franzosen
als Ordnungshüter eingesetzt worden war.
Ihr habt Zement im Tunnel
geklaut! rief er. Wie war denn so
was möglich?
Kein Mensch konnte uns gesehen haben?
Des Rätsels Lösung: Wir hatten einen
Sack auf eine Nagelspitze, die aus der
Karre ragte, gelegt, und so rieselte vom
Scheißbogen an bis zum
Schuppen der Zement leicht aber stetig
auf die Erde. Es bildete sich so eine
deutliche Spur, die auch jedes Kind zum
Täter geführt hätte.
Da gab es kein Leugnen. Mit Besen und
Schippe wurde die Spur in aller Schnelle
beseitigt. Der Pitter bekam eine Flasche
Schnaps und zwei Flaschen Wein. So fiel
ein strenges Polizei-Verhör aus, und mit
dem Rest des Zementes konnte die
Reparatur am Hause doch noch ausgeführt
werden.
Überliefert von Alfred Kaufmann, Neef
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Fritz ... |
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... und Alfred
Kaufmann, ein gutes Team |
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Die
Vortäuschung einer falschen Tatsache Es
mögen 65 Jahre her sein, als ich einmal
wieder bei meinen Verwandten in Neef
Urlaub machte. Kaum war ich da, und schon
schickte mich mein Onkel mit zwei vollen
Wasser-Kannen zum Friedhof auf den
Petersberg, um dort die Pflanzen auf den
Gräbern meiner Ahnen zu gießen. Das war
für mich, als Städtermädchen aus dem
Flachland, 16 Jahre alt, sehr mühselig.
Ich kannte den steilen und holprigen
Totenweg, der zum Friedhof
führte, aus früherer Zeit all zu gut.
Als ich mit den Kannen dorthin kam, wo
der steile Weg begann, schüttete ich die
Behälter bis auf einen kleinen Rest in
den Weinberg und ging leicht locker zum
Petersberg hoch. Dort angelangt, gab ich
mich nach Außen hin so, als würde ich
eine große Last schleppen und fand
prompt bei den Leuten, die auf dem
Friedhof verweilten, erhebliche
Anerkennung. Ein tüchtiges und
braves Städtermädchen so
tuschelte man untereinander und nickte
mir anerkennend und freundlich zu. Nun
ging ich zu den angewiesenen Gräbern; es
waren drei. Dort verteilte die noch
vorhandene Flüssigkeit so, dass die
Pflanzen gerade mal nass wurden. Zu mehr
reichte es auch nicht. Und? Mein Onkel
war zufrieden mit meiner Leistung. Die
Neefer Leute waren mir zugetan.
Schlussendlich überstanden auch die
Pflanzen eine kurze Trockenperiode ohne
Problem.
Rosemarie Rennert, Berlin
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Rosemarie als 16
jährige Sommerfrischlerin in
Neef |
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Gespensterklopfen Und das
ging so: In der Dunkelheit befestigten
wir an einer Türklinke mit einer Kordel
eine Runkelrübe so, dass diese an der
Tür schwebte. In der Mitte der Schnur
verknoteten wir einen stabilen
Zwirnfaden. Dieser reichte bis hin zu
einem sicheren Versteck. Dann zogen wir
den Zwirnfaden an und gaben ruckartig
wieder nach. So flog die Runkelrübe
dumpf und nicht ganz leise gegen die
Türe. Dies machten wir so lange, bis
jemand brüllend an der Tür erschien und
die Saupens in die Hölle
wünschte. Wir zogen den Zwirnfaden so
an, dass er riss und keine Spur
hinterließ.
Eigentlich machten wir diesen Streich
nur dort, wo es sich lohnte wenn
wir also wussten, dass das
Opfer leicht erregbar war.
Als wir nämlich beim "Mille
Lang" en Rummel (beim langen Müllen
eine Runkelrübe) an die Tür hängten,
passierte nichts Aufregendes. Er kam
raus, schnitt die Rummel ab und sagte nur
"Die homma moal weer im soss"
(Die haben wir einmal wieder umsonst).
Natürlich machten wir bei ihm nie wieder
Gespensterklopfen. Beim
Mille Lang machte es wirklich
keinen Spaß.
So erzählt von Hans Knipp und Jürgen
Bremm, Neef
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Wenn auch die
Jahre vergehen,
bleibt doch die Erinnerung wach!Wenn
ich in Neef meine Schulferien verbrachte,
wurde ich von meinen Eltern in Halle a.
d. Saale in einen Zug gesetzt und hatte
ein Schildchen um den Hals hängen,
worauf meine Reiseroute stand. Ich hatte
dann nie Schwierigkeiten, mit Hilfe von
Mitreisenden oder vom Fahrpersonal Neef
zu erreichen. Dort wurde ich dann immer
sehr freundlich in Empfang genommen und
war entweder bei der Familie von Onkel
Rudolf oder von Onkel Josef
untergebracht. So manche amüsant
Anekdote ist mir in guter Erinnerung
geblieben.
Onkel Rudolf hatte eine Bäckerei mit
einem Ladengeschäft. Dort durfte ich
auch schon mal Verkäuferin sein. Einmal
fiel einem Kunden ein Stück Torte auf
den Boden. Meine Liss-Tante hatte nichts
dagegen, als die Kundin die Torte aufhob
und verzehrte. Sie brauchte für den
Kuchen nichts zu bezahlen.
Das kann passieren
meinte meine Tante. So fiel auch mir
schon mal ein Stück Kuchen hin und ließ
ihn mir, wenn es auch etwas verdreckt
war, gut schmecken.
Mein Onkel hatte einen Schimmel im
Stall stehen. Dieser war für ihn bei der
Bebauung und Beerntung der Weinberge sehr
von Nutzen. Das Pferd wurde dann einem
vierrädrigen Wagen vorgespannt. Oft war
der Wagen mit der ganzen Familie voll
geladen und wir sangen dann "Hab
mein Wage, voll gelade ..."
Ein besonderes Erlebnis war es aber
gewesen, wenn ich auf der Kutsche mit zu
den Nachbarorten fahren durfte. Ich saß
dann mit vorne auf dem Kutscherbock.
In Aldegund und Bremm hatte mein Onkel
eine Filiale. Dorthin lieferte er Brot
und sonstiges Gebäck. Einmal saß ich
mit meinem Cousin Alois auf dem
Kutscherbock, und wir setzten mit der
Fähre zur anderen Moselseite über.
Alois hatte sich frisch rasiert und
roch nach Nivea-Creme damals ein
kleiner Luxus und für mich ein Beweis
dafür, welch großen Wert Alois auf
seine Körperpflege legte. Auch fand ich
Alois sehr männlich und stark. Er hatte
zudem auch so pechschwarze Haare wie ich
sie hatte. All dies beeindruckte mich so
sehr, dass ich mich in dieses gestandene
Mannsbild richtig verliebte.
Und so waren einmal meine Gedanken ganz
bei ihm, als ich im Garten im Gebüsch
Himbeeren pflückte. Die Hecke war so
üppig, dass ich mir vorstellte, ich
wäre im Wald. So sang ich voller
Inbrunst mit heller Stimme: Vilja o
Vilja du Waldmägdelein, fass mich
und lass mich dein Traumliebster
sein! (Diese Passage aus der
Lustigen Witwe von Lehár
sang meine Mutter oft und war ihr
Lieblingslied.) Was kannst Du aber
schön singen! hörte ich
eine Stimme. Und wer stand hinter mir?
Mein heimlicher Schatz Alois! Ich wurde
rot im Kopf und rannte weg. Alois lachte
mir hinterher und ich schämt mich.
In Onkel Josefs Familie wurde
vor dem Essen immer lange gebetet. Als
einmal das Tischgebet überhaupt nicht
mehr aufhören wollte, mischte ich mich
in einer Atempause des Vorbeters ein und
sagte laut Amen. Das
Tischgebet war abrupt zu Ende. Onkel
Josef schaute mich böse an, während
sich meine Cousinen zu grinsen wagten.
Was solls: der Schweinebraten, der
so gut roch, war nun zum Verzehr
freigegeben.
Einmal schickte man mich in den
Garten, um Petersilie zu holen. Als ich
zurückkam und hatte Karotten-Grün in
der Hand, lachte man über das
Städtermädchen. Auch im
Weinberg stellte ich mich unbeholfen an,
worüber man sich auch vergnügte. Aber
schlussendlich konnte ich
heften, was mich ganz stolz
machte. Was ich ziemlich schnell lernte,
war das Schliddern mit Schiefersteinchen
auf der Wasserfläche der Mosel. Dabei
konnte ich mich sogar hervortun. Was ich
jedoch nie lernte, war das Neefer
Dialekt. Darüber konnte ich mich noch zu
Hause amüsieren. So einige Brocken, die
ich mir gemerkt hatte, konnte dann mein
Vater, der ja aus Neef stammte,
übersetzen.
Ja, dies alles war einmal! Die
Erinnerung bleibt jedoch wach!
Rosemarie Rennert, Berlin
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Rosemarie im
gesegneten Alter von 82 Jahren |
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Beim Angeln
tranken wir Kellergeister
Gold Im Frühsommer war es
lohnend, nach Aalen zu angeln und
das besonders in der Dunkelheit.
Spärliches Licht genügte. Das lieferte
uns der Mond, der Sternenhimmel oder eine
Karbidlampe. Wir angelten zumeist mit
mehreren Anglern zusammen und gerne in
der Lay, also unterhalb des
Frauenberges.
Dort, mitten im Frauenberg, hatte die
Firma Drathen aus St. Aldegund eine
stabile gemauerte Wingertshütte. In
dieser hielten sich die Weinbergsarbeiter
in Pausen oder auch bei Regengüssen auf.
Irgend jemand von uns hatte beobachtet,
dass die Arbeiter stets Weinflaschen
aufstülpten. Da musste Wein in der
Hütte vorrätig sein! Wie herankommen?
Die Eingangstüre war fest verriegelt. So
erklomm einer von uns das Dach, hob
einige Ziegel ab und hangelte sich
zwischen den Sparren in die Hütte
hinein. Die Flaschen lagerten in Kisten
unterhalb einer Eckbank. Es wurden einige
Flaschen entwendet und herausgereicht
in Empfang genommen Dach
wieder zugedeckt und: ein Prosit
auf die Firma Drathen! Es war sogar der
recht gute Kellergeister-Gold
ein sprudelndes sektartiges
Getränk. Es war das beste Produkt dieser
Kategorie, das die Firma Drathen
herstellte. Mit dieser herrlichen
Erfrischung machte das Angeln noch mehr
Spaß. Dies machten wir eigentlich recht
häfig so, und oft waren sogar Kumpels
dabei, die überhaupt nichts mit der
Angelei am Hut hatten. Unser Trick sprach
sich rund. So hat sogar einmal eine
Gruppe von Mädels, die gerade aus der
Schule entlassen wurden, diesen Trick
angewandt und sich so lange an dem
Kellergeister-Gold gelabt
haben, bis sie blau gewesen
waren und ihren Rausch im Ufergras
ausgeschlafen hatten.
Doch dann wurde plötzlich das Depot
nicht mehr nachgefüllt. Herr Drathen
selbst soll es gewesen sein, dem der
offenbar übermäßige Genuss des
Getränkes auffiel, was er einzig und
allein seinen Arbeitern zuschrieb. Diese
bekamen nunmehr eine vom Chef
festgesetzte Menge mit in den Neefer
Frauenberg. Die Arbeiter waren sprachlos
und wussten nicht, was sie sagen sollten.
Hatten sie wirklich so viel gesoffen? Da
hatten wohl einige aus der Kolonne
übermäßigen Durst gehabt. Aber wer
soll das gewesen sein?
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Kurt Kreuter,
der Erzähler dieses
Stückelche, das sich
Ende der 50er Jahre zugetragen
hat |
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Noch heute steht
die Wingertshütte aber
Kellergeister Gold
wird schon lange nicht mehr
gelagert. |
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So klein ist
die Welt: Zwei Neefer treffen sich in
Nassau auf den Bahamas In meiner
Sturm- und Drangzeit war Neef
für mich zu klein. Ich träumte stets
von der großen weiten Welt. Deshalb
konnte mich auch niemand aufhalten, als
ich schon in frühen Jahren nach
Düsseldorf zog und bei der Firma Henkel
arbeitete. Und dort stach mir eines Tages
ein Werbeplakat der damals jungen
Bundesmarine in die Augen: Das Meer
erleben mehr erleben! Das
war es! Umgehend meldete ich mich zur
Marine und wurde auch prompt als E.v.D.
(Elektriker vom Dienst) genommen.
Mein erstes Schiff war die
Schulfregatte Graf Spee. Für
mich war es ein Luxusschiff und kein
Kriegsschiff. Ein Traum wurde wahr! Es
begann die Fahrt auf den Spuren von
Kolumbus. Nach Proviant- und
Materialübernahme am 5. Mai 1959
rauschten von Kiel aus ab. Zum Abschied
von Deutschland spielte das
Marinemusikkorps Wem Gott will
rechte Gunst erweisen ... Tage lang
waren wir nun auf See. Erstmals legten
wir in Mindello, eine Hafenstadt von Sao
Vincente (Cap. Verd. Inseln), an. Danach
ging es weiter zu den Inseln Curacao und
Jamaika. Schließlich erreichten wir
Norfolk in Virginia (USA).
Am 24. Juli trafen wir auf hoher See
unser Schwesternschiff, die Schulfregatte
Hipper. Wir machten nun
gemeinsame Schießübungen. Schließlich
liefen wir am 31. Juli in den Hafen von
Nassau auf den Bahamas ein.
Ich erlebte eine Traumreise. Was hatte
ich nicht alles in den letzten Wochen
erlebt und gesehen?! Diese einmalige
Flora im tropischen Klima! Ich befand
mich in der märchenhaften Karibik, wo
ansonsten Millionäre Urlaub machten!
Tausende Kilometer weit weg von der
Mosel! Wenn ich das einmal auf dem Neefer
Fest am Weinbrunnen erzähle, wird man
staunen!
Und es sollte noch toller kommen! Wir
aalten uns gerade an Bord in der
karibischen Sonne, als eine Durchsage
erfolgte: Der Bordpfarrer möchte
sich mit dem E.v.D. Otto Lux treffen. In
seiner Kabine traf ich einen Pater aus
Gerolstein in der Eifel. So, sie
kommen von Neef an der Mosel? Ich bringe
sie morgen mit dem berühmten Professor
und Schriftsteller Pater Josef Kreuter
zusammen. Unglaublich! Das war
jener Bindges Jippes, der
nach Kalifornien ausgewandert war und bei
dem ich in Neef ein halbes Jahr am
Seitenaltar die Messe gedient hatte. Als
sein Vater gestorben war, fuhr er wieder
zurück nach den USA.
Wir, es waren 10 Katholiken, wurden am
folgenden Tag mit einem Kleinbus
abgeholt. Jener Professor Pater Kreuter
begrüßte mich sehr herzlich. Ich musste
ihm Neuigkeiten aus Neef erzählen, was
ihn sehr interessierte. Und nun zeigten
uns die beiden Geistlichkeiten zuerst ihr
Kloster "zur lieben Frau von
Fatima" und dann die ganze Insel.
Beeindruckend war auch das
Kolumbus-Denkmal. Hier also hatte
Christoph Kolumbus 1492 angelegt und
geglaubt, er wäre in Indien. Nunmehr
hatten sich Einwanderer aus vielen
Regionen hier angesiedelt und auch mit
Ureinwohnern vermischt. So gab es hier
keine einheitlichen Menschenrassen und
auch viele Religionen und Sekten.
