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Berufe, die es einmal gab und zum Teil auch heute noch gibt von Franz Josef Blümling
 
 
 
Weitere Berufe werden im Laufe der Zeit noch beschrieben
 
 
 
 
 
   
   
Die besondere Geschichte des Neefer “Backes”

Das “tägliche Brot” ist seit Jahrtausenden eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Menschen. Und weil es diese existenzielle Bedeutung hat, ist die Bitte “Unser täglich Brot gib uns heute” in das Vaterunser eingegangen.

Die Backmethode hat sich grundlegend geändert.. Mit Fertigbackmischungen werden heute auf die Schnelle die verschiedensten Großproduktionen hergestellt. Doch wie sah es früher aus? Wie backte man früher das Brot?

Das Backen von Brot war eine öffentliche Angelegenheit. Im Dorf stand ein Backofen, der von der Dorfgemeinschaft nach festgelegten Regeln gemeinsam genutzt wurde. Das Haus, in dem der Backofen stand, wurde landläufig “Backes” genannt.

Bereits im Jahr 1540 überließ das Koblenzer Stift St. Florin, das in Neef begütert war, der Gemeinde einen Platz zum Bau eines Backofens. Dafür standen dem Stift jährlich 3 Sester Wein (1 Sester = 5,25 Liter) zu. Hierbei fällt die niedrige Zinsleistung auf. Und das hatte seinen Grund. Als Leibeigene des Grundherren mussten die Bauern im Besonderen die Weinberge bestellen. Sie hatten das Land gepachtet, und als Pachtzins war im St. Floriner Klosterhof die Hälfte der Ernte abzugeben. Zur Verrichtung für diese harte Arbeit war das tägliche Brot unverzichtbar. Es ist also damit auch erklärt, warum in keinem Güterverzeichnis eines Grundherren von Neef ein Backhaus aufgeführt ist, wo doch ansonsten jeglicher Besitz, selbst wenn er von geringer Bedeutung erscheint, akribisch bis hin zum kleinsten Detail erfasst ist.

Als erster Bäcker hat ein Jude im “Backes” das Handwerk eines Bäckers ausgeübt - zu erkennen daran, dass an der Außenwand des neu erstellten Backhauses in der Nähe der Eingangstür ein Wasserbecken angebracht war. Bevor man das Haus betrat wusch man sich als Symbol der Reinigung und der Ehrlichkeit des Besuches die Hände.

Das vermutlich im 15./16. Jahrhundert entstandene Gewohnheitsrecht dürfte auch für das Neefer Backhaus zutreffend gewesen sein. Die Regelungen besagen, dass dem Bäcker im Backhaus mitzuteilen ist, wann der einzelne Bürger sein Brot backen will. War der Zeitpunkt eingeplant, musste der Bäcker den Teig im Hause des Backenden abholen, und wenn das Brot gebacken war, hatte er es wieder hinzubringen. Für diese Dienstleistung erhielt er einen festgesetzten Lohn - musste dafür allerdings auch noch das Feuerholz holen und in den “Backes” tragen. Ausdrücklich festgelegt ist, dass dem, der das Brot backen ließ, das Recht zustand, das auf dem Tisch zurückgebliebene kostbare Mehl, in dem der Brotteig vor dem Backen geknetet wurde, “mit der Hand abzustreichen und ohne Hinderung des Bäckers mitzunehmen”. Zudem war der Bäcker verpflichtet, zusätzlich Brot in einer festgelegten Menge zur Versorgung von Fremden und Durchreisenden bereitzuhalten. Einen kleinen Teil der gebackenen Brote zweigte er für diesen Zweck ab. Wenn sich der Bäcker nicht an die Regelung hielt, musste er ein Bußgeld an die Gemeinde zahlen.

Von 1743 bis 1750 verwaltete nun vom Backhaus aus Carl Michael Emmerich von Metzenhausen als kurtrierischer Oberforstmeister und Oberjäger die Neefer Forst - im so genannten “Kameralhof” (Carmeralia / Kammerbeamter). Danach wurde Sebastian Rebling Revierförster in diesem Dienste des Kurfürsten. Der “Backes” wurde nunmehr von einem beauftragten Knecht, der in der Leibeigenschaft des Herren stand, in gewohnter Art und Weise betrieben. Es dürfte sich dabei um Anton Dorbach, der am 4. Februar 1778 die Anna Maria Peden geheiratet hatte, gehandelt haben. Als Knecht und Magd sind beide ausdrücklich im Neefer Familienbuch aufgeführt.

Der Kurstaat wurde aufgelöst. Der Neefer Wald kam an das Land Preußen. In einem neu erstellten Forsthaus wurde Peter Kaufmann als preußischer Förster eingesetzt. Das Backhaus kam nunmehr in die Hände eines freien und selbständigen Bäckers, was der vormalige Knecht Anton Dorbach gewesen sein könnte. Die Leibeigenschaft war ja zwischenzeitlich durch Napoleon abgeschafft worden.

Die alte Neefer Bäckertradition wurde in späterer Zeit durch den Bäckermeister Rudolf Blümling (1885 – 1966) fortgesetzt. Sein Sohn Werner (1911 – 2002) übernahm Bäckerei und führte sie bis ins hohe Alter fort. Es gab keinen Nachfolger.

Literaturnachweise: Das Stift St. Florin zu Koblenz, Studien zu Germania Sacra 6, Veröffent-
lichungen des Max-Planck-Institutes für Geschichte, 42/U.1416
Rathaus war zugleich Backstube, Hermann Schäfer, aus: Die Rheinpfalz
Nr. 27m cin 02.02.2010
Forst und Jagd im alten Erzstift Trier, Fritz Michel, S. 173
www.naves-historia.de Inhalt - lfd. Nr. 26
Familienbuch Neef, 1700 – 1798, Jens Kallfelz u. Otto Münster, Nr. 63

Bildnachweise: F. J. Blümling

Das Backhaus, in dem auch zwischenzeitlich ein kurtrierischer Beamter die Neefer Forst verwaltet
 
Der Backofen ist in seinem ursprünglichen Zustand bis heute noch erhalten geblieben.
   
Brunnenbauer / Brunnenputzer

Sie werden in den Annalen von Neef nicht erwähnt. Es muss sie jedoch gegeben haben - wie es sie auch in jedem anderen Dorf gegeben hat. Das Brunnenwasser war unabkömmlich - ja sogar lebenswichtig. Von einer Wasserversorgung wie sie heute üblich ist, war man weit entfernt.
Der recht oft vorkommende Familienname Brunnenbauer beweist, wie üblich dieses Handwerk einmal war. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts wurden Familiennamen eingeführt, und man nannte sich unter anderem auch nach seinem Beruf.

Damit die Brunnen immer sauberes Wasser hatten, musste der Brunnenputzer regelmäßig die Sauberkeit des Brunnens nachprüfen und ihn auch putzen. Es konnte z. B. schon einmal vorkommen, dass das Brunnenwasser durch Wanderratten vom Pest-Virus infiziert war. So hatte sich diese verheerende Seuche, die “Geißel des Mittelalters“, von Ort zu Ort weiter verbreitet.

Es gab aber auch Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, Brunnen vergifteten. Wurden sie erwischt, drohte ihnen die Todesstrafe.
Bis es die Wasserleitung im Dorf gab, ab dem Jahr 1926, hatten etliche Familien ihren eigenen Brunnen. Zur allgemeinen Benutzung befanden sich aber auch einige Brunnen an öffentlichen Stellen im Ort. Der einzige heute noch erhaltene öffentliche Brunnen steht vor dem alten Feuerwehrhaus und hat ausschließlich historische Bedeutung.

Der Brunnen vor dem alten Feuerwehrhaus
Foto: Iris Dahmen, Neef
 
 
 
 
   
Fahrendes Volk

der auch fahrende Leute genannt, hatten keinen festen Wohnsitz. "Fahren" ist nicht in der heutigen Bedeutung zu verstehen. Bis weit ins 19. Jahrhundert, als Wohnwagen als Transportmittel und Unterkunft aufkamen, waren "Fahrende" vor allem zu Fuß mit vielleicht einem zweirädrigen Karren als Hundegespann oder selbstgezogen unterwegs. Sie zogen alleine oder familienweise von Ort zu Ort und übernachteten in einsamen Scheunen oder lagerten außerhalb des Ortes unter freiem Himmel. Dort richteten sie auch ihren Arbeitsplatz ein. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gehörten sie zum „niederen Volks“ und waren die sogenannten „unehrliche Leute“. Als solche galten sie als anrüchig und wurden verachtet. Gesetze und Kirche stießen sie aus. Sie waren rechtlos und die kirchlichen Sakramente blieben ihnen vorenthalten.

Bettler
Die Bettelei war im Mittelalter nur innerhalb des eigenen Wohnortes erlaubt. In diesem Umfeld war es die Aufgabe sozial höherer Schichten, gegen die Armut mit Barmherzigkeit vorzugehen. Trat ein fremder Bettler auf, so war er ein Parasit in der dörflichen Gemeinschaft. Man stellte ihn an den Pranger und verwies ihn aus dem Ort. Wiederholungstäter sperrte man bei Wasser und Brot in das Gefängnis. Aus der Hoffnungslosigkeit heraus fing man an zu stehlen und war schließlich allzu gerne bereit, bei organisierten Raubzügen mitzuwirken.

Vaganten / Vagabunden / Vagi
Insbesondere junge Männer mit handwerklichen Fähigkeiten, die zu Hause keine Arbeit fanden, gingen als sogenannte Vaganten auf die Wanderschaft und suchten draußen nach Arbeit. Fand man eine solche, dann war diese in aller Regel nur vorübergehend. So kehrten die Vaganten immer wieder nach Hause zurück. Dort, ohne Arbeit, waren sie dem Wohlwollen der Mitbürger ausgeliefert. Die Zahl der Vaganten konnte in Zeiten großer Not bis zu 20% der Bevölkerung ausmachen. In Räuberbanden treffen wir sie immer wieder an.
Dann gab es noch die nicht sesshaften Vaganten, die zumeist eine Dienstleistung anzubieten hatten und waren oft Kesselflicker, Wunderheiler, Scherenschleifer, Krämer, Scharfrichter und Schinder. Sie wurden von vornherein für Verbrecher gehalten und dementsprechend verfolgt. Regelrechte Treibjagden wurden auf sie abgehalten. Benachbarte Grundherren ordneten in den Dörfern in regelmäßigen Abständen gemeinsame Streifen an, die mit Fangprämien für diese „Landstreicher“, die bis zu 5 Gulden betrugen, belohnt wurden. In Koblenz ahndete man das Vagabundieren sogar mit mehrjährigen Galeerenstrafen.

Landknechte
Eine weitere Gruppe, die immer mehr ins Abseits geriet, waren die Landsknechte. Dauerte der Krieg an, hatten sie "Arbeit". Im Einsatz reichte der Sold, wenn er überhaupt gezahlt wurde, meist für das Überleben nicht aus. War "ein Loch im Krieg", also kein offizielles Kriegsgeschehen im Umfeld, waren sie arbeitslos. Oft hatten die Landsknechte auch das Kriegsgeschehen über, und desertierten aus der Armee. Dann waren sie von vornherein völlig mittellos. Die Not entwickelte sich zum ständigen Begleiter und zwang sie zum Umherziehen. Bei Bauern suchten sie Arbeit. Letztlich mussten sie auch betteln gehen. Das Untertauchen in einer Bande war vorgezeichnet. Wegen ihrer berufsmäßigen Brutalität konnten Sie sich dort umgehend nützlich machen.

