Neefer Stückelcher und
Originale
- Weitere Stückelcher |
von Franz
Josef Blümling |
|
|
|
|
|
|
Das
verrückte Huhn Paula Unter
den Hühnern, die ganz in der Nähe des
Neefer Bahnhofs im Stall von Paula
Schinnen ihr zu Hause hatten, befand sich
ein ganz besonderes kesses Exemplar. Man
nannte es Paula. Und dieses
Huhn hatte keine Scheu vor Mensch und
Tier. Es spazierte täglich ins Dorf
hinein und beanspruchte dabei die
Straße, wie es ihm gerade so passte.
Traktor- und Auto-Fahrer hatten dies zu
akzeptieren. Da half auch kein Hupen. Man
amüsierte sich und drosselte die
Geschwindigkeit oder hielt sogar an.
Paula kannte jeder im Ort.
Alle hatten das Huhn ins Herz
geschlossen.
Wenn Frau Schinnen morgens die
Stalltür aufmachte, schoss
Paula wie angesengt von
dannen, die Bahnstraße hinunter und hin
zum Dorf-Laden. War die Straße glatt,
dann rutschte es in einer Kurve schon mal
aus und nahm einen ausgestreckten Flügel
zu Hilfe, um nicht hinzufallen. Vor dem
Laden fand es fast immer ein paar Krümel
von Backwaren, die aus Einkäufen oder
aus Lieferungen stammten. Aber auch
Kinder hatten immer öfter Krümel für
Paula ausgestreut. Und wurde
Paula nicht fündig, stellte
es sich auf einen Blumenkübel und
klopfte mit dem Schnabel gegen das
Laden-Fenster. Wurde nicht umgehend
reagiert, ging das Huhn sogar schon mal
in den Laden hinein um sich in Erinnerung
zu bringen, was verständlicherweise
nicht geduldet werden konnte.
Einmal hatte Richard Krause vor dem
Laden an einem Schirmständer aus
Leichtmetall seinen Mischlings-Hund
Blackie festgebunden. Dieser
machte sich Paula gegenüber
mit einem leichten freundlichem Gewinsel
bemerkbar so, als wolle er einmal
kurz Hallo sagen.
Paula jedoch stürzte sich
auf den Hund. Dieser war geschockt und
ergriff die Flucht - mitsamt dem
Schirmständer. Dieser rappelte
hinterher. Der Hund vermutete eine
Verfolgung und geriet in Panik. Bis zur
Erschöpfung rannte er die
Petersbergstraße entlang bis hin zu
seinem Zuhause. Richard hatte später
Mühe, das Tier zu beruhigen. Ja, es soll
an diesem Tag nichts mehr gegessen und
getrunken haben und hatte ein starkes
Herzrasen.
Paula ging auch ungehemmt
in die Häuser hinein, wenn Türen offen
standen. Man konnte den Eindruck
gewinnen, dass es einmal kurz nachschaue,
wie denn die Menschen so leben.
Oft sah man das Huhn mit den
Stallgenossen durch Neef trippeln.
Paula stolzierte vorn an und
tat so, als mache es eine Dorfführung.
Es war die absolute Chefin des
Hühnerhaufens. Nicht selten ließ dieser
sich auch schon einmal in einem
Hausgarten nieder. Dann war eine in
Aussicht gehabte Gemüseernte passé.
So lebte Paula einige
Jahre ein sorgenfreies Leben mit
absoluten Privilegien. Sah man sie, dann
wurde sie freundlich begrüßt wie z. B.
Na Paula, wieder unterwegs?!
. Auch Touristen freuten und amüsierten
sich über das Huhn. Nicht selten wurde
es fotografiert. Kamen Urlauber wieder zu
Besuch nach Neef, fragten sie nicht
selten, wie es denn Paula
noch geht.
Doch dann kam ein trauriger Tag. Es
geschah vor dem Dorf-Laden. Ein Tourist
erschien mit einem abgerichteten
Jagdhund. Dieser kam Paula
nahe zu nahe. Das Huhn hatte keine
Scheu vor ihm und gackerte ihn
unfreundlich an. Der Hund wusste nicht,
wie ihm geschah. So etwas hatte er noch
nie erlebt! Ein dummes Dorfhuhn griff
einen fronterfahrenen Jagdhund an! Das
kann doch nicht wahr sein! Er fasste
Paula am Hals, biss zu und schleuderte es
hin und her. Leute stürzten aus dem
Laden und schrieen entsetzt auf. Sie
wollten das Huhn retten. Zu spät
Paula war tot.
Zusammengestellt aus Überlieferungen
von Gertrud Boendgen, Richard Krause und
Christel Kröger
|
|
"Blackie"
wohlbehütet auf dem Sofa
nie wieder gab es den Versuch
einer Kommunikation mit einem
Huhn! |
|
|
|
Paula
in majestätischer Haltung vor
dem Hühnerstall |
|
|
|
Ein
sonderbares Spiel - Not machte
erfinderisch! Es gab ja im Zeitalter
unserer Ahnen weder Fernsehen, Radio noch
Kino. Die Kinder hatten kaum Spielzeug,
da die Zeit arm war. Und aus dieser
Situation heraus mag folgendes Spiel
entstanden sein:
Eine Gruppe von Kindern versammelte
sich in einem Zimmer. Mit einem weißen
Tuch, das man am oberen Fensterrand
befestigte, wurde der Raum abgedunkelt.
Gleichzeitig diente das Tuch als
Leinwand. Dann wurde eine Kerze
angesteckt - ein Kind, dem danach war,
zog die Hose runter ließ einen
Pupser in Richtung Leinwand los
ein anderes steckte diesen mit der Kerze
an und schon schoss eine leichte
blaue Stichflamme gegen das Tuch. Alle
lachten und amüsierten sich! Das Spiel
konnte sich, je nach vorhandenen
Vorräten, mehrmals wiederholen. Und das
Kind, was die größte Stichflamme
erzeugte, war für diese Veranstaltung
der Pups-König bzw. die Pups-Königin.
Dies erzählte Hermann Nelius immer
wieder gerne als lustige Erinnerung aus
seiner Kindheit, wobei bekannt ist, dass
ein solches Spiel auch von anderen
Kindern gerne vorgeführt wurde - und
auch noch heute funktionieren soll.
Überliefert von Otto Lux, Neef
|
|
Der
Nellese Hermann war
Fährmann in Neef. Er war ein
fröhlicher Mensch, zeichnete
sich durch seine Pfiffigkeit aus
und war für jeden Schabernack zu
haben.(Bild aus dem Archiv von
Kurt Bergen) |
|
|
|
Die Dessous
der Mahle-Marie In Neef gab
es die Mahle-Mädcher. Es
waren dies Maria (Susanne) Schmitz (18889
1953) und Anna (Maria) Schmitz
(1889 1950). Sie waren
unverheiratet und lebten zusammen in
einem großen Haus in der Fährstrasse.
Das Haus wurde zum Teil durch Bomben
zerstört und nie mehr so richtig
aufgebaut. Das hätte ja auch zu viel
Geld gekostet. Es waren zwei vom Geiz
geprägte Zeitgenossinnen. Den eigenen
Wein vor dem Verkauf auch nur zu
probieren, galt schon als Verschwendung.
Dem entsprechend war auch die Kleidung.
So geschah es, dass Wassil -
ein aus der Kriegszeit Zurückgebliebener
aus Polen - folgendes zu erzählen
wusste:
Ich habe Mahle-Marie
im Wingert gesehen. Sie hat sich ganz
tief gebückt und ich sage euch, sie hat
sich Unnerbuchs angehabt, hat sich
Nitrophoska draufgestanden
Nitrophosphat war ein Kunstdünger, der
in groben Jutesäcken geliefert wurde.
Wegen ihres Geizes sammelte sich ein
riesiges Vermögen an. Die
Hinterlassenschaft soll so groß gewesen
sein, dass vorhandene Gold-Stücke in
Bechern abgemessen und auf diese Art an
die Erben verteilt wurde.
Die Mutter der
Mahle-Mädcher war die Amalie
Mühl (1847 1925). Ihre Vorfahren
hatten vermutlich eine der Mühlen im
Neefer Bachtal betrieben wo
gemahlen wurde. So waren Maria und Anna
die Mahle-(Mühle-) Mädcher.
Übrigens war es damals so üblich, dass
die weiblichen Nachkommen im
Sprachgebrauch den Namen der Mutter
erhielten.
Überliefert von Jürgen Bremm und
Manfred Zimmer
|
|
Das Foto zeigt
das stattliche Haus der
Mahle-Mädcher, wie
es vor der Bombardierung aussah.
Es stand in der Fährstraße
auf dem Bild links drittes
Haus. Es wurde übrigens vor der
damaligen kaiserlichen
Postagentur in Neef aufgenommen.
(Bild aus dem Archiv von Kurt
Bergen) |
|
|
|
Im Frühjahr
wurde de Hahn gefange In
früherer Zeit war besonders in Böhmen
der Hahnschlag heimisch und zwar dann,
wenn eine Feldarbeit verrichtet war ( Die
deutschen Sitten und Bräuche von
Eugen Mogk ). Es wurde ein Hahn gejagt,
erschlagen, gebraten und gemeinsam
verzehrt. Dieser Brauch wurde auch in
unsere Heimat übernommen und war bis vor
etwa 20 Jahren noch üblich.
Wenn die Frauen mit den
Frühjahrsarbeiten im Weinberg
(Schneiden, Binden) fertig waren, wurde
der Hahn gefangen. Dies war
mit einem kleinen Fest verbunden. Man zog
vom Wein beschwipst lustig singend durch
den Ort und gab kund, dass die
Weinbergsarbeit getan ist. Zum Festessen
wurde aber immer öfter Kaffe und Kuchen
gereicht, und es bestand immer seltener
aus einem gebratenen Hahn.
Eigene Erinnerung des Chronisten
|
|
Eine Gruppe von
Weinbergsarbeiterinnen gibt
bekannt, dass de Hahn
gefange wurde. (Bild aus
dem Archiv von Kurt Bergen) |
|
|
|
Forza
Muzika * bei der Mahle Maria Ende
der 40er Jahre gab es zur Karnevalszeit
sogenannte Forzkissen
eine Nachkriegserrungenschaft, die viel
Spaß brachte. Wenn man nämlich auf
dieses drückte, war ein recht
lautstarker, breiter und ordinärer
Pups-Laut zu hören. Ein solches Kissen
besaß auch Albert Kreuter. Er war ein
Verwandter der Male-Mädcher.
siehe dazu auch Stückelche
Nr. 103 Die Dessous
der Mahle-Marie.
Reinlichkeit und Körperpflege spielte
bei den Male-Mädcher eine
untergeordnete Rolle. Auch das allgemeine
Wohnniveau lag weit unter dem
Durchschnitt. So dachte Albert, dass er
eigentlich keinen Stilbruch begeht, wenn
er dieses Kissen auch einmal bei seinen
beiden Verwandten zur Anwendung bringt
und legte prompt das
Forzkissen unter das
Stuhlkissen. Die Marie setzte sich drauf
und sprang erschreckt auf setzte
sich wieder hin sprang auf. Dieser
Vorgang wiederholte sich nun mehrmals.
Daraus entwickelte sich folgender Dialog:
Anna: Booh - Marie, do hos awer
schreckelich gefurzt!
Marie: Dat kann jo moal
passeere!
Anna: Schon wirra schomm
deech!
Marie: Dat mos grod doo mia son
do furzt doch och immer!
Anna: awer net su loot!
Marie: Ech kann neest dofia
weas net, bat met mia loss es!
Anna: Hia entlich off do
bes e Schween!
Marie: stand nun auf, rollte den Rock
hoch, schaute nach:
Nees Nejes dren stenke don
sie och net! - De Buhne
gesta wore sicher nit durchgekocht!
Anna: Wele soll eech och noch on
diena Forzerei schold see?!
Marie: Do hiast doch, wat loss
es!
Es entstand nun eine heftige
Auseinandersetzung wegen der Bohnensuppe.
Albert nahm schnell sein
Forzkissen und verschwand.
Die Situation wurde ihm doch zu heikel,
und er hatte sich auch genug amüsiert.
Albert erzählte das Geschehene voller
Vergnügen seinen Skatbrütern in der
Wirtschaft, was ein riesiges Gelächter
auslöste.
Und die Male-Anna ließ
vermutlich von nun an die Bohnen länger
kochen.
* niederl.: laute Musik
Überliefert von Otto Lux, Neef
|
|
Albert Kreuter
(1907 1986) in seinen
jungen Jahren (aus dem Archiv von
Manfred Zimmer) |
|
|
|
Das Gebiss im
Werkzeugkasten Der in Neef geborene und
dort groß gewordene Heinz Philipps
erzählt folgende Geschichte:
Ich war 36 Jahre alt und
Baggerführer. In Frankfurt auf der Zeil
beim Bau einer neuen Gasleitung ist etwas
Schlimmes passiert. Obwohl die Strecke
frei zum baggern gegeben war, habe ich
mit dem Greifer 2 Stromkabel mit jeweils
20tausend Volt erwischt. Diese Kabel
waren um einen alten Schacht gelegt
worden, was im Plan nicht eingezeichnet
war. Ohnmächtig wurde ich ins
Krankenhaus gebracht, wo man bei mir
einen Herzinfarkt feststellte. Nach 6
Wochen Krankenhaus kam ich
anschließenden 4 Wochen zu einer Reha.
Dort sagte mir der Professor, dass ich
meine Zähne behandeln lassen müsste,
weil von kranken Zähnen viele
Krankheiten herkommen ganz
besonders Herzinfarkte.
Einen solchen hatte ich ja gerade erst
gehabt, und so etwas sollte nicht wieder
kommen. So wurden mir während des
Reha-Aufenthaltes alle meine Zähne
gezogen und ein Gebiss verpasst. Diese
Aktion hatte ein kleines Vermögen
gekostet. Ich kam jedoch mit dem Ding
nicht zurecht. So nahm ich es, als ich
wieder auf dem Bagger saß, überwiegend
ab und steckte es in meine Hosentasche.
Nach etwa 4 Wochen flog ich mit meiner
Frau in deren Heimat nach Mauritius. Im
Flugzeug erst merkte ich, dass mir mein
Gebiss fehlte. In Mauritius fand ich es
auch nicht in den Koffern. Ein schlimmer
Urlaub begann. Ich traute mich nicht auf
die Strasse - machte meinen Mund nicht
auf. Die Mauritianer haben alle so
schöne weiße Zähne!
Nach dem Urlaub suchte ich zu Hause
nach meinem Kauwerkzeug - fand es dort
auch nicht. Wir suchten überall nach
nicht nur in allen meinen
Hosentaschen. Es war einfach weg!
Die Sache war peinlich und
ärgerlich.
Rufen wir doch einmal das Fundbüro
an meinte meine Frau. Meine
Aufregung steigerte sich bis hin zur Wut.
Soll ich mich vor der ganzen Welt
blamieren? Oder willst du mich
veräppeln! Es entfachte sich ein
waschechter Ehestreit.
Nun musste ich auch noch dringend zu
meinen Verwandten nach Neef, weil es
Wichtiges zu besprechen gab. Ich fuhr
auch los. Doch was würden die Neefer
sagen, wenn sie mich sahen? Ich sah
schon, wie man sich an der Theke beim
Metzger Pitt (damalige
Gastwirtschaft in Neef) den Bauch fest
hielt vor Lachen über das zahnlose
Ungetüm. Und die Verwandtschaft erst!
Sie würde den Kopf schütteln! Ich
kehrte um und fuhr unverrichteter Dingen
nach Hause zurück.
Ich erschien also ohne Zähne wieder
auf der Arbeit. In der Unterkunft auf der
Baustelle machten die Kollegen ihre Faxen
über meinen Zustand. Doch dann erschien
mein Ersatzbaggerführer, der mir den
Bagger wieder übergab. Er fragte mich,
ob ich etwas vermissen würde. Dann griff
er in den Werkzeugkasten und in der Hand
hielt er meine Zähne. Sie hatten im
Kasten gelegen zwischen
Schraubenschlüsseln, verölten Lappen,
Schmirgelpapier und Zange. Ich war nun
einem allgemeinen Gelächter ausgesetzt,
was ich auch verstehen konnte und mir ein
Kasten Bier wert war.
Heinz Philipps
|
|
Missmutig lag
ich fast den gesamten Urlaub
über in der Hängematte. Keiner
durfte mich sehen. |
|
|
|
Nur ab und zu
machte ich mit meiner Frau einen
kurzen Spaziergang. |
|
|
|
Der
Aberglaube um den Kauz und eine lustige
Geschichte dazu Der heimische Kauz ist
ein Nachtraubvogel. Seine Stimme ist
recht laut und sonderbar. Dadurch wurde
in früherer Zeit viel Aberglaube
genährt. So wurden dem Kauz dämonische
Fähigkeiten zugesprochen und soll durch
sein schrilles Quiit, quiit
in der dunklen Nacht den
nahen Tod vorhersagen.
Das Quiit, quiit verstand
man als Komm mit, komm mit!
Albert Wagner übermittelt dazu
folgende Geschichte:
Wir wohnten in meiner Kindheit im
Neugarten ganz in der Nähe der
Neefer Kirche. Und im Kirchturm hausten
stets Kauze.
Einmal musste ich in der Nacht auf
unser Plumps-Klo. Diese Einrichtung stand
von unserem Haus etwas entfernt im Hof.
So saß ich in der Dunkelheit in
nächtlicher Stille auf dem Klo und war
gerade dabei, mein Geschäft zu
verrichten. Dann plötzlich - ein
durchdringendes Quiit, quiit!
Meint der mich? Nach einer kurzen Weile
wiederum und zwar von noch näher
her: Komm mit! Komm mit! Ja!
- der meint mich! Ich bekam eine panische
Angst. Der Kauz wollte mich also mit
haben. Und noch einmal sein
durchbohrender Ruf! als hätte er
es eilig mit mir! Ich hatte eigentlich
noch mit meiner Verrichtung zu tun,
sprang aber nun voller Schrecken und
Angst auf und stürzte aus dem Gehäuse.
So hatte ich in jeder Hinsicht die Hosen
voll, als ich in unsere Stube hinein
stolperte und meinen Eltern voller
Aufregung erzählte, was ich erlebt
hatte. Diese beruhigten mich und meinten,
dass diese Deutung von dem Quiit,
quiit reiner Unfug wäre.
Überliefert von Albert Wagner, Neef
|
|
Foto aus dem
Archiv von Kurt Bergen |
|
|
|
|
|
|
Da hatte man
sich doch zu früh gefreut Helmut
Amlinger (Kähr Helm
seine Ahnen wohnte früher im Ortsbezirk
Kehr) und Richard Boos
(Boase Rich seine
Mutter war eine geborene Boos) hatten
mächtig gefeiert und bekamen spät in
der Nacht Hunger. Richard meinte nun,
dass bei ihm zu Hause auf dem Speicher
jede Menge Vorräte aufbewahrt würden
und es kein Problem wäre, davon etwas
abzuzweigen. Ich gehe hoch. Du
stellst dich unter das Speicherfenster
und fängst den Schinken, den ich dir
zuwerfe, auf. besprach es
Richard mit dem Kumpanen. Es schien ein
einfaches Unterfangen zu werden und die
Beiden freuten sich schon auf eine
ordentliche Portion Schinken.
Richard schlich sich die Flurtreppe
hoch. Sein Vater schien fest zu schlafen.
Man hörte es an seinem Schnarchen.
Richard nahm einen Schinken warf
ihn hinunter und er wurde auch
aufgefangen. Aber von wem? Von Richards
Vater, dem Mülle Fritz!
Dieser hatte nämlich das Gespräch der
Beiden mitbekommen. Das Geschnarche hatte
er nur vorgetäuscht. Fritz ging hinaus -
Kähr Helm lief von dannen -
Fritz fing den Schinken auf - ging
Richard entgegen und sagte nur kurz:
Hänge ihn doch dort wieder hin, wo
er eben noch war.
Richard machte große Augen und
brachte den Schinken zurück. Es gab
keine große Abrechnung zwischen Vater
und Sohn. Der Mülle Fritz,
auch Onkel Fritz genannt, war
ein sehr humorvoller Mann und
schließlich auch kein Kind von
Traurigkeit. S. auch die
Stückelcher Nr. 16., 17. und
22.
So gingen Helm und Rich hungrig zu
Bett.
Überliefert von Helmut Bergen,
Solingen
|
|
Foto aus dem
Archiv von Kurt Bergen: Der
"Mülle Fritz" (rechts
auf dem Foto) mit seinem Freund
Josef Bergen. |
|
|
|
Einen guten
Rat abgelehnt Dachdecker Nikolaus
Breyer befand sich in großer Not. Er war
auf einem Dach ausgerutscht. Nun hing er
kläglich am Dachkändel und drohte
abzustürzen. Da kam Pfarrer Rauber
vorbei und rief: Herr Breyer! Herr
Breyer! - halten sie sich fest an
Gott!" Darauf Nikolaus
Breyer: "Herr Pfarrer! ich halte
mich vorerst lieber einmal fest am
Kändel!"