Sonntags stehen Geistliche Herren
vor ihren Gotteshäusern und laden die
Leute zum Messebesuch ein so
wurden wir informiert. Auch wir besuchten
einen Gottesdienst und den hielt Prof.
Kreuter ab. Der Pater aus Gerolstein
hielt eine eindrucksvolle Predigt
extra für uns in deutscher Sprache.
Anschließend wurden wir in das feinste
Hotel von Nassau zu einem Candelight
(Diner) eingeladen. Spät am Abend trugen
wir dann Deutsche Karnevalslieder vor,
worum man und gebeten hatte. Wir waren
dort die ersten Deutschen, die nach dem
Zweiten Weltkrieg wieder dieses Land
besuchen durften. Das alles hatten wir
dem Bindges Jippes zu
verdanken.
Das Erlebte konnte ich nicht schnell
genug meiner Mutter in Neef berichten.
Der Bruder vom Bindges
Jippes, der Josef Kreuter, in Neef
Zuckerhannes genannt, wurde
von meiner Mutter umgehend informiert. Er
war unser Nachbar in Neef. Doch der
glaubte von meinen Berichten kein
einziges Wort. Der Lux lügt wie
gedruckt! Mein Bruder ist doch gar nicht
auf den Bahamas, der ist doch in
Kalifornien! Meine Mutter war nun
sehr traurig und glaubte mir erst, als
ich später in Neef auf Urlaub war
weitere Einzelheiten erzählte und auch
Fotos vorzeigen konnte.
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Kolumbus-Denkmal |
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Otto Lux und
Prof. Pater Kreuter (mit Hut) |
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Kloster
"zur lieben Frau von
Fatima" |
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Weshalb wir
gegen die Fußball-Mannschaft von
Lötzbeuren doch noch klar verloren Im
Jahr 1954 hatten wir in Neef eine
Starmannschaft. Wir strebten den Aufstieg
an.
Auf dem Foto jener Mannschaft sieht
man von links nach rechts in der oberen
Reihe den Kurt Kreuter. Er war ein
Athlet, wie er im Buche steht. Daneben
erkennt man der Walter Nelius, den man
mit dem großen Fritz Walter verglich.
Heinz Bergen daneben hatte war zwar
nicht der große Techniker am Ball, hatte
jedoch eine Bombenkondition. Dann bin ich
zu sehen. Meine Spezialität waren die
Dribblings. Damit brachte ich manchen
Gegenspieler zur Verzweifelung.
Der Gerhard Supplieth war schnell wie
ein Wiesel, was seine Torgefährlichkeit
zur Folge hatte. In der Mitte sieht man
den Gerhard Haas, den Kurt Nelius und den
Karl-Heinz Krämer. Jeder ein Garant!
Gemeinsam beherrschten sie souverän das
Mittelfeld ein abgeklärtes Team.
In der unteren Reihe ist die Abwehr der
Mannschaft zu sehen. Franz Josef Kaufmann
stand hinten stabil wie eine deutsche
Eiche. Tormann Michel Formella hechtete
katzenähnlich den Bällen nach. Egon
Bergen wurde wegen seiner Verbissen- und
Zähigkeit Gummi genannt.
Die Lötzbeurener wollten wir
planmäßig einsacken. Sie standen nach
Punkten in der Tabelle weit hinter uns,
hatten Mühe sich in der Tabelle zu
behaupten und kämpften gegen den
Abstieg. Wir spielten in Lötzbeuren auf
dem Hunsrück.
Der Sportplatz lag ganz in der Nähe
der Einflugschneise des Flugplatzes Hahn,
auf dem US-Streitkräfte stationiert
waren.
Wir führten schon mit 4 : 1. Und dann
passierte das Unvorhersehbare: Wie ein
UFO aus dem Weltall schoss plötzlich ein
Düsenjäger mit höllischem Krach auf
uns zu und donnerte höchstens 100 m
über unsere Köpfe hinweg. Wir kannten
so etwas nicht. Wir hatten noch nie so
ein fliegendes Ungetüm gesehen. Jeder
von uns gaffte nach oben wie ein
Hans guck in die Luft. Es
landeten noch mehr solcher Jets!
Unser Gegner nutzte dies gnadenlos aus
und schossen in solche Situationen ein
Tor nach dem anderen. So verloren wir
schließlich sang- und klanglos noch 7 :
4!
Ob diese Hunsrücker, die ja als
Schlitzohren bekannt sind, mit den Amis
in deren Casino diese Flugübung bei
einem Bier abgesprochen hatten, konnte
man nur vermuten war aber nicht
nachzuweisen. So war es auch sinnlos,
einen Protest beim Sportgericht
einzuleiten. Letztlich stieg Lötzbeuren
nicht ab wir aber auch nicht auf.
Überliefert von Karl Heinz Kreuter,
Neef
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Die ansonsten so
erfolgreiche Mannschaft aus jenem
Jahr 1954 |
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Mit höllischem
Krach donnerten die Ungetüme
über unserer Köpfe hinweg. |
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Wie mein Rabe
Jakob dem Lehrer Höhnen ins
Klavier schiss Ich wohnte ganz in der
Nähe des Neefer Schulhauses, in dem auch
unser Lehrer Höhnen zu Hause war. Herr
Höhnen war ein leidenschaftlicher
Musiker. Oft, wenn sein Schuldienst
beendet war und er sein
Mittagsschläfchen gehalten hatte, setzte
er sich ans Klavier und spielte zu seiner
und auch anderer Ergötzung, was die
Tasten so her gaben. Und wenn es draußen
warmes Wetter war, dann geschah dies auch
bei geöffnetem Fenster.
Ich hatte einen gezähmten Raben, den
ich Jacob nannte. Er glänzte eher durch
sein Pfiffigkeit als durch seine
Schönheit. Seine Leidenschaft war die
Klauerei. Alles, was glänzte und nicht
niet- und nagelfest war, schleppte er an.
Vor Menschen hatte er keine Scheu. Er
flog frei herum und dachte nicht daran,
bei seinen Artgenossen in der freien
Wildnis unterzutauchen. Dazu ging es ihm
bei uns zu viel zu gut.
Als Lehrer Höhnen wieder einmal
Klavier spielte, flog Jakob in sein
Zimmer hinein und setzte sich auf das
Klavier. Na, du alter Strauchdieb,
heute einmal in Sache Kultur unterwegs?
Gefällt Dir meine Musik? wurde
Jakob freundlich begrüßt. Dieser jedoch
hob nach einer Zeit sein Hinterteil hoch
- und schiss in einem hohen feuchten
Strahl direkt auf die Tastatur des
Klaviers. Aber nun raus du
Strauchdieb! - du Drecksvieh! Mit
krächzenden Rabengeschrei flog dieses
aufgebraust von dannen. Lehrer Höhnen
hatte jedoch nicht nur an diesem Tag
seinen musischen Zeitvertreib einstellen
müssen.
Erst Tage später, als ein Spezialist
die Tastatur von dem ätzenden Fäkal
gereinigt hatte, war das Klavier wieder
bespielbar.
Jugenderinnerung von Eduard Mentges,
Neef
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Und so
bildete sich der Flötenchor
Klingson Wir waren ein
Gruppe von 5 Knirpsen und so um die 10
Jahre alt. Da wir in irgend einer Weise
für Neef einen kulturellen Beitrag
leisten wollten, gründeten wir einen
Flötenchor. Dies geschah im Jahre 1948.
Zur konstituierenden
Gründerversammlung fanden sich meine
Wenigkeit, Werner Nelius, Hermann Josef
Holzknecht, Franz Josef Kaufmann und
Franz Josef Blümling zusammen. Ich wurde
einstimmig zum Chorleiter bestimmt, da
ich Klavierunterricht bekam und somit in
Sache Musik eine gewisse Vorkenntnis
hatte. Auf die anderen Chormitglieder
wurden die Positionen stellvertretender
Chorleiter, Schriftführer, Kassenwart
und Notenwart verteilt. Ein anfängliches
Kompetenzgerangel war damit beigelegt.
Bei der Namensvergabe war man sich von
Anfang an nicht so richtig einig.
Einige wollen den Chor
Frohsinn nennen. Das war den
anderen jedoch zu bieder. Schließlich
nannten wir den neugegründeten Verein
Klingson. Es gab nämlich
einen Musikverlag, der sich auch so
nannte, und das hatte sicherlich einen
Grund. Der Name klang professionell. Gut
klingen sollte schließlich auch unsere
künftige Flötenmusik. Übrigens hat uns
dieser Musikverlag im Nachhinein nie
verklagt, weil wir den Namen ja doch mehr
oder weniger geklaut hatten. Vielleicht
sah man in uns auch einen guten und
kostenlosen Werbeträger?!
Den Beitrag setzten wir auf monatlich
50 Pfennige fest. Das war zu jener Zeit
nicht wenig. Zahlte uns doch z. B.
Pfarrer Rauber für eine Woche
Messedienst und zusätzlichem
Glockenläuten 40 Pfennige.
Als Startkapital zahlten wir einige
Beiträge im Voraus. So konnten wir schon
einmal einiges Notenmaterial bestellen.
Die Flöten waren entweder schon
vorhanden, oder mussten vom
Privatvermögen der einzelnen
Chormitglieder angeschafft werden.
Zuerst übten wir im Wohnzimmer meiner
Eltern. Später stellten uns die Eltern
von H. J. Holzknecht einen eigenen Raum
in ihrem Haus zur Verfügung. Es befand
sich im ersten Stock. Im Winter mussten
wir zum beheizen des Ofens Holz mit
bringen.
Wir probten jede Woche. Nachdem die
Tonleiter saß, spielten wir schon bald
Die schöne Müllerin. Unser
erster öffentliche Auftritt war in der
Mitternachtsmette. Recht gekonnt spielten
wir O du fröhliche o du
selige .... und Kommet ihr
Hirten .... Wir bekamen große
Anerkennung von den Leuten.
Der Flötenchor Klingson
existierte nur einige Jahre. Mit
zunehmenden Alter bekamen wir andere
Interessen, und der Verein löste sich
auf. Schade! Was hätte aus uns noch
alles werden können?!
Ein Erlebnis aus der Kinderzeit
erzählt von Eduard Mentges, Neef
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Chefdirigent vom
Flötenchor "Klingson"
E. Mentges |
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Mit der Lore
nach Bullay ins Kino Zur Ausstattung
der Brückebaufirma Meyer, die in den
Jahren nach dem letzten Krieg die Ellerer
Brücke reparierte, gehörte auch eine
Lore. Dies war ein einfaches
vierrädriges Schienenfahrzeug womit
Baumaterialien mit menschlicher
Schiebekraft zur Baustelle transportiert
wurden. Sonntags ruhte die Baustelle, und
die Lore stand dann unbeansprucht frei
darum.
In Bullay wurden sonntags Filme
gezeigt. Das Interesse, diese zu sehen,
war recht groß. Aber wie dorthin kommen?
Mit der Lore! Diese lieh man
sich klammheimlich aus. Bis zu 15 Leute
hatten auf ihr Platz. Meine Schwester
Margarethe nahm mich einmal mit, da es
eine Vorstellung gab, die auch Kinder
sehen durften.
Vier Burschen schoben jeweils das
stählerne Unikum. Wenn ein gewisses
Tempo erreicht war, sprangen sie auf das
Gefährt. Wurde dies wieder langsam,
wurde ein anderes Quartett tätig. Auf
der Fahrt wurde so manche Flasche Wein
geköpft. Mit viel Jux und Gelächter
erreichten wir schließlich Bullay. Dann
eilten wir zum Kinosaal der Eheleute
Metzen. Dort stand schon eine ganze
Schlage von Leuten, die auf den Einlass
warteten. Eine Aufführung lief noch.
Endlich war es so weit. Wir saßen auf
den Plätzen. Ein Gong erklang. Der
Vorhang ging auf. Nun wurde ein
Heimatfilm in Schwarz-Weiß vorgeführt.
Die Leute waren alle voll beim Geschehen,
was man an ihren Reaktionen merkte.
Dann gab es eine Halbzeit, in welcher
zurückgespult und neu aufgelegt wurde.
Während dieser Zeit ging man hinaus.
An einer Theke konnte man ein Getränk zu
sich nehmen. Am Klo stand man Schlange.
Einige labten sich auch am mitgebrachten
Butterbrot. Nach einer Weile erklang
wieder der Gong, und dann kam der zweite
Teil.
Die Neef-Truppe zog schließlich
wieder zum Bullayer Bahnhof, wo ja die
Lore abgestellt war. Man saß auf und
abwärts gings - schon fast in
Schussfahrt.
Der Bremser vom Dienst
hatte alle Mühe, das Gefährt unter
Kontrolle zu halten. Am Neefer Bahnhof
angekommen, hieß es dann alle
aussteigen Endstation!
Darüber wurde noch einmal kräftig
gelacht, und ein schöner
Sonntag-Nachmittag ging zu Ende.
Schließlich brachten noch zwei Jungs das
Passagierfahrzeug wieder an
Ort und Stelle, und am kommenden Montag
stand dann die Lore wieder für die Firma
Meyer zu Diensten.
Miterlebt von F.J. Blümling
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Meine Schwester
Margarethe |
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Der perfekte
Esel Es war an einem Samstagnachmittag.
Die harte Arbeit im Weinberg war für
diese Woche getan. Da konnte man sich
schon mal aus der privaten Schatzkammer
im Keller eine gute Flasche genehmigen.
Das hatte man sich verdient. Endlich
Feierabend! Das Lied summend Das
ist der Tag des Herrn .... kam
jener Winzer dann in die Küche.
Wenn nun die Frau krakeelte, weil sie
vom guten Wein noch nicht einmal ein
Gläschen abbekommen hatte obwohl sie
auch viel geschuftet hatte, weil die
dreckigen Klamotten einfach so
hingeschmissen wurden, die Dreckschuhe
Spuren hinterlassen hatten, oder weil man
nicht richtig zuhörte, oder das gute
Essen nicht gewürdigt wurde, dann kann
man verstehen, wenn der Angemeckerte den
Hut nahm. Esch gieh zom
Boartschapper (Ich gehe zum
Bart-Rasierer / Friseur), so lautete die
kurze Verabschiedung. Do woast doch
recht! (Du warst doch erst)
überhörte er und machte sich auf den
Weg zum Brauns-Jupp, dem Dorffriseur.
Ich bin doch wer! Ich stehe doch
meinen Mann! so schoss es
ihm durch den Kopf und versuchte, sich zu
beruhigen, was ihm offenbar nicht gelang.
Schlecht gelaunt und voller
Aggressivität betrat er die
Friseurstube. Hier reihte er sich auf
einer langen Bank ein und wartete mit
mehreren Männer, bis Jupp der
nächste bitte verlauten ließ.
Keiner hatte Ungeduld. Man war unter
Männern. Das tat gut. Es wurde
gefrotzelt, gelacht, gelästert und
krakeelt auch auf die
Alte geschimpft.
Der Kreuter-Franz, der Jäger von
Neef, saß auf dem Frisörstuhl. Der
gedemütigte Winzer hatte seine
Gereiztheit noch zu entladen und fand im
Franz ein Opfer. So fing er an, über ihn
zu lästern: Die wenigen Haare, die
du noch hast, kann dir auch deine Frau
mit einer Nagelschere zu Hause
schneiden! - keine Reaktion! -
Dabei sollte sie aber eine Lupe
nehmen, damit sie auch alle Haare
findet! immer noch keine
Erwiderung! - Mit einer Pinzette
kann sie dir ja einen Scheitel legen:
vier Haare nach rechts und drei Haare
nach links! Franz blieb
weiter still. - Bei so wenig Haaren
zahlst du doch sicher nur den
Kindertarif. Der Kopf vom
Franz wurde nun so langsam rot!