Lumpensammler
Sie kauften für einen geringen Preis abgetragene und zerschlissene Kleider und sonstige Stoffreste. Dies alles verkauften sie an Fabriken zur Herstellung von Papier weiter. Lumpensammler waren meist Alte und Gebrechliche - aus gutem Grund. Wer erst damit begonnen hatte, durfte nicht hoffen, damit alt zu werden. Das harmlose Wort Lumpen macht keine Vorstellung, was alles auf den Karren der armen Schlucker landete. Die größte Menge davon waren Stofffetzen, die so verdreck waren, dass für sie kein weiterer Einsatz zumutbar war. Es waren Lappen, die zuvor der Krankenpflege dienten oder auch solche, welche die Frauen regelmäßig im Monat zur Reinlichkeit benötigten. All diese Fetzen waren oft verschimmelt und voll von Würmern, Maden und Insekteneiern. So waren Milzbrand und darüber hinaus Infektionskrankheiten wie Krätze, Rotlauf, Typus und Cholera häufige Todesursachen in diesem Beruf.

Knochenhändler
entsorgten vor allem bei der ländlichen Bevölkerung Knochenreste aus den Hausschlachtungen. Dieses Material benötigten Fabriken zur Herstellung von Seifen.

Korbmacher
stellten nicht nur Körbe und Mannen (große Körbe mit zwei Hänkel) her, sondern reparierte auch solche. Er lebte oft ein bescheidenes Dasein. Aus eigener Erinnerung ist noch bekannt, dass er mit einem einfachen Wagen kam, den ein schon älterer Maulesel zog, der in seinen Pausen angebunden an einer Leine auf der Wiese graste. O wehe! - wenn er sich einmal von der Leine löste und sich in den Gemüsegärten „verirrte“! Dann war die Volksseele aufgebracht! Es gab hitzige Beschimpfungen. Eine Entschädigung konnte kaum erwartet werden. Ein paar Schnitzmesser und ein Vorrat an Weidenholz – mehr besaß er nicht. Er konnte bestenfalls mit einer kostenlosen Reparatur oder, wenn der Flurschaden hoch war, mit einem neuen Korb den Schaden begleichen.

Hottengießer
kamen stets vor der Weinlese an die Mosel und machten mit heißem Pech Hotten wieder dicht. Früher waren die Hotten, mit denen die gelesenen Weintrauben in die Bütte getragen wurden, aus Weidenholz geflochten. Regelmäßig wurden diese Behälter undicht. So wurde der Hottengießer vor der Ernte erwartet und durfte nicht ausbleiben.

Wahrsager
Auch sie gehörten zu dem „Fahrenden Volk“. Es waren zumeist Frauen. Sie gingen von Haus zu Haus und boten schon fast aufdringlich in Bettlermanier an, die Zukunft vorher zu sagen. Oft waren es Zigeunerinnen. Sie lasen von der Hand ab, legten Karten, oder stellten am Kaffeesatz fest, wie die Zukunft aussah. Die Vorhersage war dann natürlich rosig. Das beeinflusste nämlich die Bereitschaft und auch die Höhe des Entgeltes für die erbrachte „Dienstleistung“. Besonders vorsichtig musste man sein, wenn sie eine Begleitung mitbrachte. Während die Wahrsagerin vertieft ihr Gespräch hielt, sah sich ihr/e Komplice/in in der Wohnung um und ließ später etwas fehlen.

Tippelbrüder
Ursprünglich waren es die Handwerks-Gesellen, die nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit durch die Lande tippelten, um bei einem Meister ihres Faches Erfahrungen zu sammeln. Dies musste bewiesen werden, wenn man die Meisterprüfung anstrebte. In neuerer Zeit gibt es diese ehrbare Sitte kaum noch - ab und zu sieht man noch Zimmerleute, die sich auf der „Walz“ befinden.
So werden völlig zu Unrecht heute heimatlose Umherstreuende Nichtstätige als Tippelbrüder überbewertet. Eigentlich fallen diese eher unter die Einordnung der Bettler. Speziell nach dem letzten Krieg gab es diese recht häufig. Die einzelnen Gemeinden waren sogar verpflichtet, ihnen eine Unterkunft bereit zu stellen. Oft stand dazu sogar ein ausgedeutetes gemeindeeigenes Gebäude zur Verfügung.

Krämer / Hausierer
Hausierer gibt es heute so gut wie nicht mehr. Sie gingen von Haus zu Haus, von Klinke zu Klinke (daher waren es die „Klinkenputzer) und boten in einem Bauchladen ihr eigenes Sortiment an Waren an. Es waren dies bevorzugt Kurzwaren. Hausierer waren auf dem Lande ein fester Bestandteil. Man richtete sich auf ihr durchaus erwünschtes, oft ersehntes Kommen ein. Eine Nebenfunktion ihrer Tätigkeit war es, dass sie Nachrichten und Informationen aus dem weiten Umfeld überbrachten.

Literaturquellen:
Herre Paul, deutsche Kultur des Mittelalters im Bilde, S. 84, 85
Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1905
Miehe B., Gershausen, Heimatkalender des Kreises Hersfeld-Rotenburg (1986, S. 69)

Bildernachweis:
Bettler alter Stich, Herkunft unbekannt
Landknecht Stich von Hans Guldenmund, in Kaiser, in: Kaiser, Gott und Bauer, Die Zeit des
Deutschen Bauernkrieges im Spiegel der Literatur
Korbmacher Foto aus dem Archiv von Kurt Bergen, Neef
Krämer Holzschnitt 1568, aus: Eike Pies, Zünftige und andere Berufe

Bettler
 
Landsknecht
 
Krämer
 
 
 
 
   
„Mies“ – der Feldschütz von Neef

Dörflichen Gemeinden war es von je her ein wichtiges Anliegen, ihre Gemarkung vor allem zu schützen, was eine ordnungsgemäße, friedliche Flurnutzung störte. Um dies zu gewährleisten, wurde ein Feldschütz, auch Flurdiener oder Feldhüter genannt, eingesetzt. Eine hochoffizielle Tätigkeit des Feldschützen war es, vor allem in den Moselgemeinden, in der Lesezeit auf Geheiß des Bürgermeisters „Wische“ aufzustellen. Mit solchen Strohbündel zeigte er an, dass dort keiner begehen durfte – auch nicht der Eigentümer. Dies war eine Handhabung, die aus einem Gewohnheitsrecht beruhte und aus dem 17. Jahrhundert stammte. So wurden besonders Pfade und Wege gesperrt. Sinn dieses Vorganges war, dass die reifenden Trauben vor Diebstahl geschützt wurden. Nur der Bürgermeister konnte Ausnahmen genehmigen. Und diese machte er in schriftlicher Form. Ansonsten war der Feldschütz täglich unterwegs und schaute nach, ob in den Obstgärten nicht gestohlen wurde. So hatte er ganz besonders die Kinder nicht auf seiner Seite, die ja doch allzu oft auch über Zäune stiegen und unberechtigt Kirschen, Äpfel, Pflaumen und sonstiges Obst klauten. Für die Bauersleute war er der "Freund und Helfer", für die Dorfjugend ein „Schreckgespenst“.

Als sich die allgemeinen Verhältnisse nach dem Krieg normalisiert hatten, wurde auch wieder ein Feldhüter eingesetzt. In Neef war es der Bartholomäus Braun – genannt „Mies“ – s. auch Stückelche 132. „Mies“ nahm sein Amt sehr ernst. Wenn er unterwegs war, hatte er immer einen kräftigen Eichenstock dabei und trug eine hohe Schirmmütze. Wo immer er auftrat, wann immer er unerwartet gesichtet wurde, war der Respekt allenthalben groß.

Wer war nun dieser „Mies“? Zweifelsohne war er ein Original in der Dorfgemeinschaft. In den ersten Jahren nach dem Krieg musste er sehen, wie er über die Runden kam. So war er auch dabei, wenn in der Nacht die Wildschweine aus den Kartoffelfeldern auf den Neefer Höhen gescheut wurden. Für jede Nacht erhielt er eine Mark Lohn. Auch half er schon mal dem Nachbar, dem „Schreiner-Pitt“, in dessen Werkstatt aus. Ansonsten nahm er jede Beschäftigung an, die sich gerade so bot. Mit einer Kippe trug der den Stallmist in die Weinberge und setzte gefallene Mauern wieder auf, wozu er ein gutes Geschick hatte. Er war zudem ein eifriger Wilderer. Ein 4-Zentner-Keiler ging ihm einmal in die Schlinge. Und als er einen 14 Pfund schweren Hecht mit dem Schleif-Geil fing, wurde dieser umgehend vom Dorfpolizisten Bohne beschlagnahmt, der allerdings ein Festmahl veranstaltete, auf dem auch Obrigkeiten der französischen Verwaltung aus Zell teilnahmen.

Sehr wohlwollend nahm „Mies“ nun das Angebot der Gemeinde wahr, in Neef Feldschütz zu werden. Und aus Saulus wurde nun ein Paulus. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst. Und dass er als Ausweis seiner Würde ein amtliches Abzeichen vorzeigen konnte, machte ihn sehr stolz. Mehr oder weniger hatte er ja auch polizeilichen Aufgaben zu erfüllen.

Einmal hat er in einem gesperrten Weinberg den Bürgermeister Peter Josef Kaufmann ertappt. „He, he, heee (in einer angespannten Situation begann er immer so) - kann ich einmal ihre Dokumente sehen?“ – sprach er in seinem bestmöglichen Amtsdeutsch den Bürgermeister an. Kaufmann hatte sich natürlich selbst keine schriftliche Genehmigung ausgestellt. Nur nach längerer Diskussion ließ er bei seinem Dienstherrn Gnade vor Recht ergehen. Kaufmann musste grinsen und entfernte sich seinem Weinberg.

Speziell dann, wenn er aufgeregt war, klang sein „he he hee“ sehr hochstimmig – schon fast so wie die Stimme eines Heldentenores. Und das hörte sich sehr lustig an, zumal sich die Stimme auch schon mal überschlug. Das wussten wir Pänz. Deshalb machten wir bei ihm auch gerne Streiche. Dabei war oft seine Gesangseinlage interessanter als der Streich selbst.

Zu den Aufgaben vom „Mies“ gehörte es auch, in der Weinlesezeit die Glocke frühmorgens zu läuten. Erst dann durfte die Lese beginnen. Er gab in dieser Form auch am Abend bekannt, dass die Lese zu beenden war. Schlug das Wetter um und gab es Regen, dann wurde auch wieder über die Glocke bekannt gegeben, dass die Arbeiten im Weinberg zu beenden waren. Ansonsten hätte ja die Qualität der Ernte unter der Nässe gelitten.

Auch die Schwarzschlächter hatte er im Visier. Da in der Regel in der Nacht „schwarz geschlachtet“ wurde, schlich er auch in der Dunkelheit im Ort umher und schaute nach, wo verdächtiger Rauch aus dem Schornstein drang.

Die Familie vom „Schreiner-Pitt“, die dem „Mies“ ja in seiner ärmsten Zeit so sehr unterstützte, hatte schwarz geschlachtete. Nun hatte man Angst, dass der Nachbar etwas gemerkt haben könnte. „Mies“ hätte sie dann umgehend angezeigt. Der hätte kein Pardon gekannt! Um jeder Verdächtigung aus dem Wege zu gehen lud man gleich am Tag nach der Hausschlachtung „Mies“ ein, mit zum Metzger nach Bullay zu fahren, um bei ihm dringend benötigte Fleischwaren zu kaufen. Diese Einladung nahm er gerne an, da auch er sich dort etwas eindecken wollte. Und er bedankte sich beim „Schreiner-Pitt“, als dieser ihm eine große Blutwurst spendierte. „Mies“ hatte also nichts von der Hausschlachtung gemerkt. Die „Schreiners“ waren beruhigt.