Überliefert vom Chronisten
|
|
Das Foto aus dem
Archiv von Kurt Bergen zeigt
Nikilaus Breyer bei einer
Ansprache auf einem Dach
anlässlich eines Richtfestes |
|
|
|
Und ich
heiße Blümling! Es ereignete sich im
Jahre 1943: Mein Onkel, Rudi Blümling,
hatte seinen Fronturlaub in Neef beendet
und fuhr mit der Bahn mit nicht gerade
bester Stimmung wieder in Richtung
Russland. Im Zug ging ein
Würstchenverkäufer durch die einzelnen
Kupees und rief: Heiße Würstchen!
heiße Würstchen! Rudi war
etwas genervt, ging auf den Verkäufer
zu, gab ihm die Hand und
sagte: Und ich heiße
Blümling!
Überliefert von Edgar Blümling,
Bendorf
|
|
Rudolf Blümling
Bild von Manfred Zimmer,
Bodenheim |
|
|
|
Da hätte
doch das Heinse Kätche beinah das Kind
mit dem Bade ausgeschüttet! Es war
Ende der 40er Jahre. Ich besuchte das
Heinse Kätche im Unterdorf. Sie war
gerade dabei, ihre kleinen Kinder zu
baden, wovon eines davon gerade in einer
Zink-Bütte saß und frohgemut vor sich
hin planschte. Kätche und ich
verwickelten uns in ein interessantes
Gespräch, und zwar gab es doch in Neef
ein eigentlich braves Mädchen, das von
einem verheirateten Mann geschwängert
worden war.
Schlimm ganz ganz
schlimm!
Die armen Eltern! Das gab es
in deren Familien doch noch nie!
Eine Schmach für alle!
Das Gespräch vertiefte sich. Da fing
plötzlich das Kind an zu schreien. Was
war passiert? Ganz einfach: Das
Badewasser wurde ihm zu kalt. Das Kätche
nahm die Badebütt und stellte sie samt
Kind auf den Herd. Das Kind war
zufrieden.
Weist du, wer das sein soll?
wer das getan haben soll!?
Ich vermute es. Dieser Kerl war
schon immer ein Hallodri!
Was soll nur aus dem armen Kind
werden?!
Mein Gott mein Gott! Ein
Skandal ein Skandal!
Wir vertieften uns weiter in dieses
Drama. Doch dann schrie das Kind schon
wieder! Was war denn jetzt passiert?
Verständlich: Das Badewasser war ihm
nunmehr zu heiß! Und was machte das
Kätche? Es nahm in größter Eile die
Bütt mit dem Jungen und war dabei, das
heiße Badewasser in das Spülbecken
auszukippen. Ich sprang hurtig hinzu und
fing das Kind auf. Da hätte das Kätche
doch beinah das Kind mit dem Bade
ausgeschüttet.
Dieses kuschelte sich bei mir ein und
hatte fortan keine Beanstandungen mehr
anzumelden. So konnten wir unser
intensives Gespräch ungestört
fortsetzen:
Wann soll denn das Kind
kommen?
Im Juni.
Ach du lieber Gott! Im Juni?! Dann
ist es ja ein Kirmeskind!
Ja, ja, der Alkohol! Der macht die
Menschen unbeherrscht!
Und das ist jetzt das
Ergebnis!
Marie Ju! Marie Ju! (Maria
und Josef! Maria und Josef!)
Die angeregte Kommunikation ging noch
lange weiter. Erst als das Kind auf
meinem Arm eingeschlafen war und es dann
ins Bett gelegt wurde, kam mir zum
Bewusstsein, dass ich mich schon zu lange
bei dem Kätche aufgehalten hatte. Zu
Hause wartete man sicherlich schon. Also
verabschiedete ich mich in Eile mit den
Worten: Mia schwätze spära noch e
moal driwwer worrow Kätche? Da
wesse ma villeecht mih! (Wir reden
später noch einmal darüber nicht
wahr Kätche? Dann wissen wir vielleicht
mehr!)
Überliefert von: Johanna Bergen, Neef
|
|
|
|
Der Strahl
von Werner Müllen ging durch siwwe
Bearde Rewwe! Vorab folgendes:
Noch lange wurden die abgeschnittenen
Reben im Frühjahr aufgesammelt und in
Bündeln zusammen gebunden. Ein solches
Bündel war dann eine Bead
Rewwe. Die Bündel wurden in einem
Schuppen aufgestapelt, und wenn sie
trocken waren verheizt. Nach eine Zeit
lang nach dem letzten Krieg wurde mit den
trockenen Bündeln der Backes geheizt.
Und nun zum Stückelche: Wenn früher
jemand Probleme mit dem Stuhlgang hatte,
dann nahm man Darmol und schon
funktionierte die Verdauung. Darmol gab
es in der Form von kleinen
Schokoladenplättchen und schmeckte
eigentlich auch recht gut. Wir, ein
kleiner Kreis von Buben, waren im Besitz
des Abführmittels. Werner Müllen war
neugierig und wollte einmal probieren.
Wir sagten, dass dies feine französische
Schokolade, also eine Delikatesse, wäre.
Dies glaubte auch Werner, was er auch so
schmeckte. Er konnte gar nicht genug
davon haben. Es dauerte gar nicht lange,
und Werner verabschiedete sich von uns.
Wir wussten warum!
Am nächsten Tag erschien Werner nicht
in der Schule. Er wäre krank
hätte eine drastische
Magenverstimmung! hieß es. Wir
schmunzelten darüber und machten einen
Krankenbesuch. Werner lag auf dem Sofa,
trank Kamillentee und aß Zwieback. Auf
dem Herd dampfte ein Topf mit einem
Haferflocken-Prampes.
Die Mutter von Werner, die
Siss (Franziska) bedauerte
sehr den Zustand ihres Sohnes und meinte,
dass ein böser Virus im Dorf kursiere.
Und Werner erklärte auf seine Art und
wehklagte: Kerle ich hab die
Scheeserei wie noch nie in menem Lewwe
ech iwwertrewe net, wenn esch
mäene, dat de Stahl dorch siwwe Beare
Rewwe ging! Wir sprachen unser
Mitgefühl aus und verschwanden eiligst;
denn lachen durften wir ja nicht!
Werner fehlte noch einen weiteren Tag
in der Schule. Er hatte die
Epidemie relativ schnell
überstanden.
Erinnerung des Chronisten
|
|
"Nimm
Darmol - und du fühlst dich
wohl!" - Jedoch nicht so bei
Werner Müllen
Bild-Nachweis: aus eigenem
Bestand (Relikt aus dem früheren
Kolonialwarengeschäft meiner
Eltern) |
|
|
|
Der
Sonderling Basilius Malentschuk
Wassil genannt Basilius
Malentschuk (1907 1969) in
Neef kurz Wassil genannt, kam
als sogenannter Fremdarbeiter
aus einem kleinen Flecken in Polen, der
sich Drischdim nannte.
Er wurde der Familie Alfons Mentges
zugewiesen. Dort gab es ein gutes
Begrüßungs-Essen. Wie üblich, sprach
man vorher ein Tischgebet aus. Als man
sich danach bekreuzigte, machte Basilius
sogar ein Doppelkreuz, wie es in seiner
Heimat so üblich war. Daran erkannte das
Gretchen, die Gefährtin von Alfons, dass
Basilius ein frommer Mann war ja,
sie sah in ihm sogar einen polnischen
Priester. Dies erzählte sie auch
umgehend im Dorf so.
Basilius wurde schon bald in Neef
Wassil genannt. Der Schöpfer
hatte ihn mit Intelligenz nicht
überschüttet. Er war zudem sehr
anspruchslos. Seine Unterkunft im
Schuppen oberhalb des Schweinestalles
stellte ihn durchaus zufrieden. Über
eine Holzleiter erreichte er sein
Quartier, wo er sich auf einer alten
Matratze auf dem Strohspeicher
ausstreckte und sich für einen ruhigen
Schlaf noch einige Schnäpse gönnte.
Für eine Flasche Schnaps nahm er jede
zusätzliche Arbeit an nicht nur
bei der Familie Mentges. Ja, er hatte der
Uni Mainz sogar seinen Körper für
medizinische Forschungen verkauft, wofür
er Geld erhielt, was er für
Notwendigkeiten, wie Schuhe und Kleidung,
aber auch für Schnaps ausgab.
Er war gefällig, fleißig,
hilfsbereit und fast immer guter Laune.
Die deutsche Sprache erlernte er nie so
richtig, wozu er sich auch keine Mühe
gab. So verdrehte er auch gerne
originelle Zunamen und sagte z. B. über
den Zucker-Hannes Herr Hannes
Zucker und der Nanne-Peter
war bei ihm der Herr Peter Nannen.
Darüber amüsierte man sich köstlich.
(s. auch bei Neefer
Stückelche lfd. Nr. 103)
Wassil wurde wegen seiner
speziellen Art schnell zu einem Neefer
Original. Man konnte sich nie vorstellen,
dass er in Polen ein Priester war. Und
wegen seiner speziellen Unterkunft,
oberhalb des Schweinestalles, nannte man
ihn, eher humorvoll als bösartig,
Schweinepriester. Dies hörte
er jedoch mit größtem Widerwillen und
konnte darüber sehr wütend werden, was
eigentlich bei ihm selten vorkam. Einmal
soll er sogar mit einem Pflasterstein
nach Jemanden geworfen haben, der ihn so
nannte.
Er war Orthodoxe und nicht davon zu
überzeugen, Katholik zu werden oder auch
nur einmal einem katholischen
Gottesdienst beizuwohnen. Ich
lieber im Wald.
Da bessere Luft als in Kirche
gab er Pfarrer Rauber zu verstehen, als
dieser ihn endlich einmal in der Kirche
sehen wollte.
Als der Krieg vorbei war, blieb er in
Neef. Als freiwilliger Fremdarbeiter
wäre er in Polen ein Verräter gewesen.
Dort hätte man ihn zumindest in ein
Gefängnis gesteckt.
So arbeitete Wassil zuerst
bei der Fa. Drathen in St. Aldegund. Dort
wurde er plötzlich entlassen, weil er
Schnaps geklaut haben sollte. Man hatte
jedoch erfahren, dass es andere Arbeiter
waren, die tatsächlich den Diebstahl
begangen hatten und diesen dem doch recht
hilflosen Polen in die Schuhe schoben.
Von nun an arbeitete er bei der
Weinkellerei Michel Schneider in Merl.
Jeden Morgen um 5,30 Uhr begann sein
Fußweg zum Bullayer Bahnhof. So sparte
er das Fahrgeld mit der Bahn für diese
Strecke und konnte sich mit dieser
Ersparnis im Bahnhofsrestaurant drei
Schnäpse erlauben. Dem Bahnhofswirt
prostete er dann zu mit den Worten:
Wer gut schmiere der gut
marschiere! So konnte der
Tagesmarsch nach Merl zur Firma Schneider
weiter gehen. Abends, wenn er Feierabend
hatte, nahm er dann auch schon einmal die
öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch
und war froh und zufrieden, wenn er sich
auf seiner Matratze in einer Wolldecke
einkuschelte und sich zum
Einschlaf noch ein paar Hochprozenter
gönnte.
Mit Entsetzen hatten nun Zuggäste
feststellen müssen, dass auf der Straße
durch die Neefer Furt ein
bewegungsloser menschlicher Körper lag.
Es war der schwerverletzte
Wassil. Die Polizei wurde
alarmiert. Mit dem Krankenwagen kam er in
das Zeller Krankenhaus und wurde von dort
in die Uni-Klinik in Mainz verlegt, wo er
am 20. November 1962 verstarb. Seine
Leiche obduzierte man, und sie stand
schließlich Forschern zur Verfügung.
Restliche Einzelteile seines Körpers
wurden auf dem Zeller Friedhof anonym
beerdigt.
Die Unfallursache wurde nie geklärt.
Hatte ihn ein Auto angefahren? Hatte
Schnaps eine Rolle gespielt? Torkelte er
gegen das Zeitungsauto, das
frühmorgens den Trierer
Volksfreund nach Neef brachte,
wovon der Fahrer nichts merkte? Hatte man
ihn gar beraubt? schließlich
hatte er sein Barvermögen immer dabei
und hatte es nicht in seiner Behausung
irgendwo im Stroh versteckt.
Es gab also keine übliche Beerdigung.
Es wurden auch keine Toten-Zettel im Ort
verteilt und die Sterbeglocke läutete
nur kurz. Ach jo, de Wassil es
dut! rief man sich auf den
Straßen zu. Das wars!
Kein Foto hat Wassil
festgehalten. Jedoch hat er durch seine
Originalität, wegen seiner sorglosen,
gutmütigen und fröhlichen Art als
Sonderling einen Platz in den Neefer
Annalen verdient.
Überlieferungen von: Bernhard Boos,
Eduard Bremm, Jürgen Bremm, Otto Lux und
eigene Erinnerungen
|
|
|
|
Doch
nicht alle auf einmal! Es trug
sich im Sommer des Jahres 1948 zu. In St.
Aldegund war ein Fußball - Tournier, an
dem auch die Mannschaft von Neef
teilnahm. Wir Pens, eine Gruppe von Acht-
bis Elfjährigen, hatten uns am Rande des
Spielfeldes versammelt und schauten etwas
gelangweilt den einzelnen Spielen zu.
Neef war schon vorzeitig ausgeschieden.
Doch plötzlich wurde es interessant!
Da saß doch eine rassige,
schwarzhaarige, junge Zigeunerin am
Spielfeldrand auf einer leichten Anhöhe
und hatte keine Unterhose an. Man sah
das, was ansonsten streng verdeckt war.
Das hatte jemand von uns per Zufall so
entdeckt. Ein Weiterer wollte dies sehen
- ging hin, stellte sich so 20 Schritte
vor die Zigeunerin und tat, als würde er
was suchen - als hätte er etwas
verloren. Dabei schaute er aber
hauptsächlich der Schönen unter den
Rock. Nun wollten auch alle Anderen dies
sehen und waren dabei, zusammen
hinzurennen. Nicht doch rief
einer.
Doch nicht alle auf
einmal! Wie recht er hatte! So
konnten wir noch einige Male hinschauen
gehen aber immer einer nach dem
anderen. Erst als der Zigeunerin unser
Interesse auffiel, stand sie auf und
wandte sich wieder ihrer Sippe im
Zigeunerwagen zu.
Uns Bubis aus Neef winkte sie vorher
noch einmal recht charmant und lächelnd
zu.
Eigenes Erlebnis des Chronisten
|
|
feurige und
charmante Zigeunerin von einem
unbekannten Maler aus vorhandenem
Kalender-Blatt |
|
|
|
Morgen
predigt dann Pater Johann! Der
Frenze Hannes ( Johann
Müllen) war auf der Bahn in Bullay in
der Güterabfertigung beschäftigt. Er
war ein armer Mann, weil er einen
finanziellen Schiffbruch erlitten hatte.
Nun wohnte er mit seiner Familie in einer
engen Wohnung im Feuerwehrhaus, die ihm
die Gemeinde für eine geringe Miete zur
Verfügung gestellt hatte.
Zum Mittagessen kam er nach Hause.
Dann stand das Essen auf dem Tisch
bis auf das eine Mal. Es fand lediglich
einen Zettel von seiner Frau Marie vor:
Bin in der Kirche. Es predigt
Pater Wolfram! (Es war Mission in
Neef Anfang der 50 Jahre
Pater Wolfram predigte sehr wirkungsvoll
bei seinen Predigen war die Kirche
immer gerammelt voll). Frau Marie,
genannt die Binze Marie (ihr
erster Mann war ein Binzen), war im
Gegensatz zum Hannes sehr fromm.
Hannes nahm stinksauer den Zettel und
ergänzte: Und wenn ich morgen nach
Hause komme und das Essen steht wiederum
nicht auf dem Tisch, dann predigt Pater
Johann!
Überliefert von Eduard Bremm, Ewald
Kreuter und Bernhard Nelius
|
|
Wenn Pater
Wolfram predigte, war die Kirche
bis auf den letzten Platz
gefüllt.
Bildnachweis: Aus "der selen
wurczgart", Druck des Ulmer
Konrad Dinckmut von 1483 |
|
|
|
Eine
Maßeinheit, die kein Eichamt auf der
Welt kennt Die Boar, wie
der Nachttopf genannt wurde, war in jeder
Familie ein wichtiges Utensil. Sie stand
im Nachtschränkchen oder auch unter dem
Bett und wurde zur Schlafenszeit bedient.
Arme Familien hatten nur eine einzige
Gemeinschafts-Boar so
auch der Sechs-Personen-Haushalt des
Frenze Hannes (S. Stückelche
Nr. 115). Nun wurde die Boar
undicht, weil sie einen Riss hatte. So
ging die Binze Marie, die
Frau vom Frenze Hannes, zum
Debbe-Händler. Dieser
Topfhändler kam einmal im Monat mit
seinem Fuhrwerk. Na Marie,
was soll es denn sein? Esch
well en Boar" (Ich will einen
Nachttopf). Wie groß soll sie denn
sein? Ei jo fia sechs
Seiche (ei ja, für sechs
Urin-Hinterlassungen). Der Händler
wusste Bescheid und verkaufte den
Nachttopf in der gewünschten
Größenordnung.
Überliefert vom Eduard Bremm
|
|
|
|
In Neef
konnte ich bei den Mädchen keinen
Blumentopf gewinnen! Warum? Mein Vater
war Beamter bei der Bahn und hatte keine
Weinberge. Demzufolge hatte auch ich
keinen einzigen Stock - und auch keinen
Traktor. Ich konnte also kein Winzer
werden, und mein Vater besogte mir eine
Anstellung bei der Bahn.
Den Winzern ging es in den 50er / 60er
Jahren sehr gut, und jeder gestandene
Weinbauer hatte einen Traktor. Je
größer und stärker dieser war, um so
höher war der Besitzerstolz. Der Traktor
war gewissermassen ein Statussymbol. Und
dass sich ein junger Mensch wie ich
(geb.1932) bei der Bahn anstellen ließ
und sich einer Dienstordnung unterwarf,
war damals kein besonderes Privileg
besonders nicht bei den Mädchen.
So war ich bei diesen chancenlos.
Helmut Sonntag, Alf
|
|
Helmut half
gerne im Weingut von Eduard Bremm
bei der Weinlese. Wir sehen ihn
inmitten von weiblichen
Schönheiten. Aber heiraten
wollte ihn keine - weil er ja
keine Weinberge und keinen
Traktor hatte. |
|
|
|
Meine
Erinnerung an den Nikolausabend im Jahr
1946 als der Beelzebub kam Der
Beelzebub, auch Knecht Rupprecht genannt,
ist ein Dämon der christlichen
Mythologie und im Volksbund ein Synonym
für den Teufel. Er trat als Begleiter
des hl. Nikolaus auf und war zottelig
gekleidet, Hände und Gesicht waren
rabenschwarz angeschmiert, er rasselte
mit einer massiven Kette, hatte ein Rute
zur Hand und auf dem Buckel schleppte er
einen leeren Sack mit sich. In diesen
sollten die bösen Kinder eingesackt
werden, die dann in der Hölle
abzuliefern waren.
Ich war 5 Jahre alt - mein Bruder war
gerade einmal 3 Jahre alt. Wir wohnten im
Unterdorf in der Alten Kirchstraße in
einer Wohnung im ersten Stock. Es war am
Nikolausabend im Jahr 1946.
Gewohnheitsgemäß beteten und sangen wir
mit Mutter fromme Weisen und warteten auf
das bevorstehende Ereignis. Dann
plötzlich ein lautes Gepolter und
Kettengerassel im Treppenhaus. Und dann
stürzte wie wild geworden der Beelzebub
in seiner fürchterlichen Aufmachung ins
Zimmer. Ich bekam riesige Angst, und da
ich kein reines Gewissen hatte,
flüchtete ich sturzartig unter die
Küchenbank. Er mir nach! Er griff nach
mir! Er wollte mich packen und machte
teufliche Stimmen! Ich schrie wie
verrückt in schrillsten Tönen und
wehrte mich. Ich wollte nicht in den
Sack!
Ich wollte auch nicht in der Hölle
braten. Panik überfiel mich. Ich
flüchtete aus dem Zimmer und raste die
Treppe hinunter. Er mir nach
mitsamt Kette, Rute und Sack. Und immer
wieder schlug er mit der Rute auf mich
ein. Offenbar hatte er es auf mich
abgesehen. Ja, ich war gewiss nicht immer
brav gewesen. Aber das alles ging Vater
nun zu weit. Kurzentschlossen nahm ein
Beil, das er immer in der Küche parat
hatte. Damit hackte er nämlich
Kleinholz, womit er Feuer im Herd
anmachte. Dann lief er uns aufgebracht
hinterher! Und wie es das Unglück so
wollte, stürzte er auf der dunklen
Straße in ein nasses und dreckiges
Erdloch. Es gab ja noch keine
Straßenlampen, und die Alte Kirchstraße
war aufgerissen, weil ein Abflusskanal
gelegt wurde. Die Wut meines Vaters stieg
nun ins Unermessliche. Er wollte den
"Drecksack" umbringen, was er
auch laut in die Dunkelheit hinausschrie.