Nur wegen deiner langen Ohren
bekamst du doch den Jagdschein! Und
den Anwesenden erklärte er: Wenn
der Franz seine Ohren aufklappt, macht er
auf 1000 m Entfernung einen Keiler aus,
wenn dieser lautstark seine Sau
rammelt! Franzes Kopf wurde
knallrot! - Jupp, pass auf, dass du
ihm nicht die Ohren abschneidest! Dann
verliert er seinen Schein. Vielleicht
benötigt auch unsere Theatergruppe
irgendwann einmal einen Esel auf der
Bühne! Und den könnte doch hier in Neef
nur der Franz spielen! Das brachte
das Fass zum überlaufen. Franz drehte
sich ruckartig um und erwiderte
lautstark. Jetzt reichts: ja,
meine Ohren und dein Verstand, das gäbe
den perfekten Esel! Es gab ein
riesiges Gelächter im Raum und der
genervte Winzer nahm einmal wieder seinen
Hut und ging unverrichteter Dinge in die
nahe gelegene Wirtschaft. Dort soll er
lange an der Theke in gedrückter Haltung
gesessen und vor sich hingedöst haben.
Dabei sprach er ordentlich dem Alkohol
zu, was sicherlich nicht dazu führte,
dass er später von seiner Frau mit
Begeisterung empfangen wurde.
Es war heute doch nicht sein Tag!
Überliefert von Kurt Bergen und vom
Autor dieser Chronik
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Ein Hut verdeckt
die "Haarpracht" vom
Franz Kreuter. Seine großen
Ohren sind jedoch zu erkennen. |
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Ein
misslungener kultureller Beitrag
in der Zeit nach dem KriegNach den
schlimmen und entbehrungsreichen
Kriegsjahren dürstete das Volk förmlich
nach anspruchsvoller Unterhaltung und
Kultur. So wurde auch in unserem Dorf
Theater gespielt, woran sich jedoch
hauptsächlich die Erwachsenen laben
durften. Auch gab es ab und zu
Filmvorführungen allerdings auch
wiederum nur für die Grossen.
Mein Freund Erich und ich, wir waren 8
Jahre alt, sahen es in dieser Situation
als einen Wink des Schicksals, auf dem
Speicher von Erichs Onkel, den auch ich
Onkel Heinrich nannte, einen
Film-Projektor vorgefunden zu haben. Zu
dem Projektor gehörten zwei runde
Glasscheiben, auf denen sich am Rande
jeweils 12 Bilder befanden. Heute würde
man dazu Dia-Positive sagen.
Die Glasscheiben wurde in den
Projektor eingelegt und ließen sich
drehen. Zündete man dann eine im Apparat
befindliche Petroleum-Lampe an, wurde an
der Wand das entsprechende Bild
ersichtlich.
Die Qualität des ausgeworfenen Bildes
richtete sich nach der Feuerflamme. So
konnte das wiedergegebene Bild flackern
oder auch durch Rauch eine bestimmte Note
erhalten. Auch wurde das wiedergegebene
Bild durch den Russ der Flamme schnell
dunkler, was einen zusätzlichen
gespenstigen Eindruck bewirkte. Wir
beschlossen, diese Bilder vorzuführen.
Als Themen konnten wir Christus
fährt in den Himmel auf und
Bei den Wilden in Afrika
anbieten.
Onkel Heinrich war Gastwirt und hatte
neben einem großen Tanzsaal auch einen
kleineren Raum für sonstige kleinere
Veranstaltungen. Letztere Lokalität
schien uns für eine Vorführung
geeignet. Onkel Heinrich grinste bei
seiner Zustimmung, was wir aber nicht zu
deuten wussten. Vermutlich stellte er
unsere Handlungsfähigkeit zu einem
solchen Unterfangen in Frage. Bei den
Kindern machten wir nun Reklame für die
Veranstaltung. Die Resonanz lag,
entsprechend dem Trend der Zeit, über
unserer Erwartung. Es kamen nicht nur
Kinder unseres Alters, sondern auch
sogenannte Kleinkinder, die von ihren
Eltern liebevoll unserer Obhut anvertraut
wurden. Der Eintritt kostete einen
Groschen.
Brav saß man in Reihen mit dem Blick
zur weißen Kalkwand hin gerichtet. Der
Raum wurde verdunkelt. Die Vorführung
begann. Christus Himmelfahrt
erweckte Eindruck, zumal die Filmleitung
noch einige sachliche und persönliche
Erklärungen hinzu geben konnte. Aber,
Bei den Wilden in Afrika ,
als ein furchterregender
Wilder mit starren Augen und
einen Ring durch die Nase gesteckt an der
Wand erschien und diese Wiedergabe auch
noch von der schon etwas geschwärzten
Linse und der flackernden Petroleumflamme
beeinträchtigt wurde, brach das absolute
Chaos aus. Besonders die Kleinkinder
spielten verrückt. Sie schrieen vor
Angst und wollten zur Mutti.
Die Veranstaltung geriet aus den
Fugen. Kein Kind saß mehr auf seinem
Platz.
Stühle kippten um, und der Projektor
wackelte, was das Bild an der Wand
wiederum noch eindrucksvoller werden
ließ. Auch die schon etwas betagteren
Kinder verloren die Fassung. Noch mehr
Gebrülle! Schnell schoben wir die
Fenstervorhänge beiseite. Das gesamte
Publikum stürzte aus dem Vorführraum.
Erich und ich standen da wie zwei
begossenen Pudel. Die Veranstaltung war
misslungen, zumal später auch noch die
Mütter der Kinder zu uns kamen und
wollten das Eintrittsgeld zurückhaben,
was wir aus Toleranz auch taten. Wir
hatten danach nie wieder eine
Filmvorführung.
Überliefert von Franz Josef Blümling
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Die Fährbude Wenn
der Ferger (Fährmann) nicht übersetzte,
hielt er sich in der Fährbude auf. Sie
stand unterhalb der Fährstraße.
Der Ferger hatte oft Besuch in seiner
Bude, wo gezecht, geschwätzt,
gelästert, gekartet, die Welt verbessert
und die Weiber beschimpft wurden.
Der Aufenthalt in der Fährbude war
reine Männersache. Besonders in der
kalten und dunklen Jahreszeit war die
Bude oft gerammelt voll. Dann war es hier
besonders gemütlich. Man saß auf
Bänken um den Kanonenofen. Es brannte
die Petroleumlampe, und das Pfeifchen
schmeckte bei dieser Atmosphäre
besonders gut. Wenn dann von der anderen
Moselseite der Ferger mit dem Ruf
hohl über! belästigt wurde,
reagiert er mit Unbehagen, was der
Fährgast auch oft zu spüren bekam. Und
wenn sich der Besucher der Fährbude zu
lange vom heimischen Herd entfernt hatte
und torkelnd seiner Geliebten
gegenüberstand, da bekam er kräftig die
Leviten gelesen.
Überliefert von Hans Gietzen, Neef
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Sondermüll-Entsorgung anno dazumal Ich
weiß noch genau, wie es war. So
geschehen im November des Jahres 1944:
Eduard Bremm und ich, Otto Lux, waren 12
und 11 Jahre alt. Ende September 1944
waren in Neef zum ersten Mal Bomben
gefallen. Deshalb bauten viele Familien
im Bachtal "Hütten" als
Notunterkünfte. Auch die Bremms ließen
dort eine "Hütte" errichten.
Nun hatten die Bremms geschlachtet. Am
frühen Nachmittag wurde Eduard
losgeschickt, den Arbeitern im Bachtal
einen Korb mit Wurst und Wurstsuppe zu
bringen, und da ich nichts besseres vor
hatte, wollte ich mit ihm gehen.
Vielleicht fiel für die Überbringer ja
auch noch ein Stück Wurst ab.
Es hatte geschneit und der Boden war
gefroren. Wir hatten kaum das Gässchen,
das zu Bremms Hintereingang
führte, verlassen, als sich über uns
plötzlich eine Tür öffnete und der
Habits Thummes (Er hieß eigentlich
Thomas Kreuter und wohnte dort zusammen
mit seiner Schwägerin, der Frau seines
verstorbenen Bruders, die Habits Jul
genannt wurde) den Inhalt eines
Scheeßämers (Eimer, in dem
die menschlichen Hinterlassenschaften aus
den hinteren Körperteilen der letzten 24
Stunden aufgesammelt wurden) von seiner
Terrasse aus in einem hohen Bogen in die
Gosse schütten wollte aber
vorerst, schon fast zielgenau, den
Rücken von Eduard und leider auch die
guten Sachen im Korb traf. Thummes tat
dies auf Geheiß seiner Schwägerin. Er
selbst sah nicht mehr gut. Zu dem
entstandenen Missgeschick gab es also
keine Absicht.
Eduard lief heulend nach Hause. Ich,
der von alledem verschont blieb, konnte
nur noch wahrnehmen, wie im Hause Bremm
spontan eine große Hektik mit Gebrülle
und Getobe entstand. Wer auf wen
geschimpft hat, konnte ich nicht
feststellen. Und wann und was die
Arbeiter im Bachtal schließlich als
Essen bekamen, habe ich auch nicht
erfahren.
Überliefert von Otto Lux, Neef
Anmerkung des Chronisten:
Die Habits Jul trug immer eine Habit /
ein Kopftuch. Deshalb nannte man sie
Habits Jul.
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Der
pflichtbewusste Feuerwehrmann Anfang
der 50er Jahre brannte es in Neef. Und
wenn es brannte, war der Schuls
Jupp (seine ganze Sippe hatte den
Beinamen Schul irgend
einer daraus war einmal Schul-Lehrer
gewesen) zuständig für die Alarmierung.
Ihm hatte man das Feuerwehrhorn
anvertraut. Auf diese Zuständigkeit war
er stolz, hatte ihm doch die letzte
Jahreshauptversammlung der Wehr dazu
einstimmig die Befugnis gegeben.
Es war mitten in der Nacht, als ihm
der Brand mitgeteilt wurde. Jupp nahm das
Feuerwehrhorn und rannte, nur
provisorisch angezogen, los und blies
Alarm. Keine Straßenlampe brannte. Es
war stockdunkel. Nun war auf der
Moselstraße eine Grube ausgehoben. Vom
Aushub lag seitlich ein Haufen
(Hoppe) Erde. Josef stolperte
darüber und fiel in die Grube hinein. Er
war verletzt und kam in seinem Zustand
nicht mehr alleine hinaus. So blies und
blies er weiter im Loch drinnen. Endlich
kam der Metzger Hein
(Heinrich Nelius Vorfahren waren
Metzger und Hauschlächter) angerannt und
fragte, was los wäre. Er hatte bemerkt,
dass das Alarmzeichen nur noch von einer
Stelle aus abgegeben wurde. Jupp warf das
Horn dem Hein zu und schrie: Hej,
hol dat Ding, esch kann net mi, sen iwer
de Hoppe gestolpert und hej ren
gefahl. Der Feueralarm wurde vom
Hein fortgesetzt und der Schuls
Jupp hieß seither nur noch
Schuls Hoppe.
Erzählt von Alfons Kreuter, Neef
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Die Strafe
für das Rauchen und wie ich diese leicht
verbüßte Kaum war die Weinlese
beendet, begannen wir Buben für das
Martinsfeuer Holz zu sammeln. Da sich die
Stelle für das Martinsfeuer hoch oben
auf dem Berg befand, suchten wir das Holz
im nahen Wald zusammen. Wir waren also
unbeaufsichtigt in der freien Natur. Dies
war die beste Gelegenheit zu rauchen, was
für uns Pens streng verboten war. Unsere
Glimmstängel bestanden aus zerkrümelten
trockenen Brombeer- oder auch
Kirsch-Blättern, die wir in einem
Papier, zumeist war es Zeitungspapier,
einwickelten.
Einmal beobachteten uns Mädchen beim
Rauchen. Diese verpetzten uns prompt beim
Lehrer Höhnen. Als Strafe mussten wir
50mal schreiben:
Ich habe beim Sammeln von Holz für
das Martinsfeuer geraucht. Dies tut mir
leid. Ich werde es nie mehr wieder
tun.
Ich wusste mir zu helfen und schrieb
den Satz nur zweimal. Danach vermerkte
ich: u.s.w., u.s.w.
Herr Höhnen zeigte Humor und
erzählte dies lachend der ganzen Klasse.
Aber nochmals wollte er die List nicht
gelten lassen.
So geschehen im Jahre 1948.
Überliefert von Jürgen Bremm, Bad
Kreuznach
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Das Neefer
Moselhöhenstadion Es lag hoch oben auf
dem Berg of da Hiecht (auf
der Höhe). Einige grobe Holzbänke boten
ca. 20 Sitzplätze. An Stehplätzen
dürften es etwa 100 gewesen sein, die
sich rund um das Spielfeld verteilten. Zu
erreichen war die Anlage über einen
Pfad, der erst durch die Weinberge und
dann durch Hecken und Gestrüpp verlief;
ein holpriger Feldweg ließ auch einen
Traktor die Sportanlage erreichen.
Das Bild von Alfons Kreuter zeigt die
erste Neefer Fußballmannschaft von 1923:
v. L. stehend: Albert Kreuter, Felix
Bremm, Josef Gietzen, Josef Löscher
Jakob Sonntag, Leo Bremm v. l. kniend:
Ludwig Gietzen, Karl Müllen, Alois
Gietzen v.l. sitzend: Hermann Nelius,
Willi Schmitz, Albert Croeff
Weshalb der Sportplatz auf dem Berg
lag, mag in erster Linie daran gelegen
haben, dass der Fußball in den 20er
Jahren noch längst nicht die Bedeutung
hatte, die er heute genießt. Und deshalb
gab man unten im Tal keine wertvollen
Gärten oder Wiesen frei, um ein
Fußballfeld herzurichten. Es mag so um
das Jahr um das Jahr 1923 gewesen sein,
als man in mühevoller
Gemeinschaftsarbeit den Wald rodete und
einen Sportplatz of da Hiecht
anlegte.
Nach dem letzten Krieg konnte der
Spielbetrieb schon ziemlich schnell
wieder beginnen, da der
Schuster-Lud (Ludwig Göbel)
in der Schusterwerkstatt seines Vaters
einen Lederball zurecht bastelte. Es
hätte mit Sicherheit der heutigen
UEFA-Norm nicht entsprochen aber
den damaligen Ansprüchen genügte er
voll und ganz. Vom Lud wurde
der Ball auch immer wieder unentgeltlich
zurecht gemacht, wenn z. B. Nähte
gerissen waren. Ludwig war zudem auch ein
guter Tormann und hatte in der Mannschaft
einen Stammplatz.
Wenn nun dieser Ball einmal in der
Hecke landete, dann gab es eine
Spielunterbrechung. Spieler und Zuschauer
suchten ihn. Glück hatte man, wenn er
schnell gefunden wurde. Einmal war dies
nicht so. Man nahm nun dem 10jährigen
Manfred Nachtsheim, der auch einen Ball
besaß (sein Vater war ebenfalls
Schuster) und als Zuschauer anwesend war,
den Ball ab. Er wehrte sich mit aller
Gewalt dagegen, was aber nichts half.