Als Jugendliche von ihm beim Kirschenklauen erwischt wurden, flüchteten diese auf den Baum hinauf. „Mies“ setzte sich unter den Baum und wartete stundenlang, bis die Diebe endlich herunter kamen. Er hatte sie erkannt, und es folgte eine Anzeige beim Ortspolizisten.

Die speziellen und originellen Vorgänge um den „Mies“ sind hier längst nicht alle aufgeführt. Jeder, der in der damaligen Zeit lebte, kennt dieses Original und könnte noch mit anderen „Stückelchen“ die Chronik bereichern. Sie alle aufzuführen, würde ein ganzes Buch ausfüllen.

Im fortgeschrittenen Alter wurde der „Mies“ kränklich. Er konnte seine Tätigkeit nicht mehr ausüben. Auch zu größeren körperlichen Arbeiten war er nicht mehr fähig. So war er denn wieder ein „armer Schlucker“. Für seine Altersversorgung hatte er naturgemäß nur spärlich vorgesorgt. In dieser erbärmlichen Situation erreichte es der Nachbar Martin Nachtsheim, dass seine äußerst bescheidene Rente doch noch etwas aufgestockt wurde. Zu einem bescheidenen Leben reichte es allerdings immer noch nicht. So betätigte er sich, hauptsächlich in der Winterzeit, mit „Weiden machen“, saß dann am Ofen in seiner dürftigen Behausung und spaltete die Weidenruten, mit denen im Frühjahr die Reben gebunden wurden. Im Sommer dengelte er für die Nachbarschaft die Sensen. Ab und zu war er auch als Totengräber tätig. Und wenn in Neef jemand geschlachtet hatte, erhielt „Mies“ aus Mitleid nicht selten ein Marmitche Wurstsuppe und auch Schmalzgrieben.

Im Jahr 1966 starb der „Mies“ im Alter von 86 Jahren. Es fiel auf, dass bei seiner Beerdigung kaum ein Jugendlicher teilnahm. Weshalb wohl?

Überlieferungen von Erna Kreuter, Alfred Kaufmann, Alfons Kreuter und eigene Erinnerungen des Chronisten

In diesem einfachen Häuschen wohnte "Mies"
 
Der Besitz einer amtlichen Plakette ehrte ihn
   
Finanz-Verwalter / -Berater

Die Grafen von Sponheim, die Herren von Neef, hatten sich nie wegen finanzieller Geschicklichkeit hervorgetan. So halfen mehrmals die Juden Isaak und Namegud aus Kirchberg aus, um finanzielle Engpässe zu überwinden. Als Sicherheit mussten diesen Bürgen herangebracht und auch wertvolle Rechte und Besitztümer verpfändet werden, die oft nicht eingelöst wurden. Es gab immer wieder Turbulenzen und Streitigkeiten in finanziellen Angelegenheiten.

Kaiser Ludwig sprach Graf Gerhard, dem „Neven“ (dem Neefer) anno 1320 im Felde von Hagenau das Hohe Gericht zu. Seither hatten die Herren von Neef das Recht, „ … beym schopff zu neme un uff halz und bauch zu richten.“ Der Galgen wurde auf einer Anhöhe im oberen Neefer Bachtal errichtet. Dieser Distrikt nennt sich noch heute „Galgenkopf“.

Das Hohe Gericht war ein Reichslehen. Gerhard stand somit im Dienste des Kaisers. Und dieser traute offenbar dem Neefer Grafen eine ordentliche Verwaltung der zu erwartenden hohen Gerichtseinnahmen gemäß der Halsgerichtsordnung nicht zu. Deshalb wurden dem „Neven“ vorsorglich vom Kaiser vier Juden verlehnt, welche die Finanzen in der Neefer Burg besser zu regeln hatten, was offenbar auch so geschah, denn tatsächlich traten nunmehr finanzielle Engpässe im Neefer Grafenhaus nicht mehr auf.

Herr der Richter tugentreich
Laßt alle kosten rechnen gleich.
Bezahlung der Gerichtskosten. Holzschnitt aus der „Bambergischen Halsgerichtsordnung“ Bamberg 1507
 
   
Hausierer

ging von Haus zu Haus und bot seine Waren an. Diese waren oft Textilien und Haushaltswaren einfacher Art. Er schlug auch schon mal bei der Fährbude einen Stand auf und verkaufte dort seine Artikel. Dies nahm die Bevölkerung dann zum Anlass eines geselligen Zusammenseins, zumal der Hausierer stets auch noch Neuigkeiten aus den Nachbargemeinden zu berichten wusste.

Zigeuner hausierten zumeist mit Schmuck, Uhren und Teppichen. Rein äußerlich machten diese angebotenen Waren zumeist einen sehr guten Eindruck. Jedoch war die Qualität oft sehr minderwertig, was sich allerdings später erst herausstellte, wenn der Hausierer über alle Berge verschwunden war.

Bild aus dem Archiv von Kurt Bergen
 
   
Hausschlachter

Hausschlachtung war früher hauptsächlich ein winterlicher Höhepunkt, weil sich die kältere Jahreszeit dazu am besten eignete. Zumeist wurde das selbstgezogene Schwein geschlachtet - seltener einmal ein Stück Rindvieh. Im Dorf gab es stets mehrere Hausschlachter. Diese schlachteten das Tier zu Hause beim Tierhalter - daher der Name Hausschlachter.

Als erster Hausschlachter tritt Karl Kaspar Kreuter (1851 - 1898) in den Annalen von Neef auf. Er war zudem Winzer und Schnapsbrenner. Außerdem unterhielt er den Gemeindestier.

Bevor das Tier geschlachtet wurde, musste der Fleischbeschauer bestellt werden. Er untersuchte es auf die Gesundheit. War es gesund, konnte der Schlachttermin vereinbart werden.

Nicht so formell ging die Hausschlachterei in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu, als sehr oft „schwarz geschlachtet“ wurde. Und dies hatte seinen Grund (S. hierzu in dieser Chronik unter - Inhalt - 56. Neefer Stückelcher - Nr. 83 - Die „Schwarzschlachterei nach dem Krieg„). Der Hausschlachter hatte dann das Tier nicht nach seiner Gesundheit untersucht, wozu ihm das Wissen fehlte und er zudem auch die notwendigen Geräte nicht hatte. So wurde folglich nicht festgestellt, ob Trichinen das Fleisch verdorben hatten, was große gesundheitliche Schäden zur Folge haben konnte. Dieses Risiko ging man ein. Andererseits konnte man zur „Schwarzschlachterei“ nie und nimmer den dörflichen Metzgermeister in Anspruch nehmen. Wäre eine solche illegale Schlachterei bei ihm aufgedeckt worden, hätte es ihm auf Anhieb seine Existenz gekostet.

Der Hausschlachter Karl Kaspar Kreuter
Foto aus den Archiv von Kurt Bergen, Neef
 
 
Bild links: Nach der Schlachtung gab es das "Schlachtfest". Es wurde nach Herzenslust probiert und abgeschmeckt. Die ganze Familie war dabei. Holzschnitt des Tübinger Kalenders von 1518
   
Hebamme

Das Wort Heb-amme steht für althochdeutsch heb(e)/ hevan - „heben“; amme für „Ahnin“ - bezeichnet die Großmutter des Neugeborenen, die das Neugeborene ins Leben hebt. Aus dieser Wortbedeutung wird erkennbar, dass die Hebamme stets ältere, gestandene und erfahrene Frauen waren. Schon im Alten Testament werden sie erwähnt: Die Frauen, die anderen Frauen bei der Geburt eines Kindes helfen. Der Beruf der Hebamme ist also uralt.

Während des Mittelalters traten im großen Maße Totgeburten auf, die für die Wöchnerin oft den Befall des Kindbettfiebers zur Folge hatten. Trat diese Infektionskrankheit auf, bestand nur noch eine geringe Überlebenschance. Insbesondere kirchliche Behörden bemühten sich darum, dass die zuständige Hebamme ein gewisses Quantum an Fachwissen hatte. Dies zum einen aus medizinischen Gründen, zum anderen aber verstärkt aus der Tatsache heraus, dass bei der hohen Zahl von den lebensgefährlichen Totgeburten Hebammen häufig die Nottaufe vornahmen. Und so wird es begreiflich, dass die Kirche Wert darauf legte, die Ausübung des Taufaktes nur durch gewissenhafte, religiös fundierte und mit den Zeremonien vertraute Personen vornehmen zu lassen.

Als die Franzosen im Rheinland herrschten (1794 – 1813), wurde die Geburtshilfe im ländlichen Raum verbessert. Für jedes Dorf musste eine Hebamme berufen sein. Die praktische Arbeit regelte das Hebammenlehrbuch, das die Hebamme ebenso besitzen musste, wie die „ … erforderlichen, in gutem Zustand zu erhaltenen Instrumente und Geräte sowie das erforderlichen Desinfektionsmittel.“ Allgemein übten Hebammen ihren Beruf unter Aufsicht des Kreisarztes aus. Er erhielt in jeden Fall Mitteilung, wenn Kindbettfieber, Missgeburt oder Tod bei einer Geburt auftraten. Zudem musste die Wöchnerin nach der Geburt von der Hebamme gewaschen und versorgt werden. Sie hatte auch weiterhin von der Kirche aus die Befugnis zur Spendung der Nottaufe.

Der Hebammenberuf war ein angesehener Frauenberuf, aber mit weniger ansehnlicher Entlohnung. Immerhin gab es für ihn ein gesetzlich garantiertes Mindesteinkommen. Dies reichte jedoch nicht aus, um eine Familie zu ernähren.

Mit Barbara Treis, geb. Binzen, (1875 – 1946) endete, bedingt durch den Trend zur Krankenhausentbindung, der Hebammenberuf in Neef. Zuvor waren die Hausgeburten üblich.

Der Ehemann von Barbara war der Schneider Mathias Treis (1868 – 1948). Mit seinem Einkommen und dem seiner Ehefrau führte die sechsköpfige Familie ein bescheidenes Leben in einem einfachen Fachwerk-Haus im Neefer Unterdorf. Dieses wurde durch einen Bombenangriff im März 1945 zerstört. Barbara lag recht lange schwer verletz im Trümmerhaufen bis sie endlich gerettet wurde. Sie war fortan körperlich und psychisch so lädiert, dass sie an den Folgen dieses schrecklichen Geschehens schon im folgenden Jahr verstarb.

Barbara Treis
 
Hebamme - ein uralter Frauenberuf
aus: Eucharius Rößlin, Der Swangern frawen und hebamme rosegarte. Hagenau: Gran, um 1515
 
   
Hofmann

Ein namentlich bekannter Hofmann in Neef war 1624 Carl Gitzen. Er war verheiratet mit Anna geb. Ollig.

Der Hofmann wurde auch Villicus genannt, was ausdrückt, dass er als Verwalter eines Gutes ein Leibeigener seines Herren war.

Bei der Verlesung des Weisthums des Propsteihofes St. Florin zu Neef aus dem Jahr 1585 tritt ein Hofmann in seiner Funktion auf. S. auch hierzu weiteres unter der Berufsbezeichnung „Vogt“.

 
 
 
 
 
 
   
Holzschuhmacher

schnitzten aus Fichten, Birken, Erlen, Pappel oder Nussbaumholz Schuhe aus einem Stück oder Holzsohlen, die sie mit einem Oberteil aus Leder versahen (Pantoffel).