Vater war ein sehr gutmütiger und
herzensguter Mann, aber von grober Art
und leicht reizbar. Ich weiß nicht, was
passiert wäre, wenn sie sich getroffen
hätten - der Beelzebub und er.
Sicherlich hätte er ihn nicht
umgebracht. Der Beelzebub war ja in
Wirklichkeit Heinz Bergen. Und der war
ein Haudegen kernigster Art. Der hatte es
faustdick hinter den Ohren. Vielleicht
hatte Vater mit ihm ja noch ein Hühnchen
zu rupfen. Und gerade der wollte seinen
Sohn abstrafen, weil er nicht immer brav
war! Gott sei Dank verlief man sich in
der Dunkelheit und es kam zu keiner
handgreiflichen Auseinandersetzung.
Ich versteckte mich in einem
Kellerloch und zitterte vor Angst.
Schließlich ging ich wieder nach Hause.
Der weitere Nikolausabend verlief
natürlich recht traurig und ohne
Nikolaus, der sich schon längst davon
gemacht hatte.
Wir hatten im Jahr 1946 einen arg
betrüblichen und sehr speziellen
Nikolaus-Abend.
Überlieferung von Heinz Philipps,
Rodgau Foto aus dem Archiv von Kurt
Bergen Text dazu: Der Heinz Bergen (1933)
zeichnete sich überhaupt nicht dadurch
aus, dass er lieb und brav war.
Eigentlich hätte er sich selbst in den
Sack stecken müssen.
|
|
|
|
Da ging der
Schuss nach hinten los! Es war am
Kirmes-Dienstag im Jahre 1951. Ich war 17
Jahre alt. Das Kirmes-Geld war so gut wie
aufgebraucht - auch bei meinem Freund
Walter Nelius. In Neef konnten wir also
bei den Mädchen auf dem Kirmes-Tanz
keinen großen Staat mehr machen. So ging
ich mit meinem Freund nach Bremm. Dort
kannten wir eine Wirtschaft, die recht
billig den Schoppen verkaufte. Wenn
wir all unser Geld zusammen legen, dann
langt es noch für ein paar Runden
- schlug Walter vor. Gesagt getan!
Der Wirt von der Ischias-Bar
(Die Wirtschaft war in einem
Gewölbe-Keller, der immer recht feucht
war) war uns gut gesonnen. Wir hatten ihm
unsere Situation geschildert. Er lachte
darüber und spendierte einige Schoppen.
So waren wir recht beschwippst, als wir
am frühen Morgen an der Neefer Fähre
standen und übersetzen wollten. Der
Fährmann lag zu dieser Zeit längst im
Bett und war nicht zu erreichen. So
liehen wir uns einen Nachen
aus, der an der Fährrampe ankerte und
setzten über die Mosel.
Am anderen Ufer angekommen, begleitete
mich Walter noch ein Stück auf Weg zu
mir nach Hause in die "Reiz".
Walter schlug dann auf seinem
Nachhauseweg ins "Unterdorf"
einen anderen Weg ein, als ansonsten
üblich.
Die Mutter von Walter, die Josefine,
wartete schon lange und voller Sorge auf
ihren Jungen. Dem werde ich es
zeigen! hat wohl wieder zu viel
gesoffen! Sie postierte sich am
Schlafzimmerfenster im ersten Stock und
war mit zwei Eimern voll Wasser
ausgestattet - einer stand links und der
andere rechts von ihr auf dem
Fensterbrett. Die kriegt er über,
damit er endlich zu Verstand kommt! Das
wird ihm ein Denkzettel sein!
Es standen also die Behälter voller
Wasser parat auf der Fensterbank. Nun kam
Walter aber von einer ganz anderen
Richtung an als Josefine es vermutete.
Damit hatte sie nicht gerechnet. So
drehte sie sich abrupt um. Dabei fiel ein
Eimer voller Wasser über ihren
Schlafrock hinein in das Schlafzimmer.
Der andere Eimer ballerte auf die
Straße. Dies erschreckte die
Nachbarschaft, die aus dem Schlaf
gerissen wurden. "Was ist um Gottes
Willen passiert?!" Als Josefine die
Lage erklärte, fingen alle an zu lachen
- zumal Walter. Aus der beabsichten
Bestrafung war ein lustiges Schauspiel
geworden.
Da ging also der Schuss nach hinten
los!
Überliefert von Helmut Bergen,
Solingen
|
|
Die beiden
Zecher von der Bremmer
"Ischias-Bar", Helmut
Bergen... |
|
|
|
...und Walter
Nelius.
Fotos von Helmut Bergen |
|
|
|
Das Chaos
während der Weinlese im Jahre 1932 Der
Bürgermeister hatte in den 30er Jahren
zu bestimmen, wann gelesen werden durfte.
Dies ließ er durch den Feldhüter
bekannt machen und zwar durch das Geläut
einer Kirchenglocke. Wenn also diese
frühmorgens läutete, dann durfte mit
der Lese begonnen werden. Wenn sie am
Abend erklang, dann war die Lese zu
beenden. Auch zwischendurch konnte der
Bürgermeister die Lese unterbrechen
lassen, wenn es z. B. anfing zu regnen.
Ansonsten hätte ja die Qualität der
Ernte unter der Nässe gelitten.
Wir, vier Jungs um die 12 Jahre alt,
gingen nun an einem Vormittag in den
Glockenturm unserer Pfarrkirche und
läuteten die Ernteglocke
mitten drinnen in der
Haupterntezeit! Und es war durchaus ein
gutes Lesewetter! Die Winzer im Weinberg
waren sprachlos. Weshalb um Gottes Willen
sollte man mit der Arbeit aufhören?!
Auch der Bürgermeister Josef Kreuter II.
war von den Socken. Nie und nimmer hatte
er diese Unterbrechung angeordnet! Er
eilte zur Kirche. Dort hastete er mit dem
Pfarrer, Herr Acker, zum Glockenturm, wo
man allerdings nicht den Feldhüter,
sondern uns Lausebengel ertappte. Zwei
konnten ergriffen und verhört werden.
Rudolf Kreuter und ich flüchteten
hinunter in das Kirchenschiff und
versteckten uns im Beichtstuhl. Überall
suchte man uns. Aber man fand uns nicht.
Recht lange verweilten wir in unserem
Versteck. Doch als wir schließlich nach
Hause kamen, waren unsere Eltern schon
über alles informiert. Der
Bürgermeister hätte wie wild gebrüllt
und einzelne Winzer seien außer sich vor
Wut.
Ich erhielt nicht die erwartete
Prügel von meinem Vater, sondern musste
nun jeden Tag von früh bis spät mit in
der Lese helfen und dies nicht nur
bei uns, sondern auch bei denen, die sich
durch unser Geläut geschädigt fühlten.
Da gab es nicht immer angenehme
Gespräche während der Arbeit, und ich
wurde auch nicht sonderlich geschont. Als
junger Knabe musste ich sogar schon die
vollen Hotten tragen.
Überliefert von Alfred Kaufmann, Neef
|
|
Alfred im Alter
von 19 Jahren da hatte er
nicht mehr solche Flausen im Kopf |
|
|
|
Der traurige
Lebenslauf des (vermutlich) letzten
Gemeindebockes Der Binze
Rubbes hatte im Krieg ein Bein
verloren. Er kam als Invalide vorzeitig
aus dem letzten Weltkrieg nach Hause und
lebte mit seiner Familie im
Feuerwehrhaus. Es herrschten sehr arme
Verhältnisse. So war es ein sozialer Akt
der Gemeinde, dass man dem
"Rubbes" die Obhut des
Gemeindebockes anvertraute. Er durfte
nämlich die sogenannte
Deck-Gebühr, die für die
Dienstleistung des Bockes zu zahlen war,
kassieren. Das Tier war in einer kleinen
Stallung im Bereich des Feuerwehrhauses
untergebracht.
Wegen der laufenden Bombardierungen
des Neefer Unterdorfes in den letzten
Kriegsjahren wurde auch der Ziegenstall
so beschädigt, dass für den
Gemeindebock eine vorläufige Unterkunft
im Schulkeller gefunden wurde. Dies war
nicht sonderlich auffällig, da ein
Schulunterricht in jener Zeit ganz
provisorisch oder überhaupt nicht statt
fand - erst verursacht durch die
Kriegswirren, und danach hatte sich die
Baufirma Meyer im gesamten Schulgelände
einquartiert. Sie baute die Ellerer
Brücke wieder auf und reparierte das
zerstörte Neefer Tunnel.
Als 1946 der Schulunterricht wieder
einen normalen Verlauf annahm, störte
nicht nur das ständige Geblöke sondern
auch der penetrante Gestank des Bockes
den Lehrbetrieb. Das war für Lehrer
Schneiders ein unmöglicher Zustand.
Mehrmals hatte er entsprechend beim
Bürgermeister reklamiert immer
umsonst. So gab Schneiders dem
Binze Rubbes den Auftrag,
beim Bürgermeister
Poss-Josef (er hatte auch die
Postverwaltung in Neef) vorzusprechen. Er
sollte ihm ausrichten, dass er den
Geißbock an seine Haustüre anbinden
würde, wenn das Tier aus dem Schulhaus
nicht umgehend verschwinden würde. Das
hatte genützt.
Allerdings weiß man nicht, was mit
dem Neefer Gemeindebock nun geschehen
ist. In den Annalen tritt er nicht mehr
in Erscheinung. Man weiß lediglich, dass
künftig der Ziegenbock in St. Aldegund
auch für die Neefer Ziegendamen
zuständig war. S. dazu auch
Stückelche Nr. 33.
Vermutlich kamen die Überreste des
Neefer Bockes in Einweckgläser.
Überliefert von Eduard Bremm
|
|
Eine Ziege im
Stall zu haben, war
allgegenwärtig. Und wurde
Nachwuchs gewünscht, trat der
Gemeindebock in Funktion. Ohne
diesen hätte es dieses Zicklein
nicht gegeben.
Bild aus dem Archiv von Kurt
Bergen |
|
|
|
Auf welche
Art und Weise Erwin Nachtsheim den
Rundlauf um Neef gewann Erwin
Nachtsheim (geb. 1933) nahm am
Rundlauf um Neef teil, der in
den anfänglichen 50er Jahren stattfand.
Zuvor hatte er im Kreise der Familie
eine ordentliche Portion
Quetsche-Kuche
(Pflaumen-Kuchen) gegessen und Kaffee
getrunken.
Gestartet wurde bei der Turnhalle am
Anfang des Ortes. Erwin merkte schon
bald, dass mit seinem Bauch etwas nicht
stimmte. Ein gewisses Druckgefühl wurde
immer stärker. Als er sich beim Haus von
den Wagners im Unterdorf befand hielt er
es nicht mehr aus. Er entwisch der Schar
und haute ab in das Schuster
Gässchen. Dort entleerte er seinen Darm,
das Druckgefühl entschwand. Mit
entspanntem Körper lief er jedoch die
Alte Kirchstrasse hinunter
zur Moselstrasse und setzte
den Rundlauf fort. Durch die Abkürzung
hatte er jedoch nunmehr einen so großen
Vorsprung, dass er als klarer Sieger das
Rennen gewann.
Überliefert von Alfons Kreuter
|
|
Der sportliche
Erwin Nachtsheim, der in
Rekordzeit den Rundlauf um
Neef gewann.
Bild aus dem Archiv von Kurt
Bergen, Neef |
|
|
|
Eine
Geschichte am Rande der
Götzwanderung im Jahr 1955
auf den Klottener Berg Der Namensgeber
der Götzwanderung, war
Ferdinand Goetz (1826 - 1915). Er war
auch Mitbegründer der Deutschen
Turnerschaft (DT) und deren Vorsitzender
von 1895 bis 1915 und trat vor allem für
die Spielbewegung innerhalb der DT ein.
Ihm zu Ehren rief die DT ab 1921
jährlich am Christi-Himmelfahrt-Tag zu
einem Turnfahrtentag auf, der bei den
Turnern schnell zur
"Goetzwanderung" wurde.
Neef hatte in den Nachkriegsjahren
einen sehr regen Turnverein. So nahm die
örtliche Turnerschaft auch regelmäßig
an den jährlichen
Götzwanderungen im Moselgau
teil. Dies waren recht gesellige
Veranstaltungen. Sie begannen stets mit
einem gemeinsamen Gottesdienst in freier
Natur, und dann gab es natürlich einige
Ansprachen, die zumeist von älteren
Veteranen gehalten wurden. Das Motto des
Tages wurde hervorgehoben und war
geprägt vom Turnvater Jahns Leitspruch:
frisch fromm
fröhlich frei so
sollte sich also der deutsche Turner
hervorheben!
Und nun ging es zu dem gemütlichen
Teil über. Die mitgebrachten
Weinflaschen wurden geköpft
und dann stand man auch noch am
Bierstand. Die Stimmung stieg und die
Disziplin schwand.
Als die Veranstaltung zu Ende war,
ging ein Teil der Neef-Gruppe den
Klottener Berg hinunter und wanderte der
Mosel entlang in Richtung Cochem. Man war
bester Stimmung und sang nicht nur
gesittete Turnerlieder.
Als dann vor uns eine junge Frau mit
einem Kinderwagen spazieren ging, meldete
sich der Werner Müllen: Leut
wele mache ich eppes do
lacht ihr ooch kabott! Er ging auf
die Frau zu und gab ihr mit seiner
großen "Pranke" (Hand) einen
Klaps auf den Po. Diese war geschockt und
schrie wie wild. Sie lief so schnell sie
konnte von dannen und wäre fast mitsamt
dem Kinderwagen hingefallen, da sie die
Bordsteinkante nicht berücksichtigte.
Nun tobte auch der Säugling. Noch aus
der Ferne schimpfte die Mutter weiter und
wollte uns anzeigen. Ihre Wut war auch
deshalb so groß, weil wir alle über
diesen Vorfall lauthals lachten und uns
amüsierten.
Gott sei Dank war unser
disziplinierter Vorsitzender Hans
Schättgen und seine gesittete
Anhängerschaft (bestehend zumeist aus
den Mädchen) nicht dabei, denn das, was
sich da zwischen Klotten und Cochem
zugetragen hatte, war wirklich nicht im
Sinne von Turnvater Jahn.
Ein allgemein bekannter Vorfall
Überliefert vom Chronisten
|
|
Die Neefer
Götzwanderer im Jahre 1953. Auf
dem Bild ist Werner Müllen in
der zweiten Reihe - zweiter von
rechts - zu sehen (große Statur)
Foto aus dem Archiv von Kurt
Bergen, Neef |
|
|
|
Ein Kandidat
für die
Fernsehsendung Wetten dass ...
?!Als junger Angestellter bei
der damaligen Kreissparkasse Zell musste
ich öfters vertretungsweise die
Nebenstelle in Alf betreuen. Diese war im
Hause des damaligen Dorfladens der
Familie Frost mitten in Alf
untergebracht. Es gab Tage, wo mich auf
dieser Filiale kaum ein Kunde besuchte -
es für mich somit kaum etwas zu tun gab.
Langeweile kam jedoch aus folgendem Grund
nicht auf:
Es befand sich in der Nähe des Büros
ein Misthaufen eine Brutstätte
für Fliegen! Sie ließen sich auch in
Scharen in meinem Arbeitszimmer nieder.
Diese Tatsache entfachte in mir eine
regelrechte Jagd-Leidenschaft. Ich fing
an, diese Flugobjekte mit der
bloßen Hand zu fangen, wenn sie sich auf
dem Aktenschrank oder auf dem
Schreibtisch niederließen. Erst war das
gar nicht so einfach. Mit der Zeit
klappte es jedoch immer besser. Ja, ich
konnte schließlich die Tiere auch im
freien Flug fangen! Und wenn sie sich an
der Decke nieder ließen, nahm ich meinen
Bürostuhl, kletterte auf ihn hinauf, und
scheute die Fliegen von oben weg. Einmal
bin ich bei einer solchen Aktion
gestürzt, weil sich der Stuhl während
dieser Aktion drehte. Mit Schwung wollte
ich einer wegeilenden Fliege nachgreifen.
Gott sei Dank ist mir dabei nichts
Schlimmes passiert. Und wenn was passiert
wäre?! O wehe!
Wie hätte ich diesen
"Arbeitsunfall" meinem
Arbeitgeber gemeldet?
Die erlegten Tiere sortierte ich
abseits vom Schreibtisch auf einem
kleinen Aktenschrank in 5er Reihen. Der
Kunde, wenn er denn überhaupt kam,
sollte von meinen Zeitvertreib nichts
erfahren. Hatte ich meinen Dienst
beendet, landeten die kaputten Fliegen im
Abfalleimer.
Es entwickelte sich ein regelrechter
Ehrgeiz in mir. Stets hielt ich das
Oberlicht am Fenster geöffnet, was auch
die Putzfrau so zu handhaben hatte
angeblich wegen der frischen Luft. Und
wenn ich am kommenden Tag ins Büro kam
und dieses war wieder voller Fliegen,
dann war die Jagd eröffnet.
Vielleicht konnte ich ja einen neuen
Rekord aufzustellen?! Er lag schließlich
bei mehr als 40 erlegten Tieren, die ich
an einem einzigen Tag zur Strecke
brachte.
Noch heute kann ich mit freier Hand so
gut Fliegen fangen, dass ich eigentlich
in der Sendung Wetten dass
einmal auftreten sollte.
Eigene Erinnerung des Chronisten
|
|
|
|
Dat
Schinne Fränzche Franz
Schinnen war gerade einmal 7 Jahre alt,
als man ihn bei seinen Verwandten im
Schinnenhaus in Neef
einquartierte. Zu Hause in der Großstadt
Dortmund war es wegen der andauernden
Bombenangriffe ab dem Jahr 1942 zu
gefährlich geworden. Insbesonders die
Kinder schickte man aufs
Land. Es gab zu dieser Zeit mehrere
Großstadtkinder in Neef.
Solche Städter (-Kinder)
waren in der Regel Weicheier
und hatten Schwierigkeiten, mit uns doch
recht ungehobelten Pens zurecht zu
kommen. Nicht allerdings der Franz
Schinnen. Wegen seiner Gewitztheit hatte
er bei uns schnell Fuß gefasst. Er kam
sah und siegte! Schon bald
war er dat Schinne Fränz'che
oder auch kurz
Fränzche genannt.
Er wurde für uns ein Vorbild. Wenn
wir Krieg spielten, war er
der Hitler. Er gab uns die Befehle, denen
wir ohne Widerspruch folgten. So hatten
wir auch einmal von ihm das Kommando
erhalten, Matschklumpen in ein offenes
Fenster zu werfen. Es war dies das
Schlafzimmerfenster des Hauses der
Eheleute Aloys Nelius, das in der
Nachbarschaft vom
Schinnenhaus stand. Dies war
laut Fränzche eine Übung.
Wir sollten uns vorstellen, dass das
Nelius-Haus ein russische Festung wäre.
Diese galt es zu erobern. Wir trafen bei
dieser Aktion nicht nur die
Festeröffnung, sondern auch die weiße
Hauswand. Fränzche
beobachtete das Manöver mit großem
Interesse und gab seine Anweisungen
machte sich jedoch die Finger
nicht schmutzig. Aloys und besonders das
Nellese Traudche (Aloys Frau
Gerdrud) waren außer sich vor Wut, als
sie vom Feld nach Hause kamen und die
Schweinerei feststellten. Wir Werfer
bekamen eine riesige Abfuhr zu Hause.
Aber das Fräntzche
blieb ohne Strafe. Er hatte ja keinen
einzigen Klumpen geworfen.
Einmal kam er auf uns zu, als wir uns
mit einer Gruppe von Buben auf der
Kehr beim Schäfer versammelt
hatten. Das Fränzche
hatte selbstgedrehte Zigaretten dabei.
Diese bestanden aus getrockneten
Kirschblättern, die er in Zeitungspapier
eingedreht hatte. Als er uns sagte, dass
ihm Hitler diese Rauchstängel mit der
Post zugeschickt hätte, glaubten wir ihm
dies natürlich und rauchten das Zeug
voller Ehrfurcht - bis uns allen schlecht
wurde. Einige sollen davon sogar die
Hosen voll gehabt haben.
Das Fränzche
brachte uns auch bei, wie man Bomben
baut. Ganz einfach: Man nehme eine leere
Bierflasche mit Bügelverschluss, fülle
sie mit etwas Wasser und gebe
Kieselsteinchen und Karbid dazu. Nun
musste man die Flasche schnell
verschließen - schleunigst wegwerfen
und in Deckung gehen. Schon
umgehend gab es eine Explosion.
Glasscherben und die Steinchen flogen
durch die Luft. Das war nicht
ungefährlich! Angeblich hatten englische
Flieger mit solchen Waffen, die
allerdings so groß wie Korbflaschen
waren, Dortmund in Schutt und Asche
gelegt. Wir waren beeindruckt!