Daraufhin verkroch sich Manfred in die
Hecke. Und tatsächlich flog ihm schon
bald sein Ball zu. Diesen nahm er und ab
ging es ins Tal. Er war nicht einzuholen.
Das Spiel konnte nicht weiter geführt
werden.
Verlief das Spiel über die zweite
Halbzeit hinweg, ging der Kassierer des
Vereines mit einem Hut zu den Zuschauern
und kassierte. Der Eintritt kostete nur
einige Groschen. Kinder zahlten die
Hälfte. Wenn diese allerdings erst zur
zweiten Halbzeit hochgehetzt kamen, weil
sie zuvor noch bei Pfarrer Rauber die
Christenlehre zu besuchen hatten, wurde
kein Eintritt mehr verlangt.
Besucherrekorde gab es stets, wenn die
Bugrammer (St. Aldegunder)
auftraten. Eine Niederlage gegen diese
Elf wäre eine Blamage für den ganzen
Ort gewesen.
Nach der Moselkanalisierung wurde dann
unten im Tal Platz geschaffen und das
Moselhöhenstadion hatte
ausgedient.
Überliefert von Alfons Kreuter,
Eduard Bremm und vom Chronisten F.J.
Blümling
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Über die
Wolllust der Neefer Grafenfrau In der
Neefer Burg, residierte dereinst Graf
Gottfried von Sponheim. Kaiser Friedrich
I., auch Barbarossa oder Kaiser Rotbarth
genannt, hatte 1189 zum Dritten Kreuzzug
aufgerufen. Wie so viele tapfere
Adelmannen aus dem Trierer Reich war auch
Gottfried dem Aufruf zum Kampf gegen die
Heiden, die das Heilige Land besetzt
hatten, gefolgt. Und zu Hause in der
Neefer Burg verzehrte sich seine liebste
Burgfrau und wusste vor Sehnsucht weder
ein noch aus.
Der Geist der Unzucht überfiel sie
und ließ sie nicht allein. Denn
plötzlich war sie so in Glut versetzt,
dass sie hin und her rannte und nicht
stehen noch sitzen konnte, als hätte sie
glühendes Eisen im Schenkel. Da sie das
Feuer der Liebe nicht ertragen konnte,
ging sie, ihre Keuchheit vergessend,
hinab zu dem Torwächter und sprach zu
ihm: Komm mit in meine Kammer,
vergesse deinen Treueschwur und liebe
mich so leidenschaftlich, wie es mein
Gatte täte, wenn er nur hier
wäre.
Was sprichst du Herrin? wo ist
dein Verstand? Denke an Gott! Denke an
Deine Ehre!
Vom Wächter zurückgewiesen lief sie,
auf Gottes Wink, zu dem nahen Fluss und
sprang in das kalte Wasser. Sie blieb so
lange darin sitzen, bis sie die Glut der
Leidenschaft gekühlt hatte. Dann ging
sie zu dem Torwächter zurück, dankte
ihm für seine Weigerung und sagte:
Auch wenn du mir 1.000 Mark
Goldes gäbest, würde ich jetzt nicht
dulden, um was ich Dich vorher gebeten
habe.
Literaturquelle:
Herles, Helmut - Von Geschehnissen und
Wundern des Caesarius von Heisterbach
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Die Neefer Burg |
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Na und? Herr Breyer, ich habe sie
schon lange nicht mehr in der Kirche
gesehen! - sprach unser damaliger
Pfarrer Rauber (1941 1957)
vorwurfsvoll zu unserem Dachdecker
Nicolaus Breyer. Ich sie
auch nicht Herr Pfarrer!
antwortete schlagfertig Nikolaus.
Überliefert von Franz Josef Blümling
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Der
schlagfertige Nikolaus Breyer
macht mit seiner Familie einen
Motorradausflug
(Bild aus dem Archiv von Kurt
Bergen) |
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Weshalb es auf
der Bahnstrecke so viele Pflaumen-Bäume
gibt Als 1870 Lothringen zu Deutschland
kam, wurde umgehend die Bahn von Koblenz
nach Metz gebaut. Sie war bereits 1878
eingleisig fertiggestellt. Zu diesem
Unterfangen wurden auch viele
italienische Gastarbeiter beschäftigt.
Diese aßen gerne getrocknete Pflaumen,
welche sie sich von zu Hause mitbrachten
oder sich von dort schicken ließen. Und
wenn sie während ihrer Arbeit einmal
Pause machten, verzehrten sie die
Früchte. Die Steine spuckten sie auf die
Erde dorthin, wo sie gerade
saßen. Diese keimten auf, und
Pflaumenbäume wuchsen heran. Sie
pflanzten sich stets weiter fort bis zur
heutigen Zeit. So gibt es solche mit
Pflaumenbäumen bewachsene Stellen
vielerorts an der Bahnlinie von Koblenz
nach Metz - hauptsächlich dort, wo eine
größere Baustelle war, wie z.B. an
Bahnhöfen und in der Nähe von Brücken
und Tunnels.
Zum Foto:
Am vormaligen Gerätehäuschen am Neefer
Bahnhof, also dort, wo auch heute noch
das Brunnenstübchen klares
und erfrischendes Wasser liefert, war ein
guter Platz für eine preve pausa (kurze
Pause). Das ganze Umfeld dort ist mit
Pflaumenbäumen geradezu überwuchert.
Auch im Bereich des Neefer Tunnels ist
der Hang zur Gemarkung
Haustert hin mit auffällig
vielen Pflaumenbäumen bewachsen.
Überliefert von Marion Ewald, Bullay
- anlässlich einer Führung durch
das historische Neef
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Bei
Großer Gott wir loben dich
.... ging mir fast die Puste aus In
den Jahren nach dem Krieg funktionierte
unsere Orgel in der Kirche nicht immer.
Das lag daran, dass es einmal wieder
keinen Strom gab. Dann kam der Blasebalg
in Funktion. Den musste dann zumeist ein
Messdiener, der auf die Schnelle vom
Altardienst abgerufen wurde, betätigen.
So wurde auch ich einmal während des
Kirmes-Hochamtes als Blasebalgbediener
angefordert. Der Organist, es war unser
Lehrer Höhnen, wartete schon auf dem
Mannhaus, wo die Orgel stand,
auf mich. Er zeigte nur kurz auf die
Blasebalgstange, die ich nun rauf und
runter drücken musste, was ich auch
umgehend so tat. Ich hörte an der
Orgelmusik, ob ich es richtig machte
ob die Orgelpfeifen genügend Luft
bekamen. Das war anstrengend, aber es
ging eigentlich ganz gut. Als jedoch zum
Schluss des Gottesdienstes unser Pfarrer
das Tedeum anstimmte und Herr
Höhnen alle Register der Orgel zog und
die Gläubigen voller Inbrunst
Großer Gott wir loben dich
... sangen, hatte ich
Schwerstarbeit zu verrichten, damit das
Orgelspiel nicht zu leiern anfing.
Die Männer, die neben mir schlaff auf
den Bänken saßen, beobachteten mich und
grinsten. Schneller,
schneller feuerten sie mich an.
Jedoch helfen tat mir keiner! Mir kam der
Schweiß. Ich war schließlich ein Knabe
von 8 Jahren!
Lebte in einer Großfamilie! Und in
der Schule spendierten uns die Amerikaner
jeden Tag ein Schulspeisung, damit wir
nicht unterernährt waren! Gott sei Dank
wurde nur eine Strophe gesungen. So
verrichtete ich meinen Dienst
letztendlich doch noch zu aller
Zufriedenheit. Aber es war nicht einfach.
Eigenes Erlebnis vom Chronisten F.J.
Blümling
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Wie der
Hermann Josef Holzknecht doch noch ein
brauchbarer Flötist wurde Wenn wir vom
Lehrer Höhnen schriftliche Strafarbeiten
als Hausaufgabe auf bekamen, mussten wir
diese auch schon mal von einem Elternteil
unterschreiben lassen. Dies sollte
bezwecken, dass auch unsere Eltern auf
die Untaten hingewiesen wurden, um sich
entsprechend verhalten zu können.
Auch sie sollten mit Strenge gegen
unsere Fehlverhalten vorgehen. Es
versteht sich von selbst, dass diese
Methode bei uns Betroffenen keine
Begeisterung auslöste. Drohte doch eine
doppelte Bestrafung!
In dieser Situation ergab sich für
mich jedoch eine recht brauchbare
Lösung: Mein Freund Hermann Josef
Holzknecht war ziemlich unmusikalisch,
aber trotzdem aktives Mitglied unseres
Flötenchors Klingson. Das
Flötenspiel fiel ihm wahrlich nicht in
den Schoß. Seine Mutter Barbara wollte
aber unbedingt haben, dass er weiterhin
als Aktiver in unserem Chor bleibt. So
bat sie mich, dass ich ihm bezüglich des
Flötenspieles Nachhilfestunden gab.
Der Bitte entsprach ich - wollte aber
als Gegenleistung die Unterschrift von
Barbara unter einer Strafarbeit haben.
Lehrer Höhnen hatte mich nämlich dazu
verdonnert, 50mal zu schreiben, dass ich
künftig keine Kirschen mehr klauen
werde. Zu Hause lebte ich mit meinen
Eltern wegen eines anderen Vorkommens
gerade in Unfrieden. Mutter Barbara
grinste und unterschrieb prompt
gesehen: Frau Blümling. Das
funktionierte reibungslos und wurde zur
Gewohnheit. Hermann wurde im Laufe der
Zeit doch noch ein durchaus brauchbarer
Flötist in unserem Chor.
Eigenes Erlebnis des Chronisten
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Weshalb es im
Jahr 1947 erstmals auf der Neefer Kirmes
bei Kastners keinen
Quetsche-Kooche gab Der
Hauster Pitt hatte einen
Schäferhund, der Harras hieß. Wir
wohnten in der Nachbarschaft vom
Hauster Pitt. Dieser hieß
eigentlich Peter Mentges. Seine Vorfahren
wohnten im Dorfdistrikt
Hauster.
Es war kurz vor der Neefer Kirmes.
Meine Tante hatte üblicherweise einen
Quetsche-Kooche
(Pflaumen-Kuchen) beim Bäcker Blümling
backen lassen und stellte ihn zur
Abkühlung auf die Terrasse. Harras hatte
dies mit Interesse beobachtet. Meine
Tante war kaum außer Sichtweite, als
Harras auf die Terrasse sprang und den
Kuchen mit großem Appetit bis auf einige
kümmerliche Reste auffraß.
Der Ärger darüber war in unserem
Hause groß, und zum ersten Mal in der
Geschichte unserer Familie gab es auf der
Neefer Kirmes nicht den obligatorischen
Quetsche-Kooche.
Überliefert von Günter Kastner,
Düsseldorf
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Dumm gelaufen Als
das Neefer Unterdorf in den
letzten Kriegsjahren immer wieder
bombardiert wurde, bauten auch wir uns im
entfernten Bachtal eine Hütte. Dort
hielten wir uns vorübergehend auf, wenn
Bombenangriffe zu befürchten waren.
Der Unterschlupf war aus groben
Fichtenstämmen errichtet. Die vorhandene
Ritzen wurden mit Korken aus unserem
Weingut abgedichtet. Darauf wurden dann
Bretter genagelt. So blieb die Bude
einigermaßen war. Der Winter 1944/45 war
sehr kalt.
Der Krieg war zu Ende. Es begann die
Hamsterzeit. Die damalige Reichsmark
hatte eigentlich nur noch einen
Papierwert. Der Wein war zu einer
Ersatz-Währung geworden. Für Wein
konnte man vieles bekommen. Mit Vorliebe
erwarb man mit ihm gesalzene Heringe.
Diese waren lange haltbar, gesund,
nahrhaft und auch schmackhaft. Für eine
Flasche Wein erhielt man drei Heringe.
Hatte man nun Wein in einem
Tauschgeschäft erworben, dann wurde er
nicht unbedingt getrunken. Er konnte
wieder und wieder gegen eine andere Ware
eingetauscht werden. Schließlich konnte
derjenige, der ihn trank, nicht mehr
festzustellen, woher er eigentlich kam.
Weil er in dieser Zeit einen so großen
Stellenwert hatte, gründete sich der
feste Begriff Heringswein.
Mein Vater hatte ein ausgesprochenes
Qualitätsweingut. Er war sprachlos, als
ein Mann erschien, der seinen Wein in
voller Aufregung als miesen Fusel
qualifizierte. Eine Probe brachte er
gleich mit und sollte es auch beweisen.
Der Wein war wirklich nicht zu
genießen! Das ist nie und nimmer
mein Wein! sagte mein Vater
empört. Jedoch auf dem Korken war sein
Weingut eingebrannt ein Hinweis
dafür, dass eigentlich der Wein von ihm
kam. Was war passiert?
Irgend jemand wusste, dass in unserer
Hütte Korken, die ihm fehlten,
vorzufinden waren. Er nahm sie und
verkorkte damit seinen
Heringswein.
Dass er dazu nicht den besten Tropfen aus
seinem Keller verwandt hatte, mag man
noch verstehen. Dass er allerdings den
Fluppes (ein Gesöff, das aus
den allerletzten Tresterresten und unter
Verwendung von viel Wasser gewonnen
wurde) abgefüllt hatte, war
unverschämt. Jedoch die Unverfrorenheit
gipfelte darin, dass er den
Heringswein mit unseren
Korken verschloss!
Erst nach tiefem Nachdenken kam man
darauf, wie das ganze geschehen konnte.
Letztendlich schmunzelte man über das
Geschehene. Es war ja auch nichts mehr zu
ändern.
Ja, da war wirklich etwas dumm
gelaufen!
Überliefert von Eduard Bremm jr.,
Neef
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Was
Brombeermarmelade nicht alles bewirken
kann Der Johann Müllen (3.5.1878
1.5.1956) Krämisch Hannes
genannt lag im Ersten Weltkrieg
als Soldat an der Front in den Ardennen.
Die Lage war grausam und furchtbar.
Johann erlebte jeden Tag höllische
Grausamkeiten. Aus dieser Situation
wollte er raus.
Er gab nun Bauch- und Brustweh vor und
besuchte deswegen immer wieder das
Lazarett. Doch dort konnte man nichts
feststellen. Nun schrieb er seiner Mutter
einen Brief und bat sie dringend, ihm
einige Gläser Brombeermarmelade
zuzuschicken und zwar solche ohne
Kerne. Die Mutter war etwas erstaunt ob
des sonderbaren Wunsches - kam aber
diesem umgehend nach.
Johann aß nun die ganze Sendung auf
einmal auf, ging umgehend ins Lazarett.
Dort musste er sich umgehend übergeben,
wobei er etwas nachhalf, was ihm aber
nicht schwer fiel. Das Übergebene sah
nun so aus, als hätte er einen
Blutsturz. Der Arzt war entsetzt und
attestierten dem kranken Soldaten eine
böse fortgeschrittene Lungenkrankheit.
Johann wurde umgehend nach Hause
geschickt. Der Krieg an der Front war
für ihn vorbei.
Und trotz der attestieren
Lungenkrankheit wurde Johann Müllen
recht alt und starb im gesegneten Alter
von 78 Jahren - an Altersschwäche.
Überliefert von Raimund Kirsch,
Ediger
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Eine andere
Möglichkeit,
um nicht an die Front zu kommenNoch
heute sagt man in Merl, wenn sich jemand
störrisch verhält, "de Bron läft
net" (der Braun läuft nicht). Woher
kommt's?