Holzschuhe waren die Fußbekleidung des einfachen Volkes. Kostbar verziert wurden sie mitunter auch von Edelleuten getragen.

Die schwierige Arbeit war das Herausarbeiten der Rohform mit der Breitaxt aus dem Holzklotz. Waren beide Schuhrohlinge gehauen, die Fußformen angerissen, konnten die Außenflächen mit dem Schabeisen geglättet werden. Im Anschluss daran wurden die Schuhe in die Werkbank eingekeilt, der Innenraum mit Spiral- und Löffelbohrer sowie mit Hohl- und Ringmeißel ausgehöhlt und die Unebenheiten mit dem Abrüstmesser beseitigt. „Bessere“ Holzschuhe bekamen noch einen schwarzen Anstrich, und zu ihrer Verzierung schnitt man Ähren- oder Blumenmuster auf den Vorderteil, den „Himmel“.

Holzschuhmacher müssen in Neef eine bedeutende Rolle gespielt haben. So gab es ein großes Waldgebiet unterhalb des Hochkessels, das sich „Schuh Holtz“ nannte, wie es die Landkarte von Tranchot und . Müffling aus den Jahren 1803-1820 zeigt. Auf einer anderen Karte aus jener Zeit wird das Gebiet auch „Schuhholtzwald“ genannt.

 
 
   
Kesselflicker, fahrendes Volk
 
   
Der Köhler mit seinen Kumpanen in den Waldungen des Neefer Hochkessels

Als der Mensch die Möglichkeit erfand, aus Erzen Eisen zu schmelzen, war dies ein bedeutender Meilenstein in der Evolutionsgeschichte des homo sapiens. Die sogenannte Eisenzeit begann etwa 800 vor Christi Geburt.

Und um Eisen zu gewinnen oder es gefügig zu machen, benötigte man zu dem Schmelzvorgang die Holzkohle. Sie erbrachte den erforderlichen Hitzegrad.

Die Holzkohle stellt der Köhler her. Er lebte bei Wind und Wetter irgendwo im tiefsten Wald, fernab der Dorfgemeinschaft und seiner Familie. Hier hatte sich ein Gruppe von Männern, die ihm zu Hilfe standen, Hütten gebaut. Auf einem Lager von Moos und Stroh wurde geschlafen. Vor den Hütten brannte stets ein Feuer, auf dem gekocht wurde und an dem man sich erwärmte. Eine Körperpflege gab es kaum. Und weil der Köhler nichts anderer tat als schwarze Kohle zu brennen, sah er entsprechend aus und wurde “der schwarze Mann” genannt. Als solcher ist er eine Gestalt in Sagen und Märchen. Bei ihm fanden Bandenmitglieder am Tage und in der Nacht Unterschlupf, und es wurden Überfälle ausbaldowert. Dabei trank man billigen Fusel-Schnaps. Es wurde auf die Herrschaften geschimpft, gewürfelt und laut geflucht. Man war ja unter sich und konnte sich gehen lassen. Keiner hörte zu.

Die Grundherren wiesen die Kohlschläge zu und verpachteten sie für einen festen Preis. Der Köhler war nun weitgehend unumschränkter Vorsteher einer Köhlerrotte. Er gab die Anweisungen und erledigte die Lohnzahlungen.

Für die Anschaffung des Holzes war der Holzfäller zuständig. Zur Verkohlung wurden alle vorkommenden Baumarten verwandt. Die Qualität der aus ihnen gewonnenen Holzkohle war jedoch verschieden. Die beste Kohle lieferte die Buche und die Hainbuche – gefolgt von Eiche und Birke.

Der Holzknecht, die rechte Hand des Köhlers, schichtete den Holzstapel, den man Meiler nannte, auf. Sein Standort lag in der Nähe des zu verkohlenden Holzes. Der Transport der leichten Köhle war nämlich einfacher als der des schweren Holzes. So wechselte man öfters die Stelle des Meilers.

Es begann nun die Verkohlung. Bei einer üblichen Größe von ca. 40 Raummeter Holz dauerte die Verkohlungsprozess etwa sechs bis acht Tage – bei zwischen 300 bis 350 Grad Hitze. Der Köhler hatte darauf zu achten, dass durch Regelung des Windzuges der Meiler weder erlosch noch in helle Flammen aufging. Die Witterung spielte beim Verkohlen eine große Rolle. Am günstigsten war eine gleich bleibendes, windstilles Wetter. Starker Wind und Sturm waren die größten Feinde der Köhlerei und konnten zu Waldbränden führen.

Eine besonders große Rolle spielte das Vorhandensein von Wasser, mit dem der Meiler “kalt gemacht” wurde. Nach dem Löschen der fertigen Holzkohle wurde diese in Körbe geschippt und in einer Scheune untergestellt. Sie stand nun dem Eisenbrenner oder dem Waldschmied zu Verfügung. Diese hatten sich zweckmäßigerweise nicht selten in der Nachbarschaft des Köhlers niedergelassen.

Kohle, die man nicht vor Ort verbrauchte, wurde von Fuhrleuten mit Ochsenkarren abtransportiert. Bei Schmieden und Eisenwerken, oder auch bei Händlern fand sie reißenden Absatz.

Zu der Köhlerrotte gesellte sich auch oft der Aschenbrenner. Er verbrannte das zur Kohleherstellung nicht verwendbare Geäst und auch angefaulte Baumstämme. Die Bauern kauften ihm gerne die Asche zur Düngung ihrer Weinberge und Äcker ab. Auch war diese Pottasche ein wichtiger Grundstoff zur Glasherstellung und somit von Glashütten sehr begehrt.

So hatte sich also eine handfeste Männergruppe um den Köhler herum versammelt: Holzhauer, Holzknechte, Eisenbrenner, Waldschmiede, Aschenbrenner und Fuhrleute.

In den landesherrlichen Waldungen, wie auch im kurfürstlichen Neefer Revier auf dem Hochkessel, war Kohle brennen nur mit Genehmigung der Herren von Neef zulässig. An diese war auch die festgesetzte Pacht zu zahlen. Weiter musste ihnen die Menge des zu verkohlenden Holzes gemeldet werden. Unbefugtes Brennen wurde mit hohen Geldstrafen, ja sogar mit körperlicher Züchtigung, bestraft. Streng achtete man darauf, dass der Köhler sein Produkt nicht außerhalb der Herrschaft verkaufte. Diese Einschränkung galt jedoch nicht für die Herrschaften selbst.

Die frühere Köhlerei, einschließlich einer Eisenverarbeitung, lassen sich auf dem Hochkessel deutlich nachweisen. So nennt sich auch ein großer Distrikt auf diesem höchsten Berg des Umfeldes Kügelswald bez. Köhlerwald. Hier findet man auffallend häufig an verschieden zentralen Plätzen Reste von Holzkohlneteilen und auch tiefschwarze Erde. Aufgefundene verschlackte Steine lassen erkennen, dass hier auch einmal Eisen geschmolzen und geschmiedet wurde. Schmelzvorgänge von Eisen verursachen bei mehr als 1000 Grad Hitze solche Verschlackungen. Weitere Beweise hierzu liefern aufgelesene Funde eines grob gegossenen Messers und eines kollidierenden Eisenbarrens. Deutlich ist auch heute noch zu erkennen, dass man zur Beschaffung von Wasser eine Quelle unterhalb der Bergkuppe in einem angelegten Teich auffing. Als weiterer Beweis der früheren Aktivitäten fällt ein ausgeprägtes alte Wegenetz auf. Es ist noch an vielen Stellen zumindest in Teilstrecken deutlich erkennbar. Ohne die Wege und „Karrete“ (schmale und oft steile Waldwege, wodurch nur ein Ochsenfuhrwerk passte) hätten schließlich die „Waldmenschen“ nicht versorgt werden können und wäre auch der Abtransport der Holzkohle, der Pottasche und des geschmiedeten Eisens in Tal nicht möglich gewesen.

Ob die Erzgrube in Neef das zu schmelzende Gestein den Eisenschmieden auf dem Hochkessel geliefert hat, bleibt nur zu vermuten. Das Alter des Stollens ist noch nicht erforscht. Fachleute vermuten, dass es ihn schon lange gibt, zeitweise unbenutzt war und im 18. Jh. versuchsweise wieder aktiviert wurde.

Im Laufe der Zeit waren große Waldflächen im Terrain des Hochkessels kahl geschlagen. So ordnete im Jahre 1582 der Trierer Kurfürst an, dass der Wald neu bepflanzt werden muss, was auch umgehend so erfolgte. Seit her nennt sich diese Flur Junger Wald.

Wegen schlechter Regierung war im 18. Jh. das Deutsche Reich nicht mehr unter Kontrolle. Es blühte das Bandentum. So erging denn auch an die Gemeinde Neef am 14. Dez. 1784 der kurfürstliche Befehl, unbedingt verdächtiges umherschweifendes Gesindel anzuhalten, weil „gerade diese heimatlosen Vagabunden all zu oft den harten Kern einer Räuberbande stellen“. Diese deutliche Anweisung von oberster Stelle aus hatte sicherlich auch, vielleicht sogar in erster Linie, dem Köhler mit seinen Kumpanen in den Waldungen des Hochkessels gegolten – was jedoch vermutlich mit Fassung zur Kenntnis genommen wurde.

Literaturnachweis:
Forstgeschichte, Ein Grundriss für Studium und Praxis, Karl Hassel
Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt, Sonderheft Köhlerei, Karl Munzinger
Die Köhlerei – ein Handwerk mit ehrwürdigem Alter, Eifeljahrbuch 1983, A. Zebedies, Paul Marx
Die „Verkohlung der Eifelwälder“ im 17. Jh., Landkreis Mayen-Koblenz, Jahrbuch 1996, H.D. Stephani

Kartennachweis:
Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und v. Müffling 1803-1820

Bildernachweis:
Meiler, mit Genehmigung von Karl Munzinger; aus Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt, Sonderheft Köhlerei
Foto von Franz Josef Blümling

Die Aufrichtung eines Meilers und der Verkohlungsprozess
 
 
Der imposante Hochkessel ist mit seiner Höhe von 421 m einer der höchsten Berge des mittleren Moselgebietes und war mit seinen großen Waldungen ein Hauptbestandteil des kurfürstlichen Waldes in Neef
   
Küfer / Fassbauer

Für das Bier waren die hölzernen gebundenen Gefäße als Aufbewahrungsgefäß im frühen Mittelalter bereits dominierend. Mit der Zeit fanden Holzfässer immer mehr Verwendung, insbesonders dann, wenn Wein transportiert wurde. Die Technik der Holzfässerherstellung verbesserte sich mit der Zeit, und man begegnet in der karolingischen Epoche dem in Eisen gebundenen Fass.

Der Beruf des Fassbauers ist ein seltenes Handwerk geworden, welches sich jedoch in den letzten Jahren einer Renaissance erfreut. Gibt es zurzeit lediglich eine Handvoll reiner Holzküfer in Rheinland-Pfalz, so werden es sicherlich schon bald mehr sein. Diese Prognose kann man so wagen. Einmal trägt der groß in Mode gekommene Barrique-Wein dazu bei, der nur in Holzfässern gelagert seine besondere Qualität und Note erhält, zum Anderen hat man aber auch die Erfahrung gewonnen, dass sich der Wein im Holzfass viel besser entwickelt als z. B. in einem Kunststofffass. Im Holzfass sorgt der Sauerstoff, der durch die Poren des Naturstoffes dringen kann, für eine gute Reifung. „Da kommt eine ganz andere Qualität heraus“ – stellt der Fachmann fest.