Als nun die amerikanischen Soldaten
1945 in Neef einzogen, war das
Fränz'che schon 10 Jahre
alt. Von Hitler wollte er jetzt nichts
mehr wissen. Er war nun auf der Seite der
Alliierten. Erfolgreich bettelte er bei
den Soldaten um Kaugummi und Schokolade.
Er konnte sich offenbar mit diesen
unterhalten. Damit wir auch um etwas
betteln konnten, brachte er uns die
fremde Sprache der Amis bei. Zuerst
lernten wir von ihm das Zählen von 1 bis
10. Und das ging so: ene, zwene, drene,
fene, funke, rabe, schwabe, dicke, dose,
detsch. Ansonsten war die englische
Sprache einfach zu erlernen: Man stecke
eine heiße Pellkartoffel in den Mund und
spreche normal im Neefer Plattdeutsch.
Dabei sollte man auch noch die Nase
zuhalten. Und schon spricht man diese
Fremdsprache! Wir versuchten es
aber natürlich ohne Erfolg. Unsere
Eltern lachten über die Methode und
meinten, das Fränz'che sei
ein Aufschneider, und wir sollten ihn
nicht so voll nehmen. Es war auch sein
letzter Auftritt bei uns Kindern. Wir
hatten ihn wirklich zu wichtig genommen.
Dat Schinne
Fränzche verließ uns.
Dortmund wurde nicht mehr bombardiert.
Und die Nachbars-Christel, die ihn so
gerne geheiratet hätte, hörte nie mehr
etwas von ihm. Wie das Leben so spielt:
Aus den Augen aus dem Sinn.
Überliefert von Eduard Mentges,
Bullay
Christel Kröger, Neef
und eigene Erinnerungen des Chronisten
Bilder von Christel Kröger, Neef aus dem
Archiv von Kurt Bergen, Neef
|
|
Das
Fränzche war
bei den Mädchen sehr begehrt.
Die Christel aus der
Nachbarschaft hätte ihn auf der
Stelle geheiratet - so erinnert
sie sich heute noch. |
|
|
|
Das
"Schinnen-Haus" - heute
steht hier das Raiffeisengebäude |
|
|
|
De gruse Deer
en Frankfurt hon enn där Woch zoo! Beem
Gindersche - daad äss en Wirtschaft enn
Nääf - do hot ma ebbes verzellt. Ob ed
wohr ess, esch währ ed nett. Also, enn
ähnem Nobischdorf, siedlich von Nääf,
hot en Maan sienem Nobar verzellt, dat er
medde enn där Woch med siener Fra no
Frankfurt fohre will un ähß die
Elefande unn die annere gruse Deer seh
will.
Meddachs um 12 Uhr woar en schunn
wirra zoreck dahäm. Do fräschd dä
Nobar, baad da loss woar. Och, säd dä
Maan, die honn bestemmt nur Somms- dachs
unn Sunndachs off, nämlich bi mir dohii
koome, hot owwedriwwer grus unn bräd
gestann: Zoo. Do kunnde mir jo wirra häm
foore.
Eingereicht von Jürgen Bremm, Bad
Kreuznach
|
|
|
|
Hühner-Boogie-Woogie auf dem
Gritchesball Es war Anfang
der 50er Jahre. Die Weinlese stand an.
Aus Eifel und Hunsrück kamen Mädchen an
die Mosel und boten sich als
Lesehelferinnen an. Sie waren im
Vergleich zu den Mosel-Mädchen recht
einfach gekleidet und machten einen
biederen Eindruck. Sie hinkten, nicht nur
was die Mode betraf, eine
Entwicklungsstufe hinter den
Moselanerinnen hinterher. Im Weinberg
waren sie allerdings sehr fleißig und
willig. Im Volksmund waren es die
Herbst-Gritcher (Gretelcher).
Und diesen Gritchern
wollte man etwas Abwechslung bieten. So
veranstaltete man den
Gritchesball. Dies war eine
Tanzveranstaltung beim Bremms Jupp
im Saal. Alt und Jung fanden sich ein.
Ganze Familiensippen saßen an Tischen
zusammen. Die Dorfkapelle spielte dazu
auf - mehr laut aus qualifiziert - aber
voll engangiert. In dem Repertoire fehlte
nie die Waldeslust,
lustig ist das Zigeunerleben
die Wiege im Böhmerland und
nicht zuletzt die moselländische
Nationalhymne Im weiten deutschen
Lande. Dabei bekam so mancher
feuchte Augen. Die ganze Saalgesellschaft
sang, schunkelte und tanzte. Eine
gemütliche und harmonische
Veranstaltung!
Doch dann zu später Stunde wurde die
Kapelle übermütig. Aus Amerika wurde
gerade der spezielle Boogie-Woogie
eingeführt. Dies war in der damaligen
Zeit für die Alten ein wirrer Kult, den
man von den Ureinwohnern übernommen
hatte. Nichts desto trotz: Der Hit
rock around the clock war
quasi der Aufhänger dieser modernen
Musikbewegung, die weltweite Begeisterung
auslöste. Und diesem weltweiten neuen
Trend wollte die Kapelle im Saal vom Jupp
nicht nachstehen und schwenkte um in
diese neue Musikrichtung - mit diesem
Welthit. Der Trommler hatte dabei die
wichtigste Arbeit zu verrichten. Dazu
gehörte, dass man auf dem Tanzboden
wilde Verrenkungen machte, hoch und
nieder sprang, sich entfernte und näher
kam und, wenn man schon fortgeschritten
in dieser Tanzkunst war, Überschläge
machte. Schließlich, als Höhepunkt,
kreischte Otto Lux den
Hühner-Boogie-Woogie. Dabei
schrie er in greller Stimme seine eigene
Komposition lautstark in den Saal und
beim Refrain grölte das junge Volk
voller Vergnügen: Ruck ruck tuck ruck
tuck kiegerekiek - Das ist der
Hühner-Boogie-Woogie. Sogar
die Gritcher waren nun außer
Rand und Band. Hier an der Mosel da
war was los. Da war man am Nabel der
Welt!
Bei dieser Veranstaltung wackelte
nicht nur die Wand, sondern vor allem
auch der Tanzboden. Dieser war nicht
gerade stabil. Vom Keller aus wurde er
von dutzenden von Pfosten abgestützt.
Die Behörde hatte mehr als ein Auge
zugedrückt, um den Tanzsaal als solchen
überhaupt noch zuzulassen.
Saalwirt Jupp sah eine kommende
Katastrophe. Er schrie zur Kapelle:
aufhören! Doch die reagierte
nicht darauf, und das Tanzvolk verrenkte
sich weiter wie im Rausch. Jupps
Schwestern, Gertrud und Maria, liefen wie
angesengt umher: Aufhören!
aufhören! Doch all dies nutzte
nichts. Ihr mahnendes Geschrei ging im
allgemeinen Tumult unter. Und Otto schrie
mit Begeisterung weiter! Da ging die
Maria an den Sicherungskasten und drehte
die Panzersicherung raus. Dunkelheit -
Geschrei - Durcheinander - Chaos - raus
auf die Straße - wilde Diskussionen
-Unverständnis! Die
Boogie-Woogie-Veranstaltung
war jäh zu Ende.
Eigene Erinnerung des Chronisten
|
|
von links nach
rechts:
Alfred Bergen, der begnadete
Trommler
Richard Müllen, genannt Boase
Rich, ein Spezialist auf dem
Schifferklavier
Alois Blümling spielte die Erste
Geige
Otto Lux, der Komponist des
"Hühner-Boogie-Woogie" |
|
|
|
Ein
besonderes Schauspiel veranstaltete ich
mit unserem Hahn. Ich lockte diesen mit
in Schnaps getränkten Brotkrusten vom
Misthaufen weg. Diese pickte er gierig
auf. Schon schnell stellte sich eine
sonderbare Wirkung ein. Er fing an, wie
verrückt zu krähen und verrenkte sich
dabei fast seinen Hals. Dann schleifte er
die Flügel über die Erde - drehte sich
dabei im Kreise. Und nun stürzte er sich
torkelnd auf die Hühner. Diese scheuten
wild gackernd auf und entflohen in alle
Richtungen. Als sich der Hahn ausgetobt
hatte, legte er sich hin, verdrehte die
Augen und schlief seinen Rausch aus. Zu
diesem Schauspiel waren auch meine
Freunde eingeladen. Wir lachten uns fast
kaputt dabei.
So geschehen in der Mitte der 40er
Jahre, als ich 7/8 Jahre alt war.
Diesen Dressur-Akt kannte
ich von dem Schuster-Juppi.
Ihm brachte ich regelmäßig die Schuhe
unserer Familie zum flicken hin. Ich war
gerne in seiner Werkstatt. Er war recht
lustig, und er erzählte mir oft von
Streichen aus seiner Kindheit. Von ihm
konnte man noch etwas lernen.
Juppi hatte zudem
Mitgefühl für leidende Kinder, denen
eine Strafe drohte, weil sie einen
Streich gespielt hatten - wie es das
nachfolgende Stückelche so
beweist:
So konnte
man die Prügel gut ertragen
Dass wir im Schulunterricht Prügel
bekamen, war ein fast alltäglicher
Vorgang. Für leichte Vergehen bekam man
Hiebe mit dem Rohrstock auf die flache
Hand. Bei schwerwiegenderen Vorgängen
musste man sich über die Bank legen, und
man bekam mit dem Stock Schläge auf den
Po.
Ein solch schwerwiegender Vorgang
stand zur Bestrafung an. Wir hatten bei
den Mahle-Mädcher (s.
Stückelche Nr. 103 u. Nr.
107) Schwefel gebrannt. Damals gab es
noch keine Kanalisation. Das Spülwasser
aus der Küche floss durch ein Rohr auf
die Strasse. Wir hatten also einen
Schwefelspan angezündet. Diesen in das
Abflussrohr gesteckt und dasselbe danach
mit einem Lappen zugestopft. So zog der
beißende Schwefeldampf in die Küche
hinein. Bei den
Mahle-Mädcher entfachte sich
demzufolge ein riesiges Chaos. Sie
wussten nicht, was los war, stürzten auf
die Straße und schrien um Hilfe. Nachbar
Peter Treis kümmerte sich um die
Angelegenheit und erklärte den
Betroffenen den Sachverhalt. Kurz und
gut: Nach einer gewissen Zeit konnten die
Mahle-Mädcher wieder in die
Küche einziehen. Der Peter Treis, der
von Natur aus wenig Spaß vertragen
konnte, verpetzte uns beim Lehrer. Was
auf uns zukam, wussten wir!
Als ich dem Schuster-Juppi
meine Situation mitteilte, schnitt er mir
einen Lederlappen zurecht und gab mir die
Empfehlung, diesen am kommenden Tag in
meine Hose einzulassen - was ich auch so
tat.
Die erwartete Strafe stand somit
prompt an. Ich legte mich schon fast
unaufgefordert über die Bank, und Lehrer
Höhnen drosch ein. Doch zu Aller
Überraschung kam von mir kein Wehlaut.
Daraufhin wurde ich bewundert, und
besonders bei den Mädchen galt ich
starker Typ. So bin ich sogar als Held
aus dieser Szene hervorgegangen - dank
dem Schuster-Juppi. Und der
Lederlappen fand auch künftig noch
nützliche Verwendung.
Eigene Erinnerung des Chronisten
|
|
Der
"Schuster-Juppi"
aus dem Archiv von Kurt Bergen |
|
|
|
Buschbaum Josef |
|
|
|
|
|
|
Die Katz ist
weg! Ja, wo mag sie nur sein? Der
Werner Scheid (geb. 1926) hatte ein
prächtige Katze, die er von klein an
groß gezogen hatte. Sie war gut
gewachsen, aufgeweckt, treu und
anhänglich. Werner und seine
Minka waren ein Herz und eine
Seele. Minka soll sich sogar
ab und zu in das Bett von Werner
eingekuschelt haben.
Doch dann kam ein schlimmer Tag.
Die Katz ist weg! Werner
suchte überall in Neef nach ihr -
vergebens! Werner war sehr traurig. Er
nahm an, dass sie überfahren wurde und
nun irgendwo in einer Hecke lag. Was war
aber geschehen?
Auf dem Eulenköpfchen war
die Artillerie (1943 1945)
stationiert. Sie bewachten die Ellerer
Eisenbahnbrücke und beschossen
angreifende Flieger. Der befehlsführende
Leutnant wohnte mit einigen Soldaten in
einer Baracke auf dem Berg. Der Leutnant
hatte einen sogenannten Bosch
gewissermaßen einen Lakaien, der
für seinem Herrn alle niedrigen Dienste
zu erledigen hatte (Stiefel putzen,
Besorgungen machen, einkaufen u.
sonstiges mehr). Und dieser
Bosch wohnte im Hause von
Eduart Bremm, unten an der Mosel. Er
hatte Mitleid mit seinem Herren, der oben
in der Einsamkeit wohnte. So kam er auf
den Gedanken, ihm eine Katze zu schenken.
Es lief ihm die Katze von Werner Scheid
über den Weg, und es war keine
Schwierigkeit, dieses anhängliche Tier
zu fangen. Im Sack brachte er es seinem
Herren, der sich darüber freute.
Die Neefer Bevölkerung spazierte oft
auf den Berg und ließen sich von den
Soldaten die Geschütze erklären, was
sie auch gerne machten. So war auch
Werner einmal dort oben. Sein Kätzchen
hatte ihn bemerkt und kratzte ganz heftig
an der Fensterscheibe. Es war in der
Baracke eingesperrt. Werner bemerkte dies
stürzte in die Bude nahm
es in den Arm und verschwand mit
ihm. Der Leutnant fing ihn noch auf. Doch
als Werner ihm sagte, dass es doch sein
Tier wäre, überließ er es ihm gerne.
Der Bosch wurde zur Rede
gestellt. Es gab aber keine große
Schimpfe. Er hatte es doch nur gut
gemeint mit seinem Herren.
Überliefert von Eduard Bremm, Neef
|
|
Werner Scheid -
allerdings ist er auf dem Foto
schon einige Jahre älter als zu
dem Zeitpunkt, als er den Kater
vermisste.
Foto aus dem Archiv von Kurt
Bergen |
|
|
|
Ein fast
unwahrscheinlicher Zufall August
Schmitz (1899 - 1985 ), in Neef auch
Wanisch Auest (seine Mutter
war eine geborene Wagner) war schnell zu
erregen. Das wusste jeder, und deshalb
machte man bei ihm gerne Streiche.
Es war im Winter - Anfang der 50er
Jahre. Schnee lag. Eine Gruppe Buben
streunte etwas gelangweilt durch die
Gegend. Einer Abwechslung wäre man nicht
abgeneigt gewesen. Schließlich ergab
sich eine Gelegenheit. Man befand sich
oberhalb des Hauses der Familie des
August Schmitz - unweit des
Bahngeländes. Auf ein Kommando hin
bewarf man die Hauswand der Schmitzens
mit Schneebällen. Nun stand ein
Oberlichtfenster auf. Und wie es der
Zufall so wollte, fiel ein Schneeball
durch dieses und landete, wie
ferngesteuert, zielgerecht mitten in
einen mit heißem Fett gefüllten Topf,
der auf dem Herd stand. August war
nämlich mit seiner Frau und seinen
beiden Schwestern dabei, ein
geschlachtetes Schwein zu verwerten. Es
explodierte, zischte, spritzte und
qualmte - als hätte eine Granate
eingeschlagen! Panik brach aus! Die
Frauen kreischten! August nahm blind vor
Wut kurzerhand sein Kleinkalibergewehr -
riss das Küchenfenster auf - und schoss
mit Schrotkugeln auf die Bande. Ein
Schrotkorn drang durch die Hose eines
Banden-Mitgliedes und kratze das Gesäß
an. Also weiter nicht Schlimmes passiert!
- jedoch war dieser Metallsplitter
später für den Richter, der über den
Vorgang zu entscheiden hatte, ein
wichtiges corpus delicti. Dass August
geschossen hatte, war somit nicht zu
bestreiten. Das Schrotkorn wurde nämlich
vorgezeigt. Der Kadi sprach schließlich
ernsthafte Worte: Lasst endlich die
Familie Schmitz mit den ständigen
Streichen in Ruhe! An diesem Beispiel
kann man sehen, wohin solche Unfuge
führen können! Allerdings muss man
berücksichtigen, dass der unglückliche
Schneeball-Treffer ja wohl so nicht
gewollt und rein zufällig war?!
Die jugendlichen Beklagten nickten und
stimmten dieser Vermutung zu. Der Richter
musste schmunzeln. Und, Herr
Schmitz, gleich mit dem Gewehr zu
schießen, das geht einfach nicht. Wir
sind doch hier nicht im Wilden
Westen!" So kamen alle mit einer
Ermahnung davon - und tatsächlich wurden
nunmehr beim Wanisch Auest
kaum noch Streiche gemacht.
Eigene Erinnerung des Chronisten.
Ergänzt mit Angaben von Jürgen Bremm,
Bad Kreuznach
|
|
August Schmitz
Foto: Werner Croeff |
|
|
|
Die Ironie
des Schicksals Als Kind wohnte ich in
der Kichstraße, und hinter unserem Haus
war das Anwesen des Franz Schmitz. Und
weil dieser klein von Statur war, nannte
man ihn das Fränzche - das
Niese Fränzche (1878 -
1971). Eine weitere Eigenart von ihm war,
dass er eine große Abneigung zu Kindern
hatte. Sein äußeres Kennzeichen: Man
sah ihn nie ohne sein Pfeifchen.
Verheiratet war er mit Susanne
Katharina, der Suss. Zum
Haushalt gehörte auch seine Schwester
Katharina - die Katche-Tante.
In seinem Garten, der von einem
maroden und verrosteten Zaun nur dürftig
geschützt war, stand ein Birnbaum voller
goldgelber Früchte. Ich wusste, dass
diese Birnen sehr gut schmeckten. Und
eine solche Frucht lachte mich förmlich
an und war auch leicht zu fassen
nur ein Griff durch ein vorhandenes Loch
im Zaun genügte. Ich hatte kaum die
Frucht in der Hand, da ging die Haustüre
auf. Fluchend erschien das
Fränzche. Do Saukerl!
- do Strepper! (du Stehler) do
Bangert! - de Teewel (Teufel) soll desch
holle! Und schon warf er mit einem
Brikett nach mir. Er flog haarschaft an
meinem Kopf vorbei. Das hätte im
wahrsten Sinne des Wortes ins Auge gehen
können! Er traf mich Gott sei Dank
nicht. Ich warf die Birne schnell zurück
in den Garten. Das beruhigte das
Fränzche überhaupt nicht:
Esch verbere dir, dat do dee ganz
Lewe lang me Grondsteck noch eemoal
betrettst! (Ich verbiete dir, dass
du dein ganzen Leben lang mein
Grundstück noch einmal betrittst)
Keene einzije Schrett! (Kein
einziger Schritt) kreischte
hinterher die Suss, und die
Katche-Tante bestätigte dies
in schrillen Tönen: Keene einzije
Schrett. Ich lief so schnell ich
konnte die Neugartenstraße hinunter und
konnte aus gesicherter Position noch
beobachten, dass sich das Trio längest
noch nicht beruhigt hatte. Und das alles
wegen einer Birne! - wo doch der Baum
prall mit Früchten gefüllt war!
Und was passierte danach? Heute lebe
ich in dem Haus, das einst dem
Brikettwerfer gehörte! Ich
fühle mich wohl dort. Den Birnenbaum
musste ich leider abschlagen. Er war zu
alt geworden. Heute steht meine Garage
auf dem Platz der verbotenen
Früchte.
Überlieferrung und Bild von Kurt
Bergen, Neef
|
|
Das "Niese
Fränzche"... |
|
|
|
...mit seiner
Schwester, der
"Katche-Tant" |
|
|
|
|
|
|
Das Händling
zwischen dem Mies mit der
Scheids Bebb Der
Mies war Junggeselle. Sein
richtiger Name war Batholomäus Braun
(1880 1966). Aber keiner im Ort
sprach ihn so an. Mies
entstand nach dem ... mäus in seinem
Vornamen.
Er lebte als Gelegenheitsarbeier in
ärmlichsten Verhältnissen in einem
kleinen mickrigen Haus. Auf
Äußerlichkeiten legte er keinen Wert.
So war er sehr ungepflegt, roch oft nach
Schnaps und rauchte selbst hergestellten
Tabak. Er ernährte sich sich maßgebend
von der Angel und der Wildererei, was
strengstens verboten war und ihn öfters
in Konflikte mit dem örtlichen
Polizisten brachte. Lachen tat er kaum,
war sehr unfreundlich und eher
streitsüchtig als friedfertig. Er hatte
keinen Freund - war also ein absoluter
Einzelgänger. Mies gehörte
zu der Hand voll Leuten in Neef, die
nicht in die Kirche gingen. Daran konnte
auch Pfarrer Rauber nichts ändern,
obwohl er ihn mehrmals in seiner
Behausung besuchte. Er war nicht zu
bekehren.