Joseph Braun (1896 1959), ein
einfach gestrickter junger Mann aus Neef,
der sich seinen Unterhalt als Tagelöhner
verdiente, wurde 1918 zum Militär nach
Koblenz eingezogen. Diesem Befehl kam er
mit großem Widerwillen nach. Er fühlte
sich nicht als Soldat geboren und zudem
hatte der Erste Weltkrieg begonnen, der
Schlimmes erahnen ließ.
Joseph musste in der Grundausbildung
in Koblenz exerzieren. Diesen Drill
mochte er überhaupt nicht. Als nun sein
Gruppenleiter durchdingend rief:
Braun, lauf einmal um den
Block", erwiderte Joseph laut:
Bron läft net!.
Der Feldwebel glaubte nicht richtig zu
hören. Vielleicht hatte er auch das
deftige Neefer Platt nicht verstanden.
Und nochmals: Braun, einmal um den
Block! - Bron läft
net! - Sind sie nicht mehr
bei Sinnen?! - Antwort: Bron
läft net!" Ab auf die
Stube! Joseph erhielt
Ausgangssperre. Auch seine
Stubenkameraden waren fassungslos über
das sonderbare Verhalten.
Später auf dem Exerzierplatz das
gleiche Spiel: Braun, um den
Block - De Bron läft
net! Joseph kam nun aufgrund einer
Befehlsverweigerung eine Woche in den
Bau. Danach, wieder beim Exerzieren, das
gleiche Spiel. Josef kam 14 Tage in den
Bau. Er sonderte sich ab als einen
Einzelgänger. Eigentlich war er doch
kein Dummkopf! Verfolgte er eine
Strategie? Bezweckte er etwas?. Man
schüttelten über ihn nur den Kopf.
Und wiederum beim Exerzieren: De
Bron läft net! Schließlich musste
sich Sonderling Joseph einer
psychiatrischen Untersuchung unterziehen.
Als der Psychiater auf jede Frage nur die
Antwort erhielt De Bron läft
net! konnte er nach Hause fahren.
Ihm war offiziell wegen geistiger
Umnachtung die Kriegsunfähigkeit
attestiert worden und nicht nur
Joseph fühlte sich wohl dabei, sondern
auch seine Braut Luise aus Merl.
Überliefert von Bernhard Nelius,
Neef. Ihm wurde dieses Erlebnis von einem
Stuben-Kameraden von Josef Braun, der aus
Merl stammte, erzählt.
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Joseph Braun,
der dem schlimmen Krieg entging |
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Weshalb es
auf dem Neefer Straßenweinfest den
Wildschweinebraten gibt Es war im Jahr
1977, als ich zum Zahnarzt Dr. Dusemund
nach Zell musste. In einem Gespräch mit
ihm teilte er mir mit, dass er gerne in
Urlaub fahren würde, dieser aber in
Frage gestellt wäre, weil er sich um
seine zwei Wildschweine im eigenen Gehege
kümmern muss. Prompt fragte er mich, ob
ich diese nicht geschenkt haben möchte.
Ich überlegte nicht lange und sagte zu.
Im Neefer Bachtal hatte ich ein
eingezäuntes Gartengrundstück parat.
Schon am nächsten Tag standen darinnen
ein stattlicher Keiler mit einer
prächtigen Bache. Bis spät in die Nacht
blieb ich dort und beobachtete die
Beiden. Ich wollte wissen, wie sie sich
eingewöhnten. Doch kaum war ich weg,
rissen sie aus. Mit Leichtigkeit hatten
sie sich unter dem Zaun ein Loch frei
gewühlt, durch das sie schlüpfen
konnten.
Einem guten Ratschlag folgend, nahm
ich einen Eimer Mais und streute die
Körner von meinem geöffneten Gehege aus
in einer Spur bis hin in den nahen Wald.
So lockte ich tatsächlich die
Wildschweine wieder zurück. Sie labten
sich an dem Überangebot von
Runkelrüben, Kartoffeln und Mais und
machten einen wohligen Verdauungsschlaf.
Ich schloss schnell die Gartentür zu und
war einen ganzen Tag damit beschäftigt,
den Zaun besser zu befestigen. Es
erfolgte auch nie mehr wieder ein
Ausbruch. Das Wildschweine-Paar vermehrte
sich prächtig, und im Laufe der Jahre
hatte ich in meinem Grundstück ein
ganzes Rudel von Wildschweinen.
Versuchsweise bot ich in der damals
von mir und meiner Frau geführten
Gastwirtschaft Nelius
Wildschweinebraten an. Es schmeckte, und
die Nachfrage war sehr groß. Dies
ermutigte mich, auch einmal auf dem
Neefer Straßenweinfest Portionen von
einem gegrillten Wildschwein anzubieten.
Und hier war die Resonanz so groß, dass
ich schon bald ausverkauft
war. Der Braten schmeckte, war originell
und passte zum Straßenfest. So gab es
nun jedes Jahr meinen Wildschweinebraten
zu diesem Fest, was nunmehr schon zu
einer Tradition geworden ist. Allerdings
kommen die Schweine nicht mehr aus dem
eigenen Gehege. Jäger aus dem Hunsrück
liefern mir die grillgerechten Stücke
an.
Von August Croeff, Neef
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Im Laufe der
Jahre hatte ich in meinem
Grundstück ein ganzes Rudel von
Wildschweinen. |
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Das
Schlitzohr Carl Josef Kreuter Es war in
den 20er Jahren. Man hatte den Hang der
Flur Steinreich im Bachtal zu
Wingertsland gemacht. Großer
Befürworter und Mitinitiator dieser
Aktion war Carl Josef Kreuter. Er hatte
erkannt, dass die Lage und der Boden
bestens für einen Rebenanbau geeignet
waren und wollte dies auch allen
beweisen. Er war ein dynamischer
Jungwinzer (1889 1957), gescheit
und mit seiner Meinung den anderen
Bürgern in Neef immer etwas voraus. Er
sprach auch fast nur Hochdeutsch. Und
dieser Carl Josef Kreuter war einer der
Ersten, der im Steinreich
einen großen Wingert angelegt hatte.
Andere sollten es ihm nachmachen!
Das Jahr 1919 war kein gutes Weinjahr.
Es war auch mengenmäßig eine schlechte
Ernte zu erwarten. Und das war eigentlich
überall so nur im Wingert von
Carl Josef Kreuter sollte es anders sein.
Er hatte bei der Lese einige Bündel
geraffter Reben aus dem Frühjahr parat.
Diese legte er in die Lesebütt,
überdeckte die mit eine Plane um danach
die Hotten gelesener Trauben darauf zu
schütten. So konnte sein Kuhgespann am
Abend einen vollem Erntewagen durch den
Ort fahren, und alle Leute staunten
darüber, wie üppig die Ernte vom Carl
Josef im Steinreich war.
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Das Schlitzohr
Carl Josef Kreuter. |
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Wer Fluppes
trinkt und Stumpen raucht,
dem wird gar übel in dem Bauch!Im
"Neugarten" lagerten auf einem
freien Platz haufenweise die Lohe. Gerne
versammelten sich am Abend dort die
Männer. Sie saßen dann auf diesen
gebündelten Eichenrinden, tranken ihren
Fluppes, hielten Schwätzchen und
rauchten Stumpen.
Als Rudolf dort vorbei kam, wurde er
gleich aufgehalten, und man bat ihn, aus
seiner Zeit in Argentinien zu erzählen,
was er auch gerne tat. Rudolf war mein
Vater. Er war damals so etwa 10 Jahre alt
und hatte in Argentinien eine aufregende
und abenteuerliche Kindheit verbracht.
Seine Mutter war mit seinen Geschwistern
1891 wieder nach Neef zurückgekehrt.
Als Anerkennung für seinen geselligen
Beitrag bot man ihm den Fluppes-Krug an,
den er auch gerne ansetzte ganz
wie ein gestandener Mann. Noch größer
wurde sein Selbstwertgefühl, als er nun
auch noch an einem Stumpen (ganz einfache
Zigarre) ziehen konnte. Fluppestrinkend,
von Argentinien berichtend und
stumpenrauchend verweilte er so lange bei
den Männern, bis ihm plötzlich schlecht
wurde und er zickzacklaufend nach Hause
stolperte. Die Gasse war heute zu eng
für Rudolf. Leute, die ihn sahen,
lachten über ihn.
Entsetzt empfing seine die Mutter
ihren blassen Sohn, der sich kaum
aufrecht halten konnte. Und nun übergab
er sich auch noch! "Um Himmels
Willen! Was hast Du? Was ist geschehen? -
Hauch mich einmal an! Du bist ja
besoffen!"
Rudolf erzähle reumutig und stotternd
was geschehen war und fing an zu weinen.
Sein Kopf wurde mit kaltem Wasser
abgekühlt, bekam eine heftige Backpfeife
und musste sofort ins Bett gehen.
Text zum Bild: Wenn Rudolf aus seiner
Kindheit erzählte, blieb diese
Geschichte nie aus und lachte herzhaft
darüber.
Überliefert von Maria Niesen (Tochter
von R.), Bullay
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Die
Schwarzschlachterei nach dem
Krieg Mein Vater und ich waren einmal
wieder mit dem Fahrrad in der Eifel auf
einer Hamstertour. Wir hatten dabei in
Beuren großes Glück und konnten ein
mittelgroßes Schwein erwerben
einen sogenannten Läufer. Nun war dieser
natürlich nicht mit der Fahrrad nach
Hause zu bringen. Bereits am kommenden
Tag wurde es bei Dunkelheit mit einem
Leiterwagen nach Hause gebracht. Vater
hatte mit dem Fährmann einen Termin
abgestimmt, wonach dieser ihn einzeln
über die Mosel setzte. Das Schwein
sollte nämlich ohne behördliche
Genehmigung durch die französische
Besatzungsmacht geschlachtet werden.
Nichts davon wollte Vater den Franzosen
abgeben. Diese kontrollierten den
Viehbestand. War dieser nach deren
Ansicht zu üppig, wurde sofort
beschlagnahmt. Fünf Hühner und ein
Schwein hatten wir. Mehr durften wir
nicht haben. Die Schlachtung eines
weiteren Läufers war also verboten. So
mussten wir diesen umgehend schwarz
schlachten, was der herbeigerufene
Hausschlächter tat. Für ihn war dies
schon ein geübter Vorgang. Er war
vertrauenswürdig, hielt dicht und
verdiente sich so manche Flasche Schnaps
oder auch eine Kringel Wurst dabei.
Eine ganze Nacht lang war nun die
Familie mit der
Schwarzschlächterei, die auf
dem verdunkelten Speicher stattfand,
beschäftigt. Es war nicht das erste Mal,
dass dies geschah und demzufolge war ein
solches Unterfangen gut eingespielt. Es
wurde gebraten, gekocht, geschnippelt,
durch den Wolf gedreht, gewürzt und
probiert. Jeder hatte seine Aufgabe
auch wir Kinder waren eingeplant.
Wichtig war auch, dass nur mit ganz
trockenem Holz gefeuert wurde, damit man
den Rauch aus dem Schornstein nicht sah.
In der Küche unten hielten
Großmutter und Tante Wache. Es hätte ja
im schlimmsten Falle eine Kontrolle
auftauchen können. Dann hätte man den
Trupp auf dem Speicher schnellwarnen
können.
Im Hause herrschte also rege Aktion,
was man draußen nicht erahnen konnte.
Zum Schlafen kam keiner. Und als ich am
anderen Tag wegen einer fiebrigen
Erkältung in der Schule fehlte,
hatte unserer Lehrerin, Frl. John, gleich
den Durchblick. Sie flüsterte mir zu:
hat dir das Schwänzchen
geschmeckt?.
Es war nämlich so üblich, dass das
gekochte Schweineschwänzchen beim
Wurstmachen den Kindern zum abknappern
zustand.
Eigene Erinnerungen des Chronisten
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Herr
Lehrer, der Ofen dülkt! Es war
während des Ersten Weltkrieges (1914 -
1918. In Neef waren etliche russische
Kriegsgefangene beschäftigt. Neben den
üblichen Arbeiten im Weinberg und auf
dem Feld pflegten sie auch die Pferde,
von denen es einige im Ort gab. Die
Russen machten dies gerne. Sie kamen so
in den Besitz von Pferdehaaren, von denen
sie kleine Ringe flochteten. Darauf
befestigten sie noch aus Holz geschnitzte
Sternchen. Besonders die Mädchen waren
darauf ganz versessen. Mit solchen
kleinen Kunstwerken banden sie ihre Haare
fest, was hübsch aussah.
Zu dieser Zeit hielt ein Lehrer aus
Bremm den Nachmittagsunterricht in Neef.
Er kam immer mit dem Fahrrad und musste
mit der Fähre übersetzen. Den Dienst in
Neef machte er nicht gerne. Er war ja
auch in Bremm als Lehrer nicht untätig.
Wegen des Krieges herrschte überall eine
große Lehrerknappheit.
Im Schulsaal musste der Ofen beheizt
werden. Es gab einen Plan, welcher
Schüler dran war. Der
Nachmittagsunterricht begann um 14 Uhr.
Um 13 Uhr hatte sich der
Ofendienst um die Beheizung
zu kümmern an jenem Tag war es
der Josef Amlinger (1906 1973). Es
war kurz vor 14 Uhr. Die meisten
Schulkinder hatten sich schon
eingefunden, und der Ofen brannte so
heftig, dass die Ofenringe glühten. Der
Teufel mag den Jupp geritten haben, als
er in seine Hosentasche griff und so
einen Ring aus Pferdehaaren (hatte man
seiner kleinen Schwester Johanna
geschenkt, die damit nichts anzufangen
wusste) auf die glühende Ofenplatte
legte. Schon fast explosionsartig zischte
eine Flamme hoch begleitet von einer
furchtbar stinkenden Rauchwolke, die sich
im ganzen Schulsaal ausbreitete. Den
Schülern tränten die Augen. Der Hals
wurde eng. Sie schrieen, husteten,
spuckten, liefen weg und zerstreuten sich
in alle Richtungen. In dieser Panik lief
auch Jupp raus und raste stur stracks zur
Fähre. Dort kam gerade der Lehrer aus
Bremm an, und der "Heizer vom
Dienst" rief ihm laut zu: Herr
Lehrer, Herr Lehrer, sie können nicht
unterrichten, der Ofen dülkt! (qualmt -
Qualm wird in der moselfränkischen
Sprache auch Dolk genannt wird). Alle
sind weggelaufen! Jupp erzählte
stotternd was passiert war. Der Lehrer
nahm sein Fahrrad, schimpfte nicht, sagte
überhaupt nichts und setzte mit der
nächsten Fähre wieder über die Mosel.
Er, aber auch die Kinder, hatten einen
freien Nachmittag. Keine beschwerte sich.
Die Geschichte hatte kein Nachspiel!
Text und Bild aus dem Archiv von Kurt
Bergen, Neef
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Josef Amlinger
mit seiner Frau Sybilla in
späteren Jahren |
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Wie wir mit
einer "Wunderwaffe" die
Aldegunder angreifen wollten Es war im
Jahr 1946. Uns Kindern klangen immer noch
die Parolen aus dem Jahr zuvor in den
Ohren, als die Erwachsenen noch von einer
Wunderwaffe sprachen, womit
der Sieg der Deutschen Armee noch erhofft
wurde. Aber daraus wurde ja nichts.
Überall lag nun Kriegsmaterial herum.
Aus den Reifen-Felgen liegengelassener
Wehrmachtsautos wurden der Mäntel
herausmontiert. Daraus schnitt man
Schuhsohlen. Aus den Schläuchen machte
man Gummiringe, die irgendwie im Haushalt
oder auch als Strumpfband Verwendung
fanden.