In seiner langen Tradition wird der Fassbauer je nach Landschaft auch Fassküfer, Büttner, Schäffler und Kübler genannt. An der Mosel ist er der Küfer - entstanden aus dem Lat. Cuparius (cupa ist das Holzfass).

Ausgangsmaterial für die Herstellung von Fässern sind dicke Stämme, die mit dem speziellen Spiegelschnitt zurechtgesägt werden. Dabei ist wichtig, dass die Jahresringe als annähernd parallele Streifen auftauchen – der besondere Zuschnitt sorgt für Stabilität. Die Hölzer werden – je nach Fassgröße – auf eine Länge von rund einem bis 2,80 Meter und 3,5 bis 8 Zentimeter Dicke zurechtgeschnitten. Dann müssen die Dauben lange gelagert und getrocknet werden. Für die Außenwand des Fasses wird das Holz unter großem Druck mit Stahlbändern zusammengepresst; es hält ganz ohne Klebstoff dicht. Die einzelnen Hölzer haben in der Mitte eine andere Dicke als am Rand. Das sorgt für den typischen Fassbauch.

In seine Form wird das Fass durch Flammen und Wasser gebracht: Im Inneren wird ein Feuer entfacht, die Außenseiten gleichzeitig feucht gehalten. Durch diese Behandlung kann das Holz schließlich mit viel handwerklichem Geschick gebogen werden, ohne dass es bricht. Anschließend fügt der Fassbauer die Böden ein und stabilisiert das entstandene Fass mit Stahlreifen.

Lange hatte sich an der Arbeitsweise des Fassbauers so gut wie nichts geändert, wie es die beiden Fotos unter Beweis stellen.

Bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war es so, dass der Küfer sowohl das Behältnis Fass gebaut hat und für seine Pflege sowie auch für die Weinpflege zuständig war. Dies hat sich aber, nachdem die Holzfässer nach und nach zuerst durch Beton-, später durch Stahl- und Kunststoff-, heute durch Edelstahlbehälter ersetzt wurden, grundlegend geändert. So sind aus einem zwei Gewerke geworden, nämlich dem Böttcher und dem Weinküfer.

Nach der heutigen Ausbildungsverordnung ist der Weinküfer der Lebensmittelhandwerker, der alle Fertigkeiten besitzt aus ihm anvertrauten Trauben oder auch anderen Früchten Wein herzustellen. Er lernt also nicht mehr Fässer, Bütten oder Stützen und Bottiche herzustellen.

Die Berufe Böttcher und Brauer standen bis zur Industrialisierung eng zusammen und waren sogar in einer Zunft organisiert. Strenge Vorschriften gab es zu beachten. Es galt, die Qualität der Fässer und der späteren Füllung zu gewährleisten. So war es z. B. durch eine Rats-Anordnung von 1410 in Neustadt den Küfern verboten, auf dem Markt Dauben einzukaufen, bevor dieselben einen halben Tag feilgehalten waren, damit sie nicht ihre besondere Sachkunde zum Nachteil des übrigen Publikums ausnutzen konnten. An Orten, wo der Verkauf der Weine einschließlich Fass üblich war, mussten sie vielfach bei Anfertigung der Fässer ganz genaue Anweisungen über Größe, Ausführung usw. einhalten, andernfalls wurden ihnen die Fässer verbrannt; aus gleichen Ursachen war alsdann vorgeschrieben, dass jedes Fass den Namen des Meisters, der es hergestellt hatte, tragen musste. Die badische Landesordnung von Markgraf Christoph, 1495 besagt: „Ferner soll Niemand einigen Wein mit anderleiigem untermischen, sondern jegliche Gattung unvermenget lassen wie er gewachsen. Und damit diese Ordnung desto beständiger sei, sollen alle Küfermeister und Küferknechte den Amtsleuten an Eidesstatt geloben, sorglich darüber zu wachen, dass kein Wein welcher zum Verkaufen oder zum Verzapfen bestimmt ist, mit fremdartigen und schädlichen Dingen vermischt und aufgezogen werde.“ Auch gegen die falsche Benennung des Weines im Fass ging das Gesetz streng vor. Dagegen hatte sich ein Eberlin Snider aus Bulach im Elsass 1353 verstoßen. Er wurde mit Verbannung bestraft unter Androhung der Strafe des Ertränkens bei unerlaubter Rückkehr.

St. Apronianus war der Schutzpatron der Fassküfer. Als Heide trat dieser im frühen Christentum in eine christliche Gemeinschaft ein und wurde getauft.

Als bekennender Christ wurde er verfolgt und enthauptet. Man gedenkt ihm am 2. Februar.

Literaturquellen:
Die letzten Küfer haben gut zu tun, Andrea Löbbecke, Beitrag in der Rhein-Ztg.vom 10.9.08
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 292
Geschichte des Weinbaus, Friedrich von Bassermann-Jordan
Besonders über den neueren Stand gab Herr Hans-Peter Möll, Stv.
Bundesvorsitzender des Fass- und Weinküferhandwerks, wertvolle Informationen

Küferwerkstatt 1698
Aus Weigel: Hauptstände 1698
 
Küferwerkstatt 1948
Aus dem Fotoarchiv von K. Bergen, Neef
 
 
 
 
   
Lohschäler

Zur Herstellung von Leder brauchte man in früherer Zeit Lohe – auch Luhe genannt. Das war die Rinde von jungen Eichen mit der darin enthaltenen Gerbsäure. Bevorzugt im Frühjahr, wenn der Baum im Saft stand, entfernte man die Rinde vom Stamm der etwa 20 Jahre alten Eichen mit einem Lohlöffel. Die kahlen Stangen wurden abgeschlagen und fanden als Brennholz Verwendung. Am Boden entstanden wieder neue Austriebe, die dann später wieder zur Schälung genutzt wurden.

In einigen Gegenden wurden auch die abgeholzten Waldstücke „gebrannt“, um die kleinen Äste zu beseitigen, Unkraut zu vernichten und mineralischen Dünger zu gewinnen. Im Mai pflanzte man dann Kartoffel, im 2. Jahr Wintergetreide (Roggen) und im 3. Jahr Sommergetreide (Hafer, Gerste, Buchweisen) zwischen die schon austreibenden Wurzelstücke. Danach nahm der Aufwuchs der jungen Eichen wieder Platz ein.

Die Flächen zur Lohernte stellte die Gemeinde als sogenanntes Rottland zur Verfügung. Dieses war in einzelne Rottmarken aufgeteilt und wurde den Bürgern zugelost.

Hatte man die Lohe nach Hause gekarrt, trocknete man sie in der Scheune.
Nach der Lagerung wurde sie in Bürden zu etwa 40 Pfund zusammengebunden.

Dann brachte man die Rindenstücke zur Lohmühle und verkaufte sie dem Lohmüller. Dieser häckselte und mahlte sie, um sie danach in kleinen Blöcken an Gerbereien weiter zu verkaufen.

Dorthin hatten Metzger und Viehhalter Felle ihrer geschlachteten Tiere verkauft. Diese wurden dann, nachdem man sie zuvor enthaart hatte, zusammen mit der Loh-Konstanz in eine mit Wasser gefüllte Grube gelegt. Nach ein paar Tagen entstand eine gerbsäurehaltige Brühe. Diese baute die eiweißhaltigen Stoffe der Haut ab. Die Häute wurden getrocknet und konnten dann als Leder verarbeitet werden.

Die übrig gebliebene ausgelaugte Lohe wurde getrockneten und gepresst. Der so entstandene Lohkuchen diente zum Ofenanzünden und auch zur Feuerung. Zudem fand er Verwendung in der medizinischen Behandlung von Hautkrankheiten verwendet.

Nachdem die amerikanischen Tannen einen noch besseren und billigeren Gerbstoff lieferten (seit etwa 1875) und schließlich nach der Entwicklung synthetischer Gerbsäuren (nach 1900), flachte die Bedeutung der heimischen Eichenlohe nach und nach bis hin zur Bedeutungslosigkeit ab. Die letzte Lohe wurde in den Moselhängen 1945/1946 geschält - so auch im Neefer Bachtal.

Noch heute wird der Hang zur Gemarkung "Schopp" zu "Luh-Heck" genannt.

In Köln gab es anno 1746 die stattlich Anzahl von 57 Lohhöfen. Heute erinnern nur noch einige „Lohmühlen“ als Ausflugslokale an ihre frühere Blütezeit.

Als den Gerbereien die chemischen Hilfsmittel als Folge der Nachkriegswirren fehlte, besann man sich der alten Traditionen – allerdings nur für eine kurze Zeit. Die Gerbereien sind auf eine geringe Anzahl von Großbetrieben mit neuesten Verfahrenstechniken zusammengeschrumpft. Und dorthin werden die Felle zumeist von Schlachthäusern aus dem In- und Ausland in Containern angeliefert. 1870 bestanden im Trierer Lande 300 Gerbereien, 1898 waren es 113 und 1903 43 Betriebe. Heute gibt es nur noch 3 Gerbereien in Regierungsbezirk Trier – im Reg.-Bez. Koblenz gibt es keine einzige mehr.

Viele Familiennamen erinnern uns heute an die Zeit, in der die Lohe, deren Verarbeitung und Verwendung, eine solch große Bedeutung hatte. Als man allgemein die Familiennamen einführte, nannte man sich vielfach auch nach seiner Tätigkeit. So gibt es recht häufig die Familiennamen wie Luhe, Luhmann, Luhberg, Luhheck, Luerer, Lohe, Lohmann, Lohmüller, Lohmacher, Löhrer, Gerber und viele andere mehr.

Die Lohe war ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor in den Moselgemeinden.
Besonders in armen Zeiten konnte sie finanzielle Engpässe überwinden helfen.

Literaturquelle:
Görgen, Rolf; Ihre Bremmer Knutze ...
Schommers, Reinhold; St. Aldegund an der Mosel Steffens, Willi; Vom Lohschälen in der Eifel

Bildquelle:
Lohschäler: aus dem Archiv von Reinhold Schommers, St. Aldegund
Lohlöffel: Foto von F.J. Blümling (Autor)

Lohlöffel
 
Lohschäler bei der Arbeit
 
 
 
 
   
Maulwurfsfänger

Unsere Vorfahren haben Tätigkeiten ausgeübt, von denen wir Heutige nichts mehr oder nur wenig wissen. Mit der raschen Veränderung der Arbeitswelt sind zahlreiche Berufe untergegangen.

Eine amtliche Anweisung aus dem 19. Jahrhundert wirft ein Licht auf die Nöte unserer Vorfahren, einer Mäuseplage Herr zu werden. Auch den Maulwurf bekämpfte man rücksichtslos, da die von ihm durch Wühlarbeit aufgeworfenen Erdhaufen beim Mähen störten. Das Grünfutter wurde verschmutzt und die Sense war schnell abgestumpft, wenn sie in einen solchen Haufen geschwungen wurde. Letztlich blieb dem Mäher nichts anderes übrig, als den Arbeitsvorgang abzubrechen, um zu Hause das Sensenmesser neu zu dengeln (Die Schneide wurde durch Hämmern wieder scharf geschlagen.). Aber auch im Gemüsegarten waren die Hinterlassenschaften des Maulwurfs störend.