Dagegen war die Nachbarin, die
Scheid's Bebb (Barbara Bremm,
1872 - 1959, Frau von Peter Scheid) eine
gottesfürchtige Mutter von 9 Kindern.
Ihre Gutmütigkeit stand ihr ins Gesicht
geschrieben. Die Familie Scheid war sehr
ordentlich und diszipliniert, daher im
Ort hoch angesehen.
Eigentlich unterschieden sich der
Mies und die Bebb
also wie Tag und Nacht. Lediglich, dass
die Bebb dem Mies
gegenüber wohnte, mag dazu geführt
haben, dass man sich schon mal sparsam
grüßte und vielleicht einmal das Wetter
zum kurzen Gesprächinhalt machte.
Weitere Annäherungen gab es nicht. Aber
wie konnten zwei so unterschiedliche
Menschen einen freundlichen Pakt zusammen
schließen? Das hatte folgenden Grund:
Als Neef einmal wieder bombardiert
wurde, gingen im Haus vom
Mies von den Druckwellen alle
Fensterscheiben in Scherben. Was tun?
Glasscheiben waren rar geworden. Wenn man
welche erhielt, waren sie sehr teuer
zu teuer für den
Mies. Da fiel ihm ein, dass
er auf seinem Speicher im Gerümpel noch
Heiligenbilder hatte nutzlose
Erbstücke. Für diese hatte er sowieso
keine Verwendung. Also stellte er die
Leiter an, holte sie herunter, nahm sie
aus dem Rahmen und dichtete damit die
Fenster ab. Das steife und mit Lack
überzogene Papier eignete sich
hervorragend dazu. Und sicherlich rein
zufällig richtete er die Bildmotive hin
zu Straßenseite aus auch in der
richtigen Seitenrichtung. Von Außen sah
das nun aus, wie eine religiöse
Bilderausstellung.
Als dies die fromme Bebb
von gegenüber sah, war sie schockiert.
Ausgerechnet der gottlose und nicht zu
bekehrende Mies stellt
Heiligenbilder aus! Der wollte doch
sicherlich nur spotten? Das kam ja einer
Gotteslästerung gleich! Wie konnte man
nur Heiligenbilder so entehren?! Das kann
doch nicht wahr sein. Sie stürzte
hinüber zum Mies. Was
hast du gemacht? Das geht doch nicht!
Machst du dich über die frommen Christen
lustig? Und ob das geht! Das
siehst du doch! Die Fenster sind dicht,
und Geld für Glas habe ich nicht!
Die Bebb beruhigte sich. Er
war also doch kein tätiger
Gotteslästerer gewesen. Sie wußte Rat
und eilte zum benachbarten
Schreiner-Pitt. Diesen bat
sie, dem Mies umgehend die
Fenster zu verglasen. Egal, was es
kostet! Ich zahle alles! Der
Pitt konnte in seiner
Schreinerei noch ein paar Glasscheiben
auftreiben und kam der flehenden Bitte
von der Bebb umgehend nach.
Und so hatte der Mies schon
bald wieder seine Fenster verglast. Als
Gegenleistung erhielt die
Bebb die Heiligenbilder und
bekam sogar noch als Zugabe die Rahmen
dazu.
So erhielten die frommen Bilder schon
bald im gepflegten Wohnbereich der
Familie Scheid den Platz, der ihnen
zustand und der war nun nicht mehr
auf dem Gerümpelspeicher vom
Mies! Andererseits hatte der
Mies wieder verglaste
Fenster. Beide waren zufrieden. So war
ein einvernehmlicher Pakt zwischen dem
Mies und der Scheid's
Bebb war vollzogen worden. Wer
hätte so etwas zuvor für möglich
gehalten.
Überliefert von Bernhard Nelius, Neef
|
|
Die fromme und
gutmütige "Scheids
Bäbb" |
|
|
|
Die
"Residenz" vom
"Mies" |
|
|
|
So richtig
nett war's nicht im Bett! Der
Frenze Karl (sein richtiger
Name war Karl Müllen) war ein
gestandenes Mannsbild von rauer Natur.
Seine Sprache war direkt und
unverschönt. Er verdiente sich als
Tagelöhner und sprang auch ab und zu als
Fährmann ein.
Nun hatte er im hohen Alter (1905 -
1973) die Scheidung von seiner Frau
Catharina eingereicht und erschien dieser
halb vor Gericht. Aber lieber Herr
Müllen - warum wollen sie sich denn in
ihrem Alter noch scheiden lassen?
Das kann ich ihnen erklären, Herr
Richter. Gehen sie einmal mit einer Frau
ins Bett, die sieben Unnerbuchse
(Unterhosen) an hat!
P. S.: Die Ehe wurde übrigens nicht
geschieden
|
|
|
|
Seit mehr als
40 Jahren spielen die Bodenseemusikanten
auf dem Neefer Weinfest - Wie kam es
dazu? Die Musikanten vom Bodensee
spielen seit vielen Jahren regelmäßig
zum Neefer Weinfest auf. Sie kommen
abwechselnd aus den Gemeinden
Hergensweiler, Roggenzell, Eglofs und
Wombrecht. Es ist immer eine stattliche
Truppe von bis zu 65 Aktiven, die im Jahr
2008 zum 40. Male unser schönes Fest mit
ihrer Musik bereicherten.
Und wenn diese Allgäuer Musikanten
aufspielen, ist das Neefer Festzelt und
auch die Kirche zum Festgottesdienst am
Sonntag bis zum letzten Platz gefüllt.
Nicht nur die Neefer Bevölkerung, auch
viele Besucher aus den Nachbargemeinden
und die zahlreichen in Neef verweilenden
Feriengäste sind von den wunderschönen
Klängen begeistert. Die in original
Allgäuer Trachten auftretenden
Musikanten beherrschen mit großem
Können eine breite Palette von
zünftiger Volksmusik über moderne
Schlager, Pop, Musicals bis zur
anspruchsvollen Klassik.
Wie kam es nun zu dieser Verbindung
mit Neef?
Im Jahr 1962 wollte ich, Eduard
Mentges mit meiner Frau Helga, unseren
Urlaub in Lindau am Bodensee verbringen.
Dort angekommen (leider ohne vorherige
Zimmerreservierung) suchten wir erfolglos
nach einem Hotelzimmer. Man schickte uns
schließlich zu einem Gasthof in
Hergensweiler, einem Nachbarort unweit
von Lindau.
Es war spät am Abend geworden. Im
empfohlenen Gasthof probten die
Musikanten von Hergensweiler. Der Wirt
war hilfsbereit und fragte in die
Musikerrunde, ob jemand noch ein
Gästezimmer frei hätte, worauf sich
Herr Xaver Wilhelm meldete. Wir waren mit
der Unterkunft sehr zufrieden und
verbrachten auch in kommenden Jahren
öfters unseren Urlaub bei Familie
Wilhelm in Hergensweiler.
Als Liebhaber guter Musik und Leiter
der Männerchöre Neef und Bullay verband
mich bald eine Freundschaft mit den
Hergensweiler Musikanten. Ich besuchte
ihre Probeabende und begleitete sie zu
vielen Musikfesten und musikal.
Wettstreiten.
Diese freundschaftliche Verbindung
ging schließlich soweit, dass ich die
leitenden Herren begeistern konnte, uns
doch mal bei einem Fest mit dem gesamten
Orchester in Neef an der schönen Mosel
zu besuchen. Dies sollte nicht lange auf
sich warten lassen.
Es stand unser Sänger- und Weinfest
bevor. Der gesamte Vorstand
einschließlich musikalischem Leiter
besuchte uns in Neef und es wurde
beschlossen, dass die Allgäuer
Trachtenmusikkapelle Hergensweiler unser
Fest musikalisch gestalten solle.
Und so geschah es! Die Festbesucher
waren begeistert, und den Musikanten vom
Bodensee machte es großen Spaß.
Durch den Dirigenten Herrn Fritz
Hutter (Vater von Ernst Hutter, Leiter
der Original Egerländer ), der mehrere
Orchester leitete, kam es zu der
Tradition, dass nunmehr jedes Jahr eine
der vorgenannten Blas- und
Trachtenmusikkapellen aus dem
Bodenseeraum unsere schönen Neefer Feste
zu einem besonderen Ereignis an der Mosel
werden lässt.
Wen wundert es, dass sich aus diesen
Verbindungen schon einige
Mosellaner/innen in das Allgäu und
Allgäuer/innen an die Mosel
verpflanzten.
|
|
Kaum war man mit
dem Bus angekommen, ging es mit
forscher Musik zum Festplatz... |
|
|
|
...und wirkte
mit bei der Festeröffnung. |
|
|
|
Der
Schäfer ist da! - eine frohe
Botschaft für uns Kinder. Kaum hatte man
nach dem Unterricht das Mittagessen
hinunter geschlungen, ging es zu ihm hin.
Bei ihm und seiner Herde versammelten wir
uns all zu gerne. Hausaufgaben hatten
dann einen untergeordneten Stellenwert.
Und so mancher von uns Pens hatte bei ihm
die erste Zigarette gequalmt, die wir aus
getrockneten Brombeerblättern und
Zeitungspapier zurecht gedreht hatten.
Auch balgten wir angestaute Konflikte
aus. Pfarrer und Lehrer waren keine
Gönner unseres Umtriebes, zumal wir
einmal zugeschaut hatten, wie ein
Lämmchen geboren wurde. Sogar Mädchen
waren dabei! Und der Schäfer hatte
nichts einzuwenden! Das war doch ein
massiver Verstoß gegen das sechste
Gebot! Wir hatten Unkeusches gesehen! Als
das unseren Vorgesetzten zu Ohren kam,
war dies ein perfekter Skandal. Die
Beteiligten und ihre Eltern hatten
umgehend zu einer offenen Aussprache zu
erscheinen, die an einem Abend im
Schulsaal statt fand. Einzeln wurden wir
aufgerufen und zur Rede gestellt. Einige
Mütter hatten Tränen in den Augen. Wir
bereuten schließlich unser Vergehen.
Letztendlich sahen wir auch ein, dass es
besser gewesen wäre, wenn wir zu Hause
unsere Schulaufgaben gemacht hätten.
Diese Einstellung fiel uns allerdings
leicht, da der Schäfer auch schon
längst mit seiner Herde im Nachbarort
war. Was künftig geschehen würde, wenn
er wieder kam, blieb vorerst einmal
abzuwarten.
Der Schäfer war andererseits auch
willkommen und beliebt. Es zog dann, wenn
die Grasernten vorbei waren, mit seiner
Herde über die Wiesen, und die Schafe
hinterließen kostenlos wertvollen
Dünger.
Übrigens entstand nach dem Schäfer
eine gebräuchliche Redensart. Wenn der
nämlich seine Herde bei einem Gewitter
in Sicherheit brachte, dann hatte er
seine Schäfchen ins Trockene
gebracht.
Eigenes Erlebnis vom Chronisten.
|
|
Der Schäfer mit
seiner Herde auf dem Weg nach
Bullay
Bild aus dem Archiv von Kurt
Bergen |
|
|
|
Es war auch
keine Fata Morgana! was der
Reine Aloys (Aloys Gietzen,
1919 - 1982) sah! Vorab sei erwähnt,
dass Aloys Soldat bei Rommel war und
Wüstenerfahrung hatte.
Was war passiert?
Der Männergesangverein hatte den
Jahresausflug nach Rüdesheim am Rhein
unternommen. Aloys Gietzen und sein
Bruder Peter (der Reine Pitt,
1908 - 1965) waren natürlich als eifrige
Sänger auch dabei.
Man hatte bis in den frühen Morgen in
der Drosselgasse reichliche gebechert,
was ja bei einem Männerausflug nach
Rüdesheim schon quasi eine
Pflichterfüllung war. Nachdem man die
Trinkfestigkeit unter Beweis gestellt
hatte, torkelten Aloys und Peter bettreif
zur Hotelunterkunft. Sie hatten ein
gemeinsames Schlafzimmer. Beide fielen
umgehend in einen tiefen Schlaf.
Nebenan schlief Sangesfreund Franz
Josef Kaufmann. Er hatte einen besonderen
und eigenartigen Scherzartikel
mitgebracht, der aus Schaumgummi bestand
und aussah, wie ein frisch gedrehter
Sch........-Haufen zum verwechseln
ähnlich! Und dieses Ding legte er dem
Pitt ins Bett und zwar zielgerecht an die
entsprechende Stelle.
Als am späten Morgen Franz Josef aus
dem Nachbarzimmer eine gewisse Unruhe
bemerkte, ging er voller Erwartung
dorthin. Aloys saß in gedrückter
Haltung am Bettrand. Er simulierte vor
sich hin: Entweder bin ich noch
stinkbesoffen?! - Oder sehe ich eine Fata
Morgana?! Oder hat unser Pitt ins
Bett geschissen?! Nichts davon!
Franz Josef nahm den Corpus Delicti aus
Pitt's Bett - steckte ihn in die
Hosentasche - und verschwand. Erst
herrschte absolute Stille. Doch dann
brüllten die Gietzen's vor Lachen, und
der Geck war nun der Lacher des Tages!
Eigenes Erlebnis des Chronisten
|
|
Die beiden
Sangesbrüder Peter... |
|
|
|
...und Aloys
Gietzen.
Zur Verfügung gestellt von
Margot Haas, Neef |
|
|
|
Du
musst doch nur den Nippel durch die
Lasche zu ziehen ... (à la Mike
Krüger)
war nicht die LösungJeder, der ihn
erlebt hat, hat ihn noch vor Augen: der
Reine Fränz - alias Franz
Gietzen (1910 1997 Es gab
mal eine Vorfahrin, die sich Irene
Reine nannte). Stets hatte er
einen brennenden Stumpen (ganz einfache
Zigarre) schräg im Mundwinkel. Dabei war
er Nichtraucher. Er kaute den Tabak. Das
war billiger, als Priem (Kautabak) zu
kaufen. Dies ließ er nicht merken
lassen. Deshalb brannte der Stumpen auch.
Seine Hände waren stets mit Öl oder
Rust beschmiert. Neben seiner
Haupttätigkeit als Installateur war er
auch noch Schmied. In seiner Schmiede
herrschte allerdings eine chaotisch
Unordnung. Jedoch fand er immer schnell,
was er suchte.
Von Natur aus war er ein sorgloser und
hilfsbereiter Mensch. Er ging keinem
Problem aus dem Wege. Er schmiedete,
flickte, schmirgelte, schweißte,
bosselte wie es gerade anstand.
Bei ihm war nichts unlösbar. Dabei ging
er leicht-locker vor. Er machte auch
keine Pläne. Die Probleme löste er vor
Ort. Was zu tun war, erkannte er in der
Regel erst, während der Ausführung des
angenommenen Auftrages. Und immer kam er
klar, wenn auch manchmal auf
umständlichen Wegen. Er war bei Gott
kein Flickschuster. Die Pünktlichkeit
hatte bei ihm nicht die erste Priorität.
Er wusste ja auch nie, welchen Umfang die
angenommene Arbeit umfasste. Dies konnte
schon mal den Tagesplan auf den Kopf
stellen.
Folgendes Geschehen ist nun
bezeichnend für den Reine
Fränz: Am Haus der Familie Schmitz
in der Reiz war von der Dachrinne aus ein
Bogen zum Kändel anzubringen. Also
stellte Fränz eine Leiter an
und ging leicht locker zu Werke. Dabei
unterhielt er sich auch schon mal mit
vorbei gehenden Leuten, und wenn diese
ein Problem hatten, machte er von der
Leiter aus Vorschläge. In seiner
unbekümmerten Art legte er nun den Bogen
(nennen wir ihn Nippel) durch die obere
Leiter-Lasche und stabilisierte den
Vorgang mit dem Lötkolben. Fertig war
die Arbeit! - und er stieg ab. Doch nun
konnte er die Leiter nicht abstellen!
Diese war ja doch im Kändelbogen fest
verankert! Er konnte ziehen und rütteln
die Leiter war nicht weg zu
kriegen. Mittlerweile sammelten sich auch
schon Leute an und amüsierten sich.
Typisch Franz! Bei ihm war
jedoch vorerst Feierabend angesagt. Er
schwang sich auf sein Moped und fuhr nach
Hause. Am kommenden Tag erschien er
frühzeitig wieder bei Schmitzens mit
einer Baumsäge. Er sägte die obere
Sprosse der Leiter ab und schon war sie
abzustellen. Ganz einfache
Geschichte! - Weshalb das ganze Theater?
- Das kann doch mal passieren! Und
auf ging es zur nächsten
Problem-Lösung!
Überliefert von Gerhard Schommers,
St. Aldegund,
Alfons Kreuter, Neef
Manfred Zimmer, Bodenheim
Kurt Bergen, Neef
|
|
|
|
|
Das Moped machte
den Reine Fränz
mobil
Bild aus dem Archiv von Kurt
Bergen, Neef |
|
|
|
Wie die
Blitzeiche zu ihrem Namen kam Folgendes
hat sich vor langer Zeit zugetragen: Ein
Vater ging mit seinem Töchterchen, einem
hübschen und blonden Mädchen mit einem
langen geflochteten Zopf, auf dem Neefer
Schopp" spazieren und schaute
nach, wie weit das Korn auf seinem
bestellen Feld gereift war. Plötzlich
traten erschreckend dunkle Wolken am
Himmel auf. Ein Gewitter zog in rasender
Geschwindigkeit heran! Eilends flüchtete
man in den nahen Wald. Der lange Zopf des
Kindes flog dabei seitlich hin und her.
Und schon schlug ein Blitz ein! - ganz in
der Nähe! Vor Schrecken schrie man auf!
Tatsächlich hatte ein Strahl des Blitzes
den Zopf des Mädchens zerfetzt. Sonst
war aber körperlich nichts passiert!
Offenbar hatte eine massive Eiche in
direkter Nähe den Blitz an sich heran
gezogen, so dass der Einschlag
hauptsächlich in diesen Baum erfolgte.
So hatte dieser Baum den Beiden das Leben
gerettet. Vater und Tochter standen unter
einem schweren Schock und liefen
aufgeregt in das Tal hinunter in den Ort.
Sie erzählten, was sie erlebt hatten.
Die Leute glaubten was geschehen war. Das
sah man ja auch an den versengten und
abgefetzten Haaren des Kindes.
Dies passierte so um das Jahr 1800,
und die wunderhafte Begebenheit war noch
lange im Dorf und im Umfeld von Neef in
aller Munde. Fortan warnte man davor,
sich bei Gewittern unter diesem Baum auf
dem Schopp aufzuhalten, weil
dieser ja, wovon man ausging, Blitze
anzog. Uns seither trägt er den Namen
Blitzeiche. S. auch Aufsatz über die
Blitzeiche - unter Inhalt
- lfd. Nr. 63. - dort unter 1.
Erfahren von Rosa Nelius, Neef. Ihre
Altvorderen hatten es so überliefert.
|
|
Die wuchtige
"Blitzeiche" trotzte
auch dem Sturm
"Xynthia" im Februar
2010
Foto von F. J. Blümling |
|
|
|
Augustmücken-Brennen - Auf welche Art
uns die Dalliender das
Kirmesgeld versauten Die August-Mücke
ist eine Eintagsfliege. Sie legt
bevorzugt im Monat August ihre Eier in
seichte Gewässer und Kiesbänke. Aus
diesen schlüpfen dann in der Nach zu
Hauf die jungen Mücken, die in
Schwärmen auf Licht zufliegen. Sie sind
ein geeignetes Futter für Fische in
Aquarien. So gibt es besonders
zoologische Häuser / Anstalten, die
solche Tiere in getrockneter Form
aufkaufen.
Und früher, vor der
Moselkanalisierung, gab es zwischen den
Krippen in der Mosel Moraste, die sich
hervorragend als Brutstätte für die
Augustmücken eigneten. Besonders an
schwülen Augustnächten setzten wir und
in der Nacht, mit einer brennenden
Karbid-Lampe und einer großen
ausgebreiteten Decke, auf eine Krippe an
der Mosel. Und dann stürzten diese
Viehscher in Scharen auf das Licht zu.
Die Decke konnte dann schon bald bis zu
10 cm hoch mit jungen verendeten
Augustmücken liegen. Zu Hause wurde dann
die Beute getrocknet zumeist auf
dem Speicher, weil der Vorgang
scheußlich stank. Das machte aber
nichts, denn stets tauchten die Käufer
auf und gaben richtig gutes Geld für das
Fischfutter aus. Und wir Buben hatten zu
unserer Kirmes, Mitte September, eine
deutliche Auffrischung unseres
Kirmesgeldes.
Ich war 14 Jahre alt, als sich
folgende Geschichte Mitte der 50er Jahre
zutrug:
Die Aldegunder, also die
Dalliender auf der gegenüber
liegenden Moselseite, hatten solche
günstige Voraussetzungen zur
Augustmückenbrennerei nicht und waren
wohl neidisch auf unsere Möglichkeiten.