Erwin Nachtsheim, unser
Rädelsführer, hatte noch eine andere
Verwendungsmöglichkeit parat. Gemäß
seiner Anleitung verknoteten wir die
Gummiringe in einen recht massiven
Strang. Diesen befestigten wir an beiden
Halmen einer fast einen Meter großen
Fletsch. Fertig war unsere
Wunderwache ! Die
"Kanone" verankerten wir in
einem Schlitz zwischen zwei massiven
Steinen auf einer Krippe in der Mosel
direkt gegenüber von Aldegund. Es
sollte eine Angriff auf die
Dalliender" geben, mit denen
die Neefer in stetigen Differenzen lagen.
Dann legten wir in der Mitte des
Gummistranges einen respektablen Stein
als Geschoss, zogen auf das Kommando von
Erwin den Gurt mit mehreren Pens an
immer fester und fester wir
lagen schon fast in der Waagerechten -
"mehr noch, mehr noch" -schrie
Erwin - "wollen schließlich das
Dorf treffen!" - und bums fielen wir
auf den Rücken - machten einen
Purzelbaum rückwärts - und über uns
flog, haarscharf an den Köpfen vorbei,
die Fletsch.
Der Angriff auf unseren Nachbarort
ging daneben. Auch wir hatten also keine
Wunderwaffe erfunden.
Überliefert von Bernhard Nelius
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Die
Napoleonfreunde In dem
Gebäude, wo einst die Raiffeisenkasse
Neef ihr Warenlager hatte, stand zuvor
das Schinnen-Haus. Neben
diesem hatte die Familie Martini (Frau
Maria Martini war eine geborene Schinnen)
ihren Hausgarten, der auf dem Foto auch
noch gut zu erkennen ist. Und in diesem
Haus unterhielten Heinrich Joseph
Schinnen und seine Frau Anna Maria, geb.
Mainzer, um 1800 eine Gastwirtschaft, was
heute kaum noch bekannt ist.
Einige Neefer Männer wurden in der
Zeit, als Napoleon das linksrheinische
Gebiet besetzt hatte (1794 - 1814), von
den Franzosen rekrutiert. Als sie von der
französischen Armee zurückkamen,
spielten sie mit anderen Männern in der
Gastwirtschaft Schinnen
Karten. Sie erzählten mit Begeisterung
von ihrer Soldatenzeit in Frankreich.
"Auch dort gibt es guten Wein. Und
wie schmeckt erst der Sekt?! Ja, und die
Frauen in Paris! - macht euch keine
Vorstellung?! Allein der Duft der
Mademoiselle's - dieses Parfüm!"
"Jetzt reicht es!" schrieen die
Zuhausegebliebenen in höchster Erregung.
Wir kraxeln hier im Weinberg rum und
sehen zu, dass unsere Familien über die
Runden kommen. Unsere Frauen waschen sich
mit Kernseife, mit der sie auch die
Socken waschen! Sie riechen nach Stall,
weil sie dort misten und melken!
Wir trinken hier den Fluppes, weil wir
den guten Wein für mageres Geld
verkaufen müssen! Wie kann man nur
Soldat bei den Franzosen sein?! Man nennt
euch verächtlich
"Napoleonfreunde"! Schämt
euch! Ihr seid Vaterlandsverräter!"
Nun reichte es den Heimgekehrten. Es
begann eine so wilde Schlägerei, wie sie
in Neef noch nie erlebt wurde. In dem
Gasthaus blieb kein Stuhl und kein Tisch
ganz. Das Geschirr diente als
Wurfgeschoss; Theke und Vitrine wurden
demoliert; Lampen zersplitterten.
Heinrich und Anna riefen entsetzt um
Hilfe und baten um Vernunft. Der Streit
wurde jedoch immer heftiger: Fäuste
flogen - Blut floss. Nun balgte man sich
sogar auf der Straße herum. Endlich, als
die Nachbarschaft und die Angehörigen
der Streithähne angerannt kamen und die
Raufenden mit Gewalt trennten, konnte die
überaus große Zänkerei geschlichtet
werden.
Überliefert von Raimund Kirch,
Ediger-Eller
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Das Foto zeigt
das Schinnen-Haus mit
Garten in den 30er Jahren. Heute
steht dort das Raiffeisenbüro-
und -Lagerhaus. Im Vordergrund
des Bildes liegt ein Bündel
Lohe, und im Hintergrund sieht
man, wie auf der "Bohr"
die sogenannte
"Gemeinde" gehalten
wird. Auch die Hakenkreuzfahne,
und die vielen Uniformierten
fallen auf. |
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Eine traurige
Weihnacht erlebte ich im Jahre 1944.
Ich war 6 ½ Jahr alt, als wir zum
Heiligabend schöne Vorbereitungen
getroffen hatten. Und zudem war Vater auf
Urlaub zu Hause. Er war im sogenannten
Westwall eingesetzt. Dort errichtete man
Betonklötze, Wälle und Gräben, um das
stetige Vordringen der alliierten Truppen
zu stoppen.
Wir alle meinten, dass es mit
Sicherheit am Heiligabend keinen
Bombenangriff geben würde, da die
Alliierten doch schließlich auch
Christen wären. Der Tannenbaum war so
gut es ging geschmückt. Einige noch
vorhandene Kerzenstummel brannten und
Kugeln hatten wir auch noch parat.
Äpfel, Birnen und selbst gebackene
Plätzchen hingen am Baum. Die Bescherung
fiel recht mager aus, wofür aber auch
jeder Verständnis hatte. Es war Krieg in
der heftigsten Phase. Wir sangen gerade
ein Weihnachtslied, als urplötzlich die
Sirene heulte. Fliegerangriff! Das
kann doch nicht wahr sein!
hörte ich Mutter noch rufen. Vater
löschte in aller Eile die
Christbaumkerzen aus. Alle stürzten in
unseren Keller. Auch die Nachbarsleute
kamen in panischer Eile angelaufen. Unser
Keller war sehr stabil und war deshalb
für diese der zuständige
Luftschutzkeller. Und schon schlug die
erste Bombe ein und noch eine -
und noch mehrere. Es entwickelte sich der
schlimmste Bombenangriff, den wir je
erlebt hatten. Wir alle beteten. Der
Keller bebte von den Einschlägen. Und
bei jeder Detonation schrieen wir vor
Angst auf insbesonders die Frauen
und Kinder.
Als der Angriff endlich vorbei war,
gingen wir wieder hoch. Die Luft war
voller Staub. Überall lagen Trümmer.
Bei uns war der Schornstein vom Dach
gefallen und hatte etlichen Schaden
angerichtet. So war das Glasdach über
unserer Terrasse total zerfetzt. Unser
Haus stand aber noch. Gott sei Dank! Im
Weihnachtszimmer waren die
Fensterscheiben zersplittert. Der Ofen
war aus gegangen. Es war sehr kalt im
Raum. Eisige Winterluft drang ein. Der
Tannenbaum lag quer in der Stube. Vater
stellte ihn wieder auf. Er setzte sich in
seinen Sessel, nahm meine Schwester und
mich auf den Schoß und sang mit uns mit
feuchten Augen und stotternder Stimme
Weihnachtslieder. Es war eine traurige
Weihnacht. Ich werde sie mein Leben lang
nicht vergessen.
Eigene Erinnerung des Chronisten
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Das Foto von
Alfons Kreuter zeigt die
zerstörte Eisenbahnbrücke in
Eller. Die Alliierten
bombardierten sie immer wieder.
Sie wollten damit den Bahnverkehr
lahm legen um zu verhindern, dass
deutsche Truppen und ihr
Kriegsmaterial an die Westfront
geliefert wurden. Die Ellerer
Brücke war nur einige hundert
Meter Luftlinie vom Ort Neef
entfernt. |
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So hatte sich
der Mathias Josef Schenk das nicht
vorgestellt! So geschehen vor der
Neefer Kirmes im Jahre 1920:
Der Mathias Josef Schenk (1882
1942), Schenks Matthes genannt, hatte auf
der Haustert einen
Zwetschgenbaum, der voller reifer
Früchte hin. Acht Buben, dazu gehörte
auch ich, Franz Josef Braun (1905
1006), schlichen uns an diesen heran und
kletterten hoch. Wir labten uns an den
reifen Früchten und stopften uns die
Hosentaschen voll. Da stand plötzlich
das Henrichs Grittche, eine ledige Bas
(1861 - ?) und klein an Gestalt, unter
uns und rief: Dürft ihr denn
das? - Ja das dürfen wir.
Der Baum gehört uns - Vater hat es
erlaubt. - rief einer von uns.
Dann ist ja alles in Ordnung
erwiderte das Grittche. Darf ich
denn auch ein paar Zwetschgen
haben? - Ja, soviel du haben
willst! Und Grittche pflückte alle
Früchte, an die sie heran kam und machte
sich eifrig die eingefaltete Schürze bis
zum Rand voll. Sie bedankte sich und
verschwand. Nun konnte sie endlich auch
einmal einen Zwetschgenkuchen auf der
anstehenden Kirmes auftischen! Das
Grittche war arm dran und lebte sozusagen
von der Hand in den Mund. Sie hatte
keinen Besitz keinen Weinberg und
keinen Obstgarten. Als nun der
Feldschütz im Anzug war, liefen wir alle
schnell weg.
Am nächsten Tag sah Matthes seinen
zerrupften Pflaumenbaum und den
schäbigen Rest des Behanges. Eine große
Verwandtschaft hatte sich für das
anstehende Patronatsfest angekündigt.
Einige Zwetschgenkuchen wollte seine
Frau, die Schenks Gritt, backen.
Diese verzogene Bande schrie
er. Er wusste schon, wer die Übertäter
waren. Der Feldschütz hatte ihm nämlich
einen Verdacht gemeldet. Matthes teilte
uns mit, dass wir am nächsten Tag zu
einer festgesetzten Uhrzeit bei ihm zu
erscheinen hätten, was wir auch taten.
Er machte uns Vorhaltungen. Wir standen
da wie reuige Sünder, und letztendlich
versprachen wir, so etwas nie mehr zu
tun. Er nickte mit majestätischer Miene.
Er war ja schließlich auch einmal jung
gewesen. Die Angelegenheit war eigentlich
für alle erledigt. Wir gingen aus der
Stube raus, und im Flur sagte einer von
uns und dem Grittche, das ja die
meisten Pflaumen heim schleppte, passiert
nichts! Was war das?!
Höre ich richtig? stürzte Matthes
auf uns zu. Die war auch dabei?!
Das hat Folgen! Er brüllte
umher wie wild und war wütend wie ein
gereizter Stier. Mit dem Grittche war
Matthes spinnefeind. Sie hatte ein loses
Mundwerk. Dieses mag der Auslöser zu dem
Streit mit Matthes gewesen sein.
Endlich habe ich sie jetzt
kriegt sie ihr Fett! die wird sich
wundern! In seiner Wut war mit dem
Matthes nicht mehr zu reden. Er schmiss
uns aus seinem Haus.
Matthes erstattete er eine offizielle
Anzeige und wir bekamen eine Ladung vor
das Zeller Gericht. Wir Pens waren noch
keine 18 Jahre alt und die Eltern musste
mitgehen. Es kam zum Verhör. Als ich
dran kam, erzählte ich alles, wie es
war. Der Richter musste etwas schmunzeln.
Das sah man ihm an. Aber dann beim
Urteilsspruch wurde er von Amtswegen
todernst. Bestrafen konnte er uns nicht,
da war ja noch minderjährig waren. Den
Eltern wurde auferlegt, besser auch ihre
Kinder aufzupassen und sie besser zu
erziehen. Was hätte er auch anders sagen
sollen? Wir wurden also mehr oder
weiniger frei gesprochen.
Als nun auch noch das Grittche einen
Freispruch erhielt, weil ihr ja kein
Diebstahl nachzuweisen war, drehte der
Matthes durch. Aber Herr Richter
.... Bleiben sie ruhig Herr
Schenk die Sitzung ist
geschlossen. Kommen sie gut nach
Hause! so die Antwort des
Richters. So hatte sich der Mathias Josef
Schenk das nicht vorgestellt!
Aus dem Archiv von Kurt Bergen, Neef
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Eine
Behandlung durch die Berje
Trot Die Berje Trot
hieß in Wirklichkeit Gertrud Steffens
(11.1.1884 - 24.4.1954) und war eine
geborene Bergen. Bei Kindern war sie die
Trot-Tant .
Die ärztliche Versorgung in Neef war
in den Jahren nach dem Krieg sehr
dürftig. Der zuständige Arzt war Dr.
Schausten. Er wohnte in Alf. Er war in
den ersten Jahren nach dem Krieg noch
nicht motorisiert. Wenn er einmal nach
Neef kam, war er mit dem Fahrrad
unterwegs. Und Neef lag ziemlich abseits.
Eine Verbindung zur Außenwelt gab es nur
durch die Fähre oder über einen
ungepflegten Feldweg nach Bullay hin. Die
Eisenbahn fuhr längst nicht so oft wie
heute. Benutzte man sie, war man zudem
fest an den Plan gebunden und der war
längst nicht so großzügig wie in der
heutigen Zeit.
Es gab noch keine Krankenkasse. Wenn
einmal der Arzt in Anspruch genommen
werden musste, dann war das aufgrund der
genannten Umstände sehr teuer. Und
deshalb konnte man sich ihn kaum leisten.
Die Berje Trot hatte sich
als Naturheilerin hervorgetan. Sie hatte
als solche nie eine spezielle Schule
besucht. Das Wissen wurde ihr angeboren.
Sie kannte zu allen Krankheiten und
sonstigen Gebrechen ein heilendes
natürliches Mittel. Dazu gehörten Tees,
Kräuter, Öle, Schnäpse, Umschläge,
Wickel, Güsse und anderes mehr. Sie half
schon bei der Geburt, spendete Trost den
Sterbenden und betete mit ihnen. Sie war
von großer Frömmigkeit. Auch stand sie
zur Seite, wenn die Verstorbenen
eingesargt wurden.
Sie half auch im Stall beim Kalben,
wenn es Schwierigkeiten gab. Ihre Dienste
verrichtete sie kostenlos. Ein herzliches
Dankeschön war in der Regel
der Lohn. Selbstverständlich freute sie
sich auch, wenn man sie mit Naturalien
bedachte, wie z. B. eine Flasche Wein
oder Schnaps, ein Stück Butter oder
Speck. Sie hatte ja schließlich auch
Unkosten. So gehörten z. B. Schnaps,
Franzbranntwein, Essig, Öle, Wickel ect.
zu ihrer Grundausstattung.
Sie war eine hochgeachtete Person. Bei
ihrer Totenmesse gedachte Pfarrer Rauber
der von allen Neefern hoch geschätzten
und allerseits beliebten Verstorbenen in
einem solch rührenden Nachruf, dass das
voll besetzte Gotteshaus in ein Schweigen
verfiel und nicht nur bei den engen
Anverwandten Tränen flossen. Die
Berje Trot war für alle
Neefer ein wahre Heilige eine
Mutter Theresa in früherer
Zeit.
Erinnerung von Bernhard Nelius, Neef:
Wenn es die Trot-Tant
nicht gegeben hätte, würde ich nicht
mehr leben! Ich war ein Jahr alt.
Überall hatte ich am Körper
Wundstellen, die mit Schorf (Kruste)
überdeckt waren. Da diese Wunden ganz
schlimm juckten, kratzte ich mich immer
wieder, was aber die Krankheit nur noch
verschlimmerte. Meine Mutter versuchte
vergebens dagegen anzugehen. Dies war in
der Weinlesezeit, und man unterhielt sich
im Wingert über meinen üblen Zustand.