So gab es denn den Beruf des Maulwurfsfängers in allen Landschaften Deutschlands. Der Maulwurfsfänger hatte diesen Beruf in aller Regel nicht als Haupterwerb – konnte aber für so manch sorgenden Familienvater einen willkommener Nebenerwerb bedeuten. Für jedes gefangene Tier gab es eine Prämie. Als Beweis für die Anzahl der erjagten Tiere diente der abgetrennte Schwanz. Die Maulwurfsfelle fielen einer Verwertung zu. Sie wurden zu Rechtecken zugeschnitten, auf Brettern zum Trocknen aufgenagelt und schließlich vom Gerber und Kürschner weiterverarbeitet. Damenmäntel aus Maulwurfsfällen waren chic. Muffe zum Händewärmen, Besatz an Kleidungsstücken aus Maulwurfsfell, auch Westen und Hüte für Männer sowie Geldbeutel wurden daraus hergestellt.

In unserer Region, war mein Urgroßvater, Johann Peter Blümling (geb. 1816 in Biebern – gest. 1872 in Senheim), Maulwurfsfänger - außerdem war er auch noch Maurer und Korbmacher. Er war mit Maria Christina verheiratet. Die Ehe hatte 7 Kinder.

Der Chronist – Franz Josef Blümling

Zum Fang des Maulwurfes wurde eine Falle benutzt
 
 
   
Maurer

Seit die Menschen die Höhlen verließen und sich eigene Häuser bauten, gibt es den Beruf des Maurers.

Einer der vielen Maurer, die in allen Zeiten in Neef ihren Beruf ausübten, war Josef Sonntag (geb. 28.08.1890 – gest. 16.01.1966). Zuerst war er als Nachtheizer und Maschinenarbeiter bei der Bahn beschäftigt. Da er nicht in die National-Sozialistischen Partei (NSDAP) eintrat, wurde das Arbeitsverhältnis bei der Bahn aufgelöst. Er ging nunmehr dem Beruf eines Maurers nach. Als solcher war er beschäftigt bei der Fa. Calliari in Bullay.

Nebenbei half er auch bei so manchem Aufbau von bombardierten Häusern, die es im Ort nach dem Kriegsende zu Hauf gab. Er zeigte nebenbei sehr großes Geschick bei der Aufrichtung und Renovierung von Weinbergsmauern, wozu er immer wieder Aufträge erhielt.

Sonntag bewirtschaftete auch bis zu seinem hohen Alter einen kleinen Weinbergbesitz. Die Ernte daraus diente in erster Linie dem Eigenbedarf. Nur in den Jahrgängen, in denen es einen reichlichen Ertrag gab, konnte er auch schon mal ein Fass Wein verkaufen.

Er war ein sehr biederer, fleißiger, anständiger Mensch und treusorgender Familienvater. Verheiratet war er mit Catharina geb. Schilken und hatte 3 Kinder.

Noch im hohen Alter ging Josef Sonntag gerne in seinen Weinberg
 
 
   
Metzgerei Steinebach

Jakob Steinebach (geb. 1906 – gest. 1993) begann 1923 mit gerade 17 Jahren seine Lehre im Fleischerhandwerk bei seinem Onkel in Koblenz. Nach erfolgreicher Abschlussprüfung war er dort mehrere Jahre als Geselle tätig. Mit 38 Jahren machte er vor der Handwerkskammer Koblenz seinen Meisterbrief im Fleischerhandwerk.

1933 machte er sich mit seiner Frau Anita (geb. 1910 gest. 1997) in Gillenfeld (Eifel) selbständig. Doch bereits schon ein Jahr später verließen sie Gillenfeld und bauten sich in Cochem-Cond eine neue Existenz auf. Als
1936 der Neefer Metzger Wilhelm Schmitz verstarb, pachtete Jakob Steinebach ein Jahr später den Neefer Metzgereibetrieb des Verstorbenen.

Jakob kam nun als Soldat in den Krieg und wurde 1946 aus der Gefangenschaft entlassen. Zwischenzeitlich hatte sich jedoch der Sohn von Wilhelm Schmitz, Peter Wilhelm, in den elterlichen Räumen als Metzger niedergelassen. So erwarb Jakob Steinebach umgehend im Neefer Unterdorf ein Haus und betrieb dort in eigenen Räumen eine Metzgerei. Im gleichen Jahr begann auch Sohn Karl Heinz (geb. 1930) im elterlichen Betrieb seine Metzger-Lehre.

Nach seiner Lehrzeit ging Karl Heinz nach Frankfurt, wo er in mehreren renommierten Betrieben der Fleischerbranche tätig war. Hervorzuheben sind dabei das hoch angesehene Hotel „Frankfurter Hof“, wo er sich als Küchenmetzger bewährte und das Feinkostfachgeschäft Hermann Kirchenbauer auf der Frankfurter Einkaufsmeile ersten Ranges, der Zeil, wo er für die Herstellung von Spezialitäten zuständig war. In Frankfurt besuchte Steinebach jr. die Meisterschule Hyne und legte dann im Jahre 1955 die Meisterprüfung ab. Auf Wunsch seiner Eltern kehrte er 1958 wieder nach Neef zurück und half im elterlichen Betrieb. 1962 machte Karl Heinz Steinebach sich schließlich selbständig. Er übernahm die Metzgerei Gröff in Zell-Merl. Sechs Jahre später, 1968, übergaben ihm die Eltern das Geschäft in Neef, das er zusätzlich als Filiale bestehen ließ.

Die praktischen Erfahrungen, die der junge Steinebach in Frankfurt gemacht hat, kamen ihm in seiner Selbständigkeit sehr zu gute. Besonders seine guten und schmackhaften Wurstsorten waren sehr gefragt. Wöchentlich wurden bis zu 30 Schweine und 5 Stück Großvieh geschlachtet. Karl Heinz kaufte das Vieh direkt bei den Bauern in der Eifel und im Hunsrück. Fleischwaren wurden nicht nur im eigenen Laden verkauft. Es wurden zudem Lebensmittelgeschäfte, Hotels und Gastwirtschaften im ganzen Umfeld beliefert.

Karl Heinz Steinebach kann mit Stolz auf eine erfolgreiche Berufstätigkeit zurückblicken. Er hatte sich nach und nach zielstrebig hochgearbeitet. Die Handwerkskammer Koblenz ehrte ihn im Jahr 2005 mit dem „Goldenen Meisterbrief“.

Karl Heinz Steinebach gab seine Metzgerei in Zell-Merl aus gesundheitlichen Gründen im Jahre 1988 auf. Gleichzeitig wurde auch der Filialbetrieb in Neef eingestellt.

Zusammengestellt nach Angaben von Karl-Heinz Steinebach, Zell

 
Metzgermeister Jakob Steinebach   mit seiner Ehefrau Anita
"Schmitze Willi" (links auf dem Bild) mit einem schlachtreifen Ochsen vor seinem Schlachthaus Foto aus dem Archiv von Kurt Bergen, Neef
 
 
Karl Heinz Steinebach wird mit dem „Goldenen Meisterbrief“ geehrt Foto von K.H. Steinebach
 
 
 
 
   
Polsterer- und Sattler-Meister Clemens Rohrbach

In der früheren Zeit gab es sie nicht, die so genannte Weg-Werf-Gesellschaft – noch nicht den Begriff „ex und hopp“ (kaufen – benutzen – wegwerfen). War in damaliger Zeit ein wichtiger Gegendstand des Alltages kaputt oder beschädigt, dann wurde er durch geschickte Handwerkerhände repariert. Neue Sachen wurden handwerklich hergestellt. Und das dauerte seine Zeit. Heute lohnt sich eine solche zeitaufwendige manuelle Anfertigung nicht mehr. Es gibt die Fabriken, die über Fließband Gegenstände in zigfacher Anzahl stündlich förmlich ausspucken – sogar versandfähig verpackt. Kein Handwerker kann dann mit einem solchen Herstellungspreis konkurrieren. Es ist auch billiger, einen defekten Gegenstand einfach weg zu werfen, als ihn reparieren zu lassen. Die Reparaturkosten wären wesentlich höher, als der Preis für eine Neuanschaffung.

Aber auch die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens als solche haben sich geändert. So wird z. B. das Joch für ein Kuh- oder für ein Ochsengespann zumindest in unserer Region nicht mehr benötigt. Früher zogen Kuh und Ochse den Wagen auf das Feld oder in den Weinberg - heute transportieren die Traktore.

Das Handwerk des Polsterers und Sattlers hatte nach dem Zweiten Weltkrieg eine besonders große Wichtigkeit. Viele erforderliche Materialien gab es während der Kriegsjahre nicht mehr. Es konnte also kaum noch hergestellt, erneuert oder repariert werden. Und ansonsten waren ja auch die Männer zumeist im Kriegseinsatz und danach in der Gefangenschaft. Es gab also einen großen Nachholbedarf. Das Sattler- und Polsterhandwerk hatte besonders in jener Zeit eine weittragende Bedeutung und hatte besonders im wirtschaftlichen und sozialpolitischem Bereicht ein hohes Gewicht - so stellte der Präsident des Zentralinnungsverbandes des Deutschen Sattler- und Polstererinnungsverbandes Julius Debus anlässlich der 50jährigen Jubiläumsfeier auf dem Landesverbandstag in Neustadt a. d. Weinstraße im August 1960 fest.

In Neef gab es den Polsterer- und Sattlermeister Clemens Rohrbach (1904 – 1967). Er kam aus dem Nachbarort Senheim. 1936 heiratete er das Neefer Mädchen Paula Budinger. Seine Lehre vollzog er in Merzig (Saarland) bei der Firma Bettenfeld. Die Meisterprüfung legte er 1939 vor der Handwerkskammer Koblenz ab und machte sich dann in Neef selbständig. Aber schon bald wurde er an die Front eingezogen. Als er Ende 1946 aus der polnischen Gefangenschaft nach Hause kam, gab es für ihn viel zu tun. In der Werkstatt in seinem Haus „im Neugarten“ erledigte Clemens gewissenhaft seine Arbeiten. Aus dem ganzen Dorf und aus den Nachbargemeinden erhielt er Aufträge. Seine Reparaturen waren gekonnt. Ob lädierte Sessel, kaputte Sofas, defektes Sattelzeug, zerrissene Gurte, oder beschädigte Joche - Clemens brachte alles wieder in Ordnung. Sein handwerkliches Können bestand auch in der Herstellung der damals üblichen dreiteiligen Matratzen aus Rosshaar, Kapok und später aus Federkern.

Die freundliche und bescheidene Art von Clemens Rohrbach passte zu seiner gemütlichen Werkstatt. Es roch nach Leder und Klebemitteln, nach Rosshaar und Stoffen. Auf dem Kohleofen brodelte der Wasserkessel. In der Dämmerung war die verstellbare Deckenlampe auf Augenhöhe heruntergezogen. Clemens klebte, fädelte, nähte, hämmerte, nietete und trug dabei stets seine selbstgenähte Leinenschürze.

Überliefert von Helga Mentges, geborene Rohrbach, Bullay
Und eigene Erinnerungen des Chronisten

Clemens Rohrbach
 
Briefkopf des Handwerkers Clemens Rohrbach
   
Scherenschleifer

Der Scherenschleifer ist ein alter Wanderberuf. Eine Karre, worauf der Wetzstein montiert war, genügte, um diese Tätigkeit auszuüben. Damit zog er über Land und durch Städte, wo er Scheren und Messer neu anschärfte. Dazu brauchte er kaum Kenntnisse. In der Regel war er ein heimatloser Geselle von ganz einfacher Art, der sich nicht pflegte und den Schnaps nicht ablehnte. Nicht zuletzt beschimpft man heute noch Jemanden, der ungeschickt ist und schlechte Arbeiten verrichtet, mit „du Scherenschleifer“.