Als nämlich in einer Sommernacht die
Aussichten zum erfolgreichen
Augustmückenfang besonders gut waren,
zündeten diese doch tatsächlich einen
riesigen Strohhaufen, der vom Dreschen
noch übrig geblieben war, an. Schon fast
das ganze Mosel-Tal war hell erleuchtet,
und in Schwärmen flogen die
ausgeschlüpften Mücken über die Mosel
hinüber auf dieses Feuer zu. Und unserer
Ausbeute war gleich 0. Zornig
packten wir unsere Lampe und Decke ein
und gingen unverrichteter Dinge nach
Hause. Das war doch pure Absicht von
diesen neidischen Nachbarn!
Mit diesen standen wir stets auf
Kriegsfuß s. auch
Stückelche Nr. 85. Und letztendlich
war diese Augustmücken-Aktion kein
Beitrag für einen Versöhnung!
Überliefert von Raimund Treis, Neef
|
|
|
|
Zu einem
reellen Preis gab es letztendlich auch
eine reelle Ware Es war im Jahr 1954,
als Deutschland Fußballweltmeister
wurde. Der Mils Kurt (Kreuter Kurt
Mutter war eine geborene Mühl), der
Kaafmanns Gerhard (Gerhard Derichs
Großvater Carl Kaufmann war der Gründer
der Neefer Essigfabrik) und ich (also
Jürgen Bremm genannt Henrichs
Jürgen Großmutter war eine
geborene Henrichs) hatten in der Nacht
auf der Beech (eine Sandbank
auf der Bremmer Moselseite
gegenüber dem Neefer
Frauenberg) mit unserer
Augustmückenbrennerei vollen Erfolg
gehabt. Es war die Nacht der Nächte!
Mehr als 10 cm hoch lagen die Mücken auf
den ausgebreiteten Decken. Sage und
schreibe vier Kartoffelsäcke konnten
gefüllt werden. Damit kann der
Frankfurter Zoo drei Wochen alle Fische
dort füttern meinte Kurt.
S. auch Stückelche lfd.
Nr. 139.
Gerhard konnte einen großen
Speicherraum zur Verfügung stellen, auf
dem wir die Mücken zum trocken
auslegten. Wir waren begeistert und
rechneten voller Euphorie aus, was wir so
überschläglich verdient hatten. Und
daraus ließ sich noch mehr machen!
Gerhard konnte ein Säckchen Graupen, das
seine Eltern nutzlos aufbewahrten, zur
Verfügung stellen. Und diese
Hülsenfrüchte sahen doch etwa genauso
aus wie die Mücken, die den Vorteil
hatten, wesentlich schwerer zu sein. So
konnte dieses Säckchen einen ganzen Sack
Augustmücken aufwiegen. Also verteilten
wir die Graupen auf die zum Trocknen
ausgelegte Beute.
Nun hatte sich ein Käufer ankündigt.
Und schon bekamen wir Schiss. Was
ist, wenn dem Käufer unser Trick
auffällt? Wir kriegen dann keinen
einzigen Pfennig! Man wird uns sogar der
Betrügerei bezichtigen und wir hätten
uns zusätzlich blamiert! Der Abnehmer
würden nie mehr in Neef Fischfutter
kaufen! mahnte Kurt
Wie groß wäre die Wut der anderen
Neefer Mückenbrenner!?
ergänzte ich.
Das durfte so nicht kommen! Also
gingen wir auf den Speicher. Es wurde
eine große Plane senkrecht aufgehängt
auf dem Boden mehrere Planen
ausgelegt auf einer Stehleiter
hielt Kurt oben einen Trichter, in den
Gerhard die gepanschten Mücken
schüttete und ich wedelte mit
einem großen Reklameschild (von der
Essigfabrik) auf und ab. Es
funktionierte! Die federleichten Mücken
flogen waagerecht an die senkrecht
gehängte Plane und von dort auf den
Boden, und die Graupen fielen geradewegs
hinunter. So waren diese wieder von
Augustmücken getrennt. Die aufwendige
Team-Arbeit hatte funktioniert.
So gab uns der Aufkäufer für eine
reelle Ware auch einen reellen Preis
nicht mehr und nicht weniger!
Erinnerung von Jürgen Bremm, Bad
Kreuznach
|
|
|
|
Man nannte
ihn den Humoristen August
Schmitz war sehr ernst, schweigsam und
ohne jeglichen Humor. So nannte man ihn
scherzhaft den Humoristen.
Seine Frau Paula hatte ziemlich die
gleiche Art. Beide zeichneten sich auch
nicht durch eine Redseligkeit aus.
Man erzählt nun folgende Begebenheit:
Das Paar ging einmal durch das Neefer
Bachtal spazieren. Beim
Mühl-Bärchen
(Mühlen-Born), in der Nähe vom
Heiligenhäuschen,
entwickelte sich dann folgender Dialog:
August: Pass auf, da liegt ein
Scheißhaufen. Pause
Ist nicht von einem Menschen
Pause - auch nicht von einem
Hund Pause
unmöglich Pause -
auch nicht von einer Katze
Pause - du spinnst
1 km weiter: - bestimmt von
einer Kuh! 2 km weiter am
Schawels-Wald: - Oder
auch von einem Ochsen Auf
dem Rückweg: - Es könnte auch vom
Stier gewesen sein. - Pause
vom Gemeindestier?
Pause - hier ist ja auch die
Stierwiese Pause
hast recht Pause -
so wirds gewesen sein -
Ende der Kommunikation!
s. auch Neefer
Stückelche lfd. Nr. 130
Eigene Erinnerung des Chronisten F. J.
Blümling
|
|
August Schmitz |
|
Paula Schmitz |
|
|
|
Zuerst sind
die Besten dran! Es war am Anfang der
50iger Jahr`.
In Neef war noch keine Leichenhalle da.
Ein Bau wurd` beschlossen, nicht lang`
diskutiert
da müssen alle helfen, - hat auch jeder
kapiert.
Es fanden sich schnell viel` fleißige
Hände,
und so war der Bau auch bald zu Ende.
Bei der Einweihung waren die Promis
all erschienen,
und man sah nur zufriedene Mienen.
Bürgermeister, Kirchenchor und die
Herren der Banken -
Lehrer Höhnen, - alle kamen um dem Herrn
zu danken.
In der Predigt sprach der Pastor keine
Bände,
und so kam er auch schnell zum Ende.
Zum Schluss der Pastor fragt, - wie es
der Ritus hat befohlen
Wen von uns wird der Herr als
Nächsten holen?
In der Manier, die man an ihm so (mag)
mach -
Zimmermann Breyer später zum Pastor
sprach:
Wenn der Herr dort oben - uns
hat nicht bekohlt
- und die Besten stets als erstes holt.
ja, --- Herr Pastor was ist denn dann,
---
--- da sind nämlich wir zwei noch lang`
nicht dran.
Von Jürgen Bremm, Bad Kreuznach
|
|
Foto aus dem
Archiv von Kurt Bergen. |
|
|
|
Für seine
Beerdigung hatte der Meerte
Jober vorgesorgt Richtig hieß er
Josef Gebhard Buschbaum (geb. 1906, gest.
1981). Der Urgroßvater von ihm war
Martin Buschbaum, und die Martins
waren in Neef die Meerte
so ist auch heute noch der
Martinstag der Meertes-Tag.
Der Jober war Junggeselle
und wohnte in einem kleinen recht
bescheidenen Häuschen im Unterdorf. Als
Gemeindearbeiter lebte er ein einfaches
Leben, stellte keine Ansprüche und war
eigentlich mit sich und der Welt
zufrieden. Nur dann konnte er sehr
ungemütlich werden, wenn man ihn
veräppelte und wir Kinder
ihm Schimpfworte zuriefen. Seine
Berufsausstattung war eine kleine
Handkarre, in der Schippe, Pickel und ein
Besen lag. Mit einem Strick, der über
seinem Buckel hing, zog er zum Einsatz in
Weinberge, Gärten und Felder. Stets gab
es zu kehren, Mauern zu flicken oder auch
Steine aus dem Weg zu räumen. Dafür war
er von Amts wegen zuständig.
Eine Beerdigung stand an. Es war im
Dezember 1980. Der Hauster
Pitt (Peter Josef Mentges
seine Vorfahren wohnten im Neefer
Distrikt Hauster, wo man Gras
und Getreide auf Hausten
aufstapelte) war gestorben.
Jober begab sich zur Kirche
hin und gesellte sich zu den Männern,
die noch draußen vor der Kirche
warteten, bevor die Trauerfeier begann.
Nun musste er mit anhören, dass sich
einige Männer über den schlechten
Zustand der Straße, die zum Friedhof
führt, unterhielten. Sie sei durch
herabgestürzte Steine schlecht
befahrbar. Jober fühlte sich
natürlich angesprochen. So, wie er war,
mit Schlips und Kragen, eilte er zum Berg
hin und räumte mit bloßer Hand die
Steine aus dem Weg und schubste mit den
Füßen den Schotter auf die Seite. Als
die Trauergäste zum Friedhof hochfuhren,
war der Weg in Ordnung. Es gab keine
Reklamation.
Das ging noch einmal gut! Und
Jober betete auf dem Friedhof
andächtig mit, als für den Nächsten
gedacht wurde, der
aus
unserer Mitte hier die letzte Ruhe
findet. Dies war nur kurze Zeit
später er selbst. Er starb plötzlich
und unerwartet. Und die Straße zum
Friedhof war nun von Anfang an für seine
Beerdigung bestens befahrbar. Dafür
hatte er ja vorzeitig gesorgt.
In einem netten Nachruf bei den
Exequien von Josef Buschbaum erwähnte
Pfarrer Weibler dieses doch
bemerkenswerte und nachdenkliche
Geschehnis.
Überliefert von Pfarrer Heinz Josef
Arenz, Mechernich
Zusätzliche Angaben lieferte Manfred
Zimmer, Bodenheim
Eigene Erinnerung des Chronisten
|
|
Gefreiter Josef
Gebhard Buschbaum
- genannt der "Meerte
Jober" - |
|
|
sein kleines
bescheidenes Häuschen |
|
|
|
Dat Ungeheja
(Ungeheuer) von der Nääfer Furt Wir
waren so um die 10 Jahre alt - mein
Freund Franz Josef und ich. Das
Stückelche trug sich so um das Jahr 1948
zu; also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.
Auf dem Speiseplan zu Hause war
notgedrungen Schmalhanskost
angesagt.
Obwohl von unserem Dorfpolizisten
Bune Pitter (Peter Bohne - er
war von den Franzosen eingesetzt worden)
Schwarzanglern streng nachgestellt wurde,
landete doch so mancher unerlaubt
gefangener Moselfisch in der Pfanne oder
im Topf. Auch wir Kinder beteiligten uns
an dieser Dieberei und fanden uns dabei
total wichtig und erwachsen.
Angelschnur läje wollte mir zwä us
moal wooche
enn goat Stell määnte mir, wär enn der
Furth bäm Elfbooche.
Koadel,Silk unn fineff Hooke, feddisch
woar die Angelschnur
obb mir ebbes fängke, daad woar Spannung
pur.
Met Mist senn mir owends ooferere gang
enn der Hoffnung, morje honn mir ebbes
gefang.
E poar fedde Wirrem kome onn die Hooke
droo
en Deliktess fir en Fisch, su kam a wohl
soo.
Onn die Schnur noch en Stäähn fest
drogebunn
unn Silk mit em Stobbel dron, soss härre
mir se jo nimmi funn
Ab end Wasser domet, en die Mussel
unn wehle Petri Heil, unn e bessje
Dussel.
Annere Morje schunn free um 6 Uhr
ab bee de Elfboche, bee die Angelschnur.
En Fleischgrampe onn a Schnur, end
Wasser geschmess
Die Angelschnur onnd Land gezoche,
unn
.? en Oal hat ogebess!
Esch mache kääne Elefand oos na
Meck,
awwer äh woor bi mine Innerarm su deck .
Mir honn gemäänd et wär en Ounk
(Schlange), unn die hätt us jo gebess,
do honn mir dat Ungeheja mett där Schnur
wirra end Wasser geschmess.
Von Jürgen Bremm, Bad Kreuznach
|
|
Jürgen Bremm |
|
|
Franz Josef
Blümling |
|
|
|
Dem Bartels
Häns sin Katz und dem Scheids
Lambert sin Pittersilich Der Lambert
Scheid war ein ziemlich akkurater Mensch.
Was er machte, war genau und wohlbedacht.
So hatte er auch unter seinem Haus in der
Reitz ein Gärtchen. Es war klein
aber fein! Jeder Strauch, jede Pflanze,
jedes Bäumchen und jede Hecke hatte Sinn
und Nutzen und war gepflegt. Unkraut kam
erst gar nicht zur Wirkung. Seine
besondere Aufmerksamkeit galt dem
Petersilienfeld. Fand doch diese Pflanze
fast täglich im Haushalt Verwendung. Sie
war nicht nur heilwirkend, sie gab den
Speisen die eine pikante Würze.
Allerdings, so stellten Lambert und Frau
Johanne fest, schmeckte die Petersilie in
letzter Zeit anders als sonst. Ein ganz
besonderer Geschmack wurde festgestellt.
Nun wuchs die Petersilie in Lamberts
Garten ganz nahe am Gartenzaun. Und
dieser hatte ein Loch genau dort,
wo die Petersilie stand. Und die
umherstreuende Katze vom Bartels Häns
(Hans Braun) hatte ersichtliche Freude
daran, gerade von der Schulstraße aus,
durch ein Loch im Gartenzaun auf die
Petersilie zu pinkeln - und das tat sie
schon gewohnheitsgemäß. Vielleicht tat
sie dies noch nicht einmal bösartig -
vielleicht war es der besondere Geruch
der Gewürzpflanze der die Katze so
anlockte. So wird wohl schon einige Male
die angepinkelte Petersilie das Essen
beeinflusst haben, bis dann endlich
Lambert die Katze in flagranti entdeckte.
Er nahm den erstbesten harten Gegenstand,
es war ein Ziegelstein, und schmiss ihn
in Richtung des Tieres. Fluchtartig lief
das Tier von dannen. So, dem Biest
habe ich es gezeigt! Das kommt nie mehr
wieder rief er seiner Frau
zu. Man wusste nun, warum die Petersilie
in der letzten Zeit so eigenartig
schmeckte.
Einige Tag später: Schon wieder
entdeckte Lambert die Katze bei ihrer
Verrichtung. Und dieses Mal bereicherte
sie das Petersilienfeld noch mit einem
fetten Haufen zusätzlich. Lambert drehte
nun fast durch. Er nahm einen Knüppel,
schlug zu und erwischte sie an den
hinteren Läufen und zwar so, dass sie
verletzt wurde und hinkte. Nun kam ihr
Herrchen, der Häns, hinzu: Baat
mächst do mit miner Katz! Best do noch
kloa im Kopp! Die täd doch keener tuura
Moos wat! Un do wellst sie kabott
schlie?! Lambert wurde zornig.
Spea din Katz en! Die bepinkelt
mien Pittersilich! Bat
gäht mech dien Pittersilich oh? -
Dien Katz hot in mienem Goate nest
zu sooche! Dat kann
eech ihr net verbeete! Es entstand
ein heftiger Streit, der lange anhielt.
Es dauerte sogar lange, bis sich die
Gemüter beruhigt hatten. Man bot sich
sogar monatelang die Zeit nicht mehr.
Letztendlich machte Lambert das Loch
im Zaun dicht und das Petersilienbeet
bekam im Garten auch einen anderen Platz.
So wurde dieses Gartenkraut auch wieder
genießbar und von keiner Katze mehr
beeinflusst. Ja, man sprach sich
irgendwann einmal aus und hatte
schließlich wieder eine gute
Nachbarschaft.
|
|
Lambert Scheid |
|
|
Hans Braun |
|
|
|
Auf der
Kegelbahn Die Kegelbahn war der
Treffpunkt ganzer Männer.
Hier wurde nicht nur gekegelt. Hier wurde
gefoppt, veräppelt und geprostet. Sie
befand sich im Gasthaus von Peter Nelius
(1899 - 1984) genannt de
Metzger Pitt. Seine beiden
Schwestern, dat Metzger
Finche und dat Metzger
Lenche standen ihm zu Hilfe. Sie
nannten sich alle deshalb
Metzger, weil in ihrer Sippe
das Metzgerhandwerk Tradition war
Hausschlachter mit eingeschlossen.
Es war anfangs der 70er Jahren als
sich folgendes auf der Kegelbahn
ereignete:
Man war wieder bei bester Stimmung und
foppte sich gegenseitig. Als die
Hänseleien auf dem Höhepunkt waren,
fragte der Göbels Toni den Bartels
Häns (Hans Braun) mit ernsthafter
Mine, ob er ihm 11 Liter Wein verkaufen
könne. Perplex und mit Erstaunen fragte
dieser zurück: Du hast doch selbst
Wingert und Wein, und warum eigentlich so
eine krumme Anzahl von Liter? Toni:
Ei, in meine Buckelspritze passen
genau 11 Liter, und auf der
Leierkehr hab ich einen
Wingert der ist voll mit Ackerwinde die
ich mit allen möglichen Mitteln nicht
ausgerottet kriege, und da hab ich
gedacht, versuch es doch mal mit dem
Häns seinem Wein.
Riesiges schadenfrohes allgemeines
Gelächter, besonders vom Metzger
Hein (Bruder vom Metzger
Pitt), der sich einmischte und
erklärte, dass aber sein Wein so gut
ist, dass er sich sogar für den Export
eigne. Da kam auch schon sofort die
Retourkutsche von dem Bartels
Häns: Ja, ja, schick doch
deine Weine doch nach China. Dort gibt es
eine Überbevölkerung! Und dein Wein
kann helfen, dieses Problem zu lösen!
Bringe also auf den Flaschen ein
Zusatzetikett an, worauf steht: Zur
Sterilisierung bei Mann und Frau bestens
geeignet.
Eine andere Begebenheit:
Leute, ich bin um Jahre jünger
geworden! sagte ein
Kegelbruder (Name dem Chronisten
bekannt). Ja wieso denn? - Das
sieht man dir aber überhaupt nicht
an! Doch doch, das stimmt.
Ich bin von gestern auf heute wieder
jünger geworden - viel jünger sogar:
Ich kacke nämlich wieder in die
Hose! - weil er nämlich am Tag
zuvor so viel gesoffen, dass es ihm in
der Nacht so schlecht erging, dass er
tatsächlich in die Hose gemacht hatte.
Und noch eine:
Beim Hereinkommen auf die Kegelbahn
begrüßte der Binze Ruppes
(S. Stückelche lfd. Nr. 121) die
Kegelgemeinschaft: Ich wünsche
einen schönen guten Abend und begrüße
alle die hier sind - außer Einen.
Und das war nämlich sein Bruder, mit dem
er im heftigen Streit lag. Das wusste man
und alle lachten.
Und noch eine:
Josef Braun, genannt Polwer
erzählte: Kerle, mir ist was
passiert. Als ich eben von zu Hause weg
ging, musste ich dringend pinkeln. Das
tat ich in unseren Hof. Nun ging der
Strahl direkt auf eine abgestellte
Blechpfanne. Ein angenehmer dumpfer Ton
erklang. Ging ich weiter weg, dann wurde
der Ton tiefer. Strahlte ich nach links,
dann war der Ton anders, als wenn ich
nach rechts strahlte. Und im Nu hatte ich
heraus, wie man eine Tonleiter pinkelt.
Nicht nur das! Schließlich konnte ich
sogar den Walzer Wiener Blut
pinkeln! Da lachten die
Kegelbrüder und Polwer hatte
einmal wieder die Lache auf seiner Seite.
Ein weiteres Stückelche vom
"Polwer":
Ich schwenkte mit meinem Vater ein
Fass also mit einer heißen Lauge.
Wir unterhielten uns dabei und schwenkten
und schwenkten und schwenkten. So
entstand im Fass ein großer Druck. Und
dann flog auf einmal mit einem Knall der
Spund aus dem Fass Richtung
moselaufwärts.
Und am nächsten Tag gibt nun ein
Dalliender (Aldegunder), der
nach Cochem reiste, am Fahrkartenschalter
unseres Bahnhofes den Spund ab. Er
kam mir gestern aus Richtung Neef durch
Oberlicht in meine die Küche geschossen.
Der Besitzer kann ihn hier abholen.
Überliefert von: Franziska Boos, Neef
Zu dazu auch mehr unter Stückelche
56. a. 1. Lfd. Nr. 44
Erinnerung von Jürgen Bremm, Bad
Kreuznach und vom Chronisten selbst
|
|
Der
"Bartels Häns" und der
"Metzger Hein" |
|
|
Das frühere
Gasthaus Nelius |
|
|
|
Hier sind
doch alle verrückt Der Carl Josef
Kreuter war ziemlich eingebildet. Er
wusste und konnte alles besser, gab sich
betont vornehm und sprach nur
Hochdeutsch. Mit einer solchen Art kam er
bei der Bevölkerung natürlich nicht an.