Hoffentlich lebt das Kind noch,
wenn wir nach Hause kommen hat sich
ein Lesehelfer geäußert. Da konnte nur
doch die Trot-Tant helfen! Die kam
auch prompt. Einen ganzen Tag und eine
ganze Nacht saß sie nun neben mir am
Krankenbett. Sie machte immer wieder
Wickel und Umschläge. Verschiedene
Kräuter nahm sie zur Hilfe. Und
tatsächlich: Die schlimme Krankheit
wurde von der Trot-Tant
besiegt. Wunden mitsamt dem Schorf gingen
zurück, und ich war schon bald völlig
gesund.
Erinnerung von Raimund Kirch, Ediger:
Ich machte gerade meine Hausaufgaben und
schrieb dabei mit einem Griffel auf eine
Schiefertafel. Mit meinem Bruder geriet
ich in Streit. Es entstand ein heftiges
Gerangel. Wir balgten uns auf dem
Fußboden herum, und ich stieß mir dabei
den Griffel in den Kopf. Was tun? Schnell
liefen meine Mutter und ich zur
Berje Trot. Die zog mit einem
Ruck den Griffel aus dem Kopf. Die Spitze
blieb jedoch stecken. Sie spülte die
Wunde mit einer Essiglauge aus, legte
eine Schnaps-Wickel darauf und meinte,
wir sollten beobachten, ob die Spitze
wandert. Wenn ja, dann sollten wir wieder
kommen. Die Griffelspitze wanderte nicht,
und so habe ich sie heute noch im Kopf
stecken - habe also mit ihr mehr als 60
Jahre gelebt. Und es ging mir gut.
Erinnerung von Eduard Mentges:
Bei meiner Geburt stand die
Trot schnell zu Hilfe, weil
sie dringend notwendig war. Ohne sie
wäre ich nicht lebend zur Welt gekommen
so erzählte es immer wieder meine
Mutter. Zeitweise sollte man schon
angenommen haben, dass ich nicht mehr
lebte.
Erinnerung von Heinz Philipps, Rodgau:
Für mich und den Steffens Wolfgang war
die Trot-Tant die liebste Oma auf der
Welt. Die Trot-Tant war dem Wolfgang
seine Oma. Fast jeden Tag waren wir bei
ihr. Wir mussten aber immer aufpassen auf
den Schellenmann (s. Bild), der Opa vom
Wolfgang. Wenn er nicht gut gelaunt war
es besser ihm aus dem Weg zu gehen,
meistens aber war er zu uns Schlingeln
ein lieber Opa. Die Trot-Tant hat für
uns Brote mit Butter geschmiert, darauf
kam dann ihre selbstgemachte Marmelade
und obendrauf noch Rahm von der Kuh. Dazu
gab es frische warme Milch. Wir waren ihr
dafür sehr dankbar, denn so kurz nach
dem Krieg hatte keiner viel zum Leben.
Wir haben der Trot-Tant auch geholfen und
sind mit ihr wilde Erd-, Brom- und
Himbeeren sammeln gegangen. Einmal war
ich mit meinem Vater im Hunsrück in
seinem Heimatort in Ferien. Die Eltern
von ihm hatten einen Bauernhof. Wir
gingen auch in den Wald und sammelten
Heidelbeeren. Ich sammelte nur für die
Trot-Tant einen großen Eimer voll
Beeren, den ich dann zum Bahnhof
schleppte und bis Neef nicht mehr aus der
Hand nahm. Die Trot-Tant hatte sich sehr
gefreut und konnte es kaum glauben, dass
ich die Blaubeeren ganz allein gepflückt
habe.
Mein Leben lang habe ich oft an die
Trot-Tant gedacht. Für mich war sie, wie
beschrieben, eine Heilige und ich freue
mich über das Photo auf dieser Seite,
das ich mir immer wieder anschaue.
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Die "Berje
Trot" im Kreise ihrer Lieben |
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Der Mann von der
Trot-Tant war in Neef der
Ausscheller. Er ging, wenn er
etwas zu verkünden hatte, mit
der Schelle durch den Ort und
rief dann: "Bekanntmachung
....! Man nannte ihn im Ort kurz
"de Steffens". |
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So wurde ich
ein Neefer In den 50er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts war es noch
nicht verbreitet, in Ferien zu fahren.
Bei mir war es halt so, dass ich einmal
im Jahr zu meiner Großmutter in den
Westerwald fahren konnte. Das mir dies
mit zunehmenden Alter nicht unbedingt
mehr die größte Freude bereitete, kann
man bei einem 14 jährigen Schüler wohl
nachempfinden.
Dass mein Vater 1948 aus
französischer Kriegsgefangenschaft in
einen gesundheitlich arg ramponiertem
Zustand überhaupt noch einmal nach Hause
kam, verdankte er einem sogenannten
Stacheldrahtkameraden aus Neef.
Aus Dankbarkeit verkaufte er in den
folgenden Jahren Wein für dessen
Schwiegervater Josef Blümling. Das
Geschäft lief ganz gut und gab mir die
Möglichkeit, einmal in den Ferien des
Jahres 1953, in Verbindung mit
Weinlieferungen, nach Neef zu fahren. Ich
lernte den Sohn unseres Weinlieferanten
Franz Josef kennen und wurde bei der
Familie Blümling sehr herzlich
aufgenommen. Damit begann ein
Lebensabschnitt, der weder voraussehbar
noch planbar war.
Da ich aus der Nähe von Bergisch
Gladbach kam, war ich Städter. Da
Städter mit den Vorurteilen belastet
waren, wie Weicheier, Angsthasen oder
Ähnliches zu sein, musste ich mit diesem
Makel einige Zeit zurecht kommen. Franz
Josef, nur geringfügig älter als ich,
gab sich die größte Mühe aus mir einen
Menschen zu machen, mit dem man etwas
anfangen konnte.
In den darauf folgenden Jahren durfte
ich noch einige Male im Hause Blümling
Gast sein.So kam es dann zur folgenden
Situation: Da Fernsehen eigentlich nur
vom Namen her etwas war, aus vielerlei
Gründen aber auch nicht aktuell war,
traf man sich in den Abendstunden um sich
über mögliche und auch wichtige Dinge
Gedanken zu machen. Dies ging am
einfachsten bei Dorfumrundungen bei denen
die Gruppe immer größer wurde. So auch
an einem bestimmten Abend in der
Sommerzeit. Die Winzer hatten übertag
ihre Weinberge gegen Schädlinge
gespritzt. Zu dieser Zeit waren die
Spritzpumpen noch an einen kleinen
Zweitaktmotor gekoppelt und auf einem
Anhänger montiert. Diese standen schön
hintereinander in der Dorfstrasse, die
Reiz.So kam die Idee auf,
diese Motoren doch in der späten
Abendstunde laufen zu lassen. In der
Vorbereitung wurden zuerst die Fluchtwege
festgelegt und dann die Motoren startklar
gemacht. Mir wurde selbstverständlich
auch ein Fahrzeug zugeteilt und dabei
kritisch beobachtet. Auf ein Kommando hin
wurden alle Motoren, auf Vollgas,
gleichzeitig gestartet. Man darf sich
vorstellen, welch ein ohrenbetäubender
Lärm in den späten Abendstunden die
Bewohner auf die Straße rief. Die
wohlverdiente Abendruhe war gestört. Der
ein oder andere mag auch wohl schon zu
Bett gegangen sein und musste wohl oder
Übel wieder raus. Das es sich hier um
einen Streich handelte, erkannte man
schnell. Es dürften auch einige nicht
ganz wohlgemeinte Worte gefallen sein.
Wir haben uns erst deutlich später
wieder in die Häuser getraut. Für mich
war die ganze Sache so etwas wie eine
Aufnahmeprüfung, die ich wohl auch
bestanden hatte. So wurde ich von diesem
Zeitpunkt an von Franz Josef`s Kumpeln
akzeptiert und fühlte mich wie ein
Neefer.
Dies war aber nur der Anfang. Zu einem
späteren Zeitpunkt lernte ich ein mir
sehr sympathisches Mädchen mit Namen
Marliese kennen, heiratete sie .und bin
seit 1963 ein Neefer Bürger.
Von Peter Käsbach, Neef
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Warum der
Herr Professor so plötzlich
nach Hause wollte Mein Vater hatte in
Mönchengladbach einen guten Weinkunden.
Dieser hatte dort eine Gastwirtschaft
und einen Sohn. Dieser war mit 16
Jahren in meinem Alter und sollte einmal
bei uns zu Hause in Neef die Ferien
verbringen. Er war so ein richtig
verwöhntes Söhnchen. Sagte zu allem
danke und bitte. Hatte eine
dicke Brille und eine etwas gebückte
Haltung so ein leichter
Heinz-Erhard-Verschnitt. Er interessierte
sich mehr für Blumen, Eidechsen, Käfer
und Schmetterlinge als für Streiche. Die
Angelei fand er grausam. Sprach ihn ein
Mädchen an, bekam er einen roten Kopf.
Schnell hatte er den Zunamen Herr
Professor eigentlich hieß
er Günther.
Bei all meinen guten Willen: Ich
konnte mit ihm nichts anfangen
auch unter Berücksichtigung, dass sein
Vater ein guter Weinkunde war. Meine
Freunde lachten nur über ihn. Ein
typischer Städter! Was tun?!
Ich hatte einmal davon gehört, dass
warmes Wasser harntreibende Wirkung hat.
Das war ein guter Ansatzpunkt! Also ging
ich in der Nacht mit einer Schüssel
warmen Wasser an das Bett des Herrn
Professor, nahm während er fest
schlief seine Hand und legte sie in das
warme Wasser.
Und die Moral von der Geschicht:
Am nächsten Morgen wollte er
schnellstmöglich nach Hause und nahm
prompt den erstbesten Zug.
Eigene Erinnerung des Chronik-Autoren
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Hungersteine Wenn in der
Mosel massive Steine herausragten, dann
führte sie Niedrigwasser dann
hatte es schon lange nicht mehr geregnet.
Und wenn eine Trockenheit herrschte,
gaben Weinberge, Gärten und Felder eine
magere Ernte ab.
Besonders im Mittelalter konnte dann
eine Hungersnot auftreten, wovon auch
immer wieder berichtet wird. Und die
Steine, die in einer solchen Hungerzeit
im Fluss zu sehen waren, nannte man
Hungersteine. Besonders in
der felsigen Neefer Lay, im Bereich des
Frauenberges, erinnerten
solche an vergangene schlechte Jahre;
denn die Hungerjahre hatte man in den
Stein fest eingraviert.
Seit der Moselkanalisierung sind die
Hungersteine nicht mehr zu
sehen.
Das Foto zeigt eine Schöne auf einem
solchen Hungerstein
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Das
schönste Kriegerfest, was es in Neef je
gab In Neef wurde 1903 der
Kriegerverein im Vereinsregister
eingetragen.
Uneingetragen bestand er schon früher.
Der Kriegerverein Neef e. V. war
übrigens der erste Neefer Verein.
Veteranen gedachten an sogenannten
Kriegerfesten insbesonders der im Krieg
1870/71 (gegen Frankreich) gefallenen
Kameraden in patriotischer Weise. So
wurde auch im Jahr 1915 ein solches Fest
gefeiert. Man traf sich auf einer großen
Wiese am Moselufer. Neben einem
altgedienten Bataillonskommandeur, der
auch einen Hauptmann mitsamt zweiter
Kompanien mitbrachte, waren als
Ehrengäste Pfarrer Manderfeld und
Ortsbürgermeister Peter Kreuter aus dem
Ort vertreten. Und nicht zuletzt saßen
auf sechs repräsentativen Stühlen mit
Lehnen sechs Veteranen aus Neef. Sie
bildeten den Kern- und Blickpunkt der
Veranstaltung.
Die Musikkapelle aus dem Ort spielte
die Nationalhymne Heil dir im
Siegerkranz. Dann erklang das Lied
vom alten Kameraden. Die Neefer Veteranen
saßen mit strenger Mine und aufrechter
Haltung da und starrten gerade aus
gerade so, als wären es Figuren aus dem
Wachskabinenkabinett.
Dann wurden Ansprachen über
Ansprachen gehalten. Dabei pries man das
Heldentum und das Vaterland. Nicht nur
die Altgedienten bekamen Tränen in die
Augen.
Als jedoch die Töchter des Dorfes
immer mehr Wein ausgeschenkt hatten,
lockerte sich die Stimmung. Und schon
spielte die Kapelle flotte Weisen.
Eine Polka Masolka animierte nun die
schon recht fröhlich gewordenen Soldaten
dazu, die Neefer Mädchen zum Tanz
aufzufordern. Doch keine der Dorfschönen
willigte ein. Der Hauptmann konnte dies
nicht verstehen und fragte nach, was das
soll. Als er erfuhr, dass sich die
Mädchen im Beisein des Pfarrers nicht
trauten, mit Soldaten zu tanzen, besprach
er mit Hochwürden das Problem. Auch bei
Pfarrer Manderfeld zeigte sich die
Wirkung des Weines. So stieg er auf das
Podium und rief den Mädchen in
weinseliger Laune zu: Seid
fröhlich mit den Fröhlichen! Und
schon wurde heftig getanzt. Das Fest
begann nun richtig lustig zu werden.
Selbst die Veteranen verloren die strenge
Haltung und lösten sich von der
Stühlen.
Einer von diesen war in Neef
eingeheiratet. Er kam aus dem kleinen
Eifel-Ort Krinkhof und sprach ein
eigenartiges Dialekt. Das Neefer Platt
nahm er nicht an. Er hatte übrigens 11
Töchter, die sich zumeist in Neef
verheirateten (fünf Kinder waren
frühzeitig verstorben). Wegen seiner
besonderen Aussprache und seiner
patriotischen Einstellung wurde er in der
Gesellschaft gerne aufgenommen so
auch an jenem Kriegerfest. Man schenkte
ihm immer wieder ein. Dies nahm er gerne
an. Er war mit Reichtum nicht gesegnet.
11 Töchter hatte ihm seine Frau geboren.
Redlich und fleißig meisterte er seine
Aufgabe als Familienoberhaupt. Er wurde
fröhlicher und fröhlicher und seine
Zunge immer lockerer. Lass doch mal
die Kompanien hoch leben machte man
ihm den Vorschlag. Und prompt stellte er
sich auf das Podium und rief lautstark:
Die ästen und zwoten Kompaneien
läben hochen! Das Volk lachte und
klatschte Beifall und er immer
wieder Se läben hochen! - hochen!-
hochen!
Nun fiel dem Bataillonskommandeur ein
Veteran auf, der sich etwas sonderbar
verhielt. Er fragte beim Bürgermeister
nach. Als dieser ihm erklärte, dass der
Altgediente eine Kopf-Verletzung im
Nahkampf erlitten hatte, was einen
bleibenden Schaden hinterließ, war der
Kommandeur so gerührt, dass er dem
Veteranen ein 20er Reichsmark-Goldstück
schenkte. Das Volk klatsche Beifall und
der behinderte Veteran lief mit dem
Goldstück stur stracks nach Hause. So
einen Reichtum hatte er noch nie gehabt!
Es wurde noch lange gefeiert und
meinte nachher: So ein schönen
Kriegerfest hatten wir noch nie!