Gelegentlich hatte der Scherenschleifer, um Publikum anzuziehen, ein dressiertes Äffchen dabei. Daher stammt die Radfahrer-Redensart: „Er sitzt da, wie ein Affe auf dem Schleifstein.“

Nach Neef kamen die Scherenschleifer regelmäßig. Sie hatten um Moselufer, in der Nähe der Fährbude, ihren Stammplatz - zogen aber auch durch den Ort und boten die Schleiferei an.

Das Bild zeigt einen bedauernswerten Scherenschleiferjungen: „ Ich zog mit seinem treuen Hund den Radkarren meines Vaters, der unmäßig betrunken und fluchend hinten nachschob“. (Aus Spinnstube 1849)
   
Schiffbauer

Johann Christian Buschbaum wurde 1753 in Neef geboren. Anno 1781 heiratete er Anna Maria Endres aus Alf. Die Ehe hatte 9 Kinder.

Von Beruf war J. Chr. Buschbaum Schreiner. Als solcher fertigte er auch kleinere Schiffe (im Volksmund: Nachen) an. In der Familie blieb das Holzhandwerk Tradition. So waren die Nachfolger Stellmacher, Wagner und Küfer - s. auch unter 62. dieser Chronik.

Im Dorf nennt man die Buschbaum‘s bis zum heutigen Tag noch „Scheffbejere“ (Schiffbauer/Schiffbauere).

Eduard Bremm fährt mit seiner "Mannschaft" zum Einsatz in seinen Weinberg im Frauenberg. Stellenweise führte dort hin kein Wirtschaftsweg. Es gab nur einen schmalen Pfad zu den Weinbergen. Der Einsatz eines Nachen war unentbehrlich.
   
Schmied

Der Schmied gilt als einer der ersten eigentlichen Handwerker. Er übten seinen Beruf seit dem Zeitalter des Eisens aus.

Mit Hilfe von glühender Holzkohle, deren Hitze durch einen Blasebalg angefacht wird, erfolgte eine Erglühung des Eisens, so dass dieses bearbeitet und umgeformt werden konnte, was mit Hilfe des Hammers, des Ambosses und einer Zange erfolgte. Nach Bearbeitung des Eisenstückes wurde dieses in einen Wasserbehälter zur Abkühlung eingetaucht.

In einem Winzer-Dorf wie Neef, zu deren Dorfgemeinschaft auch das Kloster Stuben gehörte, wo Grafen und Ritter im Burghaus residierten, war der Beruf die Schmiedes immer unverzichtbar. Geräte für den Wein- und Ackerbau, für die Viehzucht, für die Waldarbeiten und auch solche für kriegerische Auseinandersetzungen mußten immer wieder ausgebessert und neu geschmiedet werden.

Im Kloster Stuben gab es eine offenbar recht große Schmiede. Neben einem großen Blasebalg, einem Amboß, verschiedenen schweren Schlaghämmern kamen noch weitere Gerätschaften aus der Schmiede bei der Auflösung des Klosters zur Versteigerung, war eine Auflistung aus dem Jahr 1789 so überliefert.

In neuer Zeit hat die Bedeutung des Schmiedehandwerks stark verloren, und in Neef gibt es seit den 60er Jahren keine Schmied mehr. Es ist billiger geworden, einen Pickel im Baumarkt neu zu kaufen, als einen solchen in der Schmiede herstellen oder einen alten reparieren zu lassen.

Franz Joseph Kreuter (1886 - 1952, den „Stoater-Franz“, (wohnte in der „Stoat“ - wo einst die Schiffe anlegten)
 
Für die Grafen und Ritter im Neefer Burghaus, die sich bei Kämpfen und Turnieren auszeichneten, waren stets Schmiedearbeiten erforderlich.
   
Schröter

Stand bei einem Winzer der Verkauf eines Fuder Weines an, dann wurde das volle Fass aus dem Keller auf ein draußen stehendes Fuhrwerk transportiert. Es gab noch keine Weinpumpe, mit der man ein Fass im Keller leer- und ein solches draußen hätte voll pumpen können.

Um nun ein Fuderfass aus dem Keller zu schaffen, wurden sechs bis acht Männer benötigt, die Schröter genannt wurden. Diese schlossen sich in einer sogenannten Schröterzunft zusammen. In jedem Dorf waren es immer dieselben Männer, welche die Knochenarbeit besorgten und dafür ein kleines Entgelt bekamen. Ebenso gab es nach vollbrachter Arbeit einige Liter „Schröterwein“, der meistens an Ort und Stelle getrunken wurde.

Die erste Arbeit der Schröter war, das Fass von den Lagern in den Kellereingang zu hieven. Da es in den meisten Kellern sehr eng war, bedeutete auch dieses eine mühselige Arbeit. Zuvor waren zu den Eisenreifen des Fasses noch Reifen aus Birkenholz aufgezogen worden, damit das Fass für den Transport besser geschützt war. Nun wurden die Holme der Schratleiter eingefettet, die dann auf die Kellertreppe gelegt und mit Eisenstäben befestigt wurde.

Nach lautem Kommandoruf wurde nun das Fass mit Hilfe von Drahtseilen, die um das Fass gelegt waren und einer primitiven Winde, sowie durch die Kraftanstrengung der Männer über die schmierige und glitschige Leiter die Kellertreppe hinaufgezogen. Höchste Vorsicht war geboten, da auch die Treppen meist steil und schmal waren. Wäre das Fass abgerutscht, hätten die Männer, die dahinter standen, erdrückt werden können. So legten die Männer ab und zu eine Pause ein und sicherten das Fass durch das Unterlegen eines Holzscheites vor dem Hinabrollen ab.

Nachdem die Schröter das Fass aus dem Keller transportiert hatten, war die schwerste Arbeit getan. Die anschließende Beförderung des Fasses auf einen bereitstehenden Wagen war die leichtere Arbeit, weil draußen mehr Platz war und die Schratleiter nun weniger Steigung hatte.

 
   
Schultheiß

Als Beamter hatte der Schultheiß im Mittelalter die Mitglieder einer Gemeinde zur Leistung ihrer Schuldigkeit gegenüber dem Landesherrn anzuhalten („welcher heischt, was jemand schuldig ist“ = daher die Amtsbezeichnung). Er nahm die Funktion eines Richters wahr, wobei ihm Geschworene (Schöffen) zur Seite standen. Dem Schultheiß oblag die hohe Gerichtsbarkeit, d. h. er hatte auch über Leben und Tod eines Verurteilten zu entscheiden.

In Neef übten die Grafen von Sponheim, von Scharfeneck und von Homburg die Funktion eines Schultheißes aus. Sie hatten also das Recht, beym schopff zu nehmen uff halz und bauch zu richten. Der Galgen stand auf dem Galgenkopf - eine Anhöhe im oberen Neefer Bachtal.

In späterer Zeit wurde der Vorsteher der dörflichen Gemeinde Dorfschulze / Schulze bezeichnet. Dieser war allerdings nur noch mit der niederen Gerichtsbarkeit betraut, die Fragen des dörflichen Zusammenlebens bzw. der Nutzung von Feld, Wald und Weide behandelte. Diese Aufgabe führten in Neef im Auftrage des Kurfürsten die Ritter von Metzenhausen aus.

Sowohl dem Schultheiß als auch dem Dorfschulze stand bei ihrer Tätigkeit ein Schreiber / Gerichtsschreiber zur Hand, der die gerichtlichen Vorgänge protokollierte. Die letzten Gerichtsschreiber von Neef waren Peter Matth. Henrichs (1754 – 1808) und Johann Busch (geb. 1745).

 
 
 
   
Der Neefer Schweinehirte Johann Adam Döll

Der Beruf des Schweinehirten hat eine uralte Tradition. Er findet sowohl im Neuen als auch im Alten Testament Erwähnung, wobei das Schwein als solches zumeist im negativen Sinne erwähnt wird. Das Schwein gehörte nämlich zu den unreinen Tieren, dessen Genuss für die Israeliten verboten war. Dieses Verbot hatte keine hygienischen Gründe, sonder allein kultische. Das Schwein oder der Eber waren im Heidentum der Fruchtbarkeitsgöttin Astarte geweiht und wurde ihr geopfert. Durch den Genuss von Schweinefleisch riskierte man, eine Verbindung mit der heidnischen Göttin einzugehen. Deshalb essen gesetzestreue Juden und Mohammedaner bis heute kein Schweinefleisch.

Bis in den Anfang des 19. Jhs. fand die Schweinemast in Mitteleuroba bevorzugt in den Laubwäldern statt. Dort ernährten sich die Schweine hauptsächlich von Eicheln und Bucheckern – daher die Bezeichnung “Eckerich” für im Wald gemästete Schweine.

Das Schwein war der wichtigste Fleischlieferant. Demzufolge hatte der Schweinehirt einen recht großen Stellenwert und war ein oft ausgeübter Beruf. So finden wir in dem Familienbuch von Neef, das auch die Bewohner des Klosters Stuben erfasst, den Schweine- oder auch Sau-Hirte auffallend oft aufgeführt.

In der Regel hatte jedes Dorf und jedes Gut, also auch ein Klostergut, einen Schweinehirten. Für das Kloster Stuben wird also mit Sicherheit ein eigener Schweinehirt tätig gewesen sein. Neben den Nonnen wohnten im und um das Kloster herum Mägde, Knechte, Müller, Holzhauer, Schmiede und andere hungrige Mäuler mehr. Sie alle werden auf ein Stück Schweinefleisch nicht verzichtet haben. Ein Privileg stand dem Kaplan für Neef zu. Er wohnte im Kloster Stuben. Aus dem Zehnten, den ihm die Gemeinde zu entrichten hatte, stand ihm auch ein Schwein zu. Dieses durfte er auf dem Acker des Klosters halten - hatte somit dem Schweinehirten für die Mastung keine Kosten zu zahlten.

Im Jahr 1871 hatte Neef 573 Einwohner – also ein relativ großer Ort. Er rangierte mit dieser Bevölkerungs-Zahl an sechster Stelle unter den 24 Gemeinden der damaligen Verbandsgemeinde Zell. Entsprechend groß sollte wohl der Bedarf an Schweinefleisch im Ort gewesen sein. Ein ganz besonderer Schweinehirte für den Ort Neef war Johann Adam Döll (gest. 1771 - verheiratet mit Agnes geborene Pfeiffer). Vermutlich hatte er mit seinem Beruf eine alte Familientradition fortgesetzt. Sein ihm zugeteiltes Gebiet lag am Westhang des Hochkessels und ist auf einem Grezstein mit einem “D” (für Döll) kenntlich gemacht. Es handelte sich um ein recht großes Terrain.

Die Arbeit des Schweinehirten bestand darin, täglich die Herde, die 50 bis 70 Tiere stark sein konnte, in den Wald zu treiben. Oft tippelte auch die eigene Ziege mit. Er fing damit an, zuerst die Tiere aus einem Ortsteil, z. b. dem Oberdorf, einzusammeln. Diese führte er bevorzugt an einen Platz, auf dem ein Misthaufen mit einer Jauchegrube vorhanden waren. Dort verweilten die Tiere gerne. Sie suhlten sich im Dreck und waren noch vollständig, wenn der Schweinhirte mit dem Rest der Rotte aus dem Unterdorf erschien. Für jedes Schwein, das mit der Herde ging, erhielt er vom Besitzer einen Betrag. Das war seine Haupteinnahme.

