Zur
Zeit des Trierer Kurfürsten Balduin
wohnte auf der Starkenburg die
tatkräftige und schöne Gräfin Loretta
von Sponheim. Sie war früh Witwe
geworden, ihr Gemahl war von einer Fahrt
ins Heilige Land nicht heimgekehrt. Um
das Erbgut ihrer Kinder lag sie nicht nur
mit gierigen Nachbarn, sondern mehr noch
mit dem herrschgewaltigen Kurfürsten in
gar erbittertem Streit bis es der
Vermittlung wohlmeinender Freunde und
Verwandten endlich gelang, einen
Waffenstillstand zu vereinbaren. Doch
bald bot sich ihr eine solch günstige
Gelegenheit, den großen Gegner in ihre
Hände zu bekommen, dass sie sich kein
Gewissen daraus machte, den geschlossenen
Vertrag zu brechen. Von Spähern erfuhr
die Gräfin, der Kurfürst werde auf
einem kleinen Schifflein mit geringer
Begleitung moselabwärts nach Koblenz
fahren. An trefflich geeigneter Stelle,
von einem mit Weidengebüsch dicht
bestandenen Vorland aus, ließ die
Gräfin nahe unter dem Wasserspiegel eine
starke Kette spannen, die den Fluss
absperrte. Ahnungslos fuhr der Kurfürst
in die Falle. Die plötzlich
straffgezogene Kette zwang sein leichtes
Fahrzeug zu halten, und von der
Übermacht der Mannen Lorettas
überwältigt, ward er gefangen genommen
und auf die Starkenburg geführt. Dort
empfing ihn die Gräfin mit allen seinem
Stande zukommenden Ehren, hielt ihn aber
in sicherem Gewahrsam. Selbst der
Bannstrahl des Papstes vermochte nicht,
ihn aus den Händen Lorettas zu befreien.
Lange zogen sich die Verhandlungen
zwischen den Gegnern hin; endlich
verpflichtete sich Balduin, der Gräfin
ein hohes Lösegeld zu zahlen, ihr eine
auf Sponheimschem Grund zu Birkenfeld
erbaute Burg zu übergeben und gar ein
Bündnis mit ihr zu schließen. Nach
seiner Entlassung hielt der Kirchenfürst
diese Versprechungen aufs Wort; ja, er
schloss sogar Freundschaft mit der
tapferen und klugen Frau, die so mannhaft
für die Rechte ihrer Kinder eingetreten
war. Schließlich verwandte sich Balduin
beim Papst dafür, dass Lorette vom Bann
losgesprochen wurde und nur vier ewige
Ampeln im Dom zu Trier zu unterhalten
hatte.
Auf seinen Reisen zwischen Trier und
Koblenz pflegte Balduin gewöhnlich im
Kloster Stuben einzukehren. Zur Meisterin
Elisabeth pflegte er ein
freundschaftliches Verhältnis. So
besuchte ihn Elisabeth auch in der
Gefangenschaft auf der Starkenburg
mehrmals.
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und
seine Freundschaft mit der
Meisterin vom Kloster Stuben |
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Die
Gefangennahme des Kurfürsten
Balduin |
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Literaturnachweise: |
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Antz, August -
Rheinlands Heldensage
Goerz, Adam - Mittelrheinregesten
Hessel, Karl - Sagen und
Geschichten des Moseltales
Marx, J. - Geschichte des
Erzstiftes Trier, II. Abteilung,
Zweiter Band
Schorn, Carl - Eiflia Sacra,
Geschichte der Klöster und
geistlichen Stiftungen der Eifel |
Bildnachweise: |
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Antz, August -
Rheinlands Heldensage |
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