Aus dem Archiv von Kurt Bergen, Neef
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Die Neefer
Veteranen vom Kriegerverein sind
startklar für einen Besuch bei
Gleichgesinnten im Nachbarort
Bremm
Foto von Kurt Bergen |
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Nun denn
einmal bon appétit
Monsieurs Bei dem folgenden
Stückelche möchte der
Überlieferer (Jahrgang 1932)inkognito
bleiben. Dafür kann man Verständnis
haben.
Der Krieg war vorbei. Die Franzosen
kamen und besetzten unsere Heimat. Sie
bestimmten über uns und gaben vor, was
zu tun sei. Auch beeinflussten sie den
Schulunterricht. So mussten wir sogar die
französiche Sprache lernen, wozu eigens
eine Lehrerin eingesetzt wurde.
Es war bekannt, dass diese Besetzer
Schmecklecker waren und
Schnecken als Delikatesse verspeisten.
Unser Lehrer teilte nun einige Eimer aus,
und wir gingen mit der Schulklasse das
Bachtal hoch und sammelten für die
französischen Soldaten Schnecken
sozusagen als Willkommensgruss und als
einen Akt des guten Willens zu einer
Völkerverständigung. Ob es dazu eine
übergeordnete Empfehlung gab, oder ob
unser Lehrer selbst auf die Idee kam,
weiß man nicht.
Für uns war es unfassbar, dass man
solche ekligen und schleimigen Tiere
essen kann; und das sogar noch als eine
Delikatesse findet. Allein schon das
Anfassen der glitschigen Schnecken war
abscheulich. Aber Gott sei Dank konnte
man sie am Gehäuse anpacken. Und wie sah
das erst im Eimer so abstoßend aus?!
Mitten drinnen wälzten sie sich
klumpenweise in ihrem Körpersaft, und an
den Eimerrand schleimten sie sich hoch
und hinterließen glitschige Spuren.
Pfui! Igitt!
Ich musste Pipi machen. Der Eimer
voller Schnecken stand neben mir. Der
Teufel mag mich geritten haben; ich
konnte nicht anders - und pinkelte in
diesen hinein. Ein anderer Schüler sah
das und gab noch eine Zugabe. Es hatte
den Tieren nichts geschadet. Der Schleim
im Eimer wurde lediglich flüssiger und
schaumiger, was keinem auffiel - auch
unserem Lehrer nicht. Es gab auch im
nachhinein keine Reklamation. Vielleicht
schmeckten ja die Schnecken sogar
besonders gut! - hatten vielleicht sogar
ein gewisses Etwas?!
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Da wurde
unserem Lehrer Angst und Bange! Wenn
wir in der Schule Prügel bekamen
hinterließ dies auch schon mal Striemen
auf den Händen oder auch auf dem
Po. Wenn man nun diese Striemen mit
Zwiebelsaft bestrich, wurden sie
deutlicher und schwellten an. Dies
zeigten wir unseren Eltern, die dann
schockiert waren. Mit Vater oder Mutter
gingen wir nun zum Lehrer. Ihm zeigten
wir den Po oder die Hand. Unser Lehrer
war dann zu tiefst erschrocken und
entschuldigte sich. Da war er offenbar zu
weit gegangen das konnte man
deutlich erkennen.
Danach waren dann die Prügelstrafen
nicht mehr so arg zumindest für
eine kurze Zeit.
Eigene Erinnerung des Chronisten
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Quelle: Zwischen
Prügelstrafe und Schulnostalgie
Larissa Beu, Lrs Schall, Jane
Höhn |
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Oui joi joui
! - das hätte auch schief gehen können! Zu
dieser Begebenheit empfiehlt es sich,
zuerst das Neefer Stückelche
Nr. 46. (Der Proffe-Klub ging
fringse) zu lesen, um sich
besser in die Situation folgender
Überlieferung hineinversetzten zu
können.
Weil immer wieder am Neefer Tunnel von
den Waggons Kohle abgekämmt (geklaut)
wurde, setzten die Franzosen einen
Soldaten ein, der den / die Dieb(e)
endlich ausfindig machen sollte. Dieser
Franzmann hatte seinen Platz auf einem
voll mit Kohle beladenen Waggon und war
mit einem Maschinengewehr ausgestattet.
Nun hatte diesen Wächter die
Müdigkeit überfallen, so dass er sich
in einer Mulde im Kohlenhaufen
einkuschelte und einem tiefen Schlaf
verfiel. Zuvor hatte er noch zur besseren
Bequemlichkeit die Halterung am Helm
gelöst. Bei seinem Schlaf verdrehte sich
nun der Helm so, dass dieser sich nach
einer Seite hin deutlich anhob.
Als der Zug mit mäßigem Tempo den
Neefer Tunnel verließ, kämmte der
Berje Jupp gemäß Gewohnheit
mit einem Proffen
überstehende Kohlen ab und glaubte,
einen dicken Brocken zu erkennen, als er
den angehobenen Helm sah. Diesen konnte
er auch prompt erfassen, so dass er vom
Waggon hinab kullerte.
Der Franzose wurde wach und sah, wie
sein Helm die Bahnböschung hinunter
rollte. Noch schlaftrunken nahm er sein
Maschinengewehr und ballerte durch die
Gegend was das Zeug herhielt - und nicht
zuletzt auf den Jupp. Dieser lief
eilendst hinter seine Bude und schmiss
sich schutzsuchend auf der Erde.
Die Geschosse schlugen rings um ihn
ein. Einige durchlöcherten sogar die
Blechwände seiner Hütte. Gott sei Dank
hatte der Zug an Fahrt gewonnen und die
Entfernung zu ihm wurde immer größer,
weshalb er auch immer schlechter zu
treffen war. Letztendlich hatte auch der
Wächter sein ganzes Magazin leer
geschossen.
Die Geschichte hatte kein Nachspiel.
Schließlich hatte der Franzose als
Wachhabender Soldat völlig versagt. Er
hätte als solcher nicht einschlafen
dürfen.
Alles in allem hatte der Jupp ein
riesiges Glück gehabt. Das hätte
wirklich auch schief gehen können!
Überliefert von Raimund Kirch,
Ediger-Eller
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Der Kolonialwaren- und Samenhändler
Jakob Löscher Meine Urgroßeltern
waren Jakob Löscher ( 1881 - 1952) und
Barbara geborene Reuter(1887
1937). Barbara stammte aus Masburg. Sie
unterhielten in Neef in ihrem Haus in der
damaligen Hauptstrasse (heute
Petersbergstr.)vor dem Ersten Weltkrieg
einen kleinen Kolonialwarenladen.
Produkte wie Kaffee, Tee und Tabak aus
Übersee wurden dort verkauft. Auch die
Schulkinder, die im benachbarten
Schulhaus unterrichtet wurden, kauften
hier Süßigkeiten und Gebäck ein.
Als der Unterricht 1912 in ein neues
Schulgebäude verlegt wurde, entstand im
bisherigen Schulhaus ein größerer
Kolonialwarengeschäft, was das Lädchen
der Löschers unrentabel machte. Jakob
zog nun über Land in das Mosel-
Hunsrück- und Eifelgebiet und verkaufte
Samen.
Später, im vorgerückten Alter von
Jakob, als seine Frau schon gestorben war
hatte er das Haus verkauft und zog nach
Leverkusen. In Neef hatte er keine
Angehörigen mehr. Er lebte in
bescheidenen aber in gesicherten
finanziellen Verhältnissen. Sicherlich
aus Langeweile ist er in Leverkusen
einige Jahre mit der Heckenschere durch
die Straßen gegangen und hat für kleine
Entlohnung die Hecken geschnitten - ein
eher trauriges Bild.
Überliefert von Daniel Roock,
Chemnitz
ergänzt vom Chronisten, der den Jakob
Löscher noch persönlich kannte
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In diesem Haus
gab es das kleine Lädchen der
Eheleute Löscher.
Foto: Kurt Bergen |
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Das Haus wird
heute von der Familie Kröger
bewohnt und auch zum Teil als
Gästehaus benutzt, nachdem es
zuvor umgebaut und renoviert
wurde. Foto: Daniel Roock |
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Das Neefer
Osterfeuer anno 1949 Mein Freund Werner
und ich waren von unserem Pfarrer Rauber
eingeteilt worden, als Messdiener in der
Osternacht zur Verfügung zu stehen. Also
waren wir auch zuständig für das
Osterfeuer. Nun war das mit dem
Osterfeuer so eine Sache. Unser Pfarrer
achtete sehr auf Tradition und bestand
darauf, dass dieses nicht herkömmlich
mit einem Streichholz angezündet wurde.
Nein, es sollte wie in früherer Zeit
durch Reibung von Holzstäbchen in
Flammen gesetzt werden.
Das Material für das Osterfeuer lag
bereit. Es waren naturbelassene Äste und
Palmensträuße (eigentlich waren es
Zweige vom Buchsbaum) aus dem letzten
Jahr, die ja mit der Weihung neuer
Sträuße am Palmsonntag überfällig
waren.
Wir wussten aus dem Schulunterricht,
wie die alten Germanen Feuer gemacht
haben also mit diesen Stäbchen.
Das erschien uns einfach und
nachvollziehbar. Doch uns glückte es
nicht. Was tun? Die Asche aus dem
Osterfeuer musste ja am Aschermittwoch
zum Anbringen des Aschenkreuzes vorhanden
sein! Immer wieder versuchten wir es
es gelang nicht. In unserer
Ratlosigkeit eilten wir, es war schon
spät in der Nacht, zu Werners
Vater.
Dieser, mein Onkel August, war ein
sehr humorvoller Mann und auch ein
Schlitzohr. Mit einem grinsenden Gesicht
machte er die Türe vom Küchenherd auf,
nahm eine kleine Schippe und füllte
diese mit der Glut eines Briketts.
So, und jetzt ab damit
sagte er. Er wies noch darauf hin, dass
wir drei Männer nun ein Geheimnis
hätten.
Das Feuer brannte im Nu und das
Büßerkreuz konnte am Aschermittwoch
ausgeteilt werden obwohl eine
Tradition gebrochen wurde. Aber wer
wusste das schon?
Eigenes Erlebnis des Chronisten
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Die frühere
"Klennerei" Heute kennen nur
noch ältere Leute das Wort
"klenne". Namensforscher Josef
Müller übersetzt in seinem
"Rheinischen Wörterbuch"
klenne mit eilig laufen.
In meiner Jugendzeit wurde bei der
Weinlese jede einzelne Beere geschätzt.
War ein Weinberg gelesen, ging man immer
noch einmal durch die Zeilen und
pflückte jede nicht geerntete Traube.
Ja, sogar der Boden wurde abgesucht und
jede Beere gerafft. Und trotzdem blieben
immer noch Trauben hängen. Diese durften
dann nachgelesen werden. Das war
offiziell erlaubt. Der Termin, wann mit
der "Klennerei begonnen werden
durfte, wurde vom Bürgermeister bekannt
gegeben.
Am besten konnte man
"klennen" gehen, wenn es schon
Fröste gegeben hatte und das Laub an den
Stöcken abgefallen war. Dann konnte man
die wenigen noch hängen gebliebenen
Trauben am besten finden. Und wenn man
nicht schnell war, dann hatte mein zu
viele Zeit vertrödelt und der Eimer war
am Abend ziemlich leer. Also eilte man
durch die Weinberge.
Wir hatten einen steilen Weinberg im
Frauenberg. Dort gab es eine Stelle (en
Kiache
terrassenförmiger Platz), die besonders
hoch in der Felswand lag.
Keiner ging gerne dort hin. Da musste
man einigermaßen schwindelfrei sein.
Schon der Anstieg zu diesem Platz war
nicht ohne! Er führte über ein schmales
und recht hohes Wingerts-Treppche. Ich
meldete mich freiwillig! Man bewunderte
den mutigen Bub. Keiner konnte jedoch
meine Absicht erahnen. Ich ließ nämlich
vorsorglich etliche Trauben an den
untersten Reben, die zur Felswand
gerichtet waren, hängen. Und beim
späteren klennen ging ich
dann zielsicher gleich in den Felsen und
hatte meinen Eimer schnell gefüllt.
Am Abend fanden sich dann die
Klenner beim Eduard Bremm
ein, der diese nachgelesenen Trauben
aufkaufte. Er lobte meine Ernte, weil sie
von so hoher Qualität waren. Sie kam ja
schließlich aus der besten Lage von
Neef, was man auch leicht so erkennen
konnte. Drum war Herr Bremm auch recht
großzügig bei der Bezahlung.
Eigene Erinnerung des Chronisten
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Das Foto zeigt
Herrn Bremm (angelehnt an die
Traubenbütte) mit seinem
Lese-Trupp. Eduard Bremm hatte
ein grosses Qualitätsweingut.
Nicht alle "geklennte"
Trauben konnte er für einen
Qualitätswein gebrauchen.
Foto: Archiv Kurt Bergen |
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Da mussten
doch die Neefer auf der Kirmes den
Fluppes trinken In den
Annalen von Neef findet man unter dem
Datum des 9. September 1374 eine recht
eigenartige Überlieferung. Urkundlich
ordnet Erzbischof Cuno II. aus Trier an,
dass dem Kloster Stuben das Recht
zustand, auf der Neefer Kirmes (14.
September) den Kirmes-Wein auszuzapfen.
Was lag dieser Verordnung zu Grunde?
Stuben hatte die Kirchenhoheit über
Neef. In dem Kloster war der für Neef
zuständige Kaplan untergebracht. Für
dessen Unterhalt hatten die Neefer
Bürger den zehntel Teil ihrer Ernten im
Neefer Zehnthaus abzugeben. Dieser
bestand zu einem großen Teil in
Weinabgaben.
Nun waren die edlen Fräuleins, wie
sich die Nonnen nannten, weil sie alle
adeliger Herkunft waren, nicht gerade
beispielhaft in ihrem Verhalten. Wegen
einer recht ausschweifenden Lebensart
besaßen sie erklärlicherweise nicht die
Gunst der Neefer Bauern, die in größter
Armut lebten. So entrichteten diese den
Zehnten mit großem Unbehagen. Es gab
immer wieder Streitigkeiten, ja sogar
Prozesse, um diese Abgabe.
Es gab da noch den Fluppes
das Getränk der armen Leute! Es
wurde aus den allerletzten Tresterresten
und unter Verwendung von viel Wasser
gewonnen.
Dieses saure Gesöff lieferte man im
Zehnthof ab. Und wenn es nicht der
Fluppes war, dann war es der
sogenannte Sauerwein, also der Wein aus
schlechten Jahren, der abgeliefert wurde.
Da hatten die Neefer Bauern doch
endlich einmal diese anspruchsvolle und
dünkelhaften Edeltöchter ausgetrickst!
Doch die verwöhnten Nonnen waren ob
dieser Schlitzohrigkeit empört. So ging
das nicht! Das war eine Frechheit! So
ließen sie den miesen Wein gleich im
Keller des Zehnthofes liegen. Und durch
Cunos Verordnung mussten nun die Neefer
Bauern auf der Kirmes, dem größten Fest
im Jahr, ihren eigenen abgelieferten
Fluppes trinken. Das kam einer Schmach
gleich und verbesserte nicht das arg
gestörte Verhältnis zu den Nonnen.
Diese lebten in der gehabten Art
weiter, was aber letztendlich nicht gut
endete, wie es die weitere Geschichte
zeigt.
Aus der Chronik von Neef unter
lfd. Nr. 20. I. f.
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Dörfliche
Kirchweih - Jäckel, Günter -
"Kaiser, Gott und
Bauer" |
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Weitere
Stückelcher folgen im nächsten Kapitel |
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Literaturnachweise: |
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Bildnachweise: |
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