Ja, er machte sich sogar lächerlich. Und
das ärgerte ihn sehr.
Weil er sich einmal wieder über die
Neefer empörte, war er schlecht gelaunt
und wurde auf der Bohr von
einer Touristin gefragt: Guter Herr
- können sie mir sagen, wo hier der
Hauptbahnhof ist? Darauf der Carl
Josef Kreuter: Nein kann ich
ihnen nicht sagen. Ich kenne hier keinen
Hauptbahnhof. Sie brauchen auch keinen
anderen zu fragen. Hier sind doch alle
verrückt!
Erinnerung von Manfred Hennes, Neef
siehe. auch Stückelche
lfd. Nr. 81
|
|
|
|
Die
Eigenschaft einer
Wunderkartoffel Carl Josef
Kreuter hielt sich selbst für eine
Ausnahmeerscheinung. Er wusste und konnte
alles besser. Sein Wissen und seine
Erfahrungen brauchte er seinen
Mitbürgern allerdings nicht weiter zu
geben, denn die waren ja nach seiner
Meinung einfach zu dumm für jede
Neuerung.
Er gehörte einmal wieder bei den
Besten in Neef und zwar hatte er
außerordentlich dicke Kartoffeln
geerntet. Maßgebend dafür war eine
besonders gute Sorte, die er ausfindig
gemacht hatte.
Ein Mitbürger wollte nun mehr über
die Kartoffel wissen. Carl Josef schoss
in seiner überheblichen Art gleich los:
Wenn man eine Kartoffel davon
isst, dann schießen aus dem Hintern
Kieme heraus, die so groß werden, dass
sich Affen darauf austoben können.
Überliefert von Bernhard Boos, Neef
|
|
|
|
Et wor
en Dalliender. Es trug sich im
September 1960 zu. Ein junges Mädchen
wurde nach dem Kirmestanz von einem
Burschen nach Hause gebracht. Es war ja
in jener Zeit so üblich, dass dann, im
Hause der Umworbenen, eine Büchse
Hausmacherwurst aufgemacht und
aufgetischt wurde. Nun fand das Mädchen
aber keine Wurst vor. Und auf dem Tisch
stand eine Schüssel Salat, welche vom
Abendessen übrig geblieben war. So bot
die Maid dem jungen Mann den Salat an,
den dieser auch prompt auf aß.
Am nächsten Tag erzählte die Oma des
Mädchens dies der Nachbarin, die
entgegnete: Dann war das sicher ein
Vegetarier! Na
erwiderte die Oma Et wor en
Dalliender.
Überliefert von Jürgen Bremm, Bad
Kreuznach
|
|
|
|
... es
treit nicht dar! In der
sogenannten Gaststube von Bremms
Wirtschaft wurde eine Hochzeit gefeiert.
Ein Städter hatte sich in Neef
eingeheiratet. So wurde auf der Feier nur
Hochdeutsch gesprochen. Jupps
Schwester Gertrud stand in der Küche.
Die Bremms Marie bediente die
Gäste. Als diese merkte, dass das Essen
nicht ausreichend war, rannte sie unter
der Beeinflussung der hochdeutschen
Kommunikation aufgeregt zur Küche hin
und rief zur Schwester: Gertrud
Gertrud - es treit nicht
dar!
Erinnerung von Jürgen Bremm, Bad
Kreuznach
|
|
|
|
Die
Croeffs Katt hatte den Durchblick
und großen Mut Der Krieg war für
Deutschland Ende 1944 so gut wie
verloren. Das wusste fast jeder. Man
durfte es nur nicht laut sagen. Denn es
gab immer noch einige Unverbesserliche
die an einen Endsieg glaubten. Wer daran
zweifelte und es in der Öffentlichkeit
so äußerte, der konnte von einem
Fanatiker angezeigt werden. Die Folge
wäre dann fatal gewesen.
Der Sohn von der Croeffs Katt
(Katharina Croeff), der Croeffs
Jupp, war Soldat. Als solcher kämpfte er
in Afrika. Dort war die Übermacht der
Engländer zu groß, und die Deutschen
Truppen gaben sich geschlagen. So wurde
der Jupp und alle seine Kameraden an die
Westfront verlegt. Aber auch dort brannte
es lichterloh. Engländer hatte den
Franzosen starke Unterstützung
geleistet. Sie waren mit einem gut
ausgestatteten Heer in der Normandie
gelandet. Gemeinsam kämpften sie mit
großem Erfolg gegen eine angeschlagene
deutsche Armee.
Als nun diese Afrikakämpfer mit der
Eisenbahn die Moselstrecke in Richtung
Frankreich fuhren, war dabei auch der
Croeffs Jupp. Dieser teilte seiner
Mutter mit, dass der Zug kurz in Bullay
halten würde. So könnte man sich
endlich einmal wieder sehen und auch ein
Päckchen aus der Heimat empfangen. Es
hätte durchaus das letzte Wiedersehen
sein können.
So stand denn die Katt auf dem
Bullayer Bahnhof als der Zug kam. Die
Freude war überaus groß und herzlich.
Die Katt umarmte unter Tränen ihren Sohn
Josef und hatte auch ein liebes Paket
parat. Neben Kuchen, hausgemachten
Schinken und sonstigen Leckereien durften
auch ein paar Flaschen Wein nicht fehlen.
Solche Gaben wurden natürlich auch von
anderen Angehörigen von Soldaten, die
sich im Zug befanden, gereicht. Selbst
die Gemeinde Bullay hatte großzügig
Wein gespendet, so dass solcher am
Bahnhof ordentlich ausgeschenkt wurde.
Kurz vor der Abfahrt des Zuges
begannen nun die Soldaten in
aufgelockerter Stimmung lauthals ein
patriotisches Lied zu singen mit dem
Inhalt, dass sich ein tapferer Soldat von
all seinen Lieben von zu Hause trennen
muss, dass die Flagge auf dem Mast die
Stärke und Macht des Reiches verkündet
und dass Blut an der Front für das
herzgeliebte Vaterland vergossen wird um
den verhassten Englischmann zu besiegen.
Dann wurde nach jeder Strophe schon fast
gebrüllt:
denn wir fahren
denn wir fahren denn wir
fahren gegen Engeland.
Das war der Katt nun doch
zu viel, und sie schrie so laut sie
konnte: Su en Quatsch ihr
kummt noch net emol bis Bejere! (So
ein Unsinn, ihr kommt noch nicht einmal
bis nach Beuren in der Eifel - auf
dem Bremmer Berg) Und schon war sie weg.
Gott sei Dank hatte diese spontane
Äußerung kein Nachspiel. Im Prinzip
hatte sie ja Recht. Das wussten alle.
Aber den Mut, dies so deutlich
auszurufen, wie es die Kat tat, hatte
keiner.
Von Rosa Nelius, Neef
|
|
Croeffs Katt |
|
|
|
Der letzte
Weg von Josef Kreuter II. Josef Kreuter
II. war lange Gemeinderatsmitglied und
einige Jahre sogar Bürgermeister von
Neef. Er wurde in seinem Heimatort
geschätzt, und war sehr beliebt, da er
mit Leib und Seele zum Wohle der Gemeinde
wirkte.
Doch schließlich musste auch er den
Weg gehen, den wir alle einmal gehen
müssen. Er verstarb am 06.03.1962 im
gesegneten Alter von fast 87 Jahren.
Als man ihn in einer Prozession, den
alten Totenweg entlang, zum Friedhof auf
dem Berg trug, legten die Sarg-Träger in
jeder Kurve eine kurze Pause ein. Sie
richteten den Sarg so aus, dass
Karl-Josef auf seinen geliebten Ort
zurück blicken konnte, um mit Stolz
Abschied zu nehmen von seinem geliebten
Neef, in dem er in seinem verflossenes
Erdenleben so erfolgreich wirkte.
Überlieferung und Foto von Inge und
Horst Kochems, Winningen
|
|
Josef Kreuter
II. |
|
|
|
Die Wirkung
vom Fluppes Folgendes Stückelche
ereignete sich so um das Jahr 1910:
August Nelius war ein Knabe von 10
Jahren. Seine Mutter, die
Pitter-Jusefs-Gritt dem Peter
Josef seine Gretel war Witwe.
Demzufolge brauchte sie schon mal Hilfe
so auch bei der Heuernte.
Und dann gab es den Johann Steffens
ein Neefer Urgestein - im Ort nur
Steffens genannt. Er war Gemeindediener.
Als solcher war er auch der
Ausscheller. Er ging mit
einer Schelle durch den Ort und
verkündete im Namen des Bürgermeisters
die Bekanntmachungen.
Der Ausscheller Johann
Steffens
Sein kleiner Weinbergbesitz reichte
oft nicht aus, um den eigenen Durst zu
stillen. Gerne nahm er
Nebenbeschäftigungen jeglicher Art an.
So fand die Pitter-Jusefs-Gritt einmal
Hilfe beim Steffens. Von der Neefer Ank
war Heu heim zu bringen. Sohn August
spannte die Kuh vor einen Karren und fuhr
gemeinsam mit dem Steffens in die Ank.
Üblicherweise gab die Gritt dem Steffens
einen 2-Liter-Krug von ihrem Fluppes mit,
wobei Johann natürlich zuvor schon ein
Quantum aus eigenem Vorrat intus hatte.
Der Fluppes von der Gritt schmeckte
dem Steffens nun so gut, dass er diesen
auf dem Weg zur Ank schon ausgetrunken
hatte - was seine Arbeits-Disziplin
entsprechend beeinflusste. So schmiss er
das Heu mit der Gabel ziemlich
unkontrolliert einfach so auf den Karren.
August bemerkte: Onkel Steffens,
dad es doch verkieart. Dat es net
richtig! Do Rotznoos, bat
wellst do da schun wesse!
entgegnete Steffens und belud in seiner
Art weiter den Karren.
Awer dat geat doch net
goat! bemerkte August
weiter. Dunnerkeel noch emoal, dat
geat dich ene Scheeßdreck oh. Ech hon
schun mie Koare met Hei gelorre, wie do
Boxe voll geschess host! .
Torkelnd setzte Steffens seine Arbeit
weiter fort. Aber Onkel, dat kippt
doch imm! Hal endlich dien
dumm Klapp!
So ging das noch eine Zeitlang weiter.
Steffens wollte sich von so einem
Schnösel, der noch nass hinter den Ohren
war, nichts sagen lassen. Gieh und
spann die Koh oh! August stand mit
geöffneten Mund und glotzenden Augen da
und brachte nur noch hervor: O weia
o wei!.
So setzte sich ein völlig wirres
beladenes Fuhrwerk in Bewegung - und
prompt lag die ganze Ladung umgekippt im
Ankel-Bach. Die Kuh kam in Panikstimmung
und zerrte am Gespann herum. Kein
Hüh und kein Hot
half. Dem jungen August war das Entsetzen
anzusehen und rief empört: Dat hon
ech doch kumme geseh! Nun rastete
Steffens völlig aus und brüllte:
Himmel Arsch un Wolkebroch - in jedem
Grashalm soll en fejerige Tewel setze und
met nem glehendem Arsch en der Heck e rim
danze!
Von Bernhard, Nelius, Neef
|
|
Johann Steffens |
|
|
|
Se
holle mich! se holle mich (Sie
holen mich! sie holen mich!)
Der Johann Josef Nelius war wegen
seiner kleinen Figur in Neef nur der
Klea Nelles - der kleine
Nelius (25.10.1860 bis 27.07.1921).
Einmal ging er mit dem Schneids
Matthes (Mathias Schneid - 1880 bis
1965) mit einem Schleif-Gernche
(Schleif-Netz) Fische fangen und zwar
moselabwärts in Richtung Kloster Stuben.
Der Fang war recht gut und so
steigerte man sich in ein gewisses
Jagd-Fieber. Man merkte gar nicht, wie
die Zeit fort schritt und es dunkel
wurde. So konnte man den schmalen und
gefährlichen Pfad am Frauenberg vorbei
nicht mehr als Heimweg in Betracht ziehen
und schlug den breiteren und
ungefährlichen Weg über den Petersberg
ein. Matthes war viel jünger und auch
stärker als der kleine Nelius, und so
trug er das Schleifnetz.
Auf dem Friedhofsgelände angekommen,
ging Matthes mit dem sperrigen Gestänge
unterhalb des Friedhofes an der Mauer
vorbei. Der Klea Nelles
bevorzugte den schmalen Pfad durch das
Gräberfeld.
Matthes wollte nun einmal nachschauen,
ob sich sein Kumpane in der Dunkelheit zu
recht fand. Er reckte sich an der Mauer
hoch hielt sich mit beiden Händen
an dem Sims der Mauer fest und schaute
nach. Wegen der Finsternis und sicherlich
auch wegen seiner kleinen Gestalt konnte
ihn Matthes nicht ausmachen. So vollzog
er diese Übung noch mehrmals und zwar
von verschiedenen Stellen aus. Und weil
der Matthes schwere Klamotten anhatte und
nicht immer gleich nach oben kam, hoppste
er manchmal auch mehrmals hoch. Dabei
machte er wegen der Anstrengung ein
verzerrtes Gesicht. Nun war es auch noch
stark windig, einige Kerzen brannten auf
den Gräbern, und hätte der Mond nicht
noch schwach geschienen, wäre es
stockdunkel gewesen. Die Szene war also
recht gespenstig. Hinzu kam, dass der
kleine Nelius schemenhaft in der
Dunkelheit greifenden Hände auf der
Mauer und ein verzerrtes Gesicht sah und
auch glaubte, ab und zu gehört zu haben:
wo best doo wo best
doo (wo bist du wo
bist du). Er kam in Panik und
glaubte eine Schar böser Geister hätten
ihn umzingelt. So rief er voller
Entsetzen: Se holle mich!
se holle mich!.
Überliefert von: Bernhard Nelius,
Neef
|
|
Quelle: Kurt
Bergen, Neef |
|
|
|
Durst macht
erfinderisch Der
Klea-Nelles (der kleine
Nelius) war gewohnt, täglich seinen Krug
Fluppes zu trinken.
Im vorgerückten Alter wurde er
kränklich und bekam er in seinem
Wohnhaus einen festen Platz in einem
Zimmer im 1. Stock. Dort saß er zumeist
am Fenster und konnte so das Leben auf
der Straße beobachten. Soweit so
gut!
Er konnte jedoch nicht mehr in den
Keller gehen, um sich seine Ration
Fluppes zu zapfen. So hatte
er ein Seilchen parat. Daran befestigte
er einen Zwei-Liter-Krug ließ ihn
hinab ließ ihn etwas in der Höhe
des Küchenfensters baumeln dort
wusste dann das
Küchenpersonal Bescheid. Der
Krug wurde abgenommen. Hauptsächlich die
Päns flitzten nun in den Keller
füllten den Krug knoteten ihn
wieder an das Seilchen wippten
dies einige Male
Klea-Nelles wusste Bescheid
er zog den Krug nach oben
fürs erst war wieder Nachschub
vorhanden.
Überliefert von Bernhard Nelius, Neef
|
|
Quelle: Kurt
Bergen, Neef |
|
|
|
Die
Kappeler Grit - ein Dialog
besonderer Art Vom tiefen Hunsrück aus
dem Dorf Kappel kam regelmäßig ein
altes Mütterchen mit einer Reiz
(Rückentrage), die voll hing mit kleinen
Bündeln von heimischen Teesorten die sie
aufgesammelt hatte. Man nannte sie die
Kappeler Grit. Sie war
tagelang unterwegs, übernachtete unter
freiem Himmel in Wäldern und Schuppen.
Sie ernährte sich von wilden Früchten,
Wurzeln und Pilsen. Sie ging in Dörfern
von Haus zu Haus und bot ihre Ware an.
Ging ihr Geschäft schlecht, dann
versuchte sie es mit der Bettelei. Dabei
wendete sie eine ganz besondere Methode
an: Sie betete vor dem jeweiligen Haus
laut und mit erbarmungsvoller zitternder
Stimme das Vater unser. Dabei
betonte sie insbesondere den Wortlaut
das tägliche Brot gib mir
heute
Dies empfand der
Klea Nelles (der kleine
Nelius) als übertriebenes Gejammer. Ihm
ging das auf die Nerven. Man hatte in
seinem Hause gerade Brot gebacken. Und
eines war völlig missraten. Er nahm
dieses kurzerhand und schmiss es der Grit
verärgert vom ersten Stock aus in die
Reiz. Dabei rief er:
und
erlöse mich von diesem Übel
Die Grit reagierte
lautstark: Vergib ihm seine
Schuld! Er: in Ewigkeit
Amen. Und damit war der Dialob
abgeschlossen.
Ich selbst kannte die Kappeler
Grit noch. Es mag im Jahr 1963
gewesen sein, als ich mit meinem
VW-Käfer zur Arbeit nach Zell fuhr. Ich
traf unterwegs die Grit mit ihrer Reiz,
hatte Mitleid mit ihr und nahm sie ein
Stück mit. Ich weiß nur noch, dass sie
furchtbar stank und dass sich einige
Flöhe bei mir eingenistet hatten.
Von Bernhard Nelius und eigenes
Erlebnis
|
|
|
|
Wasser aus
der Dach-Rinne saufen Carl Josef
Kreuter wollte immer der Schlaueste sein.
Einmal kam ihm ein Neefer mal wieder zu
dämlich vor, und er sagte zu ihm:
Wenn du so lang wärst, wie du dumm
bist, könntest du aus der Dachrinne des
Hauses von Schilken (lag gegenüber)
Wasser trinken.
Überliefert von Eduard Mentges
|
|
|
|
Ein
erfolgreicher Fischfang Auf der St.
Aldegunder Moselseite, also gegenüber
von Neef, waren etliche Tümpel. Man
nannte sie auch Laache. Diese füllten
sich bei Hochwasser und nahmen dann auch
Fische auf. Danach waren die Tümpel
völlig vom Moselfluss abgetrennt. Das
Wasser wurde modrich und sticksich. Die
Fische darin überlebten allerdings. Sie
nahmen aber einen schon fast ekligen
Geschmack an und waren entsprechend nicht
für Feinschmecker geeignet.
Nun sah ich beim Baden, wie sich eine
Gruppe bildete, die durch die Mosel zu
den Laachen gehen wollte. Die Mosel war
recht klein. Es wir mitten im Sommer. Ich
schloss mich der Gruppe an. Ich war darin
der Jüngste und auch Kleinste. Schwimmen
konnte ich noch nicht. Also hakte ich
mich bei zwei älteren Jungs ein und im
Schlepptau ging es auf die andere
Moselseite.
Als wir die Tümpel erreichten,
bildeten wir eine menschliche Kette,
watschten durch das Gewässer und trieben
die Fische ans Land. Tiefer Schlick glitt
durch die Zehen, und es entstand eine
trübe Schlick-Wolke. Dann war es eine
Kleinigkeit, die Fische aufzuraffen, die
wir ans Land gescheucht hatten. Die
großen Buben, die Schwimmer, reihten die
Fische durch ihre Kiemen in einem
Weidenstock auf.
Ich hatte als Badehose eine Unterhose
von meinen Schwestern an. Diese war bei
den Öffnungen mit einem Gummiband
eingeengt. So konnte ich die mir
zustehenden Fische in die Unterhose
stecken und auf diese Weise beim
Zurück-Überqueren der Mosel
transportieren. Eine aufgespickte
Weidenrute hätte ich ja nicht festhalten
können. Meine Hände benötigte ich ja
zum unterhaken. So hatte ich
buchstäblich die Hose voll
allerdings mit Fischen. Dass diese sich
teilweise noch bewegten, fand ich recht
lustig.
So konnte ich die erbeuteten Fische zu
Hause vor meiner Familie ausschütten,
was allerseits ein großes Gelächter
verursachte. Schließlich gab es am
kommenden Tag Fische vom Aldegunder Laach
stark in Essig und Öl eingelegt.
Trotzdem schmeckten sie nicht allen.
Besonders meine Schwestern fanden den
Geschmack eklig. Ich allerdings aß sie
mit gutem Appetit.
eigenes Erlebnis
|
|
|
|
Komm
doch komm doch!!! Ein
Schelmes-Stückelche, also
ein Streich, fand einmal bei der
Meerte Bäbbi in der Reiz
statt. Daran nahmen Werner Nelius,
Karl-Heinz Kreuter und ich teil.. Die
Bäbbi war alleinstehend, etwas
unbeholfen und nicht allen
Alltagsproblemen gewachsen. Deshalb
kümmerte sich aus der Verwandtschaft der
Peter Ring Rings
Pitter genannt - um sie. Der
Pitter war von kleiner und
gedrungener Statur, steif und behäbig im
Gang. Seine Stimme war tief, leise und
etwas unverständlich - eher ein
Gemurmel. Auch hatte er auffallende
O-Beine aber das sei nur nebenbei
erwähnt. Er stammte aus dem kleinen Ort
Kaifenheim in der Eifel.