Der soziale Stand der Schweinehirten hing weithin von der Gemeinde ab. Reiche Dörfer haben ihren Hirten oft gut entlohnt. In kleinen und armen Ortschaften dagegen musste er bescheiden leben. Doch immer reichten die Einkünfte zu einem schlichten Dasein. Zumeist gab es im Ort ein Hirtenhaus. Dieses bestand aus einer Küche mit offenem Herd und einer Stube, sowie einem Ziegenstall. Ging es ihm schlecht, half man ihm mit Naturalabgaben, wie Fleisch und Brot. Am „schmutzigen“ (d. h. fetten) Donnerstag, das ist der Donnerstag vor Fastnacht, ging der Hirte mit einem großen Korb in die Häuser der Bürger, die Schweine bei der Herde hatten. Er erhielt ein Stück Speck, eine geräucherte Wurst oder auch einen Schinken. Stets stand auch eine Flasche parat für den Schnaps, den man ihm spendete und den er nicht auf seinem Rundgang restlos trinken konnte, sonst hätte er den Heimweg nicht mehr gefunden. In der Regel war man großzügig. Zu Weihnachten und am Kirchweihfest erhielt der Hirte einen Laib Brot. Zudem durfte er im Wald Fallholz für seinen eigenen Herd raffen. Daneben gab es Trinkgelder, wenn eine Sau vom Eber gedeckt worden war. So nebenbei sammelte und verkaufte der Hirte auch heilkräftige Kräuter und Salben. Sein Arbeitsplatz war ja die freie Natur, die ihm kostenlos zur Verfügung stand. Stundenlang saß er auf seinem Schemel oder ging im Schneckentempo hinter der Herde her. Er hatte Zeit zu beobachten und nachzudenken. So war er auch wetterkundig und gab Wissen und seine Beobachtungen gerne weiter. Dabei kam auch schon mal eine angeregte Phantasie zum Tragen. Schweinehirten zeigten sich mitunter als recht originelle Käuze, denen der Schalk im Nacken saß.

Der Beruf des Hirten gestaltete sich nicht immer friedlich. Bevor die großen Wälder im 19. Jahrhundert gerodet wurden, lebten dort zahlreiche Wölfe, für die die Schweine eine willkommene Beute waren. Deshalb hütete der Schweinehirte seine Herde zumeist noch mit einem Gehilfen. Nur ein wehrhafter Mann konnte Schweinehirte werden. Scharfe Hunde begleiteten die Hirten, und sie waren mit einem Spieß bewaffnet, um die Schweineherde vor den Wölfen zu schützen. Erst seit dem Jahr 1816 waren alle Wölfe aus dem Gebiet zwischen Mosel, Nahe, Saar und Rhein zur Strecke gebracht und stellten keine Gefahr mehr dar.

Wenn die Zeit zur Heimkehr anbrach, setzte der Hirte mit kräftigem Peitschenknall die Herde in Bewegung. Auf dem Weg zum Dorf blies er in sein Horn, das man bis ins Dorf hören konnte. Dann öffneten die Bauern die Stalltür. Die Tiere kannten ihr Haus und den Eingang in den Stall. Bei der Herde befand sich immer ein Eber. Auf dem Heimweg benachrichtigte der Hirt den Besitzer, wenn eine Sau gedeckt worden war. Dann wußte der Bauer, wann er mit Ferkeln rechnen konnte. Für seine Benachrichtigung erhielt der Hirt ein Glas Schnaps.

Mit dem Schweinhirten verschwand ein Beruf und ein Stand, den es schon vor tausenden von Jahren gegeben hat.

Literaturnachweis:
de Lorenzi, Thilipp, Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diöcese Trier, S. 471
Hasel, Karl, Geschichte der Nutzung des Waldes in: Forstgeschichte - Ein Grundriß für Studium und Praxis, 5.1.1 Mastung (Schweineweide im Wald)
Albert, Girardin, Ein verschwundener Beruf: der Schweinehirt
Münster, Otto und Münster Jens Kallfelz-Münster, Familienbuch Neef 1700 - 1798, 005, 061, 165, 268
Piacenza, Einwohnerzahlten der Verbandsgemeinde Zell (Statistik Rheinland-Pfalz, Amtszeitung Zell/Mosel, Nr. 52/Freitag, 31.12.1982

Bild-Nachweis:
Foto Hochkessel F.J.Blümling
Foto Grenzstein dto.
Stich Schweinhirte Verklingende Weisen, Lothringer Volkslieder, Band 2, Kassel 1928, S. 118

Hochkessel - Seine Waldungen boten vielen Berufen die Existenzgrundlage
 
 
Grenzstein für Revier des Schweinehirten Döll
 
 
Der Schweinehirt bei seiner Herde
   
Stellmacher / Wagner

Der Stellmacher arbeitete recht vielseitig. So stellte er sehr oft für den Wagner (Wagen- / Kutschenhersteller) das Gestell her – daher auch die Berufsbezeichnung Stellmacher. Der Wagner wiederum war spezialisiert auf die Radherstellung – daher trug dieser auch oft die berufliche Bezeichnung Radmacher.

Das Hauptarbeitsmaterial des Stellmachers war das Holz. In der Moselregion spezialisierte er sich auch sehr oft auf die Fassherstellung.

Der letzte Neefer Stellmacher-Meister war Peter Michael Buschbaum (1913 - 1983). Er hatte das Handwerk von seinem Vater Peter Buschbaum (1878 – 1952) gelernt.

Der „Buschbaums Pitt“ war auch ein leidenschaftlicher Jäger und Angler.

Auf dem Bild erkennt man links vom Fass den Vater Peter Buschbaum. Rechts vom Fass steht sein Sohn Peter Michael – beide mit einem Hammer in der Hand.
 
 
Der „Buschbaums Pitt“
Bilder von Manfred Buschbaum, Neef
   
Streckenwärter


Der Streckenwärter war ein wichtiger Beamter bei der Bahn. Seine Aufgabe bestand darin, die Kontrolle des ihm übertragenen Streckenabschnittes auf Veränderungen und Beschädigungen am Gleis mit dem mitgeführten Werkzeug zu beheben. Nicht sofort behebbare Mängel mussten markiert und umgehend dem zuständigen Bahnmeister gemeldet werden In dringenden Fällen hatte der Streckenwärter für eine Sperrung der Strecke zu sorgen, oder sogar den Zug anzuhalten.

Der Streckenwärter für den Cochemer Tunell war der Neefer Burger Johann Philipps (1902 – 1959). Er kam aus Reinfeld im Hunsrück. Zuerst war er auf dem Bahnhof in Cochem beschäftigt. Später arbeitete er auf der Güterabfertigung in Neef. Dort lernte er das Neefer Mädchen Paula Schmitz kennen, die er 1939 heiratete.

Nach dem Krieg wurde wieder auf der Bahn tätig und zwar als Streckenwärter. Als solcher wurde ihm die Aufsicht im Cochemer Tunell zugewiesen. Da dieser Streckenabschnitt sehr gefährlich war, musste immer ein zweiter Mann mitgehen. Da gab es einmal die Abgase von den Dampflokomotiven und später solche von den Dieselloks. Es gab im mehr als 4000m langen Tunell nur einen Entlüftungsschacht. Weiter konnte sich die Dunkelheit als gefährlich auswirken. Man führte schließlich zur Verrichtung der Kontrollarbeiten nur eine relativ schwache Lampe mit. So konnte es passieren, dass man einen ankommenden Zug zu spät erkannte und eine Nische nicht mehr erreichte. Dann musste man sich schleunigst auf die Erde legen und den Zug vorbeidonnern lassen. In der Ausübung seines Berufes ist denn auch Johann Philipps im Jahre 1959 tödlich verunglückt. Es wurde vermutet, dass eine Rauchvergiftung zu einem Schwächeanfall geführt, der zu dem Unfall geführt hat.

Den Beruf des Streckenwärters in seiner damaligen Form gibt es heute nicht mehr. Die fortgeschrittene Technik hat die Gleisanlagen stabiler gemacht, so dass laufende Kontrollen überflüssig wurden.

Überliefert von Sohn Heinz Philipps, Neu-Isenburg

 
   
Vogt

Während des gesamten Mittelalters gehörte aller landwirtschaftlicher Besitz dem Adel, Kirchen und Klöstern. Die Neefer Bauern waren Leibeigene. Die Grundherren konnten also über Leib und Leben ihrer Untertanen verfügen. Diese hatten das Land als Lehen – also geliehen. Als Pachtzins hatten die Lehensleute den Lehensherren die Hälfte der Ernte abzugeben, die im Hofgebäude lagerten.

Die Verwaltung der Lehensgüter oblag dem Vogt, der seinerseits einen untergeordneten Hofmann einsetzte.

Mindestens einmal im Jahr, zumeist vor der anstehenden Weinernte, schickte der Lehensherr einen Bevollmächtigten nach Neef, um das sogenannte Hofgeding abzuhalten. Vor dem Platz des Hofes wurden dann in einem Weisthum den Bürgern die vom Lehensherren festgelegten Bestimmungen verlesen. Diese nannte man Levatio. Den Bürgern wurden also die Leviten gelesen.

Auszug aus dem Weisthum des Propsteihofes St. Florin zu Neef aus dem Jahr 1585:

- Ein jeder Lehensmann hat zum Hofgeding zu erscheinen. Es ist unnötig, den Lehensmann dazu aufzurufen, da jeder weiß, wann es stattfindet. Der Lehensmann erhält einen halben Sester ( 7 ½ ) Liter Wein.

- Der Lehensherr, der Propst gar selbst, mag kommen mit 3 ½ Pferden und beim Lehensmann, wo ihm gelüstet, einkehren und dort Futter für die Pferde erhalten. Die Kost gibt sich der Lehensherr selbst. Ist dem Lehensherrn die Schlafstätte zu eng, hat der Lehensmann sein Bett abzubrechen und dem Lehensherren Platz zu schaffen.

- Für Weggehen ohne Erlaubnis und alle sonstige Ungebühr, wie schmähen, fluchen, lästern und alles dergleichen soll der Verbrecher leiden.

- Ein Weinbote gibt die Erlaubnis zur Lese.

- Bei der Vorlese soll der Lehensmann für einen Schilling Weck und einen Käs, der eine Spanne weit ist und Wein bringen, so dass der Vogt mit dem Hofmann und dem Lehensmann zusammen genießen können.

- Ist der Weinberg zum Teil gemistet, hat der Lehensmann den ungemisteten Teil am Hofe abzugeben. Es darf nur alle 6 Jahre gemistet werden.

- Rinnt die Bütte, in der sich die gelesenen Trauben befinden, macht sich der Lehensmann strafbar.

Zum Schluss sprach der Vogt die Strafen für die Verbrecher aus und vollzog sie oft gleich an Ort und Stelle. Vor dem Hofgebäude stand der Pranger, den man auch Schandpfahl nannte. An diesen wurde der Verbrecher angekettet und der öffentlichen Beschimpfung preisgegeben. Hatte der Bestrafte jedoch z. B. die Obrigkeit beleidigt, konnte es passieren, dass Bürger den Delinquenten mit Wein oder sonstigen Wohltaten verwöhnten.

Der Vogt war also ein Beamter einer geistlichen Herrschaft. Er konnte im Rahmen eines Niederen Gerichtes Urteile aussprechen und strafen lassen. Junker Dietrich von Kellenbach erscheint 1529 als erster Klostervogt in Neef, als ein Teil der Güter der Abtei St. Willibrordus, Echternach, durch Verpfändung an das Stift St. Florin in Koblenz kam. S. hierzu auch unter 22. d. - „Der Echternacher Hof in Neef“ und unter 31. a. und 31. b. in der Chronik.

 
 
 
 
 
   
 
 
   
 
 
   
   
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