So war Pitter auch an jenem Abend bei
Bäbbi, als wir an die Haustür von ihr
eine Runkelrübe an einer Schnur
befestigten. Eine andere lange Schnur,
die an der Rummel befestigt
war, zogen wir aus der Ferne ruckartig an
und ließen die Rummel an die
Tür knallen. Die spontane Wirkung blieb
nicht aus. Bäbbi und Pitter stürzten
hinaus und sahen das Ding an der Tür
hängen. Wütend brüllte Pitter herum.
Er wollte die Täter umgehend umbringen
und machte sich auf, uns zu finden. Und
tatsächlich hatte er uns ausgemacht und
lief uns wütend nach. Wir flüchteten in
den Neugarten. Es war
stockdunkel. Zu jener Zeit gab es noch
keine Straßenlaternen.
In der dunklen Nacht hörte ich immer
jemanden mir nachrennen. Das konnte nur
Werner oder Karl Heinz sein, was nicht zu
erkennen war. Der mir Nachrennende kam
nicht so richtig bei und so rief ich ihm
zu Komm doch komm doch
mach endlich schneller! Ich
hörte ein undeutliches Gemurmel. Und
wenn dann der Nachrenner in Reichweite
war, lief ich wieder voraus und
wiederum: Komm doch komm
doch endlich gib Gas!
Murmel
Murmel Dieses
Schauspiel wiederholte sich noch einige
Male. Mein Nachrennender fuchtelte nun
mit den Händen und zeigte die Faust. Vor
lauter Hetze war er außer Atem. Er
keuchte und konnte kaum noch ein Wort
hervorbringen. Und wieder: Was ist
denn? Streng dich doch an! Kannst du
wirklich nicht schneller? Doch dann
o Schreck! Hinter mir liefen weder
Werner noch Karl-Heinz! Die konnten sich
vorzeitig von der Verfolgung abtrennen
und irgendwo verstecken. Hinter mir lief
der behäbige und steife
Rings Pitter! Und
dieser war außer sich vor Wut und nahm
an, dass ich ihn absichtlich veräppelte.
Ich war wie geschockt - lief nun ohne
mich noch einmal umzudrehen weg und war
auch bald zu Hause in Sicherheit. Doch
beim Rings Pitter hatte ich es mein
Leben lang verschissen.
eigenes Erlebnis
|
|
|
|
Die Näfer Furteretscher Der
Neefer Distrikt Furt umfasst
einen Berghang als Wingert, der sehr
steil ist und einen lehmigen Boden hat,
so dass man bei den Wingerts-Arbeiten
schnell ausrutscht. Wenn nun die
gegenüberliegenden St. Aldegunder
Einwohner beobachteten, wie die Neefer
Wingertsleut immer wieder ausrutschten
(im Dialekt für rutschen:= retschen) und
hinfielen, war das für sie amüsant, und
so nannten sie die Neefer Näfer
Furteretscher ein Spitzname,
der sich eingeprägt hat und bis heute
Geltung hat.
|
|
|
|
Der
Scheißbogen Als Ende des
19. Jahrhunderts die Bahn nach Metz
gebaut wurde, trennt eine Trasse die
Wingerts-Lage im Petersberg von dem
Garten-Gelände Haustert.
Beide Fluren wurden stark genutzt. So
baute man in die Trasse einen
Durchgangs-Bogen. Eine Verbindung war nun
gegeben. War man im Weinberg konnte man
durch den Bogen noch einen Abstecher zu
Verrichtungen zum Garten machen.
Was aber nicht vorgesehen war, dass
man im Bogen selbst noch andere
Erledigungen machen konnte: scheißen.
Auch Angler machten davon Gebrauch. Sie
machten ihr Geschäft nun nicht mehr in
den Garten-Anlagen, sondern im
Scheißbogen. Auch
Spaziergänger machten schon mal von der
Gepflogenheit Gebrauch, wenn Not war.
Der Bogen war natürlich nicht
beleuchtet. In ihm war es immer
dämmerich-dunkel. So konnte recht
schnell das Schuhwerk von den
Hinterlassenschaften beschmutzt werden.
Zudem atmete man in ihm immer einen
penetrantischen Geruch ein.
Nun hat die Bundesbahn anlässlich
größerer Umbaumaßnahmen den
Scheißbogen zugeschüttet
und verschwinden lassen. Auf der
Haustert gibt es auch kaum
noch Gärten. Dort befindet sich nun ein
Campingplatz für Wohnwagen, die alle
eine vorschriftsmäßige Entsorgung
haben. Der Scheißbogen ist
Vergangenheit geworden,
eigene Erinnerung
|
|
Ganz unten im
Bild, in der Mitte, befand sich
der Scheißbogen |
|
|
|
Malche
unterschreibe du Es war im
Jahr 1945 gleich nach dem
Kriegsende. Die Franzosen hatten uns
besetzt und sich in Neef einquartiert.
Ernähren ließen sie sich von der
Bevölkerung. Sie schrieben unter anderem
einzelnen Haushalten vor, welchen
Viehbestand sie haben durften. So
erlaubten sie einem Haushalt nur 3
Hühner haben. Waren es mehr, mussten
diese abgegeben werden und landeten im
Topf oder in der Pfanne der Franzosen.
Nun hatte unser Pfarrer Nikolaus
Rauber fünf Hühner im Stall. Als er
jedoch nur drei auf einer Liste angab,
legte er diese seiner Haushälterin,
seiner Schwester, vor und sagte:
Malche unterschreibe
du. Als Pfarrer durfte er ja nicht
lügen! Folglich unterschrieb
Malche und beichtete
die Lüge später ihrem Bruder, der ihr
wohl die Lossprechung erteilte und
sicherlich eine geringe Buße auferlegte.
Eigentlich hieß die Haushälterin
Katharina sie wurde aber von ihrem
Bruder Malche genannt
weshalb auch immer.
Erzählt von Bernhard Nelius, Neef
|
|
|
|
Beichten
gingen wir am liebsten in Cochem und
das hatte seinen Grund: einmal hatten wir
doch ein wenig Scheue, vor unserem
Pfarrer, mit dem wir doch als Messdiener
und durch den Schulunterricht eng
verbunden waren, alle unsere Schandtaten
und sündige Gedanken offen zu legen. Zum
anderen war eine Beichte in Cochem mit
einem schönen Ausflug verbunden, der
immer in einem abschließenden Besuch in
einer Wirtschaft endete. Auch fanden wir,
dass der Cochemer Pfarrer weniger strenge
Bußen auferlegte. Als Beichtvater in
einer Stadt schien er uns weltoffener und
verständlicher zu sein.
Eigenes Erlebnis
|
|
|
|
Wir
haben keine Schule ! Es war Jahr
1950. Ich war im 6. Schuljahr. Mit Franz
Josef Kaufmann war ich als Messdiener zum
täglichen Gottesdienst eingeteilt. Auch
hatten wir auch die Glocken zu läuten.
Für die Messdienerei und für das
Läuten der Glocken erhielten wir
übrigens 40 Pfennige für die halbe
Woche aber das nur so nebenbei.
Zwischen dem ersten und dem zweiten
Glockengeläut hatten wir eine knappe
viertel Stunde Pause. Diese nutzten wir
oft aus, um noch schnell die Hausaufgaben
für die Schule zu erledigen bzw.
auszutauschen.
Nun sollten wir als Hausaufgabe für
Lehrer Höhen eine komplizierte
Rechenaufgabe lösen. Wir kamen aber
damit nicht zurecht. Rechnen war Höhnens
Lieblingsfach, und wenn man hierbei nicht
in seinem Sinne mitmachte, war es aus mit
einer Freundschaft.
Lehrer Höhen war auch Organist und
spielte in der Kirche die Orgel. Nur
heute nicht! Er kam nicht. Er
fühlt sich sicherlich nicht wohl und
liegt mit Fieber im Bett
vermuteten wir. Dann kann er auch
keinen Unterricht halten war unsere
optimistischen Meinung. Andere Schüler,
die sich zum Kirchgang ansammelten und
auch die Hausaufgabe nicht gemacht
hatten, schlossen sich unserer
Einstellung an.
Und so zog nun nach dem Kirchenbesuch
eine Gruppe durch den Ort und rief:
Wir haben keine Schule wir
haben keine Schule. Danach
verschwanden wir alle zu Hause und hatten
schulfrei.
Herr Höhnen war durchaus fähig,
Unterricht zu halten. Und das hatte er
auch vor. Er hatte lediglich eine leichte
Erkältung und wollte nur einmal das
Orgelspielen lassen. Nun war er
überrascht und höchst verärgert, was
ihm nun einige Schüler mitteilten, die
an unserer Aktion nicht mitmachten. Es
gab es an diesem Tag tatsächlich keinen
Schulunterricht. Noch nicht die Hälfte
der Schüler waren zum Unterricht
erschienen.
Und am nächsten Tag: Wer hat
das angezettelt? Franz Josef,
warst Du das? Das hat
mir Erich gesagt! A
ha! - Erich wie kommst Du dazu?
Werner hat es mir
gesagt. Werner, was
fällt Dir ein? Ich
habe es von Hermann Josef erfahren.
So ging das immer wieder weiter: jeder
wusste es vom anderen bis man
wieder von vorne anfing, den Anzettler zu
nennen. Diese Taktik hatten wir vorher so
abgesprochen. Höhnen: Schluss
aus zeigt mir eure
Hefte! Wir gaben die Hausaufgaben
ab, die nunmehr so gut es ging getan
waren - hatten ja einen ganzen Tag dazu
gewonnen.
Und wie reagierte nun Lehrer Höhnen?
Er zeigte sogar ein erkennbares
Schmunzeln. So etwas hatte er während
seiner langen Berufszeit noch nicht
erlebt! Diese Schlitz-Ohren!
Er war eigentlich ein strenger Lehrer
hatte aber auch einen Sinn für
Humor.
Eigenes Erlebnis
|
|
|
|
Das
Mannhaus in unserer Kirche Auf
der Empore in unserer Kirche befand sich
das sogenannte Mannhaus. Dort
durften sich nur Männer nieder lassen.
Es waren vorrangig ältere und alte
Winzer. Die Plätze waren nummeriert und
wurden jährlich öffentlich vor der
Kirche nach einem Gottesdienst
versteigert. Sie waren sehr begehrt. Dort
waren die Mannsleut unter sich. Der
streng gehaltene Gottesdienst unten im
Kirchenschiff wurde hier oben nicht so
eng genommen. Im Flüsterton konnte schon
mal ein Schwätzchen gehalten werden. Ja,
man machte auch schon mal ein Nickerchen.
Beim Schnarchen wurde man vom Nachbarn
geweckt. Grundsätzlich waren die Plätze
in festen Händen keiner wagte es,
jemanden durch ein besseres Angebot den
Platz ab zu steigern, es sei denn, man
hatte mit dem Vorbesitzer noch ein
Hühnchen zu rupfen.
Ich ersteigerte den Platz meines
Vaters, als ich 26 Jahre alt war und mein
Vater wegen Krankheit auf seinen Platz
verzichteten musste. Ich hatte übrigens
keinen Bieterkonkurrenten. Den Preis, den
ich zu zahlen hatte, es waren 60 RM, gab
mir mein Vater. Ich war nun mit Abstand
der jüngste Benutzer auf dem
Mannhaus und war in eine
andere Liga aufgestiegen Mein Stellenwert
stieg war ich doch nach außen hin
sichtlich als Mann eingestuft und genoss
die Bequemlichkeiten während des
Gottesdienstes.
eigenes Erlebnis
|
|
|
|
Wer a
runner well de mos wele a riwwer
gieh! Der Neefer Bahnhof hatte
früher einen Wartesaal. Dort trafen sich
die Reisenden und warteten auf die
Ankunft des Zuges. Und wenn der
Bahnhofsvorsteher telefonisch die
Durchsage erhielt, dass der Zug in
Richtung Koblenz, also moselabwärts (die
Mosel runter), bald eintrifft, dann
erschien er in der Tür des Wartesaales
und rief lautstark, dass die verehrten
Fahrgäste sich für die Fahrt bereit
halten sollten und sich nun durch die
Unterführung hindurch auf die andere
Seite zu begeben hätten und sollten beim
Einsteigen auf die Bahnsteigkante achten.
Ansonsten wünschte er eine gute Fahrt.
Anders wickelte es sich das ab, wenn
der Jakob Welter, genannt Welter
Jäb Bahn-hofsvorsteher war. Er war
von einfachster Art, nicht gerade
redselig, stets ernst und hatte eine
tiefe grummelige Stimme.
Eigenartigerweise tröpfelte bei ihm auch
immer die Nase.
Wenn nun ein Zug in Richtung Koblenz
kam, dann rief er in den Wartesaal:
De Zuch kimmt! Wer a. runner well
(also in Richtung Koblenz fahren will),
de mos wele a riwwer gieh! (durch
die Unterführung gehen) und
verschwand Ansage beendet.
Rosa Nelius, Neef
|
|
|
|
Da half auch
kein Weihwasser
Nichts geht über die GemütlichkeitDer
Steffens (Johann Steffens)
war unser Ausscheller. Er zog
durch den Ort und kündigte sein
Erscheinen mit einer Schelle an. Er
begann mit lauter Stimme:
Bekanntmachung!. Dann gab er
seine zumeist behördlichen Nachrichten
durch.
Nun war der Steffens kein
Antialkoholiker. Im Gegenteil. Man konnte
eher schon Bange haben, dass er ein
Alkoholiker wird oder auch war. Und wenn
er unterwegs schon einmal einen Schnaps
angeboten bekam, sagte er nicht nein. So
war es schon zur Gewohnheit geworden,
dass der Weingutsbesitzer Eduard Bremm
stets für ihn ein Schnäpschen parat
hatte wenn Steffens seinen
Rundgang machte. Dieses schluckte er in
einem Zug hinunter. Aber mehr gab es
nicht!
Im Hause vom Eduard wohnte auch die
Berje Maria. Sie war sehr
fromm. Stets hatte sie Weihwasser in
ihrer Wohnung parat. Sie verurteilte den
Alkohol! insbesondere den Schnaps.
Dieser war für sie ein Teufelswerk. Ab
und zu gönnte sie sich mal ein Gläschen
Wein mehr auch nicht.
Nun stand in der dunklen Vorratskammer
eine leere Schnapsflasche neben einer
gefüllten Weihwasserflasche. Letztere
nahm Eduard versehentlich und füllte das
Schnapsglas mit Weihwasser voll. Dieses
reichte er dem Steffens, der
die Flüssigkeit mit einem Schluck
hinunter schluckte. Dann zog er
verärgert von dannen. Da hat die
fromme Marie die Hand im Spiel und Eduard
spielte mit. Man will mich vom Alkohol
abbringen, waren seine Gedanken. Er
schaute lange nicht mehr beim Eduard
Bremm vorbei und war längst kein
Anti-Alkoholiker geworden.
Doch irgendwann rief ihn Eduard
herbei, und er erhielt wieder sein echtes
Schnäpschen wie in alten Zeiten. Eduard
hatte selbst die Verwechslung
festgestellt, worüber man sich jetzt
amüsierte.
Und die Moral von der Geschicht:
Beim Steffens half auch
Weihwasser nicht!
Steffens lebte sein Leben
unbekehrt weiter. Zum Alltag brauchte er
den gewohnten Schnaps und den
Fluppes.Er wurde trotz seiner
Liebe zum Alkohol 74 Jahre alt. Seine
Bequemlichkeit mag eine Rolle gespielt
haben. Er war ein sehr einfacher, ruhiger
und anspruchsloser Mensch. Seinen
Unterhalt verdiente er sich mit der
Ausschellerei und mit
Gelegenheitsarbeiten.
Wenn ihm danach war, hatte er neben
dem Herd in der Küche einen Sägebock
stehen. Bei Bedarf sägte er ein Stück
von einer Stange ab, die in der Küche
deponiert war. Die anfallenden
Sägespäne kehrte er auf eine Schippe
und kamen in den Herd.
Bremm Eduard jr., Neef
Nelius, Bernhard, Neef
|
|
|
|
Die beiden
Sittenstrolche Es war im Jahr 1945,
also in der Zeit direkt nach dem Krieg.
Das Unterdorf war durch die
Bombenangriffe total zerstört so
auch das Haus von Breyers. Diese
wohnten deshalb vorü-bergehend in der
alten Mühle im Bachtal. Sie hatten dort
einen Kaninchenstall. In einem besonderen
Verschlag war auch ein Rammler - also ein
männliches Kaninchen.
Gerhard Mentges wurde von zu Hause aus
mit einem Muttertier zum Rammler
geschickt. Es sollte gedeckt werden.
Eigentlich ein ganz normaler Vorgang.
Gerhard nahm dazu seinen Nachbarn und
Altersgenossen Eduard Bremm mit. Sie
waren 10 Jahre alt.
Unterwegs begegneten sie der Lehrerin,
Frl. John. Hallo ihr beiden! Wo
geht es denn hin? Was habt ihr denn im
Körbchen? Da ist ein
Kaninchen drinnen, und damit gehen wir
zur Breyer-Tante in der Mühle. Das
Kaninchen war mit einem Tuch abgedeckt.
Frl. John: Lasst es einmal
sehen. Das Tuch wurde abgedeckt.
Oh ist das süß!. Warum ist
es denn abge-deckt? Das muss
so sein dann wird es schneller
heiß. Was soll denn
das? Wichtig-tuerisch erwiderte
Gerhard: Dann will es gedeckt
werden und ist empfängnisbereit. Das
gefällt dem Rammler und wenn er dreimal
beim Decken mit dem Schwanz schlägt, ist
er fertig mit der Rammelei und dann wird
das Muttertier trächtig und wirft in
vier Wochen junge Kaninchen raus.
Gerhard und Johann wollten noch weitere
Ergänzungen geben, doch Frl. John rief:
genug genug! und eilte
sichtlich geschockt davon. Wie
können Kinder so reden? Die sind
sittlich verdorben! waren ihre
Gedanken.
Die Beiden setzten ihren Weg fort. Bei
Breyers ging alles planmäßig
vonstatten. Bei der Abdeckerei schlug der
Rammler sogar siebenmal mit dem Schwanz
auf, worauf Gerhard scherzhaft meinte:
Jetzt gibt es sieben junge
Kaninchen.
Verrichteter Dinge kamen Beide wieder
zu Hause an. Und dort war allerhöchste
Aufregung. Frl John war schon dort
gewesen und empörte sich über die
Verdorbenheit der beiden Jungs. Was
ich soeben erlebt habe, kann ich mit
Worten nicht widergeben! Die beiden Jungs
sind im höchsten Maße sittlich
verdorben! Nun war Frl John als
Lehrerin in Neef eine hoch-geachtete
Respektperson. Man gab ihrer Aussage
höchstes Gewicht ohne auf das
Gesche-hene einzugehen und im Detail zu
erfragen.
Erst als die beiden Buben etwas ratlos
vom Gespräch mit ihrer Lehrerin
erzählten, fand man die Erklärung. Frl.
John war noch nicht allzu lange Lehrerin
in einem Dorf und kam aus einem
städtischen Umfeld. Sie war überaus
fromm und kam aus einem vornehmen
Eltern-haus. Was bei den Beiden ein
normales Vorgehen mit entsprechendem
Sprachgebrauch war, war ihr fremd.
Eduards Vater führte mit Fr. John
ein aufklärendes Gespräch und danach
war alles die Welt wieder in Ordnung.
Eigentlich hatte die Dorf-Lehrerin etwas
hinzu gelernt.
|
|
|
|
Otto ließ
uns alle erstaunen In der großen
Schulpause zeigte uns Otto Lux ein
besonderes Kunststück: Auf dem Schul-Klo
konnte er tatsächlich durch das
Oberlicht-Fenster pinkeln. Er blähte
seine Blase auf indem er sie mit den
Fingern zuhielt. Dann drückte er auf sie
und mit einem dünnen Strahl konnte er
tatsächlich durch das Fenster pinkeln.
Das Schauspiel hatte er angekündigt und
erweckte große Bewunderung.
eigenes Erlebnis
|
|
|
|
Wie unser
Pfarrer Pipi macht Heinz Werner
(Kreuter) saß in der Schule eine Bank
vor uns und zeigte mir und Erich
(Markert), wie unser Pfarrer nach seiner
Vorstellung Pipi macht: Er hatte den
Pipimann vorne mit einer
Schnur befestigt. Die Schnur zog er unter
seinen Pullover über seinen Oberkörper.
Dann öffnete er seinen Hosenschlitz und
konnte tatsächlich den Penis mit der
Schnur hinaus- und auch wieder
hineinziehen. So brauchte man das
sündige Ding nicht anzufassen, was sich
für einen Pfarrer ja auch nicht
gehörte.
eigenes Erlebnis
|
|
Pfarrer Rauber |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Weitere
Stückelcher folgen Jeder, der
einen weiteren Beitrag liefern kann, kann
mir diesen gerne zusenden. Ich werde ihn
als weiteres Neefer
Stückelchen aufnehmen.
|
|
Literaturnachweise: |
|
|
Bildnachweise: |
|
|
